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Papst Benedikt XVI zu Besuch in der Türkei (4 Tage)

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jugo-jebe-dugo

Guest
Der Türkeitrip Benedikt XVI. rückt auch die Konflikte zwischen den Christen und jene innerhalb der Orthodoxie in den Fokus

Mehr als 2000 Journalisten im Gefolge des Papstes signalisieren die Brisanz dieser Reise: Mindestens vier Schicksalsfragen sind mit dem Türkei-Besuch angesprochen:

Da ist zunächst das explosive Verhältnis Christentum-Islam: Die Türkei (70 Mill. Einwohner, davon ca. 99 Prozent Muslime) ist der wichtigste laizistische Staat der islamischen Welt. Und doch konnten zuletzt die Glutnester eines neuen Religionskonfliktes nach Benedikts Regensburger Rede nur mühsam getilgt und so die Reise gerettet werden.


Dann ist da der Zwist der EU mit ihrem Beitrittskandidaten Türkei, verschärft durch jüngste Ultimaten (Zypern) und Vorwürfe gegen eine demokratie- und menschenrechtssäumige Regierung. Ein Hauptvorwurf: Mangelnde Religionsfreiheit für die winzigen christlichen (Orthodoxe, Armenier, Syrer) und die weit größeren muslimischen Minderheiten (Aleviten, Kurden). Auch wenn der Hl. Stuhl jetzt versichert, "keine prinzipiellen Einwände" gegen einen EU-Beitritt der Türken zu haben, erinnern türkische Medien bissig an Joseph Ratzingers klare Worte von 2004: Eine EU-Mitgliedschaft der Türkei wäre "unhistorisch" und "ein großer Fehler".


Dazu kommt das - seit dem gegenseitigen Bannfluch von 1054 - belastete Verhältnis zwischen den Kirchen des Westens und Ostens. Alle Versöhnungsgesten und ökumenischen Dialoge konnten bisher wenig an der Spaltung des Christentums ändern: Hauptursache ist Roms Anspruch auf absolute Jurisdiktion über die christlichen Geschwisterkirchen. Orthodoxe erkennen im Papst zwar den Ersten unter Gleichen. Aber: Wie viel Primat und wie viel Gleichheit bedeutet das? So werden Papst Benedikt (266. Nachfolger des Hl. Petrus) und Patriarch Bartholomaios I. (260. Nachfolger des Hl. Andreas) als Erben zweier Apostel-Brüder zwar gemeinsam Gottesdienste in Istanbul feiern - aber ohne gemeinsame Eucharistie und ohne Eintracht im Glaubensbekenntnis.


Und schließlich beleuchtet die Papst-Reise auch noch das spannungsreiche Innenverhältnis zwischen Ostkirchen: Benedikt besucht mit Bartholomaios - dem "Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel" - zwar den Ranghöchsten der Orthodoxie. Das Ende des Kommunismus aber hat die Gewichte realer Kirchenmacht zugunsten des Moskauer Patriarchats (100 Mill. Gläubige) verschoben, während das orthodoxe Christentum in der Türkei durch Bevölkerungaustausch mit Griechenland (1923), Armenien-Völkermord (1915 bis 1917), Christen-Massakern etc. zu einer verschwindenden Minorität geschrumpft ist. Benedikts Besuch stärkt demonstrativ einen Bedrängten.


Was insgesamt auf dem Spiel steht, hat der oberste türkische Religionsverwalter Ali Bardakoglu präzise formuliert: "Wenn man sich wegen der Religion entzweit, wird es eine Trennung in allen Fragen geben". Papst und Türken ahnen aber auch, was langfristig möglich wäre: EU und Türken könnten der Welt beweisen, dass "der Islam" eben nicht der unvermeidbare Feind des "Westens" ist. Vorausgesetzt, dass die Türkei zuvor beweist, dass Islam, Demokratie, Menschenrechte und Modernität nicht unvereinbar bleiben.

www.derstandard.at
 
27.11.2006

Keine Massen bei Anti-Papst-Protesten

Maximal 30.000 demonstrierten - Veranstalter hatten hunderttausende Teilnehmer erwartet - Papst ruft zu Gebeten für seine Türkei-Reise am Dienstag auf

Die Demonstrationen, zu denen eine islamistische Partei Sonntag aufrief, nahmen sich bescheiden aus. Statt hunderttausender Menschen kamen nur wenige zehntausend. Die Stimmung in der Türkei vor dem Besuch Benedikt XVI. bleibt dennoch gespannt.


