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Mustafa Kemal Atatürk

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Popeye

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Gazi Mustafa Kemal Atatürk (* 1881 in Saloniki (heute Thessaloníki); † 10. November 1938 in Istanbul) ist der Begründer der modernen Türkei mit dem Staatsprinzip des Kemalismus und erster Präsident der nach dem Ersten Weltkrieg aus dem Osmanischen Reich hervorgegangenen Republik Türkei.

Seine Verdienste als Offizier bei der Verteidigung der Halbinsel Gallipoli 1915 gegen englische Truppen, die die Dardanellen unter Kontrolle bringen sollten, sowie 1921 im Abwehrkampf gegen die nach Anatolien vordringenden Griechen haben ihn zum Künder und Hauptvertreter türkischen Selbstbehauptungswillens gemacht. Als Machtpolitiker von eigener Art, der die Modernisierung seines Landes nach westlichem Vorbild unermüdlich vorantrieb, hat er mit der Abschaffung von Sultanat und Kalifat sowie mit weit reichenden gesellschaftlichen Reformen einen in dieser Form einmaligen Staatstypus geschaffen. Darauf beruht - trotz einiger Schattenseiten seines Wirkens - die personenkultartige Verehrung, die ihm in der Türkei bis heute entgegengebracht wird, und die Unangefochtenheit des ihm auf eigenen Vorschlag 1934 vom türkischen Parlament verliehenen Nachnamens „Atatürk“ (‚Vater der Türken‘).


Herkunft und Jugend

Geboren wurde Mustafa als Sohn der türkischen Eheleute Ali Rıza Bey und Zübeyde Hanım in Saloniki, das damals ein Teil des Osmanischen Reichs war, zugleich die Heimstatt verschiedener Völker, in der Weltoffenheit herrschte und die Muslime mit Juden und Christen vorwiegend friedlich zusammenlebten. Mustafas Großvater väterlicherseits, Hafız Ahmet, zählte zu den Yörük-Türkmenen. Seine Mutter war Tochter einer alteingesessenen bäuerlichen (ursprünglich aus Konya-Karaman stammenden) Familie des Städtchens Langaza (heute Langadas) bei Saloniki. Die Eltern heirateten 1871.

Ali Rıza hatte als Zollbeamter auf einem abgelegenen Posten an der makedonischen Grenze seiner Frau und Familie keine auskömmlichen Verhältnisse bieten können, hatte die Stellung nach dem Tod zweier Söhne aufgegeben und sein Glück als Holzhändler in Saloniki versucht. Von fünf Geschwistern Mustafas überlebte nur die Schwester Makbule (Atadan) die Kindheit. Sein eigenes genaues Geburtsdatum steht nicht fest, so dass er dafür später den 19. Mai wählte, an dem er 1919 mit 38 Jahren in der anatolischen Küstenstadt Samsun landete, um die Kräfte für die Befreiung des Landes von Siegermächten und Sultanat zu sammeln.

Mustafas Aufwachsen war von mehreren Umbrüchen bestimmt, in denen mitunter bereits sein ausgeprägter Eigenwille und seine Durchsetzungsfähigkeit zur Geltung kamen. Nur wenige Tage besuchte er die von der Mutter gewollte religiöse Schule, vor allem wegen der Aufnahmezeremonie, dann wechselte er mit Unterstützung des Vaters auf eine Privatschule nach westlichem Vorbild. Als er sieben Jahre alt war, starb Ali Rıza; und Zübeyde, die ihre beiden verbliebenen Kinder kaum ernähren konnte, zog zu ihrem Bruder aufs Land, wo keinerlei geregelter Schulbesuch möglich war. Nach mehrmonatiger Schulpause wurde Mustafa in die Obhut seiner Tante in Saloniki gegeben, damit er wieder am Unterricht teilnehmen konnte. Schlimme Prügel, verbunden mit blutigen Striemen auf dem Rücken, die er von einem Lehrer bezog, ließen ihn zum wiederholten Schulabbrecher werden. Als Zwölfjähriger bewarb er sich dann heimlich an der militärischen Mittelschule in Saloniki, bestand die Aufnahmeprüfung und setzte seinen Willen anschließend gegen den Widerstand der Mutter durch. Den Beinamen Kemal (arabisch: „der Vollkommene“) soll ihm nach eigenem Bekunden sein dortiger Mathematiklehrer verliehen haben, dem er mit seinen Fähigkeiten Eindruck machte. Die Abschlussprüfung 1895, die er als Viertbester absolvierte, gab seinem Selbstbewusstsein zusätzliche Nahrung und ließ ihn seine Ausbildung fernab der Familie an der höheren Militärschule im westmazedonischen Monastir (heute Bitola) fortsetzen.



