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Mein idealer Islam

[h=1]Mein idealer Islam[/h]
Menschenrechte und Demokratie sind nicht nur mit dem muslimischen Glauben vereinbar, sie sind religiös zwingend, meint der islamische Theologe Erdal Toprakyaran. Gerade deshalb ist es falsch, nur liberale Muslime zu loben. Auch Konservative verdienen Respekt.VON ERDAL TOPRAKYARAN


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[COLOR=#666666 !important]Der Islam als Thema in der Schule | © Frank Rumpenhorst/dpa [/COLOR]

Michel Houellebecq schildert in seinem mit virtuoser Ironie geschriebenenRoman Unterwerfung, wie in Frankreich eine muslimische Partei die Macht ergreift und das Leben der Menschen radikal verändert. Der dekadente Protagonist François, der an einer Stelle der Erzählung anmerkt, dass er wie die meisten Pariser deshalb am Leben ist, weil er keinen Grund hat, sich umzubringen, beschließt ebenfalls, den Islam anzunehmen. Ihm gefällt die Idee, dass er dann bis zu vier Frauen gleichzeitig haben darf und ihm viele Entscheidungen durch die Religion abgenommen werden.
Ich will gestehen, dass ich dieses Szenario weder für realistisch noch für wünschenswert halte. Die meisten Muslime halten nicht wegen der Anzahl der Sexualpartner oder wegen der autoritären Ordnung an ihrer Religion fest, sondern wegen der lebendigen Spiritualität. Laut Koran ist das Heilige dem Menschen näher als seine Halsschlagader, und damit stets immanent. Weiter heißt es dort, dass jeder Mensch den Geist Gottes in sich trägt. Besonders das Herz gilt als der Thron der göttlichen Präsenz: "Siehst du, Momo, sie drehen sich um sich selbst, sie drehen sich um ihr Herz, um den Ort, wo Gott wohnt." So erklärt Monsieur Ibrahim im Roman Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran von Éric-Emmanuel Schmitt seinem jungen Freund Momo das Tanzen der Derwische.
Es ist aber nicht allein die Spiritualität, sondern auch die einfach strukturierte, egalitäre Theologie des Islams, welche die Muslime seit jeher fasziniert: Der Offenbarung gemäß gibt es keine Sakramente, keine Priesterklasse und keine religiöse Hierarchie. Jene Form eines auf Unterwerfung basierenden Islams ist daher gewiss keine ideale Form für das 21. Jahrhundert.
Ein idealer Islam müsste sich wieder stärker auf die positiven Beispiele aus der Geschichte besinnen: Bereits im Mittelalter sehen wir im spanischen Westen Geistesgrößen wie den Einheitsmystiker Ibn Arabi und den Philosophen Ibn Rushd, also Averroës, im Osten den Liebesmystiker Jalaluddin Rumi und den Universalgelehrten Ibn Sina, Avicenna. Besonders bekannt ist die Geschichte von der Mystikerin Rabia, die im 8. Jahrhundert über die Märkte Basras lief, einen Eimer Wasser in der einen Hand und eine Fackel in der anderen hielt. Sie rief, dass sie das Paradies mit der Fackel in Asche legen und das Höllenfeuer mit dem Wasser zum Erlöschen bringen werde, damit die Menschen den barmherzigen Gott nicht mehr aus Hoffnung auf das Paradies oder aus Furcht vor der Hölle anrufen, sondern nur noch aus Liebe und Sehnsucht. Ebenso sehen wir, dass die Muslime im Westen mit Juden und Christen und im Osten mit Zarathustra-Gläubigen, Hindus und Buddhisten für damalige Verhältnisse erstaunlich friedlich zusammenlebten. Das Osmanische Reich etwa war viele Jahrhunderte lang ein Territorium, in das sich Juden aus Italien, Spanien und Portugal flüchteten, wenn sie in ihren Heimatländern verfolgt wurden. Auch die säkularen Muslime, die nach dem Ersten Weltkrieg die Türkische Republik gründeten, waren mehrheitlich für ihre Offenheit gegenüber Andersgläubigen bekannt, sodass abermals Juden und andere Verfolgte vor Hitler in die Türkei flohen; unter ihnen der Politiker Ernst Reuter und der Komponist Paul Hindemith.