* * *

Es hatten hunderttausende werden sollen. Gekommen sind am Ende rund 30.000 Demonstranten, die sich zu einer Anti-Papst-Kundgebung versammelten. Aufgerufen dazu hatte die islamistische Saadet Partei (Partei der Glückseligkeit), eine Splittergruppe, die es bei den letzten türkischen Parlamentswahlen auf gerade einmal 2,5 Prozent brachte.

Dafür waren es dann doch noch ziemlich viele Anhänger, denen der am Dienstag beginnende Besuch Benedikt XVI. genügend Ärger bereitet, um sich im tristen Istanbuler Stadtteil Sisli auf einem Platz zwischen zwei Autobahnkreuzen zu versammeln. Die Partei hatte landesweit mobilisiert und massenhaft Transparente verteilt, auf denen in Englisch - damit die zahlreich angereisten ausländischen Journalisten es auch lesen und per TV in die Welt verbreiten konnten - stand: "Wir lieben Jesus, liebt ihr auch Mohammed?" oder "Respektiert unseren Glauben" und "Sei nicht unverschämt".

"Papst komm nicht"

Das Hauptmotto der Veranstaltung aber war: "Papa gelmesin" also "Papst komm nicht", solange du dich nicht für die Beleidigung des Propheten entschuldigt hast, wie die Redner dann meistens hinzufügten.

Bei den radikalen Papstgegnern, bei denen sich Islamisten wie Ultranationalisten die Hand reichen, gibt es vor allem zwei Themen, die die Gemüter vor dem Besuch erhitzten. Der Papst, so argwöhnen sie, ist nur die religiös verbrämte Speerspitze des westlichen, christlichen Imperialismus, der Istanbul den Muslimen nach gut 500 Jahren wieder entreißen will. Hier ist Istanbul, nicht Konstantinopel, skandierte ein Redner auf der Tribüne, und die Massen schrien mit. Deshalb werden die Treffen des Papstes mit dem Patriarchen der orthodoxen Kirche, Bartholomaios I., besonders argwöhnisch betrachtet, macht doch Bartholomaios für sich geltend, als "Patriarch von Konstantinopel" das Oberhaupt der Orthodoxie insgesamt zu sein.

Besuch der Hagia Sophia

Benedikt, so die Radikalen, will ihn nun bei der Rückeroberung Konstantinopels unterstützen. Das sei im Übrigen auch das eigentliche Ziel der EU. Höhepunkt der symbolischen Auseinandersetzung ist dabei die Hagia Sophia. Auf der Kundgebung wurde immer wieder betont, die Hagia Sophia, die seit Gründung der Republik 1924 in ein Museum umgewandelt wurde, sei eine Moschee, und der Papst habe dort nichts zu suchen.


Der Papst rief zu Gebeten für das Gelingen seiner Reise auf. Zugleich richtete er während seiner Ansprache vom Fenster des Vatikans "herzliche Grüße an das liebe türkische Volk". Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone bekundete indes Unterstützung für den EU-Beitritt der Türkei. "Ich hoffe, dass die Türkei die Bedingungen zum Beitritt zur EU und zur Integration in Europa erfüllen kann", sagte er.

www.derstandard.at


Die heilige orthodoxe Hagia Sofia (Erbaut im 6 jahrhundert)
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Reste der christlichen malerei der Hagia Sofia
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28.11.2006

Premier trifft Papst in Ankara
Benedikt XVI. würde sich über einen EU-Beitritt der Türkei freuen, sagte er Erdogan - Anschließend besuchte er das Atatürk-Mausoleum

Nach all der Aufregung im Vorfeld, war der erste Tag des Papstbesuches in der Türkei geprägt von sich gegenseitig überbietender Herzlichkeit. Hatte Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan ursprünglich gar nicht vorgehabt, den Papst überhaupt zu treffen, war seine gestrige Begrüßung des katholischen Oberhirten dann umso auffälliger. Direkt am Fußende der Gangway, gleich am Anfang des obligatorischen Roten Teppichs, wurde der Pontifex mit Handschlag begrüßt und dann direkt in die VIP - Longe des Flughafens in Ankara geleitet.

Der Smalltalk im Beisein der Fotografen war begleitet von einem wechselseitigen Austausch von Geschenken und auch die Statements konnten kaum höflicher sein. Der Papst versicherte, wie begeistert er von der Türkei als Brücke zwischen den Kulturen sei, und Erdogan reihte ihn gleich mit ein in eine Initiative zur "Zusammenarbeit der Zivilisationen", die er gemeinsam mit UN-Generalsekretär Annan und dem spanischen Ministerpräsidenten Zapatero vor einigen Wochen gestartet hat.

