Ich werde versuchen es so ausfürlich wie möglich zu machen weitere Texte sind schon in ARBEIT! Ach ja währ´net wenn sich die Bosnier/Bosniaken, Serben,... auch um ihre Geschichte kümmern.
Liebe Grüße Stipan
Die Geschichte der kroatischen Sprache
Die kroatische Sprache gehört, wie die meisten europäischen Sprachen, zur Gruppe der indo-europäischen Sprachen. Der Begriff "Kroatisch", der vermutlich persischer Herkunft ist, taucht in Europa zum ersten mal am Übergang vom 2. zum 3. Jahrhundert an der Mündung des Flusses Don in zwei griechischen Aufschriften auf (Horóathos oder Horúathos).
Einteilung der slawischen Sprachen
Die Herkunft des kroatischen Volkes
Zunächst einmal sollte erwähnt werden, daß auf dem heutigen Gebiet Kroatiens nicht immer Kroaten lebten. Es waren einst die Illyrer und Kelten, und natürlich auch die Griechen und Römer, die diese Gegend bewohnten.
Laut einer Theorie kamen die Kroaten aus dem Gebiet des alten Persien (heute Iran), von wo aus ein Teil, wegen häufiger Auseinadersetzungen und aus wirtschaftlichen Gründen die alte Heimat verließ und auf den alten Handelswegen richtung Westen zog. Sie hielten am Ufer des Asowschen Meeres und neben dem Fluß Don und gründeten dort das sogenannte "Rote Kroatien (Don'sches Kroatien, Don'sche Kroaten)". Dies geschah im 1. und 3. Jahrhundert n. Chr.
Während der Einfälle des barbarischen Hunnenvolkes zog jedoch wiederum ein Teil der Kroaten weiter richtung Nordwesten. Nach Attila's Tod (dem Führer der Hunnen), besiegten die Kroaten die Hunnen und ließen sich hinter den Karpaten nieder, dem Gebiet zwischen den Flüssen Oder und Dnjestr. Dies wäre heute in etwa das Gebiet der Tschechischen Republik, der Slowakei, Südpolens und der Ukraine. Dies waren die sogenannten "Weißen (Westlichen) Kroaten". Die Hauptstadt nannte sich "Hrvat" (Kroate) und befand sich an der Stelle des heutigen Krakau in Südpolen. Dieser Staat bestand bis zum 10. Jahrhundert als er in den neuen polnischen und tschechischen Staat zusammenschmolz.
Die Ankunft der Kroaten auf das heutige Gebiet
Im 7. Jahrhundert n. Chr. lebten auf dem Gebiet des heutigen Kroatien starke awarische Stämme, die sogar bis nach Konstantinopel vordrangen. Auf Bitte des byzantinischen Königs Heraklion drang 626 ein Teil der westlichen Kroaten mit einigen zehntausend Soldaten in die heutigen Gebiete vor und es gelang ihnen innerhalb von wenigen Jahren die Awaren zu besiegen und sie in die Gegend nordwestlich der Donau zu vertreiben. In Folge wurden die Kroaten vom byzantinischen König wie Mitbürger und Freunde behandelt.
Mit der Ankunft auf das heutige Gebiet geschah auch etwas anderes, das die Kultur der Kroaten bis in die heutige Zeit wesentlich mitprägte. Sie wechselten vom damaligen Mehrgottglauben auf den christlichen Eingottlauben. Daran waren die vielen Missionare, die vom römischen Papst Johannes IV. gesandt wurden und der selbst in Dalmatien geboren war, nicht unwesentlich beteiligt. Als wichtige Persönlichkeit ist dabei Ivan (Johannes) von Ravenna zu nennen. (Ravenna war damals eines der stärksten Zentren von wo aus sich das Christentum weiter verbreitete.) Somit waren die Kroaten das erste slawische Volk, das sich taufen ließ und sie blieben dem Heiligen Stuhl bis heute treu und ergeben.
Die Missionare Kyrill und Methodius
In dieser Zeit begannen sich auch die anderen slawischen Völker zu christianisieren. Damals, im Jahre 846, herrschte im Großmährischen Reich (Tschechische Republik, Slowakei, Ungarn) der Fürst Rastislav. Zunächst sollten deutsche Missionare aus dem Frankenreich das Volk bekehren. Rastislav aber fürchtete den Einfluß des deutschen Reiches, da er einen völlig unabhängigen und selbstständigen Staat errichten wollte – auch was die Religion betrifft. Deshalb bat er den byzantinischen Kaiser Michael III. um Hilfe. Dieser wiederum schickte ihm zwei Mönche, die bereits einigermaßen erfahrenen Brüder Konstantin und Methodius. Sie kamen aus dem damals noch slawischen Thessalien (Griechenland). Konstantin war immer schon sehr begabt in östlichen Sprachen.
Der byzantinische Kaiser schätzte die Errungenschaften dieser beiden Brüder, die sie ihm leisteten. Es gelang ihnen das Volk des Khans Hazarius, der ihn um seinen Rat gebeten hatte, zum christlichen Glauben hinzuführen. So schickte er sie gleichhin nach Großmähren.
Die Slawenapostel hl. Kyrill und hl. Methodius.
(Bild aus der unterirdischen Basilika des hl. Klement in Rom)
Hier verrichteten sie sehr wertvolle Arbeit und lehrten den christlichen Glauben in der slawischen Sprache. Viele fränkische Gläubige vertraten aber die Meinung, daß nur 3 Sprachen für die Glaubensausübung geeignet sind, nämlich Hebräisch, Griechisch und Latein. Daraufhin rief Papst Nikolaus I. die beiden Mönche zu sich, wo er sie sehr freundlich empfing (868). Sie zeigten ihm ihre Bibelübersetzungen und der Papst genehmigte ihr weiteres Wirken. Kurz daraufhin starb Konstantin in Rom. Er hatte mittlerweile als Mönch den Namen Kyrill angenommen. Methodius wurde sogar zum Erzbischof der erneuerten Pannonisch-Srijemer Erzdiözese ernannt.
Das Erscheinen von Kyrill und Methodius in Großmähren und im Fürstentum des slawonisch-pannonischen Fürsten Kocelj gefiel auch dem kroatischen Volk sehr. Besonders Slawonien kam in den Genuß der Wohltaten ihres Handelns. Die Priester und Schüler dieser beiden Mönche zogen später gen Süden und verbreiteten ihre Lehren noch weiter auf das gesamte Gebiet des Balkans. Es wurden neue Schriftzeichen geschaffen, die sogenannte glagolitische Schrift. Sie wurde nach dem Vorbild der griechischen Schnellschrift geschaffen. Im Nordwesten Kroatiens entdeckte man viele Funde, die auf diese alte Schrift hinweisen. Die Kroaten benutzten einige Jahrhunderte lang die runde (obla) und daraufhin die eckige (uglata) Form der "Glagoliza". In einzelnen Schulen wird die "Glagoliza" sogar erneut gelehrt. Der Name "Glagoliza (Glagoljica)" kommt vom Verb "glagoljati", was soviel wie "viel sprechen, reden" bedeutet.
