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AUSSENTEMPERATUR - Löws „einiger Balkan“
Norbert Mappes-Niediek über die politisch heiklen Versprecher des Bundestrainers
Ob Joachim Löw wohl mit Absicht Serbien erst mit Bosnien, dann mit Kroatien verwechselt hat? Vielleicht, um die Bezwinger seiner Mannschaft wenigstens nachträglich zu demütigen? Die Debatte einer kleinen Fan-Gemeinde im Internet zeigt immerhin: Manche Serben haben nach 20 Jahren Isolation von Westeuropäern und deren Denken, Fühlen und Wissen keine rechte Vorstellung mehr.
Umgekehrt gilt das sowieso. Der deutsche Bundestrainer hatte auf einer Pressekonferenz am Freitagabend seinen Stürmer Miroslav Klose mit den Worten kritisiert, dass „man in der Platzhälfte von Bosnien nicht so reingehen“ müsse. Später dämmerte ihm: "Ich hatte das Gefühl, dass die Kroaten auch noch ein paar Möglichkeiten hatten."
In Serbien mussten die wirren Worte des deutschen Coachs weniger Ärger als ehrliches Unverständnis auslösen. In der Vorstellung vieler Landsleute machen gerade Deutsche bei Ex-Jugoslawen eher einen viel zu scharfen Unterschied, als dass sie sie verwechseln könnten. Viele Kroaten empfanden sich in den Neunzigerjahren als „natürliche Alliierte“ der Deutschen, während die Serben es, außer mit den Russen, vor allem mit den Franzosen hielten. Dass sie für eine ignorante Mehrheit in den großen Beschützernationen bloß unterschiedslos als „Jugos“ wahrgenommen wurden, konnten gerade die national Entflammten sich am wenigsten vorstellen. „Gruß an den Kroaten, der meinte, seine Brüder würden uns vernichten“, spottete nach dem Löw-Ausrutschern ein serbischer Fan über einen kroatischen: „Eure Brüder wissen ja nicht mal, wer ihr seid!“
„Arroganz“ orteten etliche Fans, und mehrere fühlten sich an George W. Bush erinnert, der einst in öffentlicher Rede Slowenien und die Slowakei verwechselt hatte. Einige versuchten, den Spieß umzudrehen und über Löws „Österreicher“ oder „Ungarn“ zu spotten. Die Reaktionen Kopfschütteln über die „Unbildung“ der angeblich so gebildeten Deutschen bis hin zur Zuversicht, dass man sich in Deutschland nach diesem Spiel den Namen Serbien wohl merken werde.
Einigen dämmert allerdings eine höhere Wahrheit in Löws Versprecher. „Es gibt in unseren Reihen schließlich wirklich Serben, Bosnjaken und Kroaten“, schrieb ein Fan. Unter den einstigen Feinden schiebt sich bei dieser WM erstmals schüchtern und heimlich wieder eine Art „Jugo-Sphäre“ zusammen. Serbien und Slowenien schlagen sich gut, Kroatien hat sich nicht qualifiziert. Aber auch vor den Flachbildschirmen kroatischer Cafes zucken unwillkürlich
die Arme, wenn Serben oder Slowenen vor ein gegnerisches Tor drängen. Und im Internet freut sich „Aleksa“ aus Serbien sogar über Löw: „Der neue Einiger des Balkan ist gefunden!“
AUSSENTEMPERATUR - Löws ?einiger Balkan? - Norbert Mappes-Niediek über die politisch heiklen Versprecher des Bundestrainers - Märkische Allgemeine - Nachrichten für das Land Brandenburg
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AUSSENTEMPERATUR - Löws „einiger Balkan“
Norbert Mappes-Niediek über die politisch heiklen Versprecher des Bundestrainers
Ob Joachim Löw wohl mit Absicht Serbien erst mit Bosnien, dann mit Kroatien verwechselt hat? Vielleicht, um die Bezwinger seiner Mannschaft wenigstens nachträglich zu demütigen? Die Debatte einer kleinen Fan-Gemeinde im Internet zeigt immerhin: Manche Serben haben nach 20 Jahren Isolation von Westeuropäern und deren Denken, Fühlen und Wissen keine rechte Vorstellung mehr.
Umgekehrt gilt das sowieso. Der deutsche Bundestrainer hatte auf einer Pressekonferenz am Freitagabend seinen Stürmer Miroslav Klose mit den Worten kritisiert, dass „man in der Platzhälfte von Bosnien nicht so reingehen“ müsse. Später dämmerte ihm: "Ich hatte das Gefühl, dass die Kroaten auch noch ein paar Möglichkeiten hatten."
In Serbien mussten die wirren Worte des deutschen Coachs weniger Ärger als ehrliches Unverständnis auslösen. In der Vorstellung vieler Landsleute machen gerade Deutsche bei Ex-Jugoslawen eher einen viel zu scharfen Unterschied, als dass sie sie verwechseln könnten. Viele Kroaten empfanden sich in den Neunzigerjahren als „natürliche Alliierte“ der Deutschen, während die Serben es, außer mit den Russen, vor allem mit den Franzosen hielten. Dass sie für eine ignorante Mehrheit in den großen Beschützernationen bloß unterschiedslos als „Jugos“ wahrgenommen wurden, konnten gerade die national Entflammten sich am wenigsten vorstellen. „Gruß an den Kroaten, der meinte, seine Brüder würden uns vernichten“, spottete nach dem Löw-Ausrutschern ein serbischer Fan über einen kroatischen: „Eure Brüder wissen ja nicht mal, wer ihr seid!“
„Arroganz“ orteten etliche Fans, und mehrere fühlten sich an George W. Bush erinnert, der einst in öffentlicher Rede Slowenien und die Slowakei verwechselt hatte. Einige versuchten, den Spieß umzudrehen und über Löws „Österreicher“ oder „Ungarn“ zu spotten. Die Reaktionen Kopfschütteln über die „Unbildung“ der angeblich so gebildeten Deutschen bis hin zur Zuversicht, dass man sich in Deutschland nach diesem Spiel den Namen Serbien wohl merken werde.
Einigen dämmert allerdings eine höhere Wahrheit in Löws Versprecher. „Es gibt in unseren Reihen schließlich wirklich Serben, Bosnjaken und Kroaten“, schrieb ein Fan. Unter den einstigen Feinden schiebt sich bei dieser WM erstmals schüchtern und heimlich wieder eine Art „Jugo-Sphäre“ zusammen. Serbien und Slowenien schlagen sich gut, Kroatien hat sich nicht qualifiziert. Aber auch vor den Flachbildschirmen kroatischer Cafes zucken unwillkürlich
die Arme, wenn Serben oder Slowenen vor ein gegnerisches Tor drängen. Und im Internet freut sich „Aleksa“ aus Serbien sogar über Löw: „Der neue Einiger des Balkan ist gefunden!“
AUSSENTEMPERATUR - Löws ?einiger Balkan? - Norbert Mappes-Niediek über die politisch heiklen Versprecher des Bundestrainers - Märkische Allgemeine - Nachrichten für das Land Brandenburg