Medizinnobelpreis an drei Immunologen
Der Nobelpreis für Physiologie oder Medizin geht in diesem Jahr an die Immunforscher Bruce Beutler (USA), Jules Hoffmann (Frankreich) und Ralph Steinman (Kanada). Das teilte das Karolinska-Institut in Stockholm mit.
Kategorie: Auszeichnung Erstellt am 03.10.2011.
Beutler und Hoffmann erhalten die Auszeichnung für die Entdeckung der angeborenen Immunität, sie bekommen die Hälfte des Preisgelds. Steinman wird für die Entdeckung der dendritischen Zellen ausgezeichnet, die das Immunsystem aktivieren. Die Auszeichnung ist mit zehn Millionen schwedischen Kronen (1,088 Mio. Euro) dotiert.
"Wächter des Immunsystems"
"Die diesjährigen Nobelpreisträger haben unser Verständnis des Immunsystems revolutioniert, indem sie zentrale Prinzipien seiner Aktivierung entdeckt haben", erklärte die Jury zur Begründung. Mit ihrer Forschung hätten die drei Wissenschaftler den Weg für die Vorbeugung und neue Therapien bei der Bekämpfung von Infektionen, Krebs und Entzündungskrankheiten bereitet.
So hätten auf Grundlage der Arbeit der Forscher bessere Impfstoffe entwickelt werden können. Die Forschung habe aber auch neue Erkenntnisse bei der Frage gebracht, warum das menschliche Immunsystem manchmal den eigenen Körper angreift.
Fliegen und Abwehrgene
Jules Hoffmann
Der Franzose Jules Hoffmann (geboren im Jahr 1941 in Echternach in Luxemburg) machte seine große Entdeckung im Jahr 1996, als er und eine Mitarbeiter untersuchten, wie Drosophila-Fliegen, die bevorzugten Studienobjekte vieler Genetiker, Infektionen abwehren.
Dabei kamen sie auf die Toll-Gene. Mutationen bewirkten, dass die Insekten keine Abwehrreaktion gegen Bakterien und Pilze aufbauen konnten.
Die Gene waren zuvor von der deutschen Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard (1995 mit dem Nobelpreis geehrt) als wichtig für die Embryonalentwicklung erkannt worden. Der gebürtige Luxemburger arbeitete an einem Forschungslabor in Straßburg und war 2007 bis 2008 auch Präsident der Französischen Akademie der Wissenschaften.
Immunschock-Rezeptoren
Bruce Beutler
Bruce Beutler (geboren 1957 in Chicago) suchte nach einem Rezeptor, an den bei einer Infektion mit bestimmten Bakterien die Lipopolysaccharide (LPS) binden.
Sie können den septischen Schock und somit die gefährlichste Komplikation bei Blutvergiftungen auslösen. 1998 entdeckten Beutler und seine Mitarbeiter Mäuse, die gegen die LPS-Toxizität "immun" waren.
Sie fanden heraus, dass das auf der Mutation eines Gens beruht, das sehr ähnlich dem Toll-Gen der Fruchtfliege ist. Schließlich entdeckten sie den Toll-like-Rezeptor 4 als jene Andockstelle für LPS von Bakterien, die sofort zu einer Entzündungsreaktion und zum septischen Schock führen kann. Beutler arbeitet seit dem Jahr 2000 am Scripps Institute in La Jolla in den USA.
Fingerabdruck der Eindringlinge
Ralph Steinman
Ralph Steinman (geboren in Montreal, Kanada) entdeckte im Jahr 1973 die Dendritischen Zellen als jene Zellen des adaptiven Immunsystems, die durch den Organismus patrouillieren, fremdartige Moleküle ("Antigene" von Krankheitserregern) aufnehmen, in kleine Bruchstücke zerlegen und dem Immunsystem präsentieren.
Das ist die Voraussetzung für die Aktivierung von B- oder T-Zellen, die dann die weitere Abwehrreaktion in Gang setzen. Der Wissenschaftler erforscht auch jene Mechanismen, die dazu führen, dass die Abwehrreaktion nicht überschießend gegen eigenes Gewebe in Gang gesetzt wird. Steinman arbeitet an der Rockefeller University in New York und ist dort auch Direktor des Zentrums für Immunologie und Immunerkrankungen.
Medizinnobelpreis an drei Immunologen - science.ORF.at
und dann kam das:
die Ironie der Geschichte....
Nobelpreisträger starb kurz vor der Auszeichnung
Kurz nach der Bekanntgabe des Medizin-Nobelpreises stellt sich heraus: einer der Preisträger ist bereits tot. Er starb vor wenigen Tagen an Krebs – der Krankheit, für deren Bekämpfung er geehrt wurde. Besonders tragisch: Der Preis darf laut Statuten nicht nach dem Tod verliehen werden.
