Peter Thiel, der Antichrist und der Feldzug gegen die Regulierung der KI
Es ist ein Satz, der alles sprengt, was man von einem Unternehmer erwarten würde, der zu den mächtigsten Figuren der Tech-Welt gehört: Peter Thiel, Milliardär, Trump-Unterstützer, Mitgründer von Palantir, erklärt in einer Serie von Vorträgen, dass die Regulierung von Künstlicher Intelligenz zum „Aufstieg des Antichristen“ führen werde. Kein Nebensatz, kein rhetorischer Ausrutscher – sondern die bewusste Verbindung einer globalen Debatte über Technologie mit einer religiösen Endzeit-Rhetorik. Thiel spekuliert, dass staatliche Eingriffe in KI-Systeme den Weg ebnen für ein „peace and safety“-Regime, eine autoritäre Ordnung, die die Nationen der Welt verschlinge und eine „one-world government“-Struktur errichte. In dieser Deutung wird Regulierung nicht mehr als politische Auseinandersetzung verstanden, sondern als Einfallstor einer apokalyptischen Macht – des Antichristen.
Was Thiel hier betreibt, ist nicht bloß Polemik, sondern ein bewusstes Umschreiben der Realität. Während in Brüssel, Berlin und Washington Kommissionen darum ringen, wie sich KI im Sinne von Transparenz, Datenschutz und Sicherheit regulieren lässt, verwandelt Thiel die Debatte in ein religiöses Drama. Wer Grenzen für Palantir, OpenAI oder andere Systeme fordert, ist in seiner Logik nicht etwa ein Demokrat, sondern ein Wegbereiter des Bösen.
Die Dimension dieser Aussagen wird besonders deutlich, wenn man Palantir selbst betrachtet. Das Unternehmen ist seit Jahren Partner von Geheimdiensten, Militärs und Polizeibehörden – auch in Deutschland. Hier wird Palantir-Software in mehreren Bundesländern eingesetzt, unter anderem bei der Polizei in Hessen, um Datenströme aus verschiedensten Quellen zu verknüpfen. Schon lange gibt es Kritik, dass dies Grundrechte verletzt, dass Sicherheitsbehörden durch Palantirs Technologie neue Machtmittel erhalten, die demokratisch kaum kontrolliert sind.
Peter Thiel inszeniert die Regulierung der Künstlichen Intelligenz als Werk des Antichristen – und gerät damit selbst in eine paradoxe Rolle. Denn in der Logik seiner eigenen Erzählung ist er es, der den perfekten Antichristen abgibt: ein Unternehmer, der staatliche Kontrolle dämonisiert...
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