Bašèanska ploèa (Die Tafel von Baška), 1100, ältester Fund glagolitischer Schriftzeichen
Die Geschenke der heiligen drei Könige, Misal des Hrvoje
Das glagolitische Alphabet (eckig - uglata)
Tabelle der glagolitischen Schrift mit Zahlenwerten
Weiter östlich, in Serbien und Bulgarien verwendet man eine zweite slawische Schrift, die sogenannte kyrillische Schrift (Æirilica). Sie wurde aber lange nach Kyrills Tod erfunden. In Rußland wird ebenfalls die kyrillische Schrift verwendet, nur daß die Russen noch mehrere Zeichen haben.
Kyrillische Schriftzeichen
Kyrillisches Alphabet (Azbuka)
In den östlichen und südlichen kroatischen Ländern benutzten die Leute eine besondere Art der kyrillischen Schrift. Diese kroatische oder westliche Æirilica nannte man auch Bosanèica (Bosanica). Die Bosanèica ist eine besondere Form der kyrillischen Schrift, die mit der Vereinfachung der alten kyrillischen Schrift und durch Zugabe einiger neuer Zeichen entstand.
Zur Zeit des ersten kroatischen Königs kam es auf dem Gebiet Kroatiens zum Konflikt zwischen den Anhängern des Lateinischen in der Kirchensprache auf der einen Seite und den Anhängern der kroatischen Volkssprache auf der anderen Seite. ("Lateiner": Erzbischof von Split, Dalmatien / "Volkssprachler": Bischof Grgur (Gregor) von Nin, mittlere Adria) Es kam sogar zu sehr ernsten Auseinandersetzungen. Schließlich wurde entschieden, die Herrschaft der Erzdiözese von Split auf das gesamte kroatische Gebiet auszuweiten und das Bistum von Nin aufzulösen, wie auch der Gebrauch der Volkssprache beim Gottesdienst verboten wurde (928). Diese Entscheidung rief großen Unmut unter der Bevölkerung hervor, weil das gewöhnliche Volk die lateinische Sprache nicht verstand. Schweren Herzens nahm auch König Tomislav die Entscheidung an.
Ivan Meštroviæ: Grgur Ninski (Gregor von Nin)
Die unterschiedlichen Schriftsprachen
In der weltlichen Literatur entwickelten sich in Kroatien mit der Zeit, abgesehen von den vielen verschiedenen regionalen Dialekten, 3 neue Schriftsprachen, von denen jede einzelne ganz besondere Eigenarten hatte. (15. Jh.)
· KAJ-KAWISCH (nördliches Kroatien)
· ÈA-KAWISCH ("tschakawisch", Dalmatien)
· ŠTO-KAWISCH ("schtokawisch", Slawonien, restliches Kroatien)
Alt-Štokawisch: Betonung der Wörter lag eher hinten.
Neu-Štokawisch: Heutige Form des Štokawischen. (Betonung verschieden)
(KAJ? ÈA? ŠTO? = WAS?)
Die kroatische Renaissance
Kroatien war jahrhundertelang ein wichtiger Teil der österreichisch-ungarischen Monarchie. Dalmatien und gewisse andere Teile blieben Wien direkt unterstellt. Der Großteil gehörte jedoch zur ungarischen Reichshälfte. Die ungarischen Herrscher verfolgten eine sehr radikale Politik und trieben die Magyarisierung unbarmherzig voran (später vor allem Khuen Héderváry) Die kroatische Sprache wurde einfach ignoriert. Die Herrscher verlangten, daß überall nur die ungarische Sprache verwendet werden sollte. Die Kroaten wehrten sich gegenüber dieser Politik und lehnten es ab, ungarisch zu sprechen. Nach den absolutistischen Zeiten des Fürsten Metternich entwickelte sich in Kroatien ein größeres nationales Bewußtsein.
In der Vergangenheit verwendeten die Kroaten jahrhundertelang unterschiedliche Schriften, die lateinische Schrift, die glagolitische Schrift und die westliche kyrillische Schrift (Bosanèica). Die Verwendung der lateinischen Schrift bedeutete aber nicht, daß sich die Leute aus den verschiedensten Gegenden auch verstanden. Man verwendete verschiedene Schreibweisen. Im Süden überwiegte die italienische Schreibweise, im Norden die ungarische – und sogar individuelle Lösungen wurden erfunden.
Unter dem Einfluß des nationalen Erwachens der europäischen Völker in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, sehnten sich auch die kroatischen Anhänger der Renaissance nach einer einzigartigen Standardsprache. Die kroatische Renaissance war auch dadurch angeregt, daß die damaligen ungarischen Bestrebungen darauf abzielten, alle kroatischen Länder zu besetzen und somit die Zusammengehörigkeit dieser Länder zu zerstören.
Der Anführer dieser Bewegung, des sogenannten Illyrismus (Renaissance), war Ljudevit Gaj. (Damals vermutete man, daß die Kroaten von den Illyrern abstammen, was heute jedoch widerlegt ist.) Von 1835 an begann der kajkawisch-sprechende Ljudevit Gaj die schtokawische Schriftsprache als Standardsprache für alle Kroaten zu empfehlen. Das Schtokawische und die jekawische Aussprache waren am Angemessensten, weil der Großteil der Kroaten den schtokawischen Dialekt spricht, und weil sich in der kroatisch-schtokawischen Sprache eine außergewöhnlich reiche Literatur während vieler Jahrhunderte entwickelt hatte.
Vlaho Bukovac: Die kroatische Renaissance
(Bühnenvorhang im kroatischen Nationaltheater in Zagreb)
Wichtige Resultate des Illyrismus waren unter anderem die Einführung des Schtokawischen als Standardsprache, das Drucken von kroatischsprachigen Zeitungen, die Gründung zahlreicher kultureller Institutionen, die Gründung sprachwissenschaftlicher Schulen, die Einführung des Kroatischen in das Parlament (Sabor) anstatt des Lateinischen und später auch in Amtsstellen, Schulen, Theater, usw.
Aber die allerwichtigste Veränderung war die Einführung einer phonetischen Lautschrift nach tschechischem Vorbild (Buchstaben èæšðž), die sogenannte "Gajica". In der phonetischen Lautschrift gibt es für jedes Phonem (d.h. jeden Laut) ein einzelnes Zeichen. (im Deutschen werden z.B. für das "š" 3 Zeichen verwendet "sch"; für das "è" gibt es sogar 4 Zeichen "tsch")
Diese phonetische Schrift steht im Gegensatz zur etymologischen (historischen) Schreibweise, wie sie etwa im Englischen oder Deutschen verwendet wird. In diesen Sprachen werden die Wörter immer noch in der selben Weise geschrieben, wie es schon zu alten Zeiten Brauch war, auch wenn sich die Aussprache der Wörter selbst verändert hat. Es wird darauf geachtet, daß die einzelnen Morpheme (kleinste sprachliche Einheit, die eine Bedeutung trägt), aus denen Wörter zusammengesetzt sind, immer gleich bleiben.