Ja zu EU-Beitritt

Wenn man Erdogan glauben kann, der im Anschluss an das Treffen gut gelaunt eine Pressekonferenz veranstaltete, bevor er zum Nato-Gipfel nach Riga aufbrach, hat der Papst auch hinter verschlossenen Türen nicht mit Freundlichkeiten gegeizt. Wichtigstes Statement von Benedikt XVI. sei gewesen: Ja, auch er würde sich freuen, wenn die Türkei eines Tages Mitglied der EU sei.

Hat der Papst vom Kardinal zum Pontifex da tatsächlich einen Sinneswandel vollzogen, oder ging es nur darum, in den vier Tagen, die der Türkei Besuch dauern wird, konsequent gute Stimmung zu verbreiten?
Wie jeder andere anständige Staatsbesucher in der Türkei auch, ließ sich der Papst jedenfalls anschließend zum Atatürk - Mausoleum fahren um dort mit einer Kranzniederlegung den türkischen Republikgründer zu ehren. Einem Mann, der ganz im Gegensatz zum amtierenden Premier Erdogan, für die Religion als solche nicht viel übrig hatte und den Islam in der Türkei deshalb auch einer strengen Kontrolle unterwarf.

Benedikt ließ sich von solcherart historischen Reminiszenzen jedoch nicht irritieren, sondern ordnete die Kranzschleifen und verharrte anschließend eine gute Minute im stillen Gedenken. Er trug sich ins Goldene Buch des türkischen Staates ein und bezeichnete darin die Türkei als "Scharnier zwischen Asien und Europa". Zudem zitierte er die Worte Atatürks: "Frieden zu Hause Frieden in der Welt".

"Historischer Besuch"

Auch die anschließende Visite bei Staatspräsident Ahmet Necdet Sezer verlief ohne jede Komplikation, sodass alle Kommentatoren erleichtert von einem würdigen Auftakt des "historischen Besuchs" sprachen.

Allerdings war der erste Tag in Ankara auch mehr fürs Protokoll, während die sensiblen Teile des Papst-Besuches erst am Mittwochabend in Istanbul beginnen. Heute, Mittwoch gönnt der Pontifex sich noch einen Ausflug in die antike Stadt Ephesus, die eine wichtige Rolle in der frühchristlichen Geschichte gespielt hat und wo der Legende nach die "Mutter Maria" begraben liegt.

Erst danach wird Papst Benedikt dann in Istanbul mit dem Oberhaupt der orthodoxen Kirche, Patriarch Bartholomäus I zusammen treffen. Dabei wird es sowohl um die weitere Annäherung von katholischer und orthodoxer Kirche gehen, wie auch um die Situation der christlichen Minderheiten in der Türkei. Erst dann wird sich zeigen, ob die Reise tatsächlich zur atmosphärischen Aufhellung zwischen Christentum und Islam wie der Türkei und Europa beiträgt, oder im Gegenteil die bestehenden Spannungen vertieft werden.


Erdogan gab sich nach seinem Treffen mit dem Papst optimistisch. Beide Seiten werden ihre Verantwortung für den Weltfrieden wahrnehmen.

http://derstandard.at/?url=/?id=2677197


Falls der Papst das wirklich ernst gemeint hat mit Türkei und EU Mitglied dann hat er wohl zu viel Raki getrunken.
Ansonsten bin ich gespannt auf das treffen mit unserem höchsten Orthodoxen in Konstantinopel(Istanbul).
 
Papst Benedikt XVI auf 4 Tage Besuch in der Türkei

Hintergrund: Ein Papst im Minenfeld

Der Türkeitrip Benedikt XVI. rückt auch die Konflikte zwischen den Christen und jene innerhalb der Orthodoxie in den Fokus

Mehr als 2000 Journalisten im Gefolge des Papstes signalisieren die Brisanz dieser Reise: Mindestens vier Schicksalsfragen sind mit dem Türkei-Besuch angesprochen:


Da ist zunächst das explosive Verhältnis Christentum-Islam: Die Türkei (70 Mill. Einwohner, davon ca. 99 Prozent Muslime) ist der wichtigste laizistische Staat der islamischen Welt. Und doch konnten zuletzt die Glutnester eines neuen Religionskonfliktes nach Benedikts Regensburger Rede nur mühsam getilgt und so die Reise gerettet werden.

