also leute hier habe ich für euch paar infos welcher aus einer neutralen quelle kommen.....
viel spass beim lesen.
Kosovo, die serbische Orthodoxie und die Unabhängigkeit Pristinas
Balkan-Experte Stefan Kube referierte auf Einladung der Stiftung "Pro Oriente" in Wien
Wien, 30.10.08 (KAP)
Durch ihr Beharren auf dem "Kosovo-Mythos" und einen innerkirchlichen "Schlingerkurs" kompliziere die serbisch-orthodoxe Kirche jede politische Lösung des nach der unilateralen Unabhängigkeitserklärung Pristinas weiterhin schwelenden Konflikts zwischen Serben und Albanern. Diese These vertrat der deutsche Theologe, Historiker und Balkan-Experte Stefan Kube, Mitarbeiter des Schweizer Instituts "G2W" (Glaube in der 2. Welt), am Mittwoch in Wien bei einem Vortrag auf Einladung der Stiftung "Pro Oriente".
Im Kosovo gebe es zwei kirchlich zwei grundverschiedene Haltungen: Bischof Artemije (Radosavljevic) von Raska-Prizren lehne etwa jede Vereinbarung und Kooperation mit der Regierung in Pristina sowie mit der UNESCO ab, Vikarbischof Teodosije (Sibalic) - der zugleich Abt des Königsklosters Visoki Decani ist - zeige sich dagegen kompromiss- und kooperationsbereit. Den Hintergrund der innerkirchlichen Auffassungsunterschiede bilde darüber hinaus die alters- und krankheitsbedingte Führungsschwäche des greisen Patriarchen Pavle I., der seit rund einem Jahr im Krankenhaus liegt.
[h3]"Zwischen Hilflosigkeit und Wut"[/h3]
Die innerkirchliche Uneinigkeit im Umgang mit der "Kosovo-Frage" kommt laut Kube immer dann zum Vorschein, wenn sich die Kirche auf der einen Seite zu einer friedlichen Lösung des Konflikts bekenne, auf der anderen
Seite jedoch als "Fürsprecherin des serbischen Volkes" auftrete, das sich durch die Unabhängigkeitserklärung Pristinas und die Anerkennung des Kosovo durch andere Balkanstaaten in eine Opferrolle gedrängt sieht. Besondere Verbitterung habe man in Serbien empfunden, als Montenegro die Unabhängigkeit des Kosovo anerkannte.
Der lautstarke Protest, den die serbisch-orthodoxe Kirche gegenüber diesem Schritt Montenegros äußerte, ist laut Kube charakteristisch für die derzeitige Gemütslage im kirchlichen Bereich, die der Historiker und Theologe als "zwischen Hilflosigkeit und Wut changierend" beschrieb. In dieser Situation würden Kirchenvertreter wie Metropolit Amfilohije (Radovic) -
er ist der Stellvertreter von Patriarch Pavle - auf "überkommene Feindbilder" und "Mythen" zurückgreifen, indem sie die Anerkennung des Kosovo als Angriff auf die serbische Identität und als Griff nach dem "Herzen Serbiens" werten. Das verhindere Kompromisse für etwaige Lösungen.
"Sakral-mythologische Geschichtswahrnehmung"
Eingeengt werde der politische Handlungsspielraum außerdem durch eine von der serbisch-orthodoxen Kirche geförderte "sakral-mythologische Geschichtswahrnehmung", die den Kosovo nicht als politische Konfliktregion sieht, sondern als "Kampfplatz zwischen Christentum und Islam".
Dass diese Geschichtswahrnehmung auch in eine "Realitätsverweigerung" einmünden kann, wird laut Kube in den Bedingungen deutlich, die die serbisch-orthodoxe Kirche als Grundlage jeder weiteren Kooperation mit den Kosovo-Albanern formuliert habe.
Diese ließen sich in drei Forderungen zusammenfassen: 1. Der Schutz der Klöster und Kirchen sowie der Schutz der serbischen Minderheit im Kosovo muss gesichert sein; 2. serbischen Rückkehrern muss Schutz vor Übergriffen gewährt werden; 3. der Kosovo könne zwar Autonomierechte genießen, müsse aber im Verbund mit Serbien bleiben. So verständlich die ersten beiden Forderungen seien, so sehr grenze die dritte Forderung an "Realitätsverweigerung", da die kosovo-albanischen Politiker niemals zustimmen würden.
[h3]Verweis auf "Klosterland"[/h3]
Lehrreich für das serbisch-orthodoxe Verständnis der Kosovo-Frage sei darüber hinaus die Sprachwahl in den offiziellen Dokumenten der Kirche. So sei darin stets von "Kosovo-Metohija" die Rede; Metohija bedeutet das "Klosterland" im Westen des Kosovo, in dem wichtige serbische Klöster mit einer bis zu 700-jährigen Tradition liegen. Diese sprachliche Zuspitzung müsse als Zeichen der Beanspruchung des Kosovo als "integraler Bestandteil Serbiens" verstanden werden, so Kube.
Zugleich schwinge in dem Verweis auf die Metochie auch die Angst der serbisch-orthodoxen Kirche vor einem Fortschreiten der Verwüstungen am orthodoxen Kulturerbe mit. So sind bislang trotz UN-Schutzmaßnahmen mehr als 100 Kirchen und Klöster der Region beschädigt oder zerstört worden. Allein während der letzten Gewaltwelle im März 2004 wurden von den Albanern 35 orthodoxe Kirchen und Klöster zerstört.
Insgesamt plädierte Kube dafür, die Frage nach dem Kosovo als "Herz Serbiens" zugunsten "drängenderer sozialpolitischer Fragestellungen" hintanzustellen.
Ein historischer Rückgriff auf angeblich verbriefte ethnische Ansprüche auf den Kosovo sei gerade angesichts einer historisch so bewegten Region quasi unmöglich, so Kube. Auch die Stilisierung eines ganzen Volkes zum Opfer sei letztlich kontraproduktiv, da es Opfer und Täter stets auf beiden Seiten gegeben habe.
O-Töne des Vortrags können unter
katholisch.at – Das Online-Portal der Katholischen Kirche in Österreich abgerufen werden. (ende)
kathweb Nachrichten .:. Katholische Presseagentur Österreich