John Wayne
Keyboard Turner
Belgrad (dpa) - In den serbischen Medien ist praktisch kein Text und kein Bild über die WM im Frauenfußball in Deutschland erschienen. Das Macholand verliert keine Silbe über den Frauenfußball.
Schweigen im Macholand: Die serbischen Boulevardzeitungen «Kurir», «Novosti» und «Press» verlieren keine Silbe über die Frauenfußball-WM in Deutschland. In den seriösen Zeitungen «Blic» und «Politika» sieht es nicht besser aus. Wie am 12. Juli, so war es auch an den anderen Tagen zuvor: Im Macholand Serbien spielt der Frauenfußball im Allgemeinen und die WM in Deutschland keine Rolle. «Fußball ist Männersache», heißt die «Begründung».
«Das ist mehr als traurig», klagt Perica Krstic der Nachrichtenagentur dpa in Belgrad. Krstic ist Trainer der serbischen Frauen-Fußballnationalmannschaft und seit 40 Jahren Coach von Vereinsmannschaften. «Das sind doch Vorurteile pur», schimpft er. «Überall in der Welt ist dieser Sport anerkannt, nur bei uns nicht. Beim nationalen serbischen Fußballverband ist man der Meinung, dass Fußball ausschließlich ein Männersport sei», sagt er. «Die Medien folgen dem und verordnen Funkstille.»
Das Argument, Serbien nehme in Deutschland nicht teil, kann man nicht gelten lassen. Denn über die zeitgleiche Copa America in Argentinien wird lang und breit berichtet, obwohl das Balkanland an diesem Wettbewerb auch nicht teilnimmt. Aber dort spielen eben Männer! Es sei «sehr diskriminierend, dass jahrzehntelang die Fußballgelder bei uns ausschließlich für die Männer verbraucht wurden», kritisiert auch die Juraprofessorin Zorica Mrsevic in der Zeitung «Danas».
Mrsevic' Spezialgebiete sind Frauenrechte und Gewalttheorien. Sie vermutet, dass der Männerfußball sich unbewusst vor der Frauenkonkurrenz fürchtet. «Psssst, die spielen bei der WM in Deutschland besseren, attraktiveren und technisch sowie taktisch reiferen Fußball als unsere stark überbezahlten männlichen 'Stars'», müssten auch die Männer in Serbien einsehen. Denn bei dieser WM werde «ein strahlendes Gesicht des Fußballs gezeigt», das ganz im Gegensatz steht zur männlichen Fußballwirklichkeit in Serbien.
In der Tat hatten serbische Fußballrowdys im vergangenen Jahr mit Schwerverletzten und sogar einem Toten deutlich mehr Aufmerksamkeit erregt als die sportlichen Leistungen auf dem Spielfeld. Und dennoch sieht Trainer Krstic wenig Chancen, dass Frauenfußball attraktiver werden könnte. Denn pro Spiel in der obersten Liga mit 12 Mannschaften «kommen nicht mehr als 20 bis 30 Zuschauer».
Macholand Serbien schweigt zum Frauenfußball - Service - sueddeutsche.de
-----------------------------------------------------------------
:-k
Schweigen im Macholand: Die serbischen Boulevardzeitungen «Kurir», «Novosti» und «Press» verlieren keine Silbe über die Frauenfußball-WM in Deutschland. In den seriösen Zeitungen «Blic» und «Politika» sieht es nicht besser aus. Wie am 12. Juli, so war es auch an den anderen Tagen zuvor: Im Macholand Serbien spielt der Frauenfußball im Allgemeinen und die WM in Deutschland keine Rolle. «Fußball ist Männersache», heißt die «Begründung».
«Das ist mehr als traurig», klagt Perica Krstic der Nachrichtenagentur dpa in Belgrad. Krstic ist Trainer der serbischen Frauen-Fußballnationalmannschaft und seit 40 Jahren Coach von Vereinsmannschaften. «Das sind doch Vorurteile pur», schimpft er. «Überall in der Welt ist dieser Sport anerkannt, nur bei uns nicht. Beim nationalen serbischen Fußballverband ist man der Meinung, dass Fußball ausschließlich ein Männersport sei», sagt er. «Die Medien folgen dem und verordnen Funkstille.»
Das Argument, Serbien nehme in Deutschland nicht teil, kann man nicht gelten lassen. Denn über die zeitgleiche Copa America in Argentinien wird lang und breit berichtet, obwohl das Balkanland an diesem Wettbewerb auch nicht teilnimmt. Aber dort spielen eben Männer! Es sei «sehr diskriminierend, dass jahrzehntelang die Fußballgelder bei uns ausschließlich für die Männer verbraucht wurden», kritisiert auch die Juraprofessorin Zorica Mrsevic in der Zeitung «Danas».
Mrsevic' Spezialgebiete sind Frauenrechte und Gewalttheorien. Sie vermutet, dass der Männerfußball sich unbewusst vor der Frauenkonkurrenz fürchtet. «Psssst, die spielen bei der WM in Deutschland besseren, attraktiveren und technisch sowie taktisch reiferen Fußball als unsere stark überbezahlten männlichen 'Stars'», müssten auch die Männer in Serbien einsehen. Denn bei dieser WM werde «ein strahlendes Gesicht des Fußballs gezeigt», das ganz im Gegensatz steht zur männlichen Fußballwirklichkeit in Serbien.
In der Tat hatten serbische Fußballrowdys im vergangenen Jahr mit Schwerverletzten und sogar einem Toten deutlich mehr Aufmerksamkeit erregt als die sportlichen Leistungen auf dem Spielfeld. Und dennoch sieht Trainer Krstic wenig Chancen, dass Frauenfußball attraktiver werden könnte. Denn pro Spiel in der obersten Liga mit 12 Mannschaften «kommen nicht mehr als 20 bis 30 Zuschauer».
Macholand Serbien schweigt zum Frauenfußball - Service - sueddeutsche.de
-----------------------------------------------------------------
:-k