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Ist das Kalifat eine totalitäre Staatsform? (I)
Das Kalifat war lange Zeit aus dem Bewusstsein der Mehrheit der Muslime verschwunden, obwohl es jene Staatsform ist, die von den Muslimen fast anderthalb Jahrtausende umgesetzt wurde. Die Abschaffung des Kalifats 1924 erfolgte durch die Kolonialstaaten Großbritannien und Frankreich, die bereits 1916 den islamischen Staat unter sich aufteilten und auf dessen Vernichtung hinarbeiteten. Die endgültige Zerstörung des Kalifats erfolgte schließlich durch die Hand Mustafa Kemals, der ein Werkzeug der Kolonialmächte darstellte und deren Pläne vollendete.
Mit der Zerstörung des Kalifats gaben sich die Kolonialmächte jedoch nicht zufrieden, denn sie wollten gewährleisten, dass seine Existenz für alle Zeiten beendet war und es nicht wieder entstehen konnte. "Es gilt festzustellen, dass das Osmanische Reich so zerstört wurde, dass es nie mehr auferstehen kann, weil wir deren geistige Kraft zerstört haben: das Kalifat und den Islam“, heißt es in einer Äußerung des britischen Außenministers George Curzon, als das Kalifat zerstört wurde. Zu diesem Zweck musste die Idee des Kalifats aus dem Bewusstsein der Muslime entfernt werden, um eine Rückbesinnung zu verhindern, was man unter anderem durch die Schaffung eines Nationalbewusstseins bei den Muslimen erreichte. Das heißt, man ersetzte die Idee von einem Kalifat, das alle Muslime in einem einzigen Staat unter der Herrschaft des Islam vereinigt, durch die Idee der Nationalstaaten, die die Umma in unterschiedliche Nationen aufsplittert. Die heute existierenden Nationalstaaten in der islamischen Welt sind das Ergebnis dieser Idee.
Abduldmadschid II., der letzte Kalif
In einer Minderheit der Muslime blieb die Idee vom Kalifat, das der Islam ebenso vorschreibt wie das tägliche Gebet, weiterhin existent. Obwohl diese Idee innerhalb der Umma fast vollständig verschwunden war, gelang es, ihr diese Idee wieder nahe zu bringen. Diese Idee vom Kalifat ist wieder so lebendig, dass selbst den Nichtmuslimen in der westlichen Welt das Kalifat ein Begriff geworden ist und für Angst sorgt. Sie versuchen sich deshalb ein Bild darüber zu verschaffen, inwieweit die Idee vom Kalifat innerhalb der Umma durchgedrungen ist und Befürworter gefunden hat.
So kam bei einer Umfrage von WorldPublicOpinion.org, die zwischen Dezember 2006 und Februar 2007 in Ägypten, Marokko, Pakistan und Indonesien durchgeführt wurde, Folgendes heraus: 76 Prozent der Befragten in Marokko befürworten die Anwendung der Scharia in allen islamischen Ländern. In Ägypten sind es 74 Prozent, in Pakistan 79 Prozent und in Indonesien 53 Prozent. Die Umfrage ergab auch, dass viele Muslime die Vereinigung aller islamischen Länder unter einen einzigen islamischen Staat bzw. ein Kalifat wünschen. Die Idee vom Kalifat wird mehr denn je in der Umma vertreten. Die Mehrheit der Muslime will die Scharia und das Kalifat.
Die Tatsache, dass so viele Muslime sich wieder auf das Kalifat zurückbesinnen, hat im Westen eine Angstwelle ausgelöst, so dass der Islam auf aggressive Weise in allen seinen Aspekten angegriffen wird – von seiner Glaubensgrundlage bis hin zu seinem Regierungssystem. Weil dem Westen die Argumente fehlen, sich auf einen Disput mit dem Islam einzulassen, greift er zu Beschimpfungen und Beleidigungen, wie z. B. den Karikaturen, die in Dänemark veröffentlicht wurden. Sie sind zum einen ein Beleg dafür, dass der Westen nicht in der Lage ist, sich mit den Inhalten des Islam auseinander zu setzen, zum anderen beweisen sie, dass die Angst vor dem Islam inzwischen so groß ist, dass der Westen selbst vor solchen Mitteln wie den Karikaturen nicht zurückschreckt. Die offenen Menschenrechtsverbrechen gegen Muslime, wie etwa Verschleppung, Folter und widerrechtliche Gefangenenlager, sind ebenfalls Ausdruck dessen, dass den Nichtmuslimen die Argumente gegen den Islam fehlen, was sie dazu veranlasst, zu solch radikalen Mitteln zu greifen und sie mit ihrem "demokratischen Gewissen" zu vereinbaren.
