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Morbus Anglicus: Eindringen englischer Wörter in eure Sprache(n)

Бalkandschi

Frischling
Die Überschrift sagt alles. Ich bin in diesem Forum als in einer *"Community"(sprich Gemeinschaft, von lat. communis, gemein) bewillkommnet worden, ein Wort, das es auf Deutsch nie hätte geben dürfen. Deutsch ist immer ein verzweifelter Fall von gedankenloser Übernahme fremder Wortfügungen gewesen, aber davon soll nicht die Rede sein. Inwieweit schafft sich der Wortschatz eurer balkanischen (Mutter)sprachen zugunsten des Englischen und mannigfaltiger/unwahrscheinlicher Internationalismen ab ? Für schon längst ausgebaute Sprachen sollte es keine Drohung sein, siehe Griechisch (wo es ungestattet und außerdem schwer möglich ist, Fremdwörter mit dem herkömmlichen Alphabet zu schreiben) und Serbischkroatisch. Wie würde man rückwirken, falls sich eines Tages das Wort komunitet/комунитет das übliche općina/општина zu verdrängen drohte ? Oder auf griechisch das Wort κοινότητα durch κομουνιτά gedankenlos ersetzt würde ?
Rumänisch und Aromunisch sind sowieso romanische Sprachen und da die meisten Ausleihungen wortgeschichtlich lateinischer Herkunft sind - dort hat man z.b. comunitate - sollte es keine Kurzschlüsse geben. Die sprachreinigende Grundstellund Kroatiens scheint mir diesbezüglich beispielhaft (obwohl sie teilweise nicht als Rückwirkung gegen das Englische geführt wird, sondern als Mittel der Abgrenzung von Bosnien und Serbien, die mehr oder weniger den guten alten jugoslawischen Wortschatz verwenden): dort hat man z.b. firewall=vatrozid=Feuerwand eingeführt.
Ich freue mich auf die Beiträge von allen, vor allem den nicht genannten Schkipetaren, Bulgaren und Türken (Gagauzen, Pomaken und Помохамеданчени).
Grüße,
Бalkandschi
 
Ich finds gut, am besten alle Sprachen ausser Englisch abschaffen und man muss keine weitere Sinnlose sprache lernen und kann sich wichtigeren Dingen widmen.
 
Ich finds gut, am besten alle Sprachen ausser Englisch abschaffen und man muss keine weitere Sinnlose sprache lernen und kann sich wichtigeren Dingen widmen.
Ich denke dass Sprache der wichtigste Zug der Selbstwahrnehmung sämtlicher Balkanvölker und -völkerschaften ist (einstmal sogar der Deutschen), ohne welche dieses Forum wenig Sinn zu haben schiene. Weißt du übrigens, dass in der ersten Parlamentsversammlung der neugeborenen Vereinigten Staaten bei der Wahl der Amtssprache Deutsch lediglich um zwei Abstimmungen gegen Englisch verloren hat ?
 
Tükisch ist überhaupt keine Kleinsprache, würde ich wagen zu behaupten, jedoch ist sie auch von dieser Erscheinung betroffen, siehe das Wort chat, was eigentlich çet geschrieben werden sollte, tut es aber nicht und stört somit die Wortfügungen, die auf der Vokalharmonie gründen, z.b. *chat-te, eigentlich çette.
 
