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Grasdackel
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Im Dortmunder Stadion Rote Erde gingen gestern Imame gegen evangelische Pastöre auf Torjagd.
Die Partie endete 7:4 für die Moslems - aber darauf kam es überhaupt nicht an
Dortmund. Das ehrwürdige Stadion Rote Erde hat in der Vergangenheit viele legendäre Fußballspiele erlebt. Seit gestern ist die Historie um eine äußerst ungewöhnliche Partie reicher - wobei sich die Bedeutung dieses Spiels nicht durch die sportliche Qualität erschließt, die war sprichwörtlich amateurhaft. Es waren vielmehr die Mannschaftsaufstellungen, die für eine Besonderheit sorgten: Evangelische Pastöre gingen gegen muslimische Imame auf Torjagd.
Eigentlich nicht mehr als ein Hobbykick, doch wenn Begriffe wie "Parallelgesellschaften" oder "Ghettoisierung" die politische und gesellschaftliche Debatte seit Monaten beherrschen, dann wächst dieser "Anstoß zum Dialog" - der erste seiner Art in Nordrhein-Westfalen - plötzlich zum wichtigen Ereignis. Das sichtbare Resultat: Ein halbes Dutzend Fernsehteams verfolgte das Geschehen, beinahe jeder Spieler wurde um eine Stellungnahme gebeten. Und selbst in Italien und Japan interessierte man sich für dieses "Spiel der Religionen".
Die Idee dazu entstand im Frühstadium des deutschen Sommermärchens: Als Pastöre und Imame im Frühjahr zusammensaßen, um für die Fußball-Weltmeisterschaft einen interreligiösen Stadtplan zu entwerfen, kam die Lust auf den sportlichen Wettbewerb. Initiator Friedrich Stiller. "Wir wollten den Dialog spielerisch machen." Und dazu sei Fußball einfach das geeignetste Mittel. Nicht, weil er selbst phasenweise religiöse Züge annimmt, die Menschen global verbinden, "nein, beim Fußball gilt es, Regeln einzuhalten und Respekt gegenüber dem Gegner zu zeigen", so Pfarrer Stiller.
Dem Spielgeschehen war deutlich anzusehen, dass der Sieg eine völlig untergeordnete Rolle bei diesem Aufeinandertreffen spielte. Dass beide Mannschaften zur Vorbereitung ins Trainingslager gingen, kursierte lediglich als Witz im Stadion. So kann man die beiden Fehlpässe unmittelbar nach dem Anpfiff auch als erste Form des verstärkten Dialogs betrachten. Und wann kommt es schon mal vor, dass sich die Kontrahenten zu einer gelungenen Aktion gegenseitig beglückwünschen. Nach ihrem Führungstor jubelten die Imame jedenfalls mit, als die Pastöre - angefeuert von dem Sprechchor "Pass - Tor" den Ausgleich erzielten. Und auf beiden Seiten schien selbst bei den glasklarsten Torgelegenheiten der letzte Wille zum Abschluss zu fehlen. Niemand sollte vorgeführt werden.
Und so hatte Schiedsrichter Andre Gretshcanyk eigentlich nichts weiter zu tun, als auf die Einhaltung der Spielzeit zu achten. Der gebürtige Ukrainer kann sprichwörtlich als Unparteiischer bezeichnet werden. Er ist Mitglied der jüdischen Gemeinde und kann sich durchaus eine Ausweitung des Dialogs vorstellen: "Vielleicht spielt ja in Zukunft mal ein muslimisches Team gegen ein jüdisches."
Der erste interreligiöse Kick endete schließlich mit einem 7:4 für die Imame. Kadir Bülbül hatte dafür folgende Erklärung: Nach dem Ende des Fastenmonats Ramadan seien nun alle Spieler wieder bei Kräften.
Kadir Bülbül war - ebenso wie übrigens auch alle anderen Beteiligten - begeistert von diesem echten Freundschaftsspiel, allerdings: "Wir sind sehr spät dran. Diese Idee hätte schon vor 20 Jahren kommen müssen. Ich wünsche mir, dass wir nicht nur zum Fußballspiel zusammenkommen, sondern auch zu anderen Gelegenheiten.""Wir wollten den Dialog spielerisch machen"
Genial.