Es sind die gleichen Mittel und Methoden, die bereits die Ungläubigen der Quraisch in Mekka gegen die Muslime anwendeten, weil ihnen die Argumente gegen den Islam ausgingen bzw. von Anfang an fehlten. Auf intellektueller Basis hatten sie dem Islam nichts entgegenzubringen, so dass sie nicht anders vorgingen als die Nichtmuslime der Gegenwart. Sie beschimpften und beleidigten den Propheten (s) und seine Gefährten, sie folterten die Muslime, sie sperrten sie ein und sie töteten sie. Daher überrascht das Verhalten der Nichtmuslime von heute nicht im Geringsten, weil der Kampf gegen den Islam und die Muslime immer das gleiche Muster aufweist.
Auch der Kampf gegen den Terror steht in direktem Zusammenhang mit der Angst vor der Entstehung des Kalifats in der islamischen Welt. So gelobte Ex-Präsident George W. Bush, all jene zu bekämpfen, die die Wiedererrichtung des Kalifats anstreben. In seiner Rede anlässlich der 89. nationalen Jahresversammlung der American Legion am 28. August 2007 sagte er: "Diese Extremisten erhoffen sich, dem Nahen Osten die gleiche dunkle Vision aufzuzwängen, indem sie ein gewalttätiges und radikales Kalifat aufbauen, das von Spanien bis Indonesien reicht. […] Deshalb müssen wir den Kampf weiterführen, bis er gewonnen ist."
Der Äußerung Bushs ging in Indonesien eine von Hizb-ut-Tahrir organisierte große islamische Konferenz zum Thema "Kalifat" voraus, die ein riesiges Fußballstadion mit 100.000 Muslimen füllte und weltweit mitverfolgt werden konnte. Schon ein Jahr zuvor sagte Bush am 5. September 2006 anlässlich des fünften Jahrestages der Anschläge vom 11. September: "Sie wollen eine gewalttätige politische Utopie durchsetzen, die sie Kalifat nennen", wobei sich Bush auf vermeintliche Aussagen von al-Qaida berief und damit einen direkten Zusammenhang zwischen seinem Kampf gegen den Terror und einem Kampf gegen die Widererrichtung des Kalifats herstellte.
Die Ausdehnung des Kalifats
Zwar ist das Kalifat inzwischen sowohl in der islamischen als auch in der westlichen Welt bekannt, doch fehlt noch immer eine klare Vorstellung von dieser Staatsform. Es liegt auch nicht im Interesse der kapitalistischen Regierungen, dass die Menschen sich mit dem Kalifat als Staatsform auseinandersetzen, um dessen Realität kennen zu lernen, weil das negative Bild, das der Westen vom Kalifat zeichnet, dann nicht aufrechtzuerhalten wäre.
Dieses negative Bild ist das eines totalitären Staates. Immer wieder versucht der Westen, das Kalifat als totalitäre Staatsform zu verunglimpfen und den islamischen Staat mit einem Polizeistaat gleichzusetzen. Er zeichnet die islamische Herrschaft als Schreckensherrschaft, um Muslime wie Nichtmuslime so weit abzuschrecken, dass Ablehnung und Widerstand gegen die Wiedererrichtung des Kalifats entstehen. So sagte Bush ebenfalls zum fünften Jahrestag des 11. September: "Dieses Kalifat wäre ein totalitäres islamisches Reich, das alle heutigen und früheren muslimischen Länder umfassen würde – von Europa bis nach Nordafrika, den Mittleren Osten und Südostasien." Um das Bild eines totalitären Staates zu vervollständigen, verglich Bush Bin Laden mit Hitler und Lenin. Das Kalifat wird mit dem faschistischen Nazideutschland gleichgesetzt. Der Kampf gegen die Muslime sei laut Bush vergleichbar mit dem Kampf gegen die Nazis vor mehr als 60 Jahren.