Ein idealer Islam muss sich aber unbedingt gegenüber den Errungenschaften der Moderne öffnen. Aus theologischer Sicht sind universale Menschenrechte, Freiheit, Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und Religionsneutralität des Staates nicht nur aus den islamischen Quellen ableitbar; oftmals erscheinen sie sogar als religiös zwingend.
Die Lage heute ist nicht so aussichtslos, wie es manchmal erscheint, und vieles von dem, was wünschenswert wäre, ist bereits Realität: So ist der Hohe Kommissar der Vereinten Nationen für Menschenrechte ein Muslim und sogar ein Nachfahr des Propheten Mohammed. Der Direktor der Organisation für das Verbot chemischer Waffen, die mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, ist ebenso Muslim wie die Empfänger von Friedensnobelpreisen der Jahre 2003, 2005, 2006, 2011 und 2014: Shirin Ebadi, Mohammed el-Baradei, Muhammad Yunus, Tawakkol Karman und Malala Yousufzai,
Auch Musiker wie Q-Tip oder Everlast, der Begründer von Atlantic Records Ahmet Ertegün, der Pianist Fazil Say, der Fußballer Zinedine Zidane sind Muslime, die durch Kultur und Sport berühmt geworden sind und einen positiven Beitrag für das globale Miteinander geleistet haben. In Deutschland gehören Django Asül, Mesut Özil, Feridun Zaimoglu, die Staatsministerin Aydan Özoguz oder die Generalsekretärin von Amnesty International Deutschland, Selmin Caliskan, zu den modernen Musliminnen und Muslimen. Modern deshalb, weil sie vielleicht christliche Feste ebenso sehr lieben wie die muslimischen; den Weihnachtsbaum und Glockengeläut genauso wie den Ruf des Muezzins; gleichwohl bekennen sie sich zum Islam.
Auch wenn manche von ihnen an Ramadan kaum oder gar nicht fasten, und auch beim Opferfest lieber Geld spenden, als ein Tier zu schlachten und das Fleisch an die Bedürftigen zu verteilen, so bleiben sie doch Muslime. Moscheen oder alevitische Cem-Häuser achten sie wahrscheinlich gleichermaßen wie Kirchen und Synagogen, da dies der Respekt vor Räumen des Gebets gebietet. Sie schätzen Museen, Bibliotheken und Theater, da dort ein inspirierender Geist waltet. Viele von ihnen lieben Kinos, Kneipen oder das Oktoberfest. Der Mensch amüsiert sich gerne. Andere hingegen bewundern die Musik Mozarts oder der Beatles, hören aber auch Dede Efendi oder Nusrat Fateh Ali Khan.
Jedoch ist es wichtig, dass nicht nur die als modern wahrgenommenen Muslime respektiert werden, sondern auch die nach Sicherheit suchenden, dogmatischen Muslime; denn die Würde des Menschen ist unantastbar. Frauen mit und ohne Kopftücher. Frauen und Männer, die Hand in Hand gehen oder es vermeiden. Sogar vollverschleierte Frauen verdienen es nicht, ausgegrenzt, beleidigt oder kriminalisiert zu werden. Sie sind oftmals die Opfer einer von Männern dominierten Sphäre. Man sollte versuchen, ihr Vertrauen zu gewinnen, und erkunden, warum sie sich verschleiern. Vielleicht lässt sich Hilfe leisten, wenn sie signalisieren, dass sie sich nicht freiwillig so verhüllen. Ein Burka-Verbot wäre das falsche Signal, da man diesen Frauen die Möglichkeit nimmt, zumindest verschleiert die Straße zu betreten. Sie könnten zu Hause eingesperrt werden.
Wie kann solch archaische Mentalität verändert werden? Wohl am nachhaltigsten durch Bildung und durch Vorbilder; auch durch die Besinnung auf alte Werte und nicht zuletzt auf unsere Gesetze. Sicherlich wäre es hilfreich, wenn wir in Deutschland in den nächsten Jahrzehnten ein eigenes religiöses Vokabular entwickeln könnten, damit die jungen Menschen nicht ständig zwischen deutschen, türkischen und arabischen Ausdrücken pendeln müssen. Damit wir nicht mehr nur einen Islam auf deutschem Boden, sondern einen deutschen Islam haben, so wie wir auch einen türkischen Islam in der Türkei, einen bosnischen Islam in Bosnien und einen indischen Islam in Indien kennen. Es wäre wichtig, dass Muslimsein, Deutschsein, Jungsein, Coolsein organisch zusammenwachsen und nicht mehr als Gegensätze gelten.
Unrealistisch wäre es, davon auszugehen, dass mit dem Sprachhindernis die übrigen Probleme beseitigt wären. Nach dem Motto: "Wenn Muslime auf Deutsch beten, predigen und studieren, werden sie aufgeklärt und friedlich sein". Dass dies nicht zutrifft, sehen wir daran, dass manche der gewalttätigsten Muslime deutsche Muttersprachler sind. Andererseits waren 99 Prozent der muslimischen Gastarbeiter, die nach Deutschland kamen, nie besonders sprachkundig, aber zuallermeist höflich, fleißig und friedliebend.