Die Partie endete 7:4 für die Moslems - aber darauf kam es überhaupt nicht an
Dortmund. Das ehrwürdige Stadion Rote Erde hat in der Vergangenheit viele legendäre Fußballspiele erlebt. Seit gestern ist die Historie um eine äußerst ungewöhnliche Partie reicher - wobei sich die Bedeutung dieses Spiels nicht durch die sportliche Qualität erschließt, die war sprichwörtlich amateurhaft. Es waren vielmehr die Mannschaftsaufstellungen, die für eine Besonderheit sorgten: Evangelische Pastöre gingen gegen muslimische Imame auf Torjagd.
Eigentlich nicht mehr als ein Hobbykick, doch wenn Begriffe wie "Parallelgesellschaften" oder "Ghettoisierung" die politische und gesellschaftliche Debatte seit Monaten beherrschen, dann wächst dieser "Anstoß zum Dialog" - der erste seiner Art in Nordrhein-Westfalen - plötzlich zum wichtigen Ereignis. Das sichtbare Resultat: Ein halbes Dutzend Fernsehteams verfolgte das Geschehen, beinahe jeder Spieler wurde um eine Stellungnahme gebeten. Und selbst in Italien und Japan interessierte man sich für dieses "Spiel der Religionen".
Die Idee dazu entstand im Frühstadium des deutschen Sommermärchens: Als Pastöre und Imame im Frühjahr zusammensaßen, um für die Fußball-Weltmeisterschaft einen interreligiösen Stadtplan zu entwerfen, kam die Lust auf den sportlichen Wettbewerb. Initiator Friedrich Stiller. "Wir wollten den Dialog spielerisch machen." Und dazu sei Fußball einfach das geeignetste Mittel. Nicht, weil er selbst phasenweise religiöse Züge annimmt, die Menschen global verbinden, "nein, beim Fußball gilt es, Regeln einzuhalten und Respekt gegenüber dem Gegner zu zeigen", so Pfarrer Stiller.
Dem Spielgeschehen war deutlich anzusehen, dass der Sieg eine völlig untergeordnete Rolle bei diesem Aufeinandertreffen spielte. Dass beide Mannschaften zur Vorbereitung ins Trainingslager gingen, kursierte lediglich als Witz im Stadion. So kann man die beiden Fehlpässe unmittelbar nach dem Anpfiff auch als erste Form des verstärkten Dialogs betrachten. Und wann kommt es schon mal vor, dass sich die Kontrahenten zu einer gelungenen Aktion gegenseitig beglückwünschen. Nach ihrem Führungstor jubelten die Imame jedenfalls mit, als die Pastöre - angefeuert von dem Sprechchor "Pass - Tor" den Ausgleich erzielten. Und auf beiden Seiten schien selbst bei den glasklarsten Torgelegenheiten der letzte Wille zum Abschluss zu fehlen. Niemand sollte vorgeführt werden.
Und so hatte Schiedsrichter Andre Gretshcanyk eigentlich nichts weiter zu tun, als auf die Einhaltung der Spielzeit zu achten. Der gebürtige Ukrainer kann sprichwörtlich als Unparteiischer bezeichnet werden. Er ist Mitglied der jüdischen Gemeinde und kann sich durchaus eine Ausweitung des Dialogs vorstellen: "Vielleicht spielt ja in Zukunft mal ein muslimisches Team gegen ein jüdisches."
Der erste interreligiöse Kick endete schließlich mit einem 7:4 für die Imame. Kadir Bülbül hatte dafür folgende Erklärung: Nach dem Ende des Fastenmonats Ramadan seien nun alle Spieler wieder bei Kräften.
Kadir Bülbül war - ebenso wie übrigens auch alle anderen Beteiligten - begeistert von diesem echten Freundschaftsspiel, allerdings: "Wir sind sehr spät dran. Diese Idee hätte schon vor 20 Jahren kommen müssen. Ich wünsche mir, dass wir nicht nur zum Fußballspiel zusammenkommen, sondern auch zu anderen Gelegenheiten.""Wir wollten den Dialog spielerisch machen"
Genial.