Auch heute noch stößt man auf sehr große Schwierigkeiten hinsichtlich der Unterscheidung zwischen phonetischer und etymologischer (morphonologischer) Schreibweise. Da die Kroaten die Rechtschreibtradition noch aus den Zeiten des Kirchenslawisch erbten, wurde größtenteils nach dem Vorbild des Alt-Slawischen geschrieben. Dies bedeutet, daß teilweise morphonologisch geschrieben wurde. Da es aber keine Handbücher zur Rechtschreibung gab, wurde aber auch phonologisch geschrieben. Heute ist im Allgemeinen die phonologische Schreibweise üblich.
Wichtige Anhänger der kroatischen Renaissance waren auch Antun Mihanoviæ, Šime Starèeviæ, Petar Preradoviæ, Ivan Mažuraniæ, usw.
Der Kampf um die Eigenständigkeit der Sprache
Eines der einschneidensten Ereignisse in der Sprachgeschichte des südslawischen Raumes war das Wiener Sprachabkommen von 1850. Damals bestanden grosse Bestrebungen eine gemeinsame Sprache der Südslawen, eine Standardsprache für alle zu erschaffen. Einige hoch angesehene Sprachenkenner versuchten durch gegenseitige Kompromisse ihr Werk zu vollenden. Die Serben mit ihrem sehr berühmten Vertreter Vuk Karadžiæ verpflichteten sich dazu ihr russifiziertes Kirchenslawisch aufzugeben und die jekawische Variante des Schtokawischen zu verwenden. Die Kroaten andererseits opferten einen Teil ihrer Identität und ihrer vielfältigen alten Dialekte und akzeptierten eine stark vereinfachte Sprache, die auch den Serben damals geläufig war. Karadžiæ, der von vielen westlichen hohen Persönlichkeiten unterstützt wurde, konnte sich in Serbien auf lange Sicht gesehen jedoch nicht durchsetzen und hat sein Versprechen nie gehalten. Auch die kyrillische Schrift, die eigentlich hätte aufgegeben werden sollen, wird immer noch verwendet. So wurde die kroatische Sprache im Laufe der Zeit immer mehr zu einem Instrument für die Serben, den Kroaten ihre Ausdrücke aufzuzwingen.
Ab 1850 war für die sogenannte gemeinsame Sprache der Kroaten und Serben der Begriff "kroatisch oder serbisch" geläufig (oder auch "serbisch oder kroatisch"). Am Ende des 19. Jahrhunderts wirkte in Zagreb der serbische Sprachwissenschaftler Ðure Danièiæ. Seine nicht sehr rühmliche Schule mit Anhängern, die das Kroatische und das Serbische vereinigen wollten, übte großen Einfluß aus. Sie paßten einen Großteil der kroatischen literarischen Werke der neuen Schreibweise an. Unter den kroatischen Sprachwissenschaftlern war der Widerstand gegenüber solchen unnatürlichen Bestrebungen immer sehr groß. Obwohl das 19. Jahrhundert sehr fruchtbar in der Veröffentlichung sprachwissenschaftlicher Werke war, wurden einige aufgesetzte Richtlinien ins 20. Jahrhundert übertragen.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts sind in Kroatien besonders diejenigen Sprachwissenschaftler einflussreich, die nicht gerade der Beachtung der natürlichen Entwicklung der kroatischen Sprache dienten, sondern nur den – nicht gutmütig gemeinten Ansätzen – serbischer Sprachwissenschaftler folgten. Im Einklang mit diesen erscheinen Grammatiken, Wörterbücher und Rechtschreibungen. Die wahrlich sprachverbundenen Wissenschaftler setzten sich ihnen entgegen, konnten aber auf lange Sicht gesehen darauf nicht entscheidenden Einfluß nehmen.
Als Kroatien dann Teil des kommunistischen Jugoslawien war, traf man 1954 in Novi Sad (Neusatz) den Beschluß, daß es nur mehr eine gemeinsame Sprache geben soll. Man erschuf den Begriff "Serbokroatisch".
Im Rahmen der großserbischen Eroberungspolitik wurde auch auf die Eigenständigkeit der kroatischen Sprache abgezielt. Praktisch das gesamte 20. Jahrhundert bis 1990 – mit Ausnahme von vier Jahren während des Hitler-Regimes – verlief im Kampf um die Eigenständigkeit der kroatischen Sprache. Die wahrlich patriotischen kroatischen Sprachwissenschaftler strebten danach nicht nur die falsche Bezeichnung der kroatischen Sprache abzulegen, sondern auch den Einfluß serbischer Wörter in die kroatische Sprache zu unterbieten. Viele Bewahrer der kroatischen Sprache mußten große Opfer erbringen. Sie wurden in Gefängnisse gesteckt und gepeinigt; einige verloren sogar ihr Leben indem sie die kroatische Sprache vor serbischen Angriffen verteidigten.
Das gesamte kroatische Volk mußte bei der Bewahrung seiner Sprache große Not ertragen. Die Sprache ist immer eine der grundlegensten Garantien für die Eigenständigkeit eines Volkes. Somit verteidigten die Kroaten, indem sie ihre Sprache verteidigten, auch ihre Eigenständigkeit als Volk.
Aber noch heute sind diese historischen Tatsachen nicht jedem ganz ersichtlich. Viele Leute auf dieser Welt halten noch immer an der alten kommunistischen Bezeichnung "serbokroatisch" fest, die jahrzehntelang fälschlicherweise benutzt wurde.
Im folgenden haben sie die Möglichkeit, die wichtigsten Unterschiede zwischen der kroatischen und der serbischen Sprache kennenzulernen.
Verschiedene Arten der Aussprache
Was ist denn der Unterschied zwischen dem Kroatischen und dem Serbischen? Wieso sind diese beiden Sprachen verschieden?
Es gibt nicht nur unterschiedliche Standardsprachen, sondern auch die Aussprachen in diesen Standardsprachen sind verschieden. Außerdem gibt es immer noch viele verschiedene regionale Dialekte. Sprache ändert sich mit der Zeit, so häufen sich immer mehr die Unterschiede zwischen diesen Sprachen – vor allem in stilistischer Hinsicht.
Der grundlegende Unterschied zwischen dem Kroatischen und dem Serbischen liegt aber in ihrer Entwicklung. Es entwickelten sich 3 verschiedene Arten der Aussprache, die alle auf das alte slawische "jat (E)" zurückgehen. Sie können dies anhand des folgenden Beispiels erkennen. Das Wort "Milch (mlijeko)" wird in den drei verschiedenen Aussprachearten dargestellt. (Früher gab es an der einen Stelle nur das altslawische "jat" - mlEko):
· EKAWISCH
Dieser Dialekt wird vorwiegend von den Serben verwendet, wird aber auch in Teilen Slawoniens, der Baranja und Srijems gesprochen. Auffallend ist dabei die häufige Verwendung des "e".