Militärische Schulung und politische Anfänge (1896-1905)

An dieser wie an anderen militärischen Ausbildungsstätten des damaligen Osmanischen Reiches gab es starke, westlich orientierte Reformbestrebungen. Da Französisch als Weltsprache auch hier gelehrt wurde, spielten – über die Sprachlehrer vermittelt – Geschichte und Errungenschaften der Französischen Revolution dabei eine besondere Rolle.

Im Verlauf des 19. Jahrhunderts waren Öffnungstendenzen gegenüber dem Westen auch von osmanischen Herrschern gefördert worden, bis hin zu der von Sultan Abdülhamid II. 1876 eingeführten Verfassung nebst Parlament, die er allerdings zwei Jahre später widerrief. Dies war der Ansatzpunkt der jungosmanischen, dann der jungtürkischen Oppositionsbewegung vor allem an den Militärschulen, an die Mustafa Kemal nun in Monastir Anschluss fand.

Nach wiederum hervorragend bestandener Abschlussprüfung gelangte Mustafa Kemal 1899 als Offiziersanwärter an die Militärakademie im damaligen Konstantinopel. Hier wurde er wegen oppositioneller politischer Umtriebe auffällig, profitierte aber von der Protektion des liberalen Akademiedirektors. Bald nach dem Ende seiner Offiziersausbildung geriet er gleichwohl in die Fänge des Geheimdienstes, musste mehrere Monate im Gefängnis verbringen und kam nur durch die neuerliche Fürsprache des Direktors der Militärakademie wieder auf freien Fuß. Die Geheimdienstakte seiner Verfehlungen verzeichnete nicht nur politische Unbotmäßigkeit, sondern u. a. auch den als unehrenhaft geltenden Umgang mit Prostituierten und eine Alkoholkrankheit (Gronau, S. 54). Der ständige Konsum von Rakı, einem hochprozentigen Schnaps, dem der unter Schlafstörungen Leidende zeitlebens frönte, sollte in der Tat späterhin zu einem lebensverkürzenden gesundheitlichen Problem werden. Wissensdurst und Leistungsfähigkeit Mustafa Kemals waren davon aber – bis auf seine letzten Jahre – anscheinend relativ unbeeinträchtigt.

Die Militärakademie hatte er 1905 als Jahrgangsfünfter beendet und folglich eine glänzende Karriere als Generalstabsoffizier erwarten lassen. Nun aber wurde er zwecks Fernhaltung von den politischen Brennpunkten auf einen Außenposten in Syrien abkommandiert, also vorerst kaltgestellt.



Bis er als Reorganisator der türkischen Gesellschaft nach den Niederlagen des Osmanischen Reiches im Ersten Weltkrieg wirksam werden konnte, hat Mustafa Kemal eine ganze Reihe vergeblicher Anläufe genommen, in eine staatliche Führungsposition zu gelangen. Denn dazu fühlte er sich bereits in jungen Jahren berufen. Dass er daran trotz vieler Rückschläge unbeirrbar festhielt, dass er in allen Lebenslagen zielsicher blieb, auf seine Chancen hinarbeitete, ja sie ein ums andere Mal zu erzwingen suchte, gehört zu den Voraussetzungen seines schließlichen Erfolgs. Die Umwege und Warteschleifen, die seine Frustrationstoleranz gehörig auf die Probe stellten, dienten ihm letztlich nur als Gelegenheiten zu situationsangepasster Selbstschulung und Horizonterweiterung.

In Damaskus kam Mustafa Kemal in Kontakt mit einem jungtürkisch-oppositionell ausgerichteten Beteiligten an einem gescheiterten Attentatsversuch auf Sultan Abdülhamid II. Nach Verbüßung einer Gefängnisstrafe war der nach Syrien in die Verbannung geschickt worden und betrieb nun einen Buchladen, u.a. mit verbotenen französischen Schriften. Mit ihm gründete Mustafa Kemal die revolutionäre Geheimorganisation „Vaterland und Freiheit“, für die er in Jerusalem, Jaffa und Beirut weitere Mitglieder anwarb. Ende 1906 gab ihm sein militärischer Vorgesetzter Rückendeckung für eine verdeckte Reise zurück nach Saloniki, wo er vergeblich Zugang zu den führenden Köpfen der jungtürkischen Opposition suchte und eine Zweigstelle seiner Geheimgesellschaft gründete. Der Gefahr, hier als Deserteur entdeckt zu werden, begegnete er durch rechtzeitige Rückreise nach Syrien.