Бalkandschi;2685422 schrieb:
Die Überschrift sagt alles. Ich bin in diesem Forum als in einer *"Community"(sprich Gemeinschaft, von lat. communis, gemein) bewillkommnet worden, ein Wort, das es auf Deutsch nie hätte geben dürfen. Deutsch ist immer ein verzweifelter Fall von gedankenloser Übernahme fremder Wortfügungen gewesen, aber davon soll nicht die Rede sein. Inwieweit schafft sich der Wortschatz eurer balkanischen (Mutter)sprachen zugunsten des Englischen und mannigfaltiger/unwahrscheinlicher Internationalismen ab ? Für schon längst ausgebaute Sprachen sollte es keine Drohung sein, siehe Griechisch (wo es ungestattet und außerdem schwer möglich ist, Fremdwörter mit dem herkömmlichen Alphabet zu schreiben) und Serbischkroatisch. Wie würde man rückwirken, falls sich eines Tages das Wort komunitet/комунитет das übliche općina/општина zu verdrängen drohte ? Oder auf griechisch das Wort κοινότητα durch κομουνιτά gedankenlos ersetzt würde ?
Rumänisch und Aromunisch sind sowieso romanische Sprachen und da die meisten Ausleihungen wortgeschichtlich lateinischer Herkunft sind - dort hat man z.b. comunitate - sollte es keine Kurzschlüsse geben. Die sprachreinigende Grundstellund Kroatiens scheint mir diesbezüglich beispielhaft (obwohl sie teilweise nicht als Rückwirkung gegen das Englische geführt wird, sondern als Mittel der Abgrenzung von Bosnien und Serbien, die mehr oder weniger den guten alten jugoslawischen Wortschatz verwenden): dort hat man z.b. firewall=vatrozid=Feuerwand eingeführt.
Ich freue mich auf die Beiträge von allen, vor allem den nicht genannten Schkipetaren, Bulgaren und Türken (Gagauzen, Pomaken und Помохамеданчени).
Grüße,
Бalkandschi



Mannomann, was für ein Einstiegsthema in dieses Forum. Bist du per Zufall Linguist?:-) Das Englische dringt würde ich sagen in sämtliche Sprachen die im Einflussbereich des kapitalistischen Systems liegen ein. Es ist eine Frage des Zeitgeists. Zeitgeist heisst, dass wenn es unter 1'000 Menschen Mode wird in die Hosen zu scheissen, es 10'000 andere nachmachen weil es "cool" ist. Der Mensch ist nun mal ein Herdentier. 6.5 Milliarden Schafe denen man das Denken vorkauen muss, da sie selber zu faul sind oder schlich zum Denken nicht fähig.

Ich finde es braucht eine Sprachpolitik wie in Island, wo gezielt darauf verzichtet wird Anglizismen und Fremdwörter zu übernehmen. Und es bräuchte dringend mehr Selbstbewusstsein von Seiten der Nicht-Angelsachsen und die dringende Einsicht, dass es die Sprache ist welche unser aller Kultur hauptsächlich ausdrückt. Unter anderem deshalb setze ich mich auch für das Ausleben und den Erhalt der Regionalsprachen und der Dialekte ein - auch im Hinblick auf ein kulturell vielfältiges und reiches vereinigtes Europa. Ausserdem habe ich mir angewöhnt auf einen Englischsprecher im öffentlichen Raum nicht einzugehen, wenn er mich vorgängig nicht ausdrücklich fragt ob ich Englisch kann. Früher taten sie das ja noch. Heute gehen viele davon aus, dass alle Menschen auf der Welt ihre "Supersprache" beherrschen sollten/müssten, und plappern mal saufrech darauf los!

Heraclius



PS: @ Бalkandschi

Bist du eigentlich Bulgare?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, hast du Recht, ein ausgesprochen nietzschisches Herdegefühl herrscht überall, nur wenige musterhafte Sprachen, die den Kampf ums Überleben recht ernst nehmen, das angeführte Island und selbstverständlich Irland. Ich hab' grundsätzlich nichts gegen Fremdwörter, bloß es war immer so, dass sie dem Gefühl und dem Gefüge der Sprache angemessen wurden, was heute nicht mehr geschieht.
Was ich wissen möchte, ist, in welchem Maße der Balkan in seiner geschichtlichen und erdkundlichen Randlage von dieser Erscheinung betroffen ist, und ob man plant, ihr entgegenzuwirken. Griechenland hat eine unglaubliche sprachliche Überlieferung hinter sich, von der es ständig alte Wörter und Wortfügungen für neue Begriffe herausfischt, aber was ist mit den anderen verhältnissmäßig neuren Sprachüberlieferungen wie Albanisch oder Türkisch, wie verhalten sie sich bei der Sprachschöpfung ?


σε Heraclius: Ας πούμε οτι είμαι εγκερμανιζόμενος Ιταλός...
 
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