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CHiLLi.cc - Österreichs unabhängige JugendseiteKosovo im Abseits
Sport als Spielball der Politik: kosovarische Verbände auf der Suche nach Anerkennung
„Kosovo ist Serbien“. Diese politisch mehr als gewagte Aussage zierte das T-Shirt des serbischen Schwimm-Europameisters Milorad Cavic bei der Siegerehrung über fünfzig Meter Butterfly im Rahmen der Schwimm-EM in Eindhoven. Zwar wurde Cavic von der EM ausgeschlossen und der serbische Verband mit einer Geldstrafe belegt, dennoch dokumentiert dieser Vorfall die Problematik des Sports in der ehemals serbischen Provinz.
Auf der Suche nach Anerkennung
Einen neuen Staat sportlich zu integrieren ist häufig kein Problem und schon oft passiert. So traten bei den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona Athleten aus Russland und elf weiteren Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion als „Gemeinschaft Unabhängiger Staaten“ (GUS) an, nationale Verbände entwickelten sich erst im Laufe der Zeit. Trotzdem verlief diese Entwicklung weitgehend unproblematisch, da sie von Konsens geprägt war und die meisten Nachfolgestaaten von den wichtigen politischen Gremien wie den Vereinten Nationen oder der Europäischen Union anerkannt wurden. Ähnlich verhielt es sich nach dem Zerfall Jugoslawiens, mit der Ausnahme des Kosovos, da hier die internationale Anerkennung noch immer nicht eindeutig gegeben ist.
Im Abseits bei FIFA und Olympia
Seit 2007 verfügt der Kosovo über eine eigene Nationalmannschaft. In diesem kurzen Zeitraum gibt es auch schon erste Erfolge zu verzeichnen, nämlich ein 1:0 im Länderspiel gegen Saudi Arabien oder ein 7:1 gegen Monaco. Jedoch handelte es sich bei diesen Begegnungen ausschließlich um Freundschaftsspiele. Für die Teilnahme an internationalen Wettkämpfen wie der Welt- oder Europameisterschaft bedarf es der Aufnahme in den internationalen Fußballverband FIFA. Diese ist derzeit eher unwahrscheinlich. Laut FIFA-Statuten ist keine Anerkennung durch die UNO notwendig, jedoch die weitgehende Akzeptanz der Unabhängigkeit des Landes durch die internationale Staatengemeinschaft. Der Kosovo wurde als FIFA-Mitglied bisher abgelehnt. Noch strenger sind die Regeln beim europäischen Verband UEFA. Hier wird explizit eine Vollmitgliedschaft bei der UNO verlangt.
Auch beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) steht der Kosovo vor verschlossenen Türen. Die Begründung ist hier ähnlich wie bei der UEFA. Man habe die Mitgliedschaft verdient, schrieb die kosovarische Regierung an IOC-Präsident Jacques Rogge. Dennoch wird sich an der sportlichen Abseitsstellung des jungen Staates nichts ändern, solange Serbien, Russland und andere Staaten die Anerkennung des Kosovos verweigern.
Dabei sein ist alles
Doch nicht überall wird dem Kosovo die Anerkennung verweigert. In zwei europäischen Sportverbänden ist die Nation bereits sportlich vertreten. Die Europäische Handballföderation und die Internationale Tischtennisföderation gewährten dem Kosovo bereits Mitgliedschaft, trotz heftiger Proteste Serbiens. „Es ist trotz zahlreicher Probleme eine völlig legitime Angelegenheit“, so Rudolf Sporrer, Österreichs Generalsekretär im Tischtennis-Weltverband ITTF. Zwar ist von den kosovarischen Tischtennis-Spielern in naher Zukunft keine sensationelle, sportliche Leistung zu erwarten, jedoch wird den Sportlern hier erlaubt, sich international zu präsentieren und an sportlichen Wettkämpfen teilzunehmen. Ob und wann der Kosovo in den internationalen Sportverbänden voll integriert sein wird, steht jedoch noch in den Sternen.
Wie sollte das auch funktionieren, wenn sich zahlreiche Staaten der Welt (im schlimmsten Fall über die Hälfte) weigern würden (weil sie den Staat nicht anerkennt) gegen das Kosovo zu spielen.