K
Kingovic
Guest
Neue Jugoslawien-Nostalgie auf dem Balkan
Eine Welle der Nostalgie schwappt durch Serbien und andere Länder des ehemaligen Jugoslawien. Es ist neues Gefühl alter Verbundenheit, das eine neue Atmophäre zwischen den ehemals befeindeten Nachbarn herstellt ¿ die Jugosphäre. Daraus wurde in Belgrad sogar eine Fernsehshow gemacht: Veliki Brat heißt die serbische Variante von "Big Brother"
Bei Veliki Brat werden die einst verfeindeten Bewohner Ex-Jugoslawiens gemeinsam in ein Haus im Wald bei Belgrad gesperrt. Obwohl es eine serbische Sendung ist, erzielt sie beim Nachbarn Kroatien höchste Einschaltquoten. Aleksander Milus, der Produzent der Show, ist begeistert. "Der Erfolg der Show war super", sagt er "vor allem wenn man sich die Quoten ansieht. In den anderen Ländern sind sie sogar noch spektakulärer als bei ihnen in Serbien."
Nach 20 Jahren wieder vereint
Die fünf ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken sind damit 20 Jahren nach dem Zerfall wieder vereint - unter der Decke des Big-Brother-Containers. Das kommt an beim Publikum. Die Massaker, die "ethnischen Säuberungen" und andere Kriegsverbrechen scheinen vergessen. Außer Liebeskummer gibt es bei Veliki Brat keine größeren Konflikte.
Doch auch politisch gibt es Veränderungen. Die Regierung Kroatiens erwägt, die Völkermordklage gegen Serbien zurückzuziehen. Außenministerin Vesna Pusic läßt keine Zweifel über ihre Absicht einer nachhaltigen Aussöhnung mit dem Nachbarn. "Man könnte natürlich den Konflikt in der Region langfristig am Köcheln halten", sagte sie "doch das wäre unverantwortlich gegenüber den Bürgern beider Staaten - und unmoralisch."
Jugoslawien-Nostalgie als Souvenir
Aus diesem Gefühl der Zusammengehörigkeit kann man auch ein lukratives Geschäft machen. Stane Radulovic lebt in Belgrad vom Verkauf sentimentaler Souvenirs. Ob Tito-T-Shirts oder jugoslawische Liebesbekenntnisse zum Anstecken, hier findet jeder Jugoslawienliebhaber etwas. So langsam wird man sich der gemeinsamen Wurzeln wieder bewusst. "Jugoslawien ist in meinem Herzen eine große Freude", sagt Stane, "und gleichzeitig eine tiefe Trauer, dass etwas so Großartiges scheitern konnte."
Doch nicht nur die Serben schwimmen auf dieser Welle der Nostalgie. Peter Juric kommt aus Bosnien und ist zum ersten Mal in Belgrad. Er will ein T-Shirt kaufen. Eins mit dem alten Schriftzug "Sozialistische Republik Jugoslawien". Zwanzig Jahre nach dem Zerfall Jugoslawiens kann man so etwas wieder in Belgrad tragen. Er kauft es, weil er Jugoslawien vermisse: "Ich bin Kroate aus Bosnien und ich hätte gern, dass wir alle wieder zusammen lebten. So wie früher." Das T-Shirt stünde eben für Jugoslawiens Einheit. "Das ist keine Nostalgie", sagt die Souvenirverkäuferin Stane, "das sei die neue Atmosphäre zwischen ihnen - die Jugosphäre."
Eine wirtschaftliche Jugosphäre
Diese sogenannte Jugosphäre besteht jedoch nicht nur auf gesellschaftlicher und kultureller Ebene, sondern auch in der Wirtschaft. Die ehemaligen Teilrepubliken sind heute wirtschaftlich voneinander abhängig: Fast ein Drittel des Handels von Montenegro findet mit Serbien statt; Bosnien ist der größte Exportmarkt Serbiens und der zweitgrößte Kroatiens und Serbien ist der größte Exportpartner Mazedoniens.
Aussenvor in Serbien ist aber immer noch der Kosovo. Serbiens Präsident Boris Tadic sagte am 1. Januar bei einem Besuch im Westen des Kosovo, man werde die Region niemals als unabhängigen Staat anerkennen. Damit lehnt er auch die Bedingungen der EU für eine Einstufung als Beitrittkandidat weiter ab.
Doch bei Veliki Brat behaupten sie schon jetzt offiziell: Für die Show wäre es kein Problem, ein Kosovaren im Container zu haben. Alexander Milus sagt selbstbewusst: "Die 90er sind seit 20 Jahren vorbei, das sollte alles kein Problem mehr sein. Wenn bei der nächsten Staffel ein Kosovo-Albaner dabei sein will: großartig - herzlich willkommen!"
