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Jugoslawienkrieg Chronologie 1995

Ivo2

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Croatia
JANUAR 1995: Zum Jahresbeginn tritt der von Carter vermittelte und von Izetbegovic und Karadzic unterzeichnete Waffenstillstand in Kraft, am 2.1. unterzeichnen die Kroaten in Mostar. Am 12.1, erklärt Tudman der UNO, dass die UNPROFOR ihr Mandat, das am 31.3. ablaufe, nicht verlängern solle. Am 29.1. wird der so genannte Z-4 Friedensplan (benannt nach den Zagreber Botschaftern der USA und Russlands sowie je einem UN- und EU-Ver­treter) über die Eingliederung der serbischen „Krajina" nach Kroatien bei Wahrung von Autonomierechten vorge­legt. Während die kroatische Regierung zustimmt, lehnt die Führung der RSK (Republika Srpska Krajina) unter Milan Martic ab.
FEBRUAR 1995: Russland erkennt Bosnien-Herzegowina an. Der Brite Rupert Smith löst am 4.2. Michael Ro­se als Oberkommandierender der UN-Truppen in Bosnien ab, die mittlerweile 23.000 Mann stark sind.
MÄRZ 1995: Bosnisch-herzegowinische Truppen brechen am 20.3. den Waffenstillstand bei Tuzla und Travnik, serbische Truppen greifen bei Bihac an. Am 27.3. befiehlt Karadzic die totale Mobilmachung. Ende des Monats wird das UN-Mandat verlängert und die Mission aufgeteilt: UNPROFOR in Bosnien, UNCRO in Kroatien(UN-Confidence Restauration Operation in Croatia) und UNPREDEP (UN Preventive Deployment Force) in Makedonien. Ein gemeinsames Oberkommando bleibt bestehen, das Mandat läuft bis 30.11.1995, nachdem Tudman zur Akzeptierung der Verlängerung in Kroatien bei reduzierter Truppenzahl gedrängt worden war. Die „Krajina"-Serben lehnen das Mandat ab.
 
APRIL 1995: Am 9.4. wird Sarajevo schwer beschossen. In ganz Bosnien-Herzegowina brechen nun die Kämpfe wieder aus. Das Kriegsverbrechertribunal in Den Haag gibt am 24.4. Ermittlungen gegen Karadzic, Mladic und den bosnisch-serbischen Polizeichef Jovica Stanisic bekannt. Von der UNPROFOR wird dies als Gefährdung des Waffenstillstandes kritisiert. Am 26.4. beginnt in Den Haag der erste Prozess gegen den bosni­schen Serben Dusko Tadic wegen Verbrechen im Lager Omarska.
MAI 1995: Der von Carter vermittelte Waffenstillstand ist am 1.5. offiziell abgelaufen, nachdem UN-Beauf­tragter Jasushi Akashi keine Verlängerung erreicht hat. Nachdem es infolge des Z-4 Friedensplans erstmals zur Öffnung der Verbindungen durch die besetzten Gebiete kam, wird die beginnende Normalisierung nach wenigen Tagen mit einer erneuten Autobahnsperrung durch die aufständischen Serben unterbrochen. Kroatien geht nun zur Offensive gegen das seit 1991 serbisch kontrollierte Gebiet in Westslawonien über und erobert dieses in wenigen Tagen. Die meisten Serben reagieren auf diese Operation „Bljesak" (Blitz) mit Flucht. Bei einem serbischen Gegenangriff aus der Kniner Gegend, zu dem sich Milan Martic bekennt, wird ab 2.5. Zagreb mit Raketen und Splitterbomben belegt, Tote und Verletzte sind die Folge. Schon am 3.5. gibt Kroatien bekannt, dass das Ziel der Operation mit der Kontrolle über die Verkehrs Verbindungen erreicht sei, am 6.5. steht die Region voll unter kroa­tischer Kontrolle. Aus Banja Luka werden im Gegenzug massiv Kroaten und Muslime vertrieben, eine katholische Kirche dort abgebrannt. Am 7.5. wird Sarajevo wieder massiv von Serben beschossen. Am 25.5. greift die Nato aus der Luft Munitionsdepots bei Pale an, nachdem ein Ultimatum, aus einem UN-Depot entwendete schwere Waffen zurückzugeben, abgelaufen war. Im Gegenzug beschießen die Serben Sarajevo und Tuzla, wo eine Grana­te über 70 Menschen, darunter viele Jugendliche, tötet. Nach einem zweiten Luftangriff auf Pale nehmen am 27.728.5. die Serben 284 UN-Soldaten als Geiseln und ketten einige davon als „Schutzschilde" an mutmaßliche Ziele an. Französische Truppen sind in Gefechte mit Serben in Sarajevo verwickelt. Am 28.5. kommt Bosnien-Herzegowinas Außenminister Irfan Ljubjankie beim Abschuss seines Hubschraubers bei Bihac um. Nachfolger wird Muhammed Sacirbegovic, Die Serben nehmen weitere UN-Soldaten als Geiseln, deren Zahl wächst auf über 300 an.