Wir sollten also, sowohl was die verschiedenen Grade der Verschleierung als auch die Sprachbeherrschung angeht, stets den normal hilfsbedürftigen Menschen hinter dem Schleier beziehungsweise hinter der mäßigen Ausdrucksfähigkeit wahrnehmen.
Kein Verständnis verdienen hingegen jene, die im Namen der Religion andere Menschen unterdrücken und tyrannisieren. Auch diese dunkle Seite der islamischen Geschichte existiert: Bereits der Enkel Mohammeds wurde mit Dutzenden von Urenkeln des Propheten im Namen des Islams vom damaligen Kalifen hingerichtet. Ähnlich brutal ging es weiter; bis heute werden Menschen im Namen von Religion getötet. In Paris mussten wir erleben, wie ein Monster dem verwundeten Polizisten Ahmad in den Kopf schoss und "Allah ist groß!" brüllte.
Aus sozialer und historischer Sicht hat dieser Terror zweifellos einen Bezug zum Islam, doch theologisch muss dieser Bezug gekappt werden. Theologie ist stets ein menschliches Konstrukt. Weshalb also sollten wir diese Bestien aufwerten, indem wir sie als Muslime bezeichnen? Nein, diese Teufel können keine Diener des Heiligen sein, auch wenn sie das für sich reklamieren. Sie sind als das zu entlarven, was sie sind: Verbrecher.
Vielleicht aber ergibt sich noch Positives aus dem Leid der Menschen, das wir auf dem gesamten Globus erleben; dass nämlich die Vernünftigen aller Religionen und Weltanschauungen zusammenrücken und einen Kampf der Kulturen aufnehmen. Gemeint ist nicht der Kampf zwischen einem monolithischen Islam und einem vergleichbaren Abendland, sondern der Kampf der Menschlichkeit gegen Hass und Irrsinn. Ein Kampf zwischen humaner Einheit und Amokläufern. Das Ergebnis könnte zu einer universalen Vernunft führen, wobei damit keine neue globale Uniformität gemeint ist. Vielmehr sollte im Kraftfeld von Universalien wie Mystik, Kunst und Recht eine dynamische Diversität auch als Quelle der Inspiration bewahrt bleiben. Dann könnte auch der Islam wieder in der Sinfonie der Kulturen eine bereichernde Rolle spielen.
Bis dahin ist es wichtig, dass Muslime einer wachsenden Islamophobie zum Trotz sich nicht in einer Opferrolle gefallen. Nein, wir haben vieles selbst in der Hand. Gefragt sind Konzentration, Wille, Klugheit und Zuversicht; und gelingen sollte es auch, dass wir uns nicht von Geld und Konsum hypnotisieren und der Anbetung austauschbarer Ikonen vereinnahmen lassen, worin Houllebecqs Protagonist die Dekadenz des modernen Menschen diagnostiziert.
Eine Ökumene aller Religionen und Weltanschauungen bedarf mutiger Menschen, die das Feld nicht Tyrannen überlassen. Wir brauchen Poly-, Mono- und Atheisten, die den Stein des Sisyphos gemeinsam stemmen und einander nicht beschuldigen, wenn er auf der anderen Seite des Berges hinabrollt. Gewiss gibt es eine Wahrheit hinter allen Wahrheiten, die in absurd anmutenden Augenblicken unser hastiges irdisches Treiben transzendiert und uns ermuntert. Meinem idealen Islam habe ich dieses Gedicht geschrieben: Errare humanum est/ Es beginne das Fest/ Da ohne Fleisch und ohne Knochen/ Das Wort im Wesen wird gesprochen.// So erglaube dir Wissen/ Erliebe dir Gott/ Ersterbe dir Leben/ Erlebe den Tod/ Ertanze dir Stille/ Erschweige das Wort/ Und so fort und so fort ....