Milch = mleko; Molkerei = mlekara (Blume = cvet; Blumen = cvetovi)
· IKAWISCH
Wird vorwiegend in Dalmatien (Kroatien) und an der restlichen Adriaküste gesprochen. Häufiges "i".
Milch = mliko; Molkerei = mlikara (Blume = cvit; Blumen = cvitovi)
· (I)JEKAWISCH
Wird in ganz Kroatien (Slawonien, etc.) und Teilen Bosniens und Montenegros gesprochen.
Milch = mlijeko; Molkerei = mljekara (Blume = cvijet; Blumen = cvjetovi)
(Unterscheidung zwischen langem und kurzem "jat" ! )
Was ist denn die bosnische Sprache?
Die bosnische Sprache ist ein wenig problematisch. Sie wird erst seit kurzem als solche bezeichnet. Die Bosnier (moslemisch-Gläubige) behaupten es sei ihre eigenständige Sprache, obwohl sie praktisch nur eine ähnliche Abwandlung der kroatischen und der serbischen Sprache ist. Diese ist aber voller türkischer Wörter und stark vermischt mit kroatischen und serbischen Ausdrücken. Sogar Experten können nur sehr schwer Unterschiede nennen. Heutzutage verwenden Bosnier immer mehr internationale Ausdrücke (vor allem englische und französische), die an ihre Sprache angepaßt werden. In der bosnischen Sprache wird der lateinisch-phonologische Schreibstil (jekawisch) verwendet.
Der Untergang des Kommunismus
Die Grammatiken in der kroatischen und der serbischen Sprache stimmen fast überein. In der Lexik (dem Gebrauch einzelner Wörter) hingegen gehen die Sprachen immer mehr auseinander. (siehe vorige Beispiele)
Link: Croatian and Serbian language are different
Das kroatische Volk war immer schon sehr stolz auf seine Geschichte und Kultur. Als es dann einfach in einen gemeinsamen Topf mit anderen geworfen wurde, verloren die Kroaten jegliche Rechte zur Bekennung ihrer jahrhundertealten Identität. Die Unzufriedenheit wuchs. Nichts durfte mehr als "kroatisch" benannt werden, nicht einmal die Sprache. (Alles war entweder "jugoslawisch" oder "serbokroatisch".)
Ende des 20. Jahrhunderts zeigte sich endlich, daß all diese Tendenzen vergeblich scheiterten. Man bemerkte, daß es einfach nicht möglich war krampfhaft zwei oder mehrere verschiedene Sprachen in sich zu verschmelzen. Die Kroaten sprachen auch zur Zeit Jugoslawiens weiterhin ihr Kroatisch und auch die Serben blieben bei ihrem Serbisch, nur wurde alles unter ein- und demselben Namen gehandelt.
Heute, da Kroatien ein eigenständiger Staat ist, beruft man sich immer mehr zurück zu den alten Zeiten, um das Vergessene, Ausdrücke die typisch für das Kroatische waren, wiederzubeleben.
Betrachtet man rückblickend die ganze Entwicklung dieser Sprache, so bemerkt man, daß die kroatische Sprache mehr als andere slawische Sprachen jahrhundertelang unter dem Einfluß fremder Völker und Sprachen stand. Daran kann man auch erkennen, was die Kroaten schon alles in ihrer Geschichte durchgemacht haben. Zum Beispiel: Latein in der Kirchensprache, Italienisch zur Zeit Venedigs, Französisch unter Napoleon, Deutsch und Ungarisch in der Monarchie, Türkische Einflüsse, Einflüsse des Serbischen und anderer slawischer Sprachen, und heutzutage ist natürlich Englisch die internationale Umgangssprache.
Die Reichhaltigkeit der Sprache und Literatur im Kroatischen war immer schon etwas Besonderes. Davon zeugen die zahlreichen Werke vieler berühmter kroatischer Schriftsteller, die diese Sprache auch in Zukunft weiterhin pflegen und erweitern werden. Hier nur einige der wichtigsten zur Erwähnung: Ivana Brliæ-Mažuraniæ, Petar Preradoviæ, Ivan Gunduliæ, Dragutin Tadijanoviæ, Mile Budak, Grigor Vitez, Zvonimir Balog, A. G. Matoš, Dubravko Horvatiæ, Dobriša Cesariæ, Ivan Kušan, Vladimir Nazor, Mato Lovrak, Miroslav Krleža, August Šenoa, und viele mehr.
Kroatisch ist heute die offizielle Sprache in der Republik Kroatien. Sie ist auch eine der offiziellen Sprachen in Bosnien und Herzegowina. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts wird Kroatisch nicht nur in kroatischen Schulen, sondern auch an vielen Universitäten und Schulen auf der ganzen Welt gelehrt.
M. Š.
mehr zur Geschichte der Kroaten
Unter anderem wurde verwendet
Vladislav Musa / Kratka Hrvatska povijest (Kroatische Geschichte zusammengefasst), 1978
Vjekoslav Klaiæ / Povijest Hrvata (Geschichte der Kroaten), 1981
Stjepan Vasari / Kljuèna zbivanja u Hrvatskoj povijesti (Schlüsselereignisse in der kroatischen Geschichte),1986
Trpimir Macan / Hrvatska povijest (Kroatische Geschichte), 1995
Vlado Pandžiæ, Vlasta Sabljak / Hrvatska darovnica, 1999
Babiæ, Finka, Moguš / Hrvatski pravopis (Kroatische Rechtschreibung), 2000
Karten: Kroatische Wurzeln? http://www.croatia-in-english.com/images/maps/mig.gif
Kroaten kommen zur Adria: http://www.croatia-in-english.com/images/maps/800s.jpg
Kroatien unter Tomislav: http://www.croatia-in-english.com/images/maps/tomislav.jpg
Kroatien 1073: http://www.croatia-in-english.com/images/maps/1073.jpg
Kroatien 1102: http://www.croatia-in-english.com/images/maps/1102.jpg
Kroatien 1358: http://www.croatia-in-english.com/images/maps/1358.jpg
Die türken kommen: http://www.croatia-in-english.com/images/maps/1526.jpg
Flucht vor den Türken: http://www.croatia-in-english.com/images/maps/emigA.jpg
Wir nennen es die Reste der Reste: http://www.croatia-in-english.com/images/maps/1606.jpg
1700 und 1800: http://www.croatia-in-english.com/images/maps/17-18cen.jpg
1848: http://www.croatia-in-english.com/images/maps/1848.jpg
1883: http://www.croatia-in-english.com/images/maps/1883.jpg
1939: Die Banovina Hrvatska im Königreich Jugoslawien:
http://www.magma.ca/~rendic/map_banovina_hrvatska.gif
Der Unabhängige Staat Kroatien 1941-1945 : http://www.hercegbosna.org/images/ndh.jpg
Wirtschaftsflüchtinge: http://www.croatia-in-english.com/images/maps/emig1.jpg
Siedlungsgebiete der Kroaten im Ausland:
http://www.croatia-in-english.com/images/maps/emig2.jpg
http://www.croatia-in-english.com/images/maps/emig3.jpg
http://www.croatia-in-english.com/images/maps/emig4.jpg
1997: http://www.croatia-in-english.com/images/maps/1997.jpg
Liebe Grüße Stipan
Die Geschichte der kroatischen Sprache
Die kroatische Sprache gehört, wie die meisten europäischen Sprachen, zur Gruppe der indo-europäischen Sprachen. Der Begriff "Kroatisch", der vermutlich persischer Herkunft ist, taucht in Europa zum ersten mal am Übergang vom 2. zum 3. Jahrhundert an der Mündung des Flusses Don in zwei griechischen Aufschriften auf (Horóathos oder Horúathos).