JUNI 1995: Am 2.6. wird eine amerikanische F 16 bei Banja Luka abgeschossen, der Pilot rettet sich und wird nach sechs Tagen geborgen. Zwischen 6.6. und 18.6. lassen die Serben nach Intervention von Milosevic die UN-Geiseln frei. Am 9.6. wird der Schwede Carl Bildt zum Nachfolger des zurückgetretenen Lord Owen als EU-Unterhändler ernannt. Am 15.6. gehen die bosnisch-herzegowinischen Regierungstruppen ohne Erfolg gegen die serbischen Belagerer von Sarajevo vor und beschießen Pale. Das dortige Parlament der Republika Srpska be­schließt die Vereinigung mit den verbliebenen serbischen Gebieten in Kroatien, Am 19.6. beschließt der UN-Sicherheitsrat in Resolution 998 die Aufstellung einer Schnellen Eingreiftruppe (Rapid Deployment Force, RDF) zum Schutz der UNPROFOR-Einheiten, wie sie am 3.6, von den Nato und EU-Außen- und Verteidigungsminis-tern initiert worden war. Als UN-Beauftragter Akashi den Serben Neutralität der Eingreiftruppe zusichert, wird sie von der bosnischen Regierungsseite abgelehnt. Als Reaktion auf die bosnische Offensive und die Missachtung der Ausschlusszone für schwere Waffen ziehen sich die UN-Truppen bei Sarajevo zurück. Am 21.6. wird die bosni­sche Offensive bei Sarajevo eingestellt.
 
JULI 1995: Am 4.7. gibt die deutsche Regierung die Entsendung von Bundeswehrsoldaten zur Errichtung ei­nes Feldlazeretts bei Split für die Schnelle Eingreiftruppe bekannt. Am 11.7. nehmen die serbischen Einheiten unter Ratko Mladic mit 1.500 Mann die seit 6.7. angegriffene „UN-Schutzzone" Srebrenica ein, deren 400 nieder­ländische Soldaten (Dutchbat) keinen Widerstand leisten. Fehlkoordinierte Nato-Lufteinsätze halten die Angreifer nicht auf, 42.000 muslimischen Einwohner und eine unbekannte Zahl von Flüchtlingen aus anderen Orten Ostbos­niens werden vertrieben. Die Männer werden von den Serben gefangen genommen, 7.079 sind vermisst. Am 12.7. ernennt Boutros-Ghali Thorvald Stoltenberg zu seinem Sonderbeauftragten für Bosnien. Am 14.7. greifen die
Serben mit Zepa eine weitere UN-Schutzzone an, in der sich 16.000 Muslime aufhalten. Am 19.7. zieht die UNO
die Blauhelme aus Zepa ab, tags darauf wird die Stadt endgültig eingenommen, verwüstet und ihre muslimischen Einwohner vertrieben. Am 21.7. beginnt in London eine Bosnien-Konferenz mit 16 Teilnehmerländern. Gegen Einwände Russlands wird beschlossen, die „Schnelle Eingreiftruppe" solle Gorazde notfalls mit Luftangriffen auf die Serben verteidigen. Eine islamische Konferenz von fünfzig Staaten verurteilt in Genf das UN-Waffenembargo, Malaysia erklärt am 23.7., Bosnien-Herzegowina mit Waffen beliefern zu wollen. Am 22.7. wird die von der UNO geschützte Bihac-Enklave von kroatischen und bosnischen Serben zusammen mit Abdics Einheiten angegriffen, worauf sich Kroatien und Bosnien-Herzegowina über eine militärische Zusammenarbeit einigen. Am 24.7. bezieht die Schnelle Eingreiftruppe mit schweren Waffen auf dem Igman-Gebirge Position. Gegen Karadzic, Mladic, „Krajina"-Serbenführer Martic und 21 weitere Serben wird vom Kriegsverbrechertribunal in Den Haag Anklage erhoben. Der Nato-Rat verabschiedet Pläne über Luftangriffe zur Verteidigung von Gorazde. Die Entscheidung über ihre Anforderung liegt nun allein bei UN-Oberbefehlshaber Bernard Janvier. Am 26,7. stimmt der US-Senat mit Dreiviertelmehrheit für die Aufhebung des Waffenembargos gegen Bosnien-Herzegowina. Am 27.7. tritt der
UN-Menschenrechtsbeauftragte Mazowiecki aus Protest gegen die Aufgabe von Srebrenica und Zepa durch die UNO zurück. Am 28.7. schließen in Westbosnien kroatische Truppen eine Mitte des Monats begonnene Offensive mit der Einnahme von Bosansko Grahovo und Glamoc ab und schaffen damit Voraussetzungen für die spätere Offensive gegen Knin. 20.000 Serben fliehen. Das am 19.7. begonnene Vorrücken serbischer Truppen bei Bihac hält an.