Der Nobelpreis für Physiologie oder Medizin geht in diesem Jahr an die Immunforscher Bruce Beutler (USA), Jules Hoffmann (Frankreich) und Ralph Steinman (Kanada). Das teilte das Karolinska-Institut in Stockholm mit.
Kategorie: Auszeichnung Erstellt am 03.10.2011.
Beutler und Hoffmann erhalten die Auszeichnung für die Entdeckung der angeborenen Immunität, sie bekommen die Hälfte des Preisgelds. Steinman wird für die Entdeckung der dendritischen Zellen ausgezeichnet, die das Immunsystem aktivieren. Die Auszeichnung ist mit zehn Millionen schwedischen Kronen (1,088 Mio. Euro) dotiert.
"Wächter des Immunsystems"
"Die diesjährigen Nobelpreisträger haben unser Verständnis des Immunsystems revolutioniert, indem sie zentrale Prinzipien seiner Aktivierung entdeckt haben", erklärte die Jury zur Begründung. Mit ihrer Forschung hätten die drei Wissenschaftler den Weg für die Vorbeugung und neue Therapien bei der Bekämpfung von Infektionen, Krebs und Entzündungskrankheiten bereitet.
So hätten auf Grundlage der Arbeit der Forscher bessere Impfstoffe entwickelt werden können. Die Forschung habe aber auch neue Erkenntnisse bei der Frage gebracht, warum das menschliche Immunsystem manchmal den eigenen Körper angreift.
Fliegen und Abwehrgene
Jules Hoffmann
Der Franzose Jules Hoffmann (geboren im Jahr 1941 in Echternach in Luxemburg) machte seine große Entdeckung im Jahr 1996, als er und eine Mitarbeiter untersuchten, wie Drosophila-Fliegen, die bevorzugten Studienobjekte vieler Genetiker, Infektionen abwehren.
Dabei kamen sie auf die Toll-Gene. Mutationen bewirkten, dass die Insekten keine Abwehrreaktion gegen Bakterien und Pilze aufbauen konnten.
Die Gene waren zuvor von der deutschen Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard (1995 mit dem Nobelpreis geehrt) als wichtig für die Embryonalentwicklung erkannt worden. Der gebürtige Luxemburger arbeitete an einem Forschungslabor in Straßburg und war 2007 bis 2008 auch Präsident der Französischen Akademie der Wissenschaften.
Immunschock-Rezeptoren
Bruce Beutler
Bruce Beutler (geboren 1957 in Chicago) suchte nach einem Rezeptor, an den bei einer Infektion mit bestimmten Bakterien die Lipopolysaccharide (LPS) binden.
Sie können den septischen Schock und somit die gefährlichste Komplikation bei Blutvergiftungen auslösen. 1998 entdeckten Beutler und seine Mitarbeiter Mäuse, die gegen die LPS-Toxizität "immun" waren.
Sie fanden heraus, dass das auf der Mutation eines Gens beruht, das sehr ähnlich dem Toll-Gen der Fruchtfliege ist. Schließlich entdeckten sie den Toll-like-Rezeptor 4 als jene Andockstelle für LPS von Bakterien, die sofort zu einer Entzündungsreaktion und zum septischen Schock führen kann. Beutler arbeitet seit dem Jahr 2000 am Scripps Institute in La Jolla in den USA.
Fingerabdruck der Eindringlinge
Ralph Steinman
Ralph Steinman (geboren in Montreal, Kanada) entdeckte im Jahr 1973 die Dendritischen Zellen als jene Zellen des adaptiven Immunsystems, die durch den Organismus patrouillieren, fremdartige Moleküle ("Antigene" von Krankheitserregern) aufnehmen, in kleine Bruchstücke zerlegen und dem Immunsystem präsentieren.
Das ist die Voraussetzung für die Aktivierung von B- oder T-Zellen, die dann die weitere Abwehrreaktion in Gang setzen. Der Wissenschaftler erforscht auch jene Mechanismen, die dazu führen, dass die Abwehrreaktion nicht überschießend gegen eigenes Gewebe in Gang gesetzt wird. Steinman arbeitet an der Rockefeller University in New York und ist dort auch Direktor des Zentrums für Immunologie und Immunerkrankungen.
Medizinnobelpreis an drei Immunologen - science.ORF.at
und dann kam das:
die Ironie der Geschichte....
Nobelpreisträger starb kurz vor der Auszeichnung
Kurz nach der Bekanntgabe des Medizin-Nobelpreises stellt sich heraus: einer der Preisträger ist bereits tot. Er starb vor wenigen Tagen an Krebs – der Krankheit, für deren Bekämpfung er geehrt wurde. Besonders tragisch: Der Preis darf laut Statuten nicht nach dem Tod verliehen werden.