Einteilung der slawischen Sprachen
Die Herkunft des kroatischen Volkes
Zunächst einmal sollte erwähnt werden, daß auf dem heutigen Gebiet Kroatiens nicht immer Kroaten lebten. Es waren einst die Illyrer und Kelten, und natürlich auch die Griechen und Römer, die diese Gegend bewohnten.
Laut einer Theorie kamen die Kroaten aus dem Gebiet des alten Persien (heute Iran), von wo aus ein Teil, wegen häufiger Auseinadersetzungen und aus wirtschaftlichen Gründen die alte Heimat verließ und auf den alten Handelswegen richtung Westen zog. Sie hielten am Ufer des Asowschen Meeres und neben dem Fluß Don und gründeten dort das sogenannte "Rote Kroatien (Don'sches Kroatien, Don'sche Kroaten)". Dies geschah im 1. und 3. Jahrhundert n. Chr.
Während der Einfälle des barbarischen Hunnenvolkes zog jedoch wiederum ein Teil der Kroaten weiter richtung Nordwesten. Nach Attila's Tod (dem Führer der Hunnen), besiegten die Kroaten die Hunnen und ließen sich hinter den Karpaten nieder, dem Gebiet zwischen den Flüssen Oder und Dnjestr. Dies wäre heute in etwa das Gebiet der Tschechischen Republik, der Slowakei, Südpolens und der Ukraine. Dies waren die sogenannten "Weißen (Westlichen) Kroaten". Die Hauptstadt nannte sich "Hrvat" (Kroate) und befand sich an der Stelle des heutigen Krakau in Südpolen. Dieser Staat bestand bis zum 10. Jahrhundert als er in den neuen polnischen und tschechischen Staat zusammenschmolz.
Die Ankunft der Kroaten auf das heutige Gebiet
Im 7. Jahrhundert n. Chr. lebten auf dem Gebiet des heutigen Kroatien starke awarische Stämme, die sogar bis nach Konstantinopel vordrangen. Auf Bitte des byzantinischen Königs Heraklion drang 626 ein Teil der westlichen Kroaten mit einigen zehntausend Soldaten in die heutigen Gebiete vor und es gelang ihnen innerhalb von wenigen Jahren die Awaren zu besiegen und sie in die Gegend nordwestlich der Donau zu vertreiben. In Folge wurden die Kroaten vom byzantinischen König wie Mitbürger und Freunde behandelt.
Mit der Ankunft auf das heutige Gebiet geschah auch etwas anderes, das die Kultur der Kroaten bis in die heutige Zeit wesentlich mitprägte. Sie wechselten vom damaligen Mehrgottglauben auf den christlichen Eingottlauben. Daran waren die vielen Missionare, die vom römischen Papst Johannes IV. gesandt wurden und der selbst in Dalmatien geboren war, nicht unwesentlich beteiligt. Als wichtige Persönlichkeit ist dabei Ivan (Johannes) von Ravenna zu nennen. (Ravenna war damals eines der stärksten Zentren von wo aus sich das Christentum weiter verbreitete.) Somit waren die Kroaten das erste slawische Volk, das sich taufen ließ und sie blieben dem Heiligen Stuhl bis heute treu und ergeben.
Die Missionare Kyrill und Methodius
In dieser Zeit begannen sich auch die anderen slawischen Völker zu christianisieren. Damals, im Jahre 846, herrschte im Großmährischen Reich (Tschechische Republik, Slowakei, Ungarn) der Fürst Rastislav. Zunächst sollten deutsche Missionare aus dem Frankenreich das Volk bekehren. Rastislav aber fürchtete den Einfluß des deutschen Reiches, da er einen völlig unabhängigen und selbstständigen Staat errichten wollte – auch was die Religion betrifft. Deshalb bat er den byzantinischen Kaiser Michael III. um Hilfe. Dieser wiederum schickte ihm zwei Mönche, die bereits einigermaßen erfahrenen Brüder Konstantin und Methodius. Sie kamen aus dem damals noch slawischen Thessalien (Griechenland). Konstantin war immer schon sehr begabt in östlichen Sprachen.
Der byzantinische Kaiser schätzte die Errungenschaften dieser beiden Brüder, die sie ihm leisteten. Es gelang ihnen das Volk des Khans Hazarius, der ihn um seinen Rat gebeten hatte, zum christlichen Glauben hinzuführen. So schickte er sie gleichhin nach Großmähren.
Die Slawenapostel hl. Kyrill und hl. Methodius.
(Bild aus der unterirdischen Basilika des hl. Klement in Rom)
Hier verrichteten sie sehr wertvolle Arbeit und lehrten den christlichen Glauben in der slawischen Sprache. Viele fränkische Gläubige vertraten aber die Meinung, daß nur 3 Sprachen für die Glaubensausübung geeignet sind, nämlich Hebräisch, Griechisch und Latein. Daraufhin rief Papst Nikolaus I. die beiden Mönche zu sich, wo er sie sehr freundlich empfing (868). Sie zeigten ihm ihre Bibelübersetzungen und der Papst genehmigte ihr weiteres Wirken. Kurz daraufhin starb Konstantin in Rom. Er hatte mittlerweile als Mönch den Namen Kyrill angenommen. Methodius wurde sogar zum Erzbischof der erneuerten Pannonisch-Srijemer Erzdiözese ernannt.
Das Erscheinen von Kyrill und Methodius in Großmähren und im Fürstentum des slawonisch-pannonischen Fürsten Kocelj gefiel auch dem kroatischen Volk sehr. Besonders Slawonien kam in den Genuß der Wohltaten ihres Handelns. Die Priester und Schüler dieser beiden Mönche zogen später gen Süden und verbreiteten ihre Lehren noch weiter auf das gesamte Gebiet des Balkans. Es wurden neue Schriftzeichen geschaffen, die sogenannte glagolitische Schrift. Sie wurde nach dem Vorbild der griechischen Schnellschrift geschaffen. Im Nordwesten Kroatiens entdeckte man viele Funde, die auf diese alte Schrift hinweisen. Die Kroaten benutzten einige Jahrhunderte lang die runde (obla) und daraufhin die eckige (uglata) Form der "Glagoliza". In einzelnen Schulen wird die "Glagoliza" sogar erneut gelehrt. Der Name "Glagoliza (Glagoljica)" kommt vom Verb "glagoljati", was soviel wie "viel sprechen, reden" bedeutet.