Nach seiner Beförderung zum Hauptmann wurde er im September 1907 nach Mazedonien versetzt. Doch auch das verschaffte ihm nicht den erhofften Eintritt in den Führungszirkel des jungtürkischen „Komitees für Einheit und Fortschritt“. So war es der um ein Jahr jüngere jungtürkische Offizier Enver, der den Sultan in einer abenteuerlichen Militäroperation dazu brachte, die Verfassung von 1876 wieder in Kraft zu setzen, und der Mustafa Kemal dann für lange Zeit politisch im Abseits hielt. Seine militärischen Organisations- und Führungsfähigkeiten zu zeigen, bekam Mustafa Kemal gleichwohl Gelegenheit, als er 1909 zum Ausbildungsleiter jener Divisionen berufen wurde, durch deren Einsatz Abdülhamid II. zur Abtretung der Sultanswürde an seinen Bruder Mehmed V. gezwungen wurde, weil er gegen das neugewählte Parlament vorgegangen war.

Italiens imperialistisches Ausgreifen nach Nordafrika 1911 führte zur Entsendung Enver Paschas, der in Tripolis die osmanischen Truppen gegen die Italiener in den Kampf führen sollte. Mustafa Kemal meldete sich freiwillig für diesen Einsatz und wurde gleichfalls beauftragt. Beider Rivalität nahm hier bereits deutliche Züge an. Im Oktober 1912 gab das Osmanische Reich die nordafrikanischen Provinzen verloren, da die Lage auf dem Balkan eine militärische Kräftekonzentration erforderte. Bulgaren und Griechen belagerten Edirne (Adrianopel) und schickten sich an, auch die Reste der osmanischen Herrschaft auf dem europäischen Kontinent zu beseitigen. Als im Streit um die Kriegsbeute dann aber 1913 Bulgaren und Griechen aneinander gerieten, nutzten die jungtürkischen Militärs unter Envers Führung die Gelegenheit zur Rückeroberung Edirnes. Damit hatte Enver sich erneut hervorragend in Szene gesetzt und für eine steile politische Karriere empfohlen: Er wurde umgehend Kriegsminister. Mustafa Kemal wurde vom Generalstab mit der Führung jener Streitkräfte beauftragt, die die Dardanellen und die Halbinsel Gallipoli zu verteidigen hatten, eine vorerst wenig anspruchsvolle Aufgabe.

Im Herbst 1913 wurde er als Militärattaché an die osmanische Botschaft in Sofia versetzt, eine neuerliche politische Kaltstellung, die er mit seinem politischen Weggefährten Ali Fethi teilte, der als Generalsekretär des jungtürkischen „Komitees für Einheit und Fortschritt“ abgelöst und auf den Botschafterposten in Sofia befördert wurde. Politische Zielkonflikte gegenüber Enver bestanden für Mustafa Kemal vor allem in zweierlei Hinsicht: Während Enver die militärischen Verbindungen zum Deutschen Kaiserreich möglichst eng halten und im Kriegsfall mit den Deutschen gemeinsame Sache machen wollte, lehnte Mustafa Kemal dies ab und strebte die unabhängige Reorganisation der türkischen Armee an. Und während Enver für die Zukunft ein pantürkisches Reich unter Einschluss der Turkvölker Mittelasiens anvisierte, waren Mustafa Kemals nationalstaatliche Vorstellungen von vornherein in etwa an der heutigen Ausdehnung des türkischen Staatsgebiets orientiert. Er nutzte den Zeitraum vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs, um sich in Sofia mit diplomatischen Gepflogenheiten und Umgangsformen vertraut zu machen, was ihm später als Staatspräsident sehr zustatten kommen sollte.
Atatürk in Gallipoli
Atatürk in Gallipoli