Muslime: Mein idealer Islam | ZEIT ONLINE

Vielleicht lohnt sich diese Sichtweise neben dem ganzen Bashing und dem islamischen Antichrist.


 
Deutschland hat schon gute denkansaetze bei diesem thema finde ich schon sehr fortschrittliche.
. Traurig ist nur das die jeweiligen laender das nicht fuer sich reflektieren und was zurrueck geben um der sache den ruecken zu staerken.
 
Allah wird die christlichen Götzendiener zurechtleiten, inshallah

Warum können Leute wie Du nicht jeden glauben lassen was er will? Mir ist das so was von egal, manche glauben an Allah, andere ans Heinzelmännchen, an den Regengott oder an keinen Gott......

Mit so Typen wie dir wird niemals Frieden und Eintracht herrschen.
 
Warum können Leute wie Du nicht jeden glauben lassen was er will? Mir ist das so was von egal, manche glauben an Allah, andere ans Heinzelmännchen, an den Regengott oder an keinen Gott......

Mit so Typen wie dir wird niemals Frieden und Eintracht herrschen.

schlimmer finde ich, wenn man SOFORT negativ liest und dann dies auch so darstellt.... er meinte es vll. nicht schlimm, sondern gut...?
 
Warum können Leute wie Du nicht jeden glauben lassen was er will? Mir ist das so was von egal, manche glauben an Allah, andere ans Heinzelmännchen, an den Regengott oder an keinen Gott......

Mit so Typen wie dir wird niemals Frieden und Eintracht herrschen.

Das geht nicht du libertierter Libertos, weil der Glaube schon heute missbraucht wird um sich über das Gesetz hinwegzusetzen. z.B. dürfen Juden Tiere schächten, weil das ihre Religion so vorschreibt. Das einige das aus Spass machen ohne das Fleisch nachher zu essen wissen viele nicht. Viele Muslime machen das auch. Darum hat man das später verboten. Zurrecht.

Ich könnte auch sagen ich glaube ans Schlachten von Kühen. Das ist mein Glaube, dann gehe ich mir einer Kettensäge auf die Kühe los und schlachte sie. Nicht lange und ich wäre im Knast.

Man kann doch nicht jeden Tag etwas erfinden und sich dann an die Glaubensfreiheit berufen. Das ist lächerlich. Wie die Sache mit der EU. Es ist schon ein Menschen in Europa, wenn der Mensch ohne Grenzen und Visas frei reisen kann. Der Glaubens und Menschenrechtskatalog wird dicker und dicker.
 
Mein idealer Islam


Menschenrechte und Demokratie sind nicht nur mit dem muslimischen Glauben vereinbar, sie sind religiös zwingend, meint der islamische Theologe Erdal Toprakyaran. Gerade deshalb ist es falsch, nur liberale Muslime zu loben. Auch Konservative verdienen Respekt.VON ERDAL TOPRAKYARAN

Der Islam ist WEDER mit der westlichen Gesetzgebung NOCH mit der Demokratie vereinbar. Der Islam hat die Scharia, ein eigenes Gesetz, das in 99% der Punkte nicht mit einer westlichen Verfassung vereinbar ist. Die Strafen sind aus dem Mittelalter und sind in Europa verboten. Der Koran das Lebensbuch, das einem zeigt wie man zu leben hat, auch das nicht mit der westlichen Welt vereinbar (Steinigung, Genitalverstümmelung, Ehezwang, Vermummung...). Mit der Demokratie ist es auch nicht vereinbar solange man nach dem Islam alle Nichtmuslime als Ungläubige ansieht und sie bekämpft.

Der Islam braucht eine Evolution ins 21. Jh. erst dann könnte man allenfalls von einem akzeptierten Islam in Europa sprechen. Sonst sehe ich da krasse Probleme auf uns zu kommen bis hin zur Revolution und Rückfall ins Mittelalter, wenn wir uns dem Islam anpassen statt umgekehrt.
 
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