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[h=1]Männer verprügeln Juden in Berliner U-Bahnhof[/h]Ein 26-jähriger Jude filmte Männer dabei, als sie volksverhetzende Lieder sangen. Weil er die Aufnahmen nicht löschen wollte, schlugen und traten sie im Berliner U-Bahnhof Friedrichstraße auf ihn ein.
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Von Andreas Maisch
Der Angriff auf einen 26-jährigen Mann in einem Berliner U-Bahnhof in der Neujahrsnacht hatte ein antisemitisches Tatmotiv. Das hat die Polizei nun bestätigt.
Der Mann jüdischen Glaubens war den Angaben zufolge zusammen mit Freunden in einem Zug der U-Bahn-Linie 6 unterwegs gewesen, als er sieben junge Männer bemerkte, die volksverhetzende Lieder sangen. Die Gesänge waren nicht gegen den Mann gerichtet. Dieser filmte die Gruppe mit seinem Handy und forderte sie auf, mit den Gesängen aufzuhören. Unter anderem riefen die Täter "Fuck Israel" und "Fuck Juden", wie eine Polizeisprecherin der "Welt" bestätigte.
Foto: picture alliance / dpaEiner der Eingänge zum U-Bahnhof Friedrichstraße in Berlin-Mitte. Dort hat eine Gruppe von Antisemiten einen Juden bei einer Prügelattacke verletzt
Täter und Opfer verließen die U-Bahn gegen 2.30 Uhr an der Station Friedrichstraße in Berlin-Mitte. Die Täter forderten den jungen Mann dort auf, seine Videoaufnahmen zu löschen. Als dieser sich weigerte, bespuckten, schlugen und traten sie ihn. Das Opfer erlitt Prellungen und eine Kopfplatzwunde. Als Sicherheitsmitarbeiter der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) einschritten, flohen die bisher unbekannten Täter.
Die Polizei geht zurzeit von einer antisemitischen Tat aus, nicht aber von einer rechtsextremen. Begründung: Auch Menschen ohne rechtsextreme Gesinnung könnten Antisemiten sein. Eine Polizeisprecherin sagte, zum Beispiel sängen auch manche Araber antisemitische Lieder. Im konkreten Fall waren die Täter laut Polizeisprecherin Südeuropäer. Der Polizeiliche Staatsschutz beim Landeskriminalamt Berlin hat die Ermittlungen übernommen. Durch die Videoaufnahmen und Zeugen hofft die Polizei, die Täter bald zu fassen. Ob es sich bei dem Opfer um einen Israeli oder einen jüdischen Bundesbürger handelt, konnten die Behörden bislang nicht sagen.
[h=2]Antisemitische Angriffe in Berlin werden häufiger[/h]In Berlin häufen sich antisemitische Übergriffe. So wurde im September ein 30 Zentimeter großes Hakenkreuz in das Auto einer jüdischen Familie geritzt. Der Wagen war im Berliner Stadtteil Charlottenburg auf der Straße abgestellt gewesen. Die betroffene Familie war in den vorangegangenen Monaten bereits mehrfach Opfer von antisemitischen Anfeindungen gewesen.
Im Juli war ein 67 Jahre alter Mann angegriffen worden – weil er eine Mütze mit Davidstern trug. Zwei Männer beleidigten und schlugen ihn und traten auf ihn ein. Das Opfer erlitt mehrere Platzwunden am Kopf und musste in einem Krankenhaus behandelt werden. Es sagte der Polizei, seine Mütze sei der Grund für die Attacke gewesen.
Im April war ein 31-jähriger Israeli vor seiner Wohnung von mehreren jungen Männern umringt und geschlagen worden. Der Mann erlitt Gesichtsverletzungen, die in einer Klinik ambulant behandelt wurden. Das American Jewish Committee Berlin (AJC) verurteilte den Angriff damals und rief die Politik dazu auf, mehr gegen Antisemitismus zu unternehmen. Antisemitismus und Hassgewalt dürften keinen Platz in der Gesellschaft haben. Es benötige mehr politischer Unterstützung für Projekte, die sich gegen Antisemitismus unter Jugendlichen mit arabischem und türkischem Hintergrund engagieren.