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Kalte Grüße vom großen Bruder - Serbien ist im Winter ohne Gas

John Wayne

Keyboard Turner
Pancevo - Ungeduldig mahnt der bullige Verkäufer im Elektrogeschäft Coin in der Zarko-Zrenjanin-Straße die unschlüssige Kundin zur Eile an. "Überlegen Sie nicht so lange! Wer weiß, wie lange es die Dinger noch gibt", drückt er der betagten Frau kurz entschlossen ein Heißluftgerät in die Hand. 300 statt der üblichen drei, vier Zimmerwärmer pro Tag habe er bis zum Mittag bereits verkauft, berichtet der Kaufmann im zentralserbischen Pancevo vergnügt. Mit einem Grinsen beglückt er launig bereits den nächsten der in einer langen Reihe wartenden Kunden mit dem 20 Euro billigen Warmluftventilator aus Russland: "Das Gas haben die Russen uns abgedreht. Aber solange es noch Strom gibt, bescheren sie uns trotzdem noch heiße Luft."
Schnee rieselt in Pancevo auf Poller, Parkbänke und Pudelmützen. Aber selbst vor der Kirche kommt in der 15 Kilometer von Belgrad entfernten Industriemetropole am zweiten Feiertag des orthodoxen Weihnachten kaum Feststagsstimmung auf. Der Dinar sei auf einen historischen Tiefststand gesackt, und 180 000 Serben müssten vor erkalteten Heizkörpern bibbern, vermeldet der Sprecher im serbischen Radio mit tonloser Stimme die trostlosen Morgennachrichten. Was solle er schon sagen, kalt sei es zu Hause, sagt vor dem Gotteshaus achselzuckend ein Schnee schippender Gemeindearbeiter: "Kinder machen ist nun noch das Einzige, was wir tun können." In der Nacht habe der Schneefall eingesetzt - und sei das letzte Gas versiegt, erzählt der Galeriebetreiber Vlada Palibrk: "Ich wachte auf - und alles war weiß und kalt. Fast wie in einer russischen Apokalypse."
Merkwürdig hohl hallen die Schritte in den leeren Rathausgängen. "Lassen Sie den Mantel an, hier ist es kühl", bittet der stellvertretende Bürgermeister Dusan Mrvos mit entschuldigender Geste in seine Amtsstube. Seit den frühen Morgenstunden sei die 100 000-Einwohner-Stadt von der Gaszufuhr komplett abgeschnitten, erzählt der Staatsdiener. Da die kommunalen Fernwärmewerke nicht auf Öl umgerüstet werden könnten, sei ein Drittel der Wohnungen nicht mehr beheizt. Die meisten Kindergärten, Behörden und die Bibliothek seien geschlossen worden, das Gefängnis werde mit Heißluftstrahlern gewärmt. Auch die drei großen Raffinerien im Industriegebiet, die ganz Serbien mit Heizöl beliefern, könnten der Donaustadt nicht zu mehr Wärme verhelfen, klagt der Bürgervater. Seit Jahren habe sich die Kommune vergeblich bemüht, die Raffinerien für das Fernwärmenetz zu nutzen, ärgert er sich. "Von dem Raffinieren haben wir nur die Abgase. Wir sind eine Stadt der Energie - und können trotzdem nicht heizen." Der Lieferstopp ist "nicht unsere schuld", versichert Serbiens Präsident Boris Tadic. Zur langfristigen Sicherung der Gasversorgung war er kurz vor Jahresende zur Unterzeichnung eines umstrittenen Energie-Abkommens eigens nach Moskau gereist. Doch auch das Verscheuern der heimischen Ölindustrie an die Gazprom zum Freundschaftspreis hat die Serben weder vor satten Gaspreiserhöhungen zu Jahresbeginn noch vor dem Lieferstopp bewahrt.

"Wärmt euch im Aufenthaltsraum auf - und bleibt nicht so lange auf den Zimmern", ermahnt in dem mit Elektroofen leidlich beheizten Esssaal der Direktor des Altersheims seine Zöglinge. Er liebe die Wärme - und der unerwartete Kälteschock komme ausgerechnet am orthodoxen Weihnachtsfest zu einer "sehr unpassenden Zeit", sagt der 78-jährige Gojko Mrlovic: "Aber wir leben in einer globalisierten Welt - und bekommen das nun eben zu spüren." Mit den Russen hätten die Serben den Glauben und den Zerfall ihres früheren Systems gemein. Letztendlich verfolge jedes Land aber seine eigenen Interessen: "Doch Liefervertrag ist Liefervertrag. Und den Menschen muss man beim Wort nehmen. Nur Bullen soll man an den Hörnern packen."
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Kalte Grüße vom großen Bruder - Serbien ist im Winter ohne Gas - DIE WELT - WELT ONLINE


kalte grüße vom warmen bruder wären auch passend :D :D
 
vielleicht wollen sie die völker ablenken damit sie sich weniger mit gaza beschäftigen, bis jetzt keine krise und ausgerechnet jetzt hm interessiert mich nicht
 
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