AUGUST 1995: Die Nato beschließt am 1.8. die Ausdehnung des für Gorazde angekündigten Schutzes durch Luftstreitkräfte auch auf die übrigen Schutzzonen. Am 4.8. rücken kroatische Truppen in die serbisch kontrollierte „Krajina" ein und bombardieren Knin, das von der Unterstützung durch bosnisch-serbische Truppen abgeschnitten ist. Bosnische Regierungstruppen stoßen Tags darauf im Nordwesten Bosniens vor. Kroatische Truppen aus Istrien sorgen für den Entsatz von Bihac. In der der Operation „Oluja" (Sturm) erobert Kroatien bis zum 6.8. die von Serben kontrollierte Gebiete in Banija, Kordun und Lika im Westen. Unter serbischer Kontrolle bleiben im Osten des Landes Baranja, Ostslawonien und Westsyrmien. 180.000 Serben (nach UNHCR-Angaben) fliehen, zunächst auf serbisch beherrschte Teile Bosnien-Herzegowinas, dann nach Serbien. Am 10.8. legen die USA einen Frie­densplan ähnlich dem der Kontaktgruppe von 1994 vor. Neuer US-Vermittler ist der Vizeaußenminister Richard Holbrooke. Luftaufnahmen lassen den Schluss zu, dass bei Srebrenica Massengräber angelegt wurden. Zugleich werden Berichte bekannt über kroatische Übergriffe während des Vorrückens in die „Krajina", auch an nicht geflohenen Serben. Die UN beginnt Mitte des Monats den Abzug ihrer Truppen aus Kroatien. Am 18.8. fordert der kosovo-albanische Ministerpräsident im Exil Bujar Bukoshi die UNO auf, im Kosovo eine Schutzzone zu errichten. Am 23.8. fordert Karadzic, der in einen Machtkampf mit General Mladic verwickelt ist, für die Serben 64 % des bosnischen Territoriums. Am 28.8. werden 38 Menschen bei einem Granateinschlag auf einem Markt­platz in Sarajevo getötet, Tags darauf stellt die UNO fest, dass der Beschuss von einer serbischen Stellung aus­ging. Ab 30.8. bombardiert die Nato in etwa 500 Einsätzen serbische Stellungen bei Gorazde, Tuzla, Sarajevo, Pale und Mostar. In Belgrad vereinbart Milosevic mit Karadzic und Mladic die gemeinsame Teilnahme an Frie­densverhandlungen, wobei Milosevic die oberste Entscheidungsbefugnis zufallt. Am 31.8. verurteilt Russland die Nato-Angriffe. Aus Banja Luka werden weitere Kroaten vertrieben.
