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Amtsinhaber könnte schon in der ersten Runde absolute Mehrheit schaffen - HDZ-Kandidatin Kosor einzige ernsthafte Konkurrenz
Zagreb - Behalten die Auguren Recht, dann hat Stjepan Mesic das Amt des kroatischen Staatsoberhaupts auch für die kommenden Jahre bereits fix in der Tasche. Vor der Präsidentenwahl am 2. Jänner liegt Mesic in allen Umfragen deutlich vor seiner Hauptkonkurrentin Jadranka Kosor von der Regierungspartei HDZ (Kroatische Demokratische Gemeinschaft/HDZ). Meist werden ihm um die 50 Prozent zugesprochen. Fraglich scheint also vorerst nur, ob der Kampf über eine oder zwei Runden gehen wird.
Insgesamt bewerben sich 13 Kandidaten. Die meisten haben keine Chance, ernsthaft einzugreifen, doch könnten sie den Spitzenkandidaten den einen oder anderen entscheidenden Prozentpunkt wegnehmen. Da die meisten der "Außenseiter" - wie Ex-Fußball-Teamchef Miroslav "Ciro" Blazevic, der frühere HDZ-Rechtsaußen Ivic Pasalic oder Slaven Letica (Partei des Rechts/HSP) - aus dem rechten Eck kommen, dürften sie vor allem das Stimmenreservoir von HDZ-Kandidatin Kosor anknabbern.
Kriegsveteranen als Klientel
Kosor tritt zwar nicht wie die meisten der Kleinkandidaten als Verteidigerin des vom UNO-Kriegsverbrechertribunal angeklagten General Ante Gotovina auf, doch zählen die Kriegsveteranen zu ihrer besonders umworbenen Klientel. Kein Wunder, gehörten sie doch bereits neben den Familien und der Generationen-Solidarität zu Kosors Agenden als Ministerin der Regierung von Premier Ivo Sanader.
Während sich Mesic - 2000 war er für die bürgerlich-liberale Volkspartei (HNS) angetreten, legte das Parteibuch dann aber zurück - vor allem als Garant für eine weitere "Europäisierung" des Landes verkauft, will Kosor auch ein wenig in jenen HDZ-Gefilden fischen, die von der betont pro-europäischen Haltung von Regierungschef Sanader enttäuscht sind. Kosor wandelt dabei mitunter auf schmalem Grat: "Wir sollten den Weg in die EU aufrecht gehen", tönt sie im Wahlkampf, "und dabei vor niemandem buckeln."
Opposition hinter Mesic
Mesic wiederum wollte sich diesmal als überparteilicher Kandidat präsentieren, nach der Nominierung von Kosor durch die HDZ nahm er aber von einem allein auf seine Persönlichkeit bezogenen Wahlkampf wieder Abstand. "Jetzt ist die Situation anders", sagte er Anfang November. Mit Kosor stehe sowohl die HDZ als auch Premier und Regierung "auf der anderen Seite". Die meisten Oppositionsparteien stellten sich hinter Mesic. In der Regel trugen sie allerdings nicht Wesentliches zum Wahlkampf bei.
Mit der Polarisierung wurde auch der Ton zwischen Mesic und Sanader rauer, die sich wegen der EU-Annäherung an sich eher auf Harmonie verständigt hatten. Das Armdrücken zwischen Premier und Präsident fand seinen vorläufigen Höhepunkt in der Affäre rund um die Entlassung des Chefs des Inlandsgeheimdienstes POA, Josko Podbevsek. Agenten des POA hatten die freie Journalistin Helena Puljiz mit Details aus ihrem Privatleben erpresst, um Informationen über Mesic zu bekommen.
Später wurde sogar bekannt, dass dieser selbst bespitzelt worden war. Der Präsident enthob Podbevsek daraufhin seines Amtes. Eine Maßnahme, der Sanader lange nicht zustimmte. Vielmehr beschuldigte er Mesic, als Präsident einen "ungebührlichen Schritt" im Wahlkampf gesetzt zu haben.