Bašèanska ploèa (Die Tafel von Baška), 1100, ältester Fund glagolitischer Schriftzeichen
Die Geschenke der heiligen drei Könige, Misal des Hrvoje
Das glagolitische Alphabet (eckig - uglata)
Tabelle der glagolitischen Schrift mit Zahlenwerten
Weiter östlich, in Serbien und Bulgarien verwendet man eine zweite slawische Schrift, die sogenannte kyrillische Schrift (Æirilica). Sie wurde aber lange nach Kyrills Tod erfunden. In Rußland wird ebenfalls die kyrillische Schrift verwendet, nur daß die Russen noch mehrere Zeichen haben.
Kyrillische Schriftzeichen
Kyrillisches Alphabet (Azbuka)
In den östlichen und südlichen kroatischen Ländern benutzten die Leute eine besondere Art der kyrillischen Schrift. Diese kroatische oder westliche Æirilica nannte man auch Bosanèica (Bosanica). Die Bosanèica ist eine besondere Form der kyrillischen Schrift, die mit der Vereinfachung der alten kyrillischen Schrift und durch Zugabe einiger neuer Zeichen entstand.
Zur Zeit des ersten kroatischen Königs kam es auf dem Gebiet Kroatiens zum Konflikt zwischen den Anhängern des Lateinischen in der Kirchensprache auf der einen Seite und den Anhängern der kroatischen Volkssprache auf der anderen Seite. ("Lateiner": Erzbischof von Split, Dalmatien / "Volkssprachler": Bischof Grgur (Gregor) von Nin, mittlere Adria) Es kam sogar zu sehr ernsten Auseinandersetzungen. Schließlich wurde entschieden, die Herrschaft der Erzdiözese von Split auf das gesamte kroatische Gebiet auszuweiten und das Bistum von Nin aufzulösen, wie auch der Gebrauch der Volkssprache beim Gottesdienst verboten wurde (928). Diese Entscheidung rief großen Unmut unter der Bevölkerung hervor, weil das gewöhnliche Volk die lateinische Sprache nicht verstand. Schweren Herzens nahm auch König Tomislav die Entscheidung an.
Ivan Meštroviæ: Grgur Ninski (Gregor von Nin)
Die unterschiedlichen Schriftsprachen
In der weltlichen Literatur entwickelten sich in Kroatien mit der Zeit, abgesehen von den vielen verschiedenen regionalen Dialekten, 3 neue Schriftsprachen, von denen jede einzelne ganz besondere Eigenarten hatte. (15. Jh.)
· KAJ-KAWISCH (nördliches Kroatien)
· ÈA-KAWISCH ("tschakawisch", Dalmatien)
· ŠTO-KAWISCH ("schtokawisch", Slawonien, restliches Kroatien)
Alt-Štokawisch: Betonung der Wörter lag eher hinten.
Neu-Štokawisch: Heutige Form des Štokawischen. (Betonung verschieden)
(KAJ? ÈA? ŠTO? = WAS?)
Die kroatische Renaissance
Kroatien war jahrhundertelang ein wichtiger Teil der österreichisch-ungarischen Monarchie. Dalmatien und gewisse andere Teile blieben Wien direkt unterstellt. Der Großteil gehörte jedoch zur ungarischen Reichshälfte. Die ungarischen Herrscher verfolgten eine sehr radikale Politik und trieben die Magyarisierung unbarmherzig voran (später vor allem Khuen Héderváry) Die kroatische Sprache wurde einfach ignoriert. Die Herrscher verlangten, daß überall nur die ungarische Sprache verwendet werden sollte. Die Kroaten wehrten sich gegenüber dieser Politik und lehnten es ab, ungarisch zu sprechen. Nach den absolutistischen Zeiten des Fürsten Metternich entwickelte sich in Kroatien ein größeres nationales Bewußtsein.
In der Vergangenheit verwendeten die Kroaten jahrhundertelang unterschiedliche Schriften, die lateinische Schrift, die glagolitische Schrift und die westliche kyrillische Schrift (Bosanèica). Die Verwendung der lateinischen Schrift bedeutete aber nicht, daß sich die Leute aus den verschiedensten Gegenden auch verstanden. Man verwendete verschiedene Schreibweisen. Im Süden überwiegte die italienische Schreibweise, im Norden die ungarische – und sogar individuelle Lösungen wurden erfunden.
Unter dem Einfluß des nationalen Erwachens der europäischen Völker in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, sehnten sich auch die kroatischen Anhänger der Renaissance nach einer einzigartigen Standardsprache. Die kroatische Renaissance war auch dadurch angeregt, daß die damaligen ungarischen Bestrebungen darauf abzielten, alle kroatischen Länder zu besetzen und somit die Zusammengehörigkeit dieser Länder zu zerstören.
Der Anführer dieser Bewegung, des sogenannten Illyrismus (Renaissance), war Ljudevit Gaj. (Damals vermutete man, daß die Kroaten von den Illyrern abstammen, was heute jedoch widerlegt ist.) Von 1835 an begann der kajkawisch-sprechende Ljudevit Gaj die schtokawische Schriftsprache als Standardsprache für alle Kroaten zu empfehlen. Das Schtokawische und die jekawische Aussprache waren am Angemessensten, weil der Großteil der Kroaten den schtokawischen Dialekt spricht, und weil sich in der kroatisch-schtokawischen Sprache eine außergewöhnlich reiche Literatur während vieler Jahrhunderte entwickelt hatte.
Vlaho Bukovac: Die kroatische Renaissance
(Bühnenvorhang im kroatischen Nationaltheater in Zagreb)
Wichtige Resultate des Illyrismus waren unter anderem die Einführung des Schtokawischen als Standardsprache, das Drucken von kroatischsprachigen Zeitungen, die Gründung zahlreicher kultureller Institutionen, die Gründung sprachwissenschaftlicher Schulen, die Einführung des Kroatischen in das Parlament (Sabor) anstatt des Lateinischen und später auch in Amtsstellen, Schulen, Theater, usw.
Aber die allerwichtigste Veränderung war die Einführung einer phonetischen Lautschrift nach tschechischem Vorbild (Buchstaben èæšðž), die sogenannte "Gajica". In der phonetischen Lautschrift gibt es für jedes Phonem (d.h. jeden Laut) ein einzelnes Zeichen. (im Deutschen werden z.B. für das "š" 3 Zeichen verwendet "sch"; für das "è" gibt es sogar 4 Zeichen "tsch")
Diese phonetische Schrift steht im Gegensatz zur etymologischen (historischen) Schreibweise, wie sie etwa im Englischen oder Deutschen verwendet wird. In diesen Sprachen werden die Wörter immer noch in der selben Weise geschrieben, wie es schon zu alten Zeiten Brauch war, auch wenn sich die Aussprache der Wörter selbst verändert hat. Es wird darauf geachtet, daß die einzelnen Morpheme (kleinste sprachliche Einheit, die eine Bedeutung trägt), aus denen Wörter zusammengesetzt sind, immer gleich bleiben.