David Cameron, Vorsitzender der Konservativen Partei in Großbritannien, sagte in ähnlicher Weise: "Der Kampf, den wir führen, ist an der Wurzel ein ideologischer. Während des letzten Jahrhunderts hat sich ein Strang islamistischen Denkens entwickelt, der – wie andere Totalitarismen wie der Nationalsozialismus und Kommunismus – seinen Jüngern eine Art Erlösung durch Gewalt anbietet."
Dieser Vergleich soll alle Zweifel ausräumen und jedem verdeutlichen, dass es sich um einen gerechtfertigten Kampf gegen das Böse handelt, das durch Hitler und das Dritte Reich verkörpert wird. Gerade die Herrschaft Hitlers steht synonym für eine totalitäre Schreckensherrschaft, die zwangsläufig bei den Menschen auf Ablehnung stößt. Es herrscht ein weltweiter Konsens darüber, dass eine solche Herrschaft nie wieder entstehen darf. Der Vergleich zwischen der Naziherrschaft und dem Kalifat soll die gleiche Ablehnung in Bezug auf Letzteres herbeiführen, ohne dass die Menschen sich überhaupt Gedanken darüber machen, ob das Kalifat als Staatsform tatsächlich totalitäre Züge trägt und der Vergleich gerechtfertigt ist.
Die Parallelen, die zwischen dem Kalifat und dem Totalitarismus gezogen werden, sind Teil des Kampfes gegen den Islam und gehören zur westlichen Strategie in der Bekämpfung der Muslime. Der Westen suggeriert der Welt, dass es nur die freiheitlich-demokratische und die totalitäre Staatsform gibt. Das heißt, jede Staatsform ist aus westlicher Sicht entweder demokratisch oder aber totalitär. Jeder Staat, der kein demokratischer Staat ist, wird zwangsläufig als Diktatur betrachtet. Das Kalifat stellt jedoch weder eine Demokratie noch eine Diktatur dar, sondern verkörpert eine eigenständige Staatsform, die weder demokratische noch totalitäre Züge trägt.
Das Kalifat war lange Zeit aus dem Bewusstsein der Mehrheit der Muslime verschwunden, obwohl es jene Staatsform ist, die von den Muslimen fast anderthalb Jahrtausende umgesetzt wurde. Die Abschaffung des Kalifats 1924 erfolgte durch die Kolonialstaaten Großbritannien und Frankreich, die bereits 1916 den islamischen Staat unter sich aufteilten und auf dessen Vernichtung hinarbeiteten. Die endgültige Zerstörung des Kalifats erfolgte schließlich durch die Hand Mustafa Kemals, der ein Werkzeug der Kolonialmächte darstellte und deren Pläne vollendete.
Mit der Zerstörung des Kalifats gaben sich die Kolonialmächte jedoch nicht zufrieden, denn sie wollten gewährleisten, dass seine Existenz für alle Zeiten beendet war und es nicht wieder entstehen konnte. "Es gilt festzustellen, dass das Osmanische Reich so zerstört wurde, dass es nie mehr auferstehen kann, weil wir deren geistige Kraft zerstört haben: das Kalifat und den Islam“, heißt es in einer Äußerung des britischen Außenministers George Curzon, als das Kalifat zerstört wurde. Zu diesem Zweck musste die Idee des Kalifats aus dem Bewusstsein der Muslime entfernt werden, um eine Rückbesinnung zu verhindern, was man unter anderem durch die Schaffung eines Nationalbewusstseins bei den Muslimen erreichte. Das heißt, man ersetzte die Idee von einem Kalifat, das alle Muslime in einem einzigen Staat unter der Herrschaft des Islam vereinigt, durch die Idee der Nationalstaaten, die die Umma in unterschiedliche Nationen aufsplittert. Die heute existierenden Nationalstaaten in der islamischen Welt sind das Ergebnis dieser Idee.
