So, da bin ich.
Die Begründung meiner -gewagten- These ist recht Nahe liegend, wenn ( und das setze ich wie immer vorraus ) man jegliche Spiritualität und demnach Verklärung außer Acht lässt.
In dem Moment, wo eine Gemeinschaft davon ausgeht, dass ein (wie auch immer definiertes) Heil oder ein Segen nur unter bestimmten Vorraussetzungen zu erlangen sei, reglementiert sie den Glauben an sich. Das führt zu den bereits erwähnten Droh-Gebärden- und Formulierungen, die in so gut wie allen heiligen Büchern zu finden sind. Ergo: wenn ein Mensch nicht gewillt ist nach bestimmten Reglements zu handeln und zu leben, kann er kein Heil und keinen Segen empfangen. Der daraus resultierende Anspruch auf die einzig wahre Lehre (den einzig wahren Glauben) übt somit eine Macht auf Menschen aus, mit dem Mittel der Androhung nicht-irdischer Konsequenzen. Dies allein ist bereits eine Art von Gewaltausübung; in jedem Fall jedoch eine Androhung selbiger.
Auf einer anderen Ebene findet ebenso Gewalt statt: sind nun Mitglieder einer Glaubensgemeinschaft derart von den eigenen Lehren überzeugt, dass sie in Konkurrenzlehren eine Gefahr für die eigene Integrität sehen, so fühlen sich nicht selten jene Mitglieder zur Ausübung bon reeller Gewalt aufgerufen. Dies geschah seit jeher, und geschieht noch heute, vor allem wegen einem besonders wichtigen Umstand: jedes geschriebene Wort (ob nun heilig oder nicht) erfährt seine Wirkung durch den Effekt, den er beim Rezipienten verursacht. Oder anders ausgedrückt: kein Text ist vor Interpretation gefeit, ja, er bedingt diese sogar. Und da Interpretation immer subjektiv ist ...
Ich hoffe, hiermit einen ersten Anstoss für die von dir gewünschte Diskussion gegeben zu haben.