Erst nach wiederholten vergeblichen Anfragen zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurde ihm im Januar 1915 das Kommando über die auf der Halbinsel Gallipoli stationierte 19. Division der 5. Armee übertragen. Auf diesem Posten vollbrachte er im Abwehrkampf gegen die energisch auf die Herrschaft über die Dardanellen zielenden Alliierten eine unterdessen legendäre militärische Glanztat, die den Rücktritt des mit diesem Unternehmen scheiternden britischen Kriegsministers Winston Churchill bewirkte. Premierminister Lloyd George, der Churchills Plan unterstützt hatte, sah sich zu der Erklärung veranlasst: „Wie sollte ich wissen, dass unseren Armeen ein Soldat gegenüberstand, wie ihn die Geschichte alle Jahrhunderte nur einmal hervorbringt?“ Von seinem obersten militärischen Vorgesetzten Enver Pascha wurde Mustafa Kemal aber auch hiernach gezielt missachtet, so dass er bereits ein Abschiedsgesuch auf den Weg brachte. Nur durch Vermittlung des deutschen Oberbefehlshabers der 5. Armee, General Liman von Sanders, der sich mahnend an Enver wandte, verblieb Mustafa Kemal im Dienst.

Im Januar 1916 versetzte man ihn nach Edirne, Ende Februar 1916 mitsamt seinen Einheiten zur Verstärkung der 3. Armee an die anatolische Ostfront. Für seine Verdienste bei der Verteidigung Gallipolis erhielt er nachträglich die Beförderung zum General, verbunden mit dem Ehrentitel Pascha. Die Russische Revolution 1917 führte zur Beruhigung der militärischen Lage im Osten, was Enver zu neuen offensiven Vorstößen gegen die Engländer in Mesopotamien und Ägypten inspirierte, während Mustafa Kemal die Konzentration auf die Verteidigung der anatolischen Kernlande für nötig hielt und sich Envers Plänen offen widersetzte. Dafür hat man ihn – vorgeblich wegen Krankheit – vom Dienst beurlaubt.

Zur Jahreswende 1917/18 wurde der Sieger von Gallipoli für einen Besuch des Kronprinzen Vahdettin bei Kaiser Wilhelm II. (Deutsches Reich) im deutschen militärischen Hauptquartier in Spa als Militärattaché und persönlicher Adjutant bestimmt. Die Unabhängigkeit seines Urteils hat er auch bei dieser Gelegenheit schonungslos zu erkennen gegeben. Nach dem Besuch der Westfront zu seiner Einschätzung befragt, äußerte er gegenüber Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg: „Der Krieg ist bereits verloren.“ Allerdings gelang es ihm trotz mehrerer Vorstöße nicht, Kronprinz Vahdettin für seine Vorstellungen und Machtambitionen in der Führung des Osmanischen Reiches zu gewinnen. Dies zeigte sich endgültig, als im Juni 1918 Vahdettin tatsächlich die Thronfolge antrat und Mustafa Kemal zum Armeekommandanten für die Verteidigung Syriens gegen die Briten machte, ein aus dessen Sicht aussichtsloses Unternehmen, das dann auch nur auf einen geordneten Rückzug hinauslief.

Anfang Oktober 1918 gaben Enver und seine Regierungsvertrauten auf und flüchteten sich außer Landes. Doch auch jetzt noch verweigerte man Mustafa Kemal Pascha das von ihm angestrebte Kriegsministerium. Angesichts der nach dem Waffenstillstand am 30. Oktober beginnenden alliierten Besatzungspolitik empfahl er demobilisierten Truppen, sich zu Guerillaverbänden im Inneren Anatoliens zu formieren und für einen künftigen Befreiungskampf bereitzuhalten. Unterdessen geriet Mustafa Kemal nach einer neuerlichen Parlamentsauflösung durch Sultan Mehmet VI. Vahdettin selbst in Gefahr, als potentieller Oppositioneller unschädlich gemacht zu werden. Seine prekäre Lage klärte sich auf unverhoffte Weise, als er zur Befriedung von Unruhen zwischen Griechen und Türken an der Schwarzmeerküste im Mai 1919 zum Generalinspekteur ernannt und nach Ostanatolien entsandt wurde, wo mit Kazım Karabekır und Ali Fuat zwei Heerführer mit ihren Truppen bereitstanden, sich seiner Führung unterzuordnen.


