Ein Nachfolger für den "geliebten Führer"
02.06.2009, 06:55
Erst der Vater, dann der Sohn: Berichten zufolge verlangt Kim Jong Il von Nordkoreas Institutionen, seinem jüngsten Sohn die Treue zu erklären - und bereitet so seine Nachfolge vor.
Ein Plakat bei einer Demonstation in Südkorea im März 2009 zeigt Kim Jong Il (rechts) und seinen jüngsten Sohn. (Foto: AP)
Nordkoreas Machthaber Kim Jong Il hat Medienberichten zufolge unmittelbar nach dem international verurteilten Atomtest des Landes seinen jüngsten Sohn als künftigen Nachfolger bestimmt. Kim habe die wichtigsten Institutionen des Landes wie auch die Auslandsvertretungen angewiesen, eine Treueerklärung auf seinen Sohn Jong Un abzugeben, berichten südkoreanische Zeitungen, darunter
Dong-A Ilbo.
Die offizielle Mitteilung an die nordkoreanische Volksarmee, das Präsidium der Obersten Volksversammlung und das Kabinett sei kurz nach dem Atomtest vom 25. Mai erfolgt, so die nationale südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf informierte Kreise.
Dies sei ein Signal dafür, dass Kim Jong Un inzwischen offiziell in den Rang des Nachfolgers gehoben worden sei. Die Nachfolgeregelung gehört zu den am besten gehüteten Geheimnissen in dem ohnehin fast völlig abgeschotteten Land.
Der 25 oder 26 Jahre alte Kim Jong Un gilt im Ausland bereits seit längerem als Favorit Kims für die Machtnachfolge. Er ist der jüngste von drei Söhnen Kims. Der 67-Jährige selbst war im vergangenen Monat wochenlang von der Bildfläche verschwunden. Er soll an den Folgen eines Schlaganfalls leiden.
Von Jong Un ist wenig bekannt. Er soll in der Schweiz in eine internationale Schule gegangen sein. Die Agentur Yonhap hatte im Januar berichtet, Kim Jong Il habe bereits die kommunistische Arbeiterpartei davon informiert, dass sein dritter Sohn als Machterbe bestimmt worden sei.
Experten zufolge hat Kims jüngster Sohn noch am ehesten die Fähigkeiten, den Vater in seiner Machtposition zu beerben. Kim Jong Un ist jedoch wie seine Brüder den Nordkoreanern bislang kaum bekannt.
Anzeichen für neuen Raketentest
Unterdessen verdichteten sich am Montag die Anzeichen für den bevorstehenden Test einer nordkoreanischen Langstreckenrakete. Den USA lagen nach Pentagon-Angaben neue Informationen vor, denen zufolge eine Interkontinentalrakete auf eine neu errichtete Abschussrampe in Dongchang-Ri an Nordkoreas Nordwestküste transportiert wurde.
Ein Start werde aber allenfalls in einigen Wochen erwartet, hieß es im Pentagon weiter. "Es wird noch ein Weilchen dauern, bis die Nordkoreaner dafür alles beisammen haben", sagte ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums.
Zuvor hatte bereits Südkorea von Anzeichen für Vorbereitungen auf den Test einer ballistischen Rakete gesprochen. Nordkorea hatte zuletzt im April eine Taepodong-Rakete abgeschossen. Langstreckenraketen dieses Typs können theoretisch den US-Bundesstaat Alaska erreichen. In der vergangenen Woche hatte Nordkorea zu Testzwecken eine Atombombe gezündet und damit weltweit scharfe Kritik geerntet.
Zuletzt haben Südkorea und die Länder der südostasiatischen Staatengemeinschaft (Asean) die Atom- und Raketentests Nordkoreas scharf verurteilt. In einer gemeinsamen Erklärung vom Dienstag sprachen sie von klaren Verletzungen internationaler Abrüstungsvereinbarungen sowie Verstößen gegen Resolutionen und Entscheidungen des UN-Sicherheitsrats. Außerdem erklärten sie, eine friedliche Beendigung des nordkoreanischen Atomprogramms sei essenziell für den Frieden und die Stabilität der Region. Die Erklärung wurde zum Ende des zweitägigen Treffens des südkoreanischen Präsidenten Lee Myung-bak und den Führern der zehn Asean-Staaten veröffentlicht.