Auch heute noch stößt man auf sehr große Schwierigkeiten hinsichtlich der Unterscheidung zwischen phonetischer und etymologischer (morphonologischer) Schreibweise. Da die Kroaten die Rechtschreibtradition noch aus den Zeiten des Kirchenslawisch erbten, wurde größtenteils nach dem Vorbild des Alt-Slawischen geschrieben. Dies bedeutet, daß teilweise morphonologisch geschrieben wurde. Da es aber keine Handbücher zur Rechtschreibung gab, wurde aber auch phonologisch geschrieben. Heute ist im Allgemeinen die phonologische Schreibweise üblich.
Wichtige Anhänger der kroatischen Renaissance waren auch Antun Mihanoviæ, Šime Starèeviæ, Petar Preradoviæ, Ivan Mažuraniæ, usw.
Der Kampf um die Eigenständigkeit der Sprache
Eines der einschneidensten Ereignisse in der Sprachgeschichte des südslawischen Raumes war das Wiener Sprachabkommen von 1850. Damals bestanden grosse Bestrebungen eine gemeinsame Sprache der Südslawen, eine Standardsprache für alle zu erschaffen. Einige hoch angesehene Sprachenkenner versuchten durch gegenseitige Kompromisse ihr Werk zu vollenden. Die Serben mit ihrem sehr berühmten Vertreter Vuk Karadžiæ verpflichteten sich dazu ihr russifiziertes Kirchenslawisch aufzugeben und die jekawische Variante des Schtokawischen zu verwenden. Die Kroaten andererseits opferten einen Teil ihrer Identität und ihrer vielfältigen alten Dialekte und akzeptierten eine stark vereinfachte Sprache, die auch den Serben damals geläufig war. Karadžiæ, der von vielen westlichen hohen Persönlichkeiten unterstützt wurde, konnte sich in Serbien auf lange Sicht gesehen jedoch nicht durchsetzen und hat sein Versprechen nie gehalten. Auch die kyrillische Schrift, die eigentlich hätte aufgegeben werden sollen, wird immer noch verwendet. So wurde die kroatische Sprache im Laufe der Zeit immer mehr zu einem Instrument für die Serben, den Kroaten ihre Ausdrücke aufzuzwingen.
Ab 1850 war für die sogenannte gemeinsame Sprache der Kroaten und Serben der Begriff "kroatisch oder serbisch" geläufig (oder auch "serbisch oder kroatisch"). Am Ende des 19. Jahrhunderts wirkte in Zagreb der serbische Sprachwissenschaftler Ðure Danièiæ. Seine nicht sehr rühmliche Schule mit Anhängern, die das Kroatische und das Serbische vereinigen wollten, übte großen Einfluß aus. Sie paßten einen Großteil der kroatischen literarischen Werke der neuen Schreibweise an. Unter den kroatischen Sprachwissenschaftlern war der Widerstand gegenüber solchen unnatürlichen Bestrebungen immer sehr groß. Obwohl das 19. Jahrhundert sehr fruchtbar in der Veröffentlichung sprachwissenschaftlicher Werke war, wurden einige aufgesetzte Richtlinien ins 20. Jahrhundert übertragen.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts sind in Kroatien besonders diejenigen Sprachwissenschaftler einflussreich, die nicht gerade der Beachtung der natürlichen Entwicklung der kroatischen Sprache dienten, sondern nur den – nicht gutmütig gemeinten Ansätzen – serbischer Sprachwissenschaftler folgten. Im Einklang mit diesen erscheinen Grammatiken, Wörterbücher und Rechtschreibungen. Die wahrlich sprachverbundenen Wissenschaftler setzten sich ihnen entgegen, konnten aber auf lange Sicht gesehen darauf nicht entscheidenden Einfluß nehmen.
Als Kroatien dann Teil des kommunistischen Jugoslawien war, traf man 1954 in Novi Sad (Neusatz) den Beschluß, daß es nur mehr eine gemeinsame Sprache geben soll. Man erschuf den Begriff "Serbokroatisch".
Im Rahmen der großserbischen Eroberungspolitik wurde auch auf die Eigenständigkeit der kroatischen Sprache abgezielt. Praktisch das gesamte 20. Jahrhundert bis 1990 – mit Ausnahme von vier Jahren während des Hitler-Regimes – verlief im Kampf um die Eigenständigkeit der kroatischen Sprache. Die wahrlich patriotischen kroatischen Sprachwissenschaftler strebten danach nicht nur die falsche Bezeichnung der kroatischen Sprache abzulegen, sondern auch den Einfluß serbischer Wörter in die kroatische Sprache zu unterbieten. Viele Bewahrer der kroatischen Sprache mußten große Opfer erbringen. Sie wurden in Gefängnisse gesteckt und gepeinigt; einige verloren sogar ihr Leben indem sie die kroatische Sprache vor serbischen Angriffen verteidigten.
Das gesamte kroatische Volk mußte bei der Bewahrung seiner Sprache große Not ertragen. Die Sprache ist immer eine der grundlegensten Garantien für die Eigenständigkeit eines Volkes. Somit verteidigten die Kroaten, indem sie ihre Sprache verteidigten, auch ihre Eigenständigkeit als Volk.
Aber noch heute sind diese historischen Tatsachen nicht jedem ganz ersichtlich. Viele Leute auf dieser Welt halten noch immer an der alten kommunistischen Bezeichnung "serbokroatisch" fest, die jahrzehntelang fälschlicherweise benutzt wurde.
Im folgenden haben sie die Möglichkeit, die wichtigsten Unterschiede zwischen der kroatischen und der serbischen Sprache kennenzulernen.
Verschiedene Arten der Aussprache
Was ist denn der Unterschied zwischen dem Kroatischen und dem Serbischen? Wieso sind diese beiden Sprachen verschieden?
Es gibt nicht nur unterschiedliche Standardsprachen, sondern auch die Aussprachen in diesen Standardsprachen sind verschieden. Außerdem gibt es immer noch viele verschiedene regionale Dialekte. Sprache ändert sich mit der Zeit, so häufen sich immer mehr die Unterschiede zwischen diesen Sprachen – vor allem in stilistischer Hinsicht.
Der grundlegende Unterschied zwischen dem Kroatischen und dem Serbischen liegt aber in ihrer Entwicklung. Es entwickelten sich 3 verschiedene Arten der Aussprache, die alle auf das alte slawische "jat (E)" zurückgehen. Sie können dies anhand des folgenden Beispiels erkennen. Das Wort "Milch (mlijeko)" wird in den drei verschiedenen Aussprachearten dargestellt. (Früher gab es an der einen Stelle nur das altslawische "jat" - mlEko):
· EKAWISCH
Dieser Dialekt wird vorwiegend von den Serben verwendet, wird aber auch in Teilen Slawoniens, der Baranja und Srijems gesprochen. Auffallend ist dabei die häufige Verwendung des "e".