Abduldmadschid II., der letzte Kalif
In einer Minderheit der Muslime blieb die Idee vom Kalifat, das der Islam ebenso vorschreibt wie das tägliche Gebet, weiterhin existent. Obwohl diese Idee innerhalb der Umma fast vollständig verschwunden war, gelang es, ihr diese Idee wieder nahe zu bringen. Diese Idee vom Kalifat ist wieder so lebendig, dass selbst den Nichtmuslimen in der westlichen Welt das Kalifat ein Begriff geworden ist und für Angst sorgt. Sie versuchen sich deshalb ein Bild darüber zu verschaffen, inwieweit die Idee vom Kalifat innerhalb der Umma durchgedrungen ist und Befürworter gefunden hat.
So kam bei einer Umfrage von WorldPublicOpinion.org, die zwischen Dezember 2006 und Februar 2007 in Ägypten, Marokko, Pakistan und Indonesien durchgeführt wurde, Folgendes heraus: 76 Prozent der Befragten in Marokko befürworten die Anwendung der Scharia in allen islamischen Ländern. In Ägypten sind es 74 Prozent, in Pakistan 79 Prozent und in Indonesien 53 Prozent. Die Umfrage ergab auch, dass viele Muslime die Vereinigung aller islamischen Länder unter einen einzigen islamischen Staat bzw. ein Kalifat wünschen. Die Idee vom Kalifat wird mehr denn je in der Umma vertreten. Die Mehrheit der Muslime will die Scharia und das Kalifat.
Die Tatsache, dass so viele Muslime sich wieder auf das Kalifat zurückbesinnen, hat im Westen eine Angstwelle ausgelöst, so dass der Islam auf aggressive Weise in allen seinen Aspekten angegriffen wird – von seiner Glaubensgrundlage bis hin zu seinem Regierungssystem. Weil dem Westen die Argumente fehlen, sich auf einen Disput mit dem Islam einzulassen, greift er zu Beschimpfungen und Beleidigungen, wie z. B. den Karikaturen, die in Dänemark veröffentlicht wurden. Sie sind zum einen ein Beleg dafür, dass der Westen nicht in der Lage ist, sich mit den Inhalten des Islam auseinander zu setzen, zum anderen beweisen sie, dass die Angst vor dem Islam inzwischen so groß ist, dass der Westen selbst vor solchen Mitteln wie den Karikaturen nicht zurückschreckt. Die offenen Menschenrechtsverbrechen gegen Muslime, wie etwa Verschleppung, Folter und widerrechtliche Gefangenenlager, sind ebenfalls Ausdruck dessen, dass den Nichtmuslimen die Argumente gegen den Islam fehlen, was sie dazu veranlasst, zu solch radikalen Mitteln zu greifen und sie mit ihrem "demokratischen Gewissen" zu vereinbaren.
Es sind die gleichen Mittel und Methoden, die bereits die Ungläubigen der Quraisch in Mekka gegen die Muslime anwendeten, weil ihnen die Argumente gegen den Islam ausgingen bzw. von Anfang an fehlten. Auf intellektueller Basis hatten sie dem Islam nichts entgegenzubringen, so dass sie nicht anders vorgingen als die Nichtmuslime der Gegenwart. Sie beschimpften und beleidigten den Propheten (s) und seine Gefährten, sie folterten die Muslime, sie sperrten sie ein und sie töteten sie. Daher überrascht das Verhalten der Nichtmuslime von heute nicht im Geringsten, weil der Kampf gegen den Islam und die Muslime immer das gleiche Muster aufweist.
Auch der Kampf gegen den Terror steht in direktem Zusammenhang mit der Angst vor der Entstehung des Kalifats in der islamischen Welt. So gelobte Ex-Präsident George W. Bush, all jene zu bekämpfen, die die Wiedererrichtung des Kalifats anstreben. In seiner Rede anlässlich der 89. nationalen Jahresversammlung der American Legion am 28. August 2007 sagte er: "Diese Extremisten erhoffen sich, dem Nahen Osten die gleiche dunkle Vision aufzuzwängen, indem sie ein gewalttätiges und radikales Kalifat aufbauen, das von Spanien bis Indonesien reicht. […] Deshalb müssen wir den Kampf weiterführen, bis er gewonnen ist."