Atatürks Nationalismus war nach innen gerichtet, bezog sich auf die Türkei und ihre Bevölkerung und beinhaltete nach außen keine aggressive Komponente. Nationale Minderheiten wie Kurden und Armenier, soweit sie noch im Lande siedelten, wurden allerdings in ihrem sprachlichen und kulturellen Eigenleben unterdrückt und im Widerstandsfall mit militärischen Mitteln rücksichtslos bekämpft. Am 27. Mai 1915 hatte das Osmanische Reich die Deportation von 2 Millionen Armeniern aus Anatolien nach Mesopotamien angewiesen, die mit dem Tod mindestens der Hälfte geendet hatte. Atatürk hingegen lehnte eine pantürkisch motivierte imperialistische Expansion im Gegensatz zu seinem früheren Rivalen Enver Pascha konsequent ab. Aus der an globalen Zusammenhängen geschulten Sicht des 21. Jahrhunderts nimmt sich seine außenpolitische Standortbestimmung geradezu visionär aus:

Heute sind alle Nationen der Erde fast Verwandte geworden oder bemühen sich, es noch zu werden. Infolgedessen muß der Mensch nicht nur an die Existenz und das Glück derjenigen Nation denken, der er angehört, sondern auch an das Vorhandensein und Wohlbefinden aller Nationen der Welt... Wir wissen nicht, ob uns nicht ein Ereignis, das wir weit entfernt glauben, eines Tages erreicht. Aus diesem Grund muß man die gesamte Menschheit als einen Körper und eine Nation als sein Glied betrachten. (zitiert nach Rill, S.118)

1932 trat die Türkei dem Völkerbund bei, 1936 wurde ihr die im Vertrag von Lausanne noch vorenthaltene Souveränität über die Meerengen von Bosporus und Dardanellen und die diesbezügliche Kontrolle der Schifffahrt durch das Abkommen von Montreux zugestanden. Zu Griechenland konnte schon von 1930 an ein gutnachbarliches Verhältnis hergestellt werden, und beim Balkanpakt 1934 in Athen war es vor allem Atatürks multilateralen Ausgleichsbemühungen zuzuschreiben, dass ein die Türkei, Griechenland, Jugoslawien und Rumänien zusammenführendes Vertragswerk geschlossen werden konnte. In demselben Jahr schlug der griechische Premierminister Venizelos – wenn auch erfolglos – Mustafa Kemal Atatürk für den Friedensnobelpreis vor.

Zu den faschistischen Diktatoren Mussolini und Hitler hielt Atatürk unmissverständlich Abstand und hieß eine Vielzahl zu Beginn der NS-Herrschaft ins Exil flüchtender Wissenschaftler, Künstler und Architekten in der Türkei willkommen, die ihre Mitwirkung bei der Modernisierung des Landes und beim Aufbau des türkischen Hochschulwesens gut gebrauchen konnte. Für manche von ihnen wurden die Universitäten von Ankara und Istanbul zu neuen Wirkungsstätten. Unter denen, die in der Türkei eine Zuflucht fanden, waren z.B. der spätere Berliner Regierende Bürgermeister Ernst Reuter und der Architekt Bruno Taut, der 1938 den Katafalk zur Trauerfeier für den verstorbenen Atatürk entwerfen sollte.

Ambivalent war das Verhältnis Atatürks zur benachbarten Großmacht UdSSR. Beide Staaten konnten einander nach dem Ersten Weltkrieg in dem Bemühen unterstützen, die internationale Isolierung durch die Siegermächte zu überwinden. Auch die von sowjetischer Seite dem jungen türkischen Staat gewährten Aufbauhilfen in begrenztem Umfang hat Atatürk gern entgegengenommen. Von der kommunistischen Ideologie und dem sowjetischen Gesellschaftsmodell jedoch hat er sich deutlich distanziert.

Bereits im Oktober 1933, beim Festakt zum 10-jährigen Jubiläum der Republik Türkei, sah Atatürk einen möglichen neuen Krieg in Europa voraus und legte sein Land für diesen Fall auf einen Kurs der Neutralität fest (Gülbeyaz, S. 211). Dem amerikanischen General Douglas MacArthur, der zur Manöverbeobachtung Anfang der 1930er Jahre die Türkei aufsuchte, gab er folgende Prophezeiung mit auf den Weg, die allerdings erst 1951 veröffentlicht wurde:

Meiner Meinung nach wird das Schicksal Europas wie gestern auch morgen von der Haltung Deutschlands abhängig sein. Diese außergewöhnlich dynamische und disziplinierte Nation von 70 Millionen wird, sobald sie sich einer politischen Strömung hingibt, die ihre nationalen Begierden aufpeitscht, früher oder später den Vertrag von Versailles zu beseitigen suchen. Deutschland wird in kürzester Zeit eine Armee aufstellen können, die imstande sein wird, ganz Europa, mit Ausnahme von England und Rußland, zu besetzen... der Krieg wird in den Jahren 1940/45 ausbrechen... Frankreich hat keine Möglichkeit mehr, eine starke Armee aufzustellen. England kann sich bei der Verteidigung seiner Insel nicht mehr auf Frankreich verlassen. Amerika wird in diesem Krieg genau wie im Ersten Weltkrieg nicht neutral bleiben können. Und Deutschland wird wegen des amerikanischen Kriegseintritts diesen Krieg verlieren...