Milch = mleko; Molkerei = mlekara (Blume = cvet; Blumen = cvetovi)
· IKAWISCH
Wird vorwiegend in Dalmatien (Kroatien) und an der restlichen Adriaküste gesprochen. Häufiges "i".
Milch = mliko; Molkerei = mlikara (Blume = cvit; Blumen = cvitovi)
· (I)JEKAWISCH
Wird in ganz Kroatien (Slawonien, etc.) und Teilen Bosniens und Montenegros gesprochen.
Milch = mlijeko; Molkerei = mljekara (Blume = cvijet; Blumen = cvjetovi)
(Unterscheidung zwischen langem und kurzem "jat" ! )
Was ist denn die bosnische Sprache?
Die bosnische Sprache ist ein wenig problematisch. Sie wird erst seit kurzem als solche bezeichnet. Die Bosnier (moslemisch-Gläubige) behaupten es sei ihre eigenständige Sprache, obwohl sie praktisch nur eine ähnliche Abwandlung der kroatischen und der serbischen Sprache ist. Diese ist aber voller türkischer Wörter und stark vermischt mit kroatischen und serbischen Ausdrücken. Sogar Experten können nur sehr schwer Unterschiede nennen. Heutzutage verwenden Bosnier immer mehr internationale Ausdrücke (vor allem englische und französische), die an ihre Sprache angepaßt werden. In der bosnischen Sprache wird der lateinisch-phonologische Schreibstil (jekawisch) verwendet.
Der Untergang des Kommunismus
Die Grammatiken in der kroatischen und der serbischen Sprache stimmen fast überein. In der Lexik (dem Gebrauch einzelner Wörter) hingegen gehen die Sprachen immer mehr auseinander. (siehe vorige Beispiele)
Link: Croatian and Serbian language are different
Das kroatische Volk war immer schon sehr stolz auf seine Geschichte und Kultur. Als es dann einfach in einen gemeinsamen Topf mit anderen geworfen wurde, verloren die Kroaten jegliche Rechte zur Bekennung ihrer jahrhundertealten Identität. Die Unzufriedenheit wuchs. Nichts durfte mehr als "kroatisch" benannt werden, nicht einmal die Sprache. (Alles war entweder "jugoslawisch" oder "serbokroatisch".)
Ende des 20. Jahrhunderts zeigte sich endlich, daß all diese Tendenzen vergeblich scheiterten. Man bemerkte, daß es einfach nicht möglich war krampfhaft zwei oder mehrere verschiedene Sprachen in sich zu verschmelzen. Die Kroaten sprachen auch zur Zeit Jugoslawiens weiterhin ihr Kroatisch und auch die Serben blieben bei ihrem Serbisch, nur wurde alles unter ein- und demselben Namen gehandelt.
Heute, da Kroatien ein eigenständiger Staat ist, beruft man sich immer mehr zurück zu den alten Zeiten, um das Vergessene, Ausdrücke die typisch für das Kroatische waren, wiederzubeleben.
Betrachtet man rückblickend die ganze Entwicklung dieser Sprache, so bemerkt man, daß die kroatische Sprache mehr als andere slawische Sprachen jahrhundertelang unter dem Einfluß fremder Völker und Sprachen stand. Daran kann man auch erkennen, was die Kroaten schon alles in ihrer Geschichte durchgemacht haben. Zum Beispiel: Latein in der Kirchensprache, Italienisch zur Zeit Venedigs, Französisch unter Napoleon, Deutsch und Ungarisch in der Monarchie, Türkische Einflüsse, Einflüsse des Serbischen und anderer slawischer Sprachen, und heutzutage ist natürlich Englisch die internationale Umgangssprache.
Die Reichhaltigkeit der Sprache und Literatur im Kroatischen war immer schon etwas Besonderes. Davon zeugen die zahlreichen Werke vieler berühmter kroatischer Schriftsteller, die diese Sprache auch in Zukunft weiterhin pflegen und erweitern werden. Hier nur einige der wichtigsten zur Erwähnung: Ivana Brliæ-Mažuraniæ, Petar Preradoviæ, Ivan Gunduliæ, Dragutin Tadijanoviæ, Mile Budak, Grigor Vitez, Zvonimir Balog, A. G. Matoš, Dubravko Horvatiæ, Dobriša Cesariæ, Ivan Kušan, Vladimir Nazor, Mato Lovrak, Miroslav Krleža, August Šenoa, und viele mehr.
Kroatisch ist heute die offizielle Sprache in der Republik Kroatien. Sie ist auch eine der offiziellen Sprachen in Bosnien und Herzegowina. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts wird Kroatisch nicht nur in kroatischen Schulen, sondern auch an vielen Universitäten und Schulen auf der ganzen Welt gelehrt.
M. Š.
mehr zur Geschichte der Kroaten
Unter anderem wurde verwendet
Vladislav Musa / Kratka Hrvatska povijest (Kroatische Geschichte zusammengefasst), 1978
Vjekoslav Klaiæ / Povijest Hrvata (Geschichte der Kroaten), 1981
Stjepan Vasari / Kljuèna zbivanja u Hrvatskoj povijesti (Schlüsselereignisse in der kroatischen Geschichte),1986
Trpimir Macan / Hrvatska povijest (Kroatische Geschichte), 1995
Vlado Pandžiæ, Vlasta Sabljak / Hrvatska darovnica, 1999
Babiæ, Finka, Moguš / Hrvatski pravopis (Kroatische Rechtschreibung), 2000
Karten: Kroatische Wurzeln? http://www.croatia-in-english.com/images/maps/mig.gif
Kroaten kommen zur Adria: http://www.croatia-in-english.com/images/maps/800s.jpg
Kroatien unter Tomislav: http://www.croatia-in-english.com/images/maps/tomislav.jpg
Kroatien 1073: http://www.croatia-in-english.com/images/maps/1073.jpg
Kroatien 1102: http://www.croatia-in-english.com/images/maps/1102.jpg
Kroatien 1358: http://www.croatia-in-english.com/images/maps/1358.jpg
Die türken kommen: http://www.croatia-in-english.com/images/maps/1526.jpg
Flucht vor den Türken: http://www.croatia-in-english.com/images/maps/emigA.jpg
Wir nennen es die Reste der Reste: http://www.croatia-in-english.com/images/maps/1606.jpg
1700 und 1800: http://www.croatia-in-english.com/images/maps/17-18cen.jpg
1848: http://www.croatia-in-english.com/images/maps/1848.jpg
1883: http://www.croatia-in-english.com/images/maps/1883.jpg
1939: Die Banovina Hrvatska im Königreich Jugoslawien:
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Der Unabhängige Staat Kroatien 1941-1945 : http://www.hercegbosna.org/images/ndh.jpg
Wirtschaftsflüchtinge: http://www.croatia-in-english.com/images/maps/emig1.jpg
Siedlungsgebiete der Kroaten im Ausland:
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1997: http://www.croatia-in-english.com/images/maps/1997.jpg