Der Äußerung Bushs ging in Indonesien eine von Hizb-ut-Tahrir organisierte große islamische Konferenz zum Thema "Kalifat" voraus, die ein riesiges Fußballstadion mit 100.000 Muslimen füllte und weltweit mitverfolgt werden konnte. Schon ein Jahr zuvor sagte Bush am 5. September 2006 anlässlich des fünften Jahrestages der Anschläge vom 11. September: "Sie wollen eine gewalttätige politische Utopie durchsetzen, die sie Kalifat nennen", wobei sich Bush auf vermeintliche Aussagen von al-Qaida berief und damit einen direkten Zusammenhang zwischen seinem Kampf gegen den Terror und einem Kampf gegen die Widererrichtung des Kalifats herstellte.
Die Ausdehnung des Kalifats
Zwar ist das Kalifat inzwischen sowohl in der islamischen als auch in der westlichen Welt bekannt, doch fehlt noch immer eine klare Vorstellung von dieser Staatsform. Es liegt auch nicht im Interesse der kapitalistischen Regierungen, dass die Menschen sich mit dem Kalifat als Staatsform auseinandersetzen, um dessen Realität kennen zu lernen, weil das negative Bild, das der Westen vom Kalifat zeichnet, dann nicht aufrechtzuerhalten wäre.
Dieses negative Bild ist das eines totalitären Staates. Immer wieder versucht der Westen, das Kalifat als totalitäre Staatsform zu verunglimpfen und den islamischen Staat mit einem Polizeistaat gleichzusetzen. Er zeichnet die islamische Herrschaft als Schreckensherrschaft, um Muslime wie Nichtmuslime so weit abzuschrecken, dass Ablehnung und Widerstand gegen die Wiedererrichtung des Kalifats entstehen. So sagte Bush ebenfalls zum fünften Jahrestag des 11. September: "Dieses Kalifat wäre ein totalitäres islamisches Reich, das alle heutigen und früheren muslimischen Länder umfassen würde – von Europa bis nach Nordafrika, den Mittleren Osten und Südostasien." Um das Bild eines totalitären Staates zu vervollständigen, verglich Bush Bin Laden mit Hitler und Lenin. Das Kalifat wird mit dem faschistischen Nazideutschland gleichgesetzt. Der Kampf gegen die Muslime sei laut Bush vergleichbar mit dem Kampf gegen die Nazis vor mehr als 60 Jahren.
David Cameron, Vorsitzender der Konservativen Partei in Großbritannien, sagte in ähnlicher Weise: "Der Kampf, den wir führen, ist an der Wurzel ein ideologischer. Während des letzten Jahrhunderts hat sich ein Strang islamistischen Denkens entwickelt, der – wie andere Totalitarismen wie der Nationalsozialismus und Kommunismus – seinen Jüngern eine Art Erlösung durch Gewalt anbietet."
Dieser Vergleich soll alle Zweifel ausräumen und jedem verdeutlichen, dass es sich um einen gerechtfertigten Kampf gegen das Böse handelt, das durch Hitler und das Dritte Reich verkörpert wird. Gerade die Herrschaft Hitlers steht synonym für eine totalitäre Schreckensherrschaft, die zwangsläufig bei den Menschen auf Ablehnung stößt. Es herrscht ein weltweiter Konsens darüber, dass eine solche Herrschaft nie wieder entstehen darf. Der Vergleich zwischen der Naziherrschaft und dem Kalifat soll die gleiche Ablehnung in Bezug auf Letzteres herbeiführen, ohne dass die Menschen sich überhaupt Gedanken darüber machen, ob das Kalifat als Staatsform tatsächlich totalitäre Züge trägt und der Vergleich gerechtfertigt ist.
Die Parallelen, die zwischen dem Kalifat und dem Totalitarismus gezogen werden, sind Teil des Kampfes gegen den Islam und gehören zur westlichen Strategie in der Bekämpfung der Muslime. Der Westen suggeriert der Welt, dass es nur die freiheitlich-demokratische und die totalitäre Staatsform gibt. Das heißt, jede Staatsform ist aus westlicher Sicht entweder demokratisch oder aber totalitär. Jeder Staat, der kein demokratischer Staat ist, wird zwangsläufig als Diktatur betrachtet. Das Kalifat stellt jedoch weder eine Demokratie noch eine Diktatur dar, sondern verkörpert eine eigenständige Staatsform, die weder demokratische noch totalitäre Züge trägt.