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ZDF-Dokuserie "Heiliger Krieg"
Dienstag, 16. August 2011, 20.15 Uhr: Das Schwert des Propheten
Sonntag, 21. August 2011, 19.30 Uhr: Kreuzzug nach Jerusalem
Dienstag, 23. August 2011, 20.15 Uhr: Die Türken vor Wien
Sonntag, 28. August 2011, 19.30 Uhr: Dschihad für den Kaiser
Dienstag, 30. August 2011, 20.15 Uhr: Terror für den Glauben
Dienstag, 16. August 2011, 20.15 Uhr: Das Schwert des Propheten
Sonntag, 21. August 2011, 19.30 Uhr: Kreuzzug nach Jerusalem
Dienstag, 23. August 2011, 20.15 Uhr: Die Türken vor Wien
Sonntag, 28. August 2011, 19.30 Uhr: Dschihad für den Kaiser
Dienstag, 30. August 2011, 20.15 Uhr: Terror für den Glauben
Hinterm Baum lauert der Muslim
Von Harald Keller
Wildes Schlachtengetümmel, Spezialeffekte aus dem Computer und Musik wie aus einem Hollywood-Epos: Es ist Doku-Zeit im ZDF! Diesmal bringt uns das Zweite den Kampf der Religionen näher - und das schön reißerisch. Doch wer sich darüber aufregt, hat nichts verstanden.
Die Autoren konnten der Versuchung einfach nicht widerstehen. Der erste Teil der neuen ZDF-Dokumentation "Der Heilige Krieg" beginnt mit Bildern vom Anschlag aufs World Trade Center am 11. September 2001. Der zehnte Jahrestag des weltbewegenden Ereignisses lieferte den Anlass zur Produktion der Geschichtsreihe; die filmischen Dokumente dienen als Symbol und als Köder für unentschlossene Zuschauer. Ob die bei solchen Bildern tatsächlich den Finger von der Fernbedienung nehmen und sich einfangen lassen, wäre mal eine Untersuchung wert.
"Der Heilige Krieg" ist eine Dokumentation internationalen Maßstabs. Sowohl das herstellende Unternehmen Gruppe 5 als auch die beteiligte privatwirtschaftliche ZDF-Tochter ZDF Enterprises GmbH zielen auf weltweite Vermarktung. Die Machart entspricht demzufolge den heute üblichen Standards. Und die sind weit entfernt von dem, was Puristen des dokumentarischen Genres als unumstößliche Tugenden betrachten.
Meuchelmord im Frankenwald
Die Produzenten von aufwändigen, auch für den DVD-Markt gedachten Dokumentationen sehen in der Verwischung der Genregrenzen kein Problem. Erlaubt - und gefragt - sind spielerische, dramatische, affektgeladene Formen. Abweichungen gibt es nur im Detail. Im englischsprachigen Amerika legt man größeren Wert auf "Talking Heads", auf die Mitwirkung von Wissenschaftlern und Experten, deren Aussagen als Beglaubigung der gezeigten Bilder verstanden werden. Nordeuropäische Abnehmer bevorzugen die filmische Darstellung, das Dokumentarspiel oder das - teils auch in der Wissenschaft angewandte - "Reenactment".
Die ZDF-Redaktion Zeitgeschichte um den Historiker Guido Knopp, sie ist auch für "Der Heilige Krieg" zuständig, hat diese Manier verinnerlicht. Teil eins der Reihe beginnt nach reißerischen Präliminarien mit einer Spielszene, die einem Hollywood-Film entnommen sein könnte: Wir befinden uns anno 732 in den dichten Wäldern des südlichen Frankenlandes. Soldaten auf Patrouille halten Ausschau nach fremden Kriegern, von denen Späher berichtet hatten. Sprecher Christian Rode, der Mann mit der markanten Stimme, knurrt bedrohlich: "Die Gefahr ist näher, als sie denken." Der Kameramann schwenkt nach rechts. Und da ist sie schon, die Gefahr: eine beringte braune Hand auf brauner Borke.
Kein Paradies der Hochkultur
Bald sinkt einer der Soldaten dahin, niedergestreckt von einem Pfeil. Aber die Franken sind gewappnet. Nahbei steht das gemeinsame Heer von Karl Martell und Eudo, die sich zwecks Abwehr der Mauren verbündet haben. "Eiserne Disziplin ist der Schlüssel zum Sieg", deklamiert der als unbarmherzig geltende Karl. Währenddessen ruft im islamischen Lager der Militärführer Abd ar-Rahman seine Untergebenen feurig zum Kampf gegen die Ungläubigen.
So weit, so spielfilmhaft, aber die Entführung in eine andere Zeit, an einen anderen Ort endet abrupt. Ein scharfer Schnitt macht uns mit Claudia Garnier bekannt, Historikerin von Beruf, vor der Bücherwand platziert und bestens informiert darüber, was die Franken über ihre Gegner wussten. Viel war es nicht.
"Der Heilige Krieg" ist keine Produktion für die letzten Paradiese der Hochkultur. Die Reihe ist, wie viele vergleichbare Dokumentarfilme, darauf angelegt, eine größtmögliche Anzahl von Zuschauern zu gewinnen. Darum gibt es gerade am Anfang sehr viel Schlachtenlärm, was im vorliegenden Falle nicht nur metaphorisch zu verstehen ist: Riesige Heere ziehen auf, Schwerter klirren, Pfeile regnen vom Himmel. Bei der Produktion wurde mit zwei Teams gearbeitet: Die Regie der Spielszenen oblag Christian Twente ("2057"; "Die Wege der Deutschen"), die Dokumentarregie übernahm Martin Carazo Mendez ( "Die Deutschen II").
Rund um die inszenierten Passagen gruppieren die Autoren Exkurse und Seitenblicke, machen mit der Geschichte des Islam bekannt oder erläutern, dass auch die Feldzüge Karl Martells wie die Karls des Großen gegen die "heidnischen" Sachsen als Glaubenskämpfe zu verstehen sind. War nicht die Zerstörung sächsischer Heiligtümer ein barbarischer Akt? Die kulturelle Blüte im maurisch regierten Spanien wird beschrieben, ebenso die Weltoffenheit der Metropole Damaskus und die Waffenbrüderschaft zwischen Kaiser Wilhelm II. und dem osmanischen Sultan zur Zeit des Ersten Weltkrieges. Dies sind die eigentlichen, die relevanten Inhalte und Aspekte, die in den weiteren Folgen vertieft werden. Und, im Rahmen der Mehrfachverwertung, teils auch schon am vergangenen Sonntag in Guido Knopps Reihe "ZDF-History" aufgegriffen worden waren.
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