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El Greco
Guest
Und weil diese stupende, auf jahrzehntelanger Recherche in entlegensten Archiven sich gründende Arbeit die Neugier nicht nur von Historikern anstachelt, werden vorab schon die ersten Fragen gestellt. Etwa: War Wilhelm II. tatsächlich die treibende Kraft bei der Auslösung des Krieges von 1914. Der „Zeit“ antwortete Röhl: „Ich versuche den Nachweis zu führen, dass Wilhelm schon Jahre vor 1914 die Absicht hatte, einen Krieg auszulösen, so im November 1912 während der Balkankrise.“
Das ist schon starker Tobak. Damals, nach dem ersten Balkankrieg, hatten die Bulgarien, Serbien und Griechenland der Türkei vernichtende Niederlagen beigebracht. Bulgarische Truppen marschierten sogar auf Istanbul los, so dass Russland darüber räsonierte, den Osmanen zu Hilfe zu kommen. Die Konstellation war der von 1914 nicht unähnlich. Wilhelm aber zuckte zurück, sagt Röhl, weil er die Nachricht bekam, dass England in einem großen Krieg nicht neutral bleiben würde.
Als es zwei Jahre später, nach dem Schüssen von Sarajewo, so weit war, soll Wilhelm aber nicht die entscheidende Rolle gespielt haben, sondern „der Generalstab, der Kriegsminister, der Reichskanzler und das Auswärtige Amt zusammen“. Damit aber sind wir fast so klug als wie zuvor. Denn Röhls Motiv für sein Lebenswerks ist kein geringeres als zu beweisen, dass kein anderer als Wilhelm II. die zentrale Figur in den Entscheidungsprozessen der deutschen Reichsführung gewesen ist, zumindest bis zum Kriegsausbruch 1914.
Das ist schon starker Tobak. Damals, nach dem ersten Balkankrieg, hatten die Bulgarien, Serbien und Griechenland der Türkei vernichtende Niederlagen beigebracht. Bulgarische Truppen marschierten sogar auf Istanbul los, so dass Russland darüber räsonierte, den Osmanen zu Hilfe zu kommen. Die Konstellation war der von 1914 nicht unähnlich. Wilhelm aber zuckte zurück, sagt Röhl, weil er die Nachricht bekam, dass England in einem großen Krieg nicht neutral bleiben würde.
Als es zwei Jahre später, nach dem Schüssen von Sarajewo, so weit war, soll Wilhelm aber nicht die entscheidende Rolle gespielt haben, sondern „der Generalstab, der Kriegsminister, der Reichskanzler und das Auswärtige Amt zusammen“. Damit aber sind wir fast so klug als wie zuvor. Denn Röhls Motiv für sein Lebenswerks ist kein geringeres als zu beweisen, dass kein anderer als Wilhelm II. die zentrale Figur in den Entscheidungsprozessen der deutschen Reichsführung gewesen ist, zumindest bis zum Kriegsausbruch 1914.