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In Gedenken an Gabriel Garcia Marquez

Lilith

une vache folle
Teammitglied
Russia
Aus traurigem Anlass des Todes einer DER großen Schriftsleller der jüngsten Geschichte widme ich in Gedenken und Dankbarkeit diesen Thread Gabriel Garcia Marquez. Möge er in Frieden ruhen

Er erneuerte die Weltliteratur: Mit Phantasie und Poesie, mit Witz und Rhythmusgefühl schuf Gabriel García Márquez seine überwältigende Version des Magischen Realismus. Er begeisterte damit nicht nur Kritiker, sondern auch ein Massenpublikum.

Sie nannten ihn "Gabo", und das war vielleicht die schönste Anerkennung für diesen mit Preisen, Ehrentiteln und Superlativen überreich dekorierten Autor, von dem es hieß, er sei die weltliterarische Stimme Lateinamerikas, die Ikone des Magischen Realismus, der beliebteste Schriftsteller seit Cervantes in der spanischsprachigen Welt, wenn nicht der "Größte von allen".

Gabo: Was für europäische Ohren kumpelhaft klingen mag, war eher ein Ausdruck der liebevollen Anerkennung für einen Erzähler, der das große Publikum begeistern konnte. Nicht von ungefähr erinnert Gabo an die Künstlernamen, mit denen sich südamerikanische Kicker schmücken; und wie jene bezauberte Gabriel García Márquez mit seinem trickreichen Talent, wider alle Wahrscheinlichkeit und Widrigkeiten das Spiel leicht erscheinen zu lassen und sich selbst aus den verzwicktesten Situationen mit einem eleganten Dreh befreien zu können.Wo auch immer er stand auf dem literarischen Feld, schien er sich im Mittelpunkt des Spiels zu befinden: ein mit phänomenaler Phantasie, Spielwitz und Rhythmusgefühl begabter Gestalter großer erzählerischer Entwürfe, schon zu seinen Glanzzeiten ein legendäres Idol.
Die Erfahrung der Isolation - ein Lebensthema
Dabei kam er selbst aus dem Abseits. In Aracataca, einem von Bananenplantagen umgebenen Kaff nahe der nordkolumbianischen Küste, wurde Gabriel García Márquez 1927 als erstes von elf Kindern in die Familie eines Telegrafisten geboren. Die Erfahrung der Isolation, der individuellen, familiären, aber auch der kulturellen und geschichtlichen, sollte ein Lebensthema werden. Bereits als Achtjähriger verlässt er den Geburtsort, den er später als Macondo zum imaginären Zentrum seines literarischen Kosmos machen sollte: von Gott und der Geschichte zwar verlassen, doch voller Erinnerungen an das kindliche Staunen über den phantastischen Hokuspokus aus karibischen Märchen, Wunderglauben und sensationellen Begebenheiten, der im tropischen Klima prächtig gedieh und einen in der schwülen Atmosphäre der Stagnation, des Wartens kirre machen konnte.
Irgendeiner wartet immer bei García Márquez, und wie dabei ein Leben verkümmern kann, hat er in vielen Variationen erzählt: In "Der Oberst hat niemand, der ihm schreibt" (1961) hofft ein alter Soldat vergeblich 56 Jahre lang auf seinen Pensionsbescheid. Er ist ein Vergessener wie so viele von García Márquez' Figuren. Und selbst wenn die berühmten "51 Jahre, neun Monate und vier Tage", die Florentino Ariza damit verbringt, die Leidenschaft für die Frau seines Lebens zu konservieren, in ein Happy End münden, so nur, um in die Isolation der romantischen Liebe zu führen, die das alte Paar zu Aussätzigen macht ("Die Liebe in den Zeiten der Cholera", 1985) .
Die Ohnmacht des Wartens geht einher mit der Vergeblichkeit des Handelns: "Der Herr Oberst Aureliano Buendía zettelte zweiunddreißig bewaffnete Aufstände an und verlor sie allesamt. Er hatte von siebzehn verschiedenen Frauen siebzehn verschiedene Söhne, die einer nach dem anderen in einer einzigen Nacht ausgerottet wurden …", heißt es in "Hundert Jahre Einsamkeit", und in dieser knappen Bilanz eines offensichtlich sehr regen Lebens schnurrte der trostlose Zustand Lateinamerikas zusammen in einem Satz, der klang wie ein Witz.

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Gabriel García Marquez Literaturnobelpreisträger gestorben: Nachruf - SPIEGEL ONLINE





 
Zehn Zitate, die dem großen Literaten zugeschrieben werden - zum Teilen, Vorlesen - und selbst Verinnerlichen:


  • "Das Leben ist nicht das, was man gelebt hat, sondern das, woran man sich erinnert und wie man sich daran erinnert - um davon zu erzählen" (aus Memoirenband: "Leben, um davon zu erzählen", 2002)
  • "Menschlichkeit, wie Soldaten auf dem Schlachtfeld, kommt immer nur mit der Geschwindigkeit des Langsamsten voran." (aus: Die Liebe in Zeiten der Cholera, 1985)
  • "Egal, was auch passiert, niemand kann dir die Tänze nehmen, die du schon getanzt hast." (aus: Erinnerung an meine traurigen Huren, 2004)
  • "Das Problem bei der Ehe ist, dass sie jede Nacht endet und am Morgen vor dem Frühstück wieder aufgebaut werden muss." (aus: Die Liebe in Zeiten der Cholera, 1985)
  • "Nichts in der Welt ist schwieriger als die Liebe."​ (aus: Die Liebe in Zeiten der Cholera, 1985)
  • "Jeder Mensch hat drei Leben: ein öffentliches, ein privates und ein geheimes." (aus: Gabriel García Márquez: A Life, Gerald Martin, 2010)
  • "Keine Medizin heilt, was Zufriedenheit nicht heilen kann." (aus: Von der Liebe und anderen Dämonen, 1994)
  • "Ich glaube nicht an Gott, aber ich habe Angst vor ihm." (aus: Die Liebe in Zeiten der Cholera, 1985)
  • ​​"Ich erinnere mich an keinen Film, der ein gutes Buch verbessert hat. Aber ich erinnere mich an viele gute Filme, die sehr schlechte Romane zur Vorlage haben." (aus einem Interview mit The Paris Review)
  • ​"Hab' keine Angst. Gott wartet schon an der Türe auf dich." (aus: Die Liebe in Zeiten der Cholera, 1985)

Zitate von Gabriel García Márquez: "Gott wartet in der Tür" - Kultur - Süddeutsche.de
 
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