Der Name „Atatürk“ erinnert mich an die historischen Siege eines der größten Männer dieses Jahrhunderts, an seine schöpferische Fähigkeit zu regieren, an seine Weitsicht, an seinen großen Mut und an sein Können als Soldat.


Zitate mit Bezug auf Kemal Atatürk

* "Dieser große Mensch war nicht nur der größte Anführer der Türkei, sondern der größte Anführer der ganzen Ost-Völker." - Amanullah Khan
* "Atatürk gehörte zu den wenigen Staatsmännern nach 1918, die sich durch Mäßigung, Weitsicht und vorwärtsweisende Ideen auszeichneten und nicht durch Ressentiments die geringen Chancen verspielten, die es gab, diesen labilen Nachkriegsfrieden zu retten." - Walther Leisler Kiep, Atatürk in deutscher Sicht, Köln 1982
* "Atatürk war aufs äußerste darauf bedacht, nicht mit irgendeiner Spielart einer faschistischen Bewegung in Verbindung gebracht zu werden. Als die faschistischen Regimes im Westen immer mehr Bedeutung gewannen, bemühte er sich, nicht mit ihnen in einen Topf geworfen zu werden." - Nermin Abadan-Unat, Journal of the American Institute for the Study of the Middle Eastern Civilisation, Nr. 3/4 (1881)
* "Atatürk war kein revolutionär gesonnener junger Offizier, der mit einem Staatsstreich die Macht an sich riss, sondern ein General und ein Pascha, der die Kontrolle über den Staat im Augenblick einer tiefen nationalen Krise fast widerstrebend in allmählichen Schritten übernahm." - Bernard Lewis, The Emergence of Modern Turkey, New York 1968
* "Die sunnitischen Schriftgelehrten glaubten, daß man jedem an der Macht befindlichen Banditen gehorchen müsse; und diese Ansicht wurde von den Banditen selbst begründet. Ist es vorstellbar, daß der große Prophet des Islam befohlen haben sollte, Atatürk zu gehorchen, der seine Anordnungen unterdrückte?" - Ajatollah Chomeini, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27. Juli 1987
* "Kemal Pascha war natürlich in Indien bei den Moslems ebenso wie bei den Hindus beliebt. Er hatte nicht nur die Türkei von fremder Herrschaft befreit und vor der Aufteilung bewahrt, sondern hatte auch die Machenschaften der europäischen imperialistischen Mächte, besonders Englands, vereitelt. Die darauffolgende antiklerikale Reformpolitik ließ Kemals Popularität bei den orthodoxen Moslems zwar sinken, doch gerade diese Politik machte ihn bei der jüngeren Generation, sowohl bei Hindus wie auch bei Moslems, noch beliebter." - Pandit Nehru, Entdeckung Indiens, 1944



http://youtube.com/watch?v=nbVW9ECb0Ts
 
das atatürk alle moscheen geshclossen hat und so stimmt nicht er hat das mit dieser hut kacke gemacht das alle modern sein müssen aber das gebetsruf ins türkische übersetzt wird und so stimmt nicht
das hat alles ismet inönü gemacht ismet inönü war so hamma anti moslem boah
 
Istanbul schrieb:
das atatürk alle moscheen geshclossen hat und so stimmt nicht er hat das mit dieser hut kacke gemacht das alle modern sein müssen aber das gebetsruf ins türkische übersetzt wird und so stimmt nicht
das hat alles ismet inönü gemacht ismet inönü war so hamma anti moslem boah
Boah voll krass alta :roll: :roll:
Zur hölle mit Atatürk!!!
 
Magnificient schrieb:
Atatürk eine der größten Persönlichkeiten des 20 Jahrhunderts nach der Time !

Und wichtig für die Welt !!

Das einzig gute an ihm war das er den Krieg+Osmanisches Reich beendet hatte, aber was er innerpolitisch tat, keinen Kommentar...
 
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