SEPTEMBER 1995: Bei den Nato-Luftangriffen beteiligen sich nun auch deutsche Tornado-Flugzeuge mit ECR-Einsätzen (Elektronische Störmanöver). Die Nato stellt den Serben das Ultimatum, bis 4,9. die schweren Waffen von Sarajevo abzuziehen. Nach ergebnislosem Ablauf werden die Angriffe aufgenommen und bis 14.9. fortgesetzt, wobei auch Marschflugkörper zum Einsatz kommen. Am 8.9. treffen in Genf die Außenminister Bosnien-Herzegowinas, Kroatiens und Jugoslawiens mit Holbrooke zusammen und billigen die Teilung von Bos­nien-Herzegowina auf der Basis von 49 % an die Serben und 51 % an die bosniakisch-kroatische Föderation. Nachdem die USA auf Griechenland Druck ausgeübt haben, wird dessen Blockade gegen Makedonien abgebro­chen, am 13.9. erkennt Griechenland Makedonien offiziell an. Die bosniakisch-kroatische Offensive führt Mitte des Monats zu serbischen Flüchtlingsströmen Richtung Banja Luka. Nach der Einnahme von Bosanska Knipa und Sanski Most fordert die UNO das Einstellen der Offensive. Am 21.9. wird von der UNO festgestellt, dass die Serben ihre am 15.9. gegebene Zusage eines Abzuges der schweren Waffen hinter eine Line von 20 km um Sara­jevo einhalten. Am 25.9. einigen sich in Washington die Gegner über die zentralen Verfassungsorgane und die Zuständigkeiten der beiden Einheiten Bosnien-Herzegowinas. Am 29.9. wird die Zufahrt nach Sarajevo freigege­ben.
 
OKTOBER 1995: Am 3.10. überlebt der makedonische Präsident Kiro Gligorov einen Anschlag von Nationa­listen in Skopje. Zwei Tage später gibt Makedonien offiziell dem griechischen Wunsch nach Änderung der Staats­flagge nach. Am 5.10 verkündet US-Präsident Clinton einen zweimonatigen Waffenstillstand in Bosnien-Herzegowina ab 10.10. Ab 22.10. wird er erstmals ohne Ausnahmen eingehalten. Am 16.10. tritt die Regierung der Republika Srpska unter Kozic zurück, Nachfolger wird Kasagic. Am 29.10. verfehlt bei den Parlamentswahlen in Kroatien die HDZ mit 45 % der Stimmen ihr Ziel einer 2/3-Mehrheit. 12 Abgeordnete wurden außerhalb des Staatsgebiets gewählt, wogegen die Regierung Bosnien-Herzegowinas protestiert. In Zagreb gewinnt die HDZ bei den Stadtratswahlen nur 36 %. Tudman lehnt danach vier liberale Kandidaten für den Oberbürgermeisterposten nacheinander ab.
NOVEMBER 1995: Auf dem Luftwaffenstützpunkt Dayton, Ohio, beginnen am 1.11. die Friedensverhandlun­gen. Die anwesenden Präsidenten Izetbegovic, Milosevic und Tudman einigen sich über die Einhaltung der Men­schenrechte und die Rückkehr der Flüchtlinge. Am 10. November wird nochmals die bosniakisch-kroatische Föderation bestätigt, am 12.11. folgt unter Thorwald Stoltenbergs Vermittlung das Abkommen über östslawonien, das die Wiedereingliederung in das kroatische Territorium, aber zwei Jahre weitere UN-Kontrolle und Entmilitari­sierung vorsieht. Am 21.11. wird mit Unterzeichung des Dayton-Vertrags der Krieg in Bosnien-Herzegowina beendet, tags daraufhebt der UN-Sicherheitsrat mit Resolution 1021 das Waffenembargo gegen Bosnien-Herzego­wina, danach auch das Handelsembargo gegen Jugoslawien auf, wobei freie Wahlen in ganz Bosnien-Herzegowi­na 1996 Bedingung für die Umsetzung des Beschlusses sind. Am 30.11. erkennen sich Slowenien und die FR Jugoslawien gegenseitig an.
DEZEMBER 1995: Der Präsident der bosniakisch-kroatischen Föderation Zubak tritt aus Protest gegen Gebiets­abtretungen (Posavina) in Dayton am 2.12. zurück. Am 5.12. beschließen die Außen- und Verteidigungsminister der Nato die Aufstellung der IFOR (Implementation Force) mit 60.000 Mann. Am 12.12. ergibt in Sarajevos serbischen Vororten ein von Karadzic organisiertes Referendum fast 100%ige Ablehnung der Übergabe an die bosniakisch-kroatische Föderation. Am 14.12. wird in Paris von Izetbegovic, Milosevic und Tudman der Dayton-Vertrag feierlich unterzeichnet. Am 20.12. lösen die IFOR-Truppen, deren Nato-Kern auch von Einheiten aus osteuropäischen Mitgliedsländern des „Partnerschaft für den Frieden"-Programms ergänzt wird, mit einem Mandat für ein Jahr die UNPROFOR ab, deren Mannschaften zu einem großen Teil unter das neue Kommando übernom­men werden. Bis Jahresende sind die IFOR-Einheiten in die bisherigen Kampfstellungen um Sarajevo eingerückt.
 
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