Der Rest war Rhetorik pur: Mesic hielt der Ex-Journalistin Kosor vor, sie sei nur in die Politik gegangen, weil sie im verstorbenen Staatsgründer Franjo Tudjman eine Vaterfigur gesehen habe. Kosor verabreichte Mesic verbale Prügel, weil dieser gegenüber dem montenegrinischen Außenminister erklärt hatte, dass Kroatien nie mit Montenegro im Krieg gewesen sei. Zuletzt gab man sich wieder etwas sachlicher. Letzter Schrei ist das Thema Umweltschutz... (APA)
http://derstandard.at/?url=/?id=1900517
Grafik:
http://derstandard.at/?id=1900533
Zagreb - Behalten die Auguren Recht, dann hat Stjepan Mesic das Amt des kroatischen Staatsoberhaupts auch für die kommenden Jahre bereits fix in der Tasche. Vor der Präsidentenwahl am 2. Jänner liegt Mesic in allen Umfragen deutlich vor seiner Hauptkonkurrentin Jadranka Kosor von der Regierungspartei HDZ (Kroatische Demokratische Gemeinschaft/HDZ). Meist werden ihm um die 50 Prozent zugesprochen. Fraglich scheint also vorerst nur, ob der Kampf über eine oder zwei Runden gehen wird.
Insgesamt bewerben sich 13 Kandidaten. Die meisten haben keine Chance, ernsthaft einzugreifen, doch könnten sie den Spitzenkandidaten den einen oder anderen entscheidenden Prozentpunkt wegnehmen. Da die meisten der "Außenseiter" - wie Ex-Fußball-Teamchef Miroslav "Ciro" Blazevic, der frühere HDZ-Rechtsaußen Ivic Pasalic oder Slaven Letica (Partei des Rechts/HSP) - aus dem rechten Eck kommen, dürften sie vor allem das Stimmenreservoir von HDZ-Kandidatin Kosor anknabbern.
Kriegsveteranen als Klientel
Kosor tritt zwar nicht wie die meisten der Kleinkandidaten als Verteidigerin des vom UNO-Kriegsverbrechertribunal angeklagten General Ante Gotovina auf, doch zählen die Kriegsveteranen zu ihrer besonders umworbenen Klientel. Kein Wunder, gehörten sie doch bereits neben den Familien und der Generationen-Solidarität zu Kosors Agenden als Ministerin der Regierung von Premier Ivo Sanader.
Während sich Mesic - 2000 war er für die bürgerlich-liberale Volkspartei (HNS) angetreten, legte das Parteibuch dann aber zurück - vor allem als Garant für eine weitere "Europäisierung" des Landes verkauft, will Kosor auch ein wenig in jenen HDZ-Gefilden fischen, die von der betont pro-europäischen Haltung von Regierungschef Sanader enttäuscht sind. Kosor wandelt dabei mitunter auf schmalem Grat: "Wir sollten den Weg in die EU aufrecht gehen", tönt sie im Wahlkampf, "und dabei vor niemandem buckeln."
Opposition hinter Mesic
Mesic wiederum wollte sich diesmal als überparteilicher Kandidat präsentieren, nach der Nominierung von Kosor durch die HDZ nahm er aber von einem allein auf seine Persönlichkeit bezogenen Wahlkampf wieder Abstand. "Jetzt ist die Situation anders", sagte er Anfang November. Mit Kosor stehe sowohl die HDZ als auch Premier und Regierung "auf der anderen Seite". Die meisten Oppositionsparteien stellten sich hinter Mesic. In der Regel trugen sie allerdings nicht Wesentliches zum Wahlkampf bei.
Mit der Polarisierung wurde auch der Ton zwischen Mesic und Sanader rauer, die sich wegen der EU-Annäherung an sich eher auf Harmonie verständigt hatten. Das Armdrücken zwischen Premier und Präsident fand seinen vorläufigen Höhepunkt in der Affäre rund um die Entlassung des Chefs des Inlandsgeheimdienstes POA, Josko Podbevsek. Agenten des POA hatten die freie Journalistin Helena Puljiz mit Details aus ihrem Privatleben erpresst, um Informationen über Mesic zu bekommen.
Später wurde sogar bekannt, dass dieser selbst bespitzelt worden war. Der Präsident enthob Podbevsek daraufhin seines Amtes. Eine Maßnahme, der Sanader lange nicht zustimmte. Vielmehr beschuldigte er Mesic, als Präsident einen "ungebührlichen Schritt" im Wahlkampf gesetzt zu haben.
Der Rest war Rhetorik pur: Mesic hielt der Ex-Journalistin Kosor vor, sie sei nur in die Politik gegangen, weil sie im verstorbenen Staatsgründer Franjo Tudjman eine Vaterfigur gesehen habe. Kosor verabreichte Mesic verbale Prügel, weil dieser gegenüber dem montenegrinischen Außenminister erklärt hatte, dass Kroatien nie mit Montenegro im Krieg gewesen sei. Zuletzt gab man sich wieder etwas sachlicher. Letzter Schrei ist das Thema Umweltschutz... (APA)
http://derstandard.at/?url=/?id=1900517
Grafik:
http://derstandard.at/?id=1900533