Quelle: I Love Yu! - ZDF.de
Eine Welle der Nostalgie schwappt durch Serbien und andere Länder des ehemaligen Jugoslawien. Es ist neues Gefühl alter Verbundenheit, das eine neue Atmophäre zwischen den ehemals befeindeten Nachbarn herstellt ¿ die Jugosphäre. Daraus wurde in Belgrad sogar eine Fernsehshow gemacht: Veliki Brat heißt die serbische Variante von "Big Brother"
Bei Veliki Brat werden die einst verfeindeten Bewohner Ex-Jugoslawiens gemeinsam in ein Haus im Wald bei Belgrad gesperrt. Obwohl es eine serbische Sendung ist, erzielt sie beim Nachbarn Kroatien höchste Einschaltquoten. Aleksander Milus, der Produzent der Show, ist begeistert. "Der Erfolg der Show war super", sagt er "vor allem wenn man sich die Quoten ansieht. In den anderen Ländern sind sie sogar noch spektakulärer als bei ihnen in Serbien."
Nach 20 Jahren wieder vereint
Die fünf ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken sind damit 20 Jahren nach dem Zerfall wieder vereint - unter der Decke des Big-Brother-Containers. Das kommt an beim Publikum. Die Massaker, die "ethnischen Säuberungen" und andere Kriegsverbrechen scheinen vergessen. Außer Liebeskummer gibt es bei Veliki Brat keine größeren Konflikte.
Doch auch politisch gibt es Veränderungen. Die Regierung Kroatiens erwägt, die Völkermordklage gegen Serbien zurückzuziehen. Außenministerin Vesna Pusic läßt keine Zweifel über ihre Absicht einer nachhaltigen Aussöhnung mit dem Nachbarn. "Man könnte natürlich den Konflikt in der Region langfristig am Köcheln halten", sagte sie "doch das wäre unverantwortlich gegenüber den Bürgern beider Staaten - und unmoralisch."
Jugoslawien-Nostalgie als Souvenir
Aus diesem Gefühl der Zusammengehörigkeit kann man auch ein lukratives Geschäft machen. Stane Radulovic lebt in Belgrad vom Verkauf sentimentaler Souvenirs. Ob Tito-T-Shirts oder jugoslawische Liebesbekenntnisse zum Anstecken, hier findet jeder Jugoslawienliebhaber etwas. So langsam wird man sich der gemeinsamen Wurzeln wieder bewusst. "Jugoslawien ist in meinem Herzen eine große Freude", sagt Stane, "und gleichzeitig eine tiefe Trauer, dass etwas so Großartiges scheitern konnte."
Doch nicht nur die Serben schwimmen auf dieser Welle der Nostalgie. Peter Juric kommt aus Bosnien und ist zum ersten Mal in Belgrad. Er will ein T-Shirt kaufen. Eins mit dem alten Schriftzug "Sozialistische Republik Jugoslawien". Zwanzig Jahre nach dem Zerfall Jugoslawiens kann man so etwas wieder in Belgrad tragen. Er kauft es, weil er Jugoslawien vermisse: "Ich bin Kroate aus Bosnien und ich hätte gern, dass wir alle wieder zusammen lebten. So wie früher." Das T-Shirt stünde eben für Jugoslawiens Einheit. "Das ist keine Nostalgie", sagt die Souvenirverkäuferin Stane, "das sei die neue Atmosphäre zwischen ihnen - die Jugosphäre."
Eine wirtschaftliche Jugosphäre
Diese sogenannte Jugosphäre besteht jedoch nicht nur auf gesellschaftlicher und kultureller Ebene, sondern auch in der Wirtschaft. Die ehemaligen Teilrepubliken sind heute wirtschaftlich voneinander abhängig: Fast ein Drittel des Handels von Montenegro findet mit Serbien statt; Bosnien ist der größte Exportmarkt Serbiens und der zweitgrößte Kroatiens und Serbien ist der größte Exportpartner Mazedoniens.
Aussenvor in Serbien ist aber immer noch der Kosovo. Serbiens Präsident Boris Tadic sagte am 1. Januar bei einem Besuch im Westen des Kosovo, man werde die Region niemals als unabhängigen Staat anerkennen. Damit lehnt er auch die Bedingungen der EU für eine Einstufung als Beitrittkandidat weiter ab.
Doch bei Veliki Brat behaupten sie schon jetzt offiziell: Für die Show wäre es kein Problem, ein Kosovaren im Container zu haben. Alexander Milus sagt selbstbewusst: "Die 90er sind seit 20 Jahren vorbei, das sollte alles kein Problem mehr sein. Wenn bei der nächsten Staffel ein Kosovo-Albaner dabei sein will: großartig - herzlich willkommen!"
Quelle: I Love Yu! - ZDF.de