Dann ist da der Zwist der EU mit ihrem Beitrittskandidaten Türkei, verschärft durch jüngste Ultimaten (Zypern) und Vorwürfe gegen eine demokratie- und menschenrechtssäumige Regierung. Ein Hauptvorwurf: Mangelnde Religionsfreiheit für die winzigen christlichen (Orthodoxe, Armenier, Syrer) und die weit größeren muslimischen Minderheiten (Aleviten, Kurden). Auch wenn der Hl. Stuhl jetzt versichert, "keine prinzipiellen Einwände" gegen einen EU-Beitritt der Türken zu haben, erinnern türkische Medien bissig an Joseph Ratzingers klare Worte von 2004: Eine EU-Mitgliedschaft der Türkei wäre "unhistorisch" und "ein großer Fehler".

Dazu kommt das - seit dem gegenseitigen Bannfluch von 1054 - belastete Verhältnis zwischen den Kirchen des Westens und Ostens. Alle Versöhnungsgesten und ökumenischen Dialoge konnten bisher wenig an der Spaltung des Christentums ändern: Hauptursache ist Roms Anspruch auf absolute Jurisdiktion über die christlichen Geschwisterkirchen. Orthodoxe erkennen im Papst zwar den Ersten unter Gleichen. Aber: Wie viel Primat und wie viel Gleichheit bedeutet das? So werden Papst Benedikt (266. Nachfolger des Hl. Petrus) und Patriarch Bartholomaios I. (260. Nachfolger des Hl. Andreas) als Erben zweier Apostel-Brüder zwar gemeinsam Gottesdienste in Istanbul feiern - aber ohne gemeinsame Eucharistie und ohne Eintracht im Glaubensbekenntnis.

Und schließlich beleuchtet die Papst-Reise auch noch das spannungsreiche Innenverhältnis zwischen Ostkirchen: Benedikt besucht mit Bartholomaios - dem "Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel" - zwar den Ranghöchsten der Orthodoxie. Das Ende des Kommunismus aber hat die Gewichte realer Kirchenmacht zugunsten des Moskauer Patriarchats (100 Mill. Gläubige) verschoben, während das orthodoxe Christentum in der Türkei durch Bevölkerungaustausch mit Griechenland (1923), Armenien-Völkermord (1915 bis 1917), Christen-Massakern etc. zu einer verschwindenden Minorität geschrumpft ist. Benedikts Besuch stärkt demonstrativ einen Bedrängten.


Was insgesamt auf dem Spiel steht, hat der oberste türkische Religionsverwalter Ali Bardakoglu präzise formuliert: "Wenn man sich wegen der Religion entzweit, wird es eine Trennung in allen Fragen geben". Papst und Türken ahnen aber auch, was langfristig möglich wäre: EU und Türken könnten der Welt beweisen, dass "der Islam" eben nicht der unvermeidbare Feind des "Westens" ist. Vorausgesetzt, dass die Türkei zuvor beweist, dass Islam, Demokratie, Menschenrechte und Modernität nicht unvereinbar bleiben.

www.derstandard.at
 
27.11.2006


Keine Massen bei Anti-Papst-Protesten
Maximal 30.000 demonstrierten - Veranstalter hatten hunderttausende Teilnehmer erwartet - Papst ruft zu Gebeten für seine Türkei-Reise am Dienstag auf
Die Demonstrationen, zu denen eine islamistische Partei Sonntag aufrief, nahmen sich bescheiden aus. Statt hunderttausender Menschen kamen nur wenige zehntausend. Die Stimmung in der Türkei vor dem Besuch Benedikt XVI. bleibt dennoch gespannt.


* * *

Es hatten hunderttausende werden sollen. Gekommen sind am Ende rund 30.000 Demonstranten, die sich zu einer Anti-Papst-Kundgebung versammelten. Aufgerufen dazu hatte die islamistische Saadet Partei (Partei der Glückseligkeit), eine Splittergruppe, die es bei den letzten türkischen Parlamentswahlen auf gerade einmal 2,5 Prozent brachte.

Dafür waren es dann doch noch ziemlich viele Anhänger, denen der am Dienstag beginnende Besuch Benedikt XVI. genügend Ärger bereitet, um sich im tristen Istanbuler Stadtteil Sisli auf einem Platz zwischen zwei Autobahnkreuzen zu versammeln. Die Partei hatte landesweit mobilisiert und massenhaft Transparente verteilt, auf denen in Englisch - damit die zahlreich angereisten ausländischen Journalisten es auch lesen und per TV in die Welt verbreiten konnten - stand: "Wir lieben Jesus, liebt ihr auch Mohammed?" oder "Respektiert unseren Glauben" und "Sei nicht unverschämt".

"Papst komm nicht"

Das Hauptmotto der Veranstaltung aber war: "Papa gelmesin" also "Papst komm nicht", solange du dich nicht für die Beleidigung des Propheten entschuldigt hast, wie die Redner dann meistens hinzufügten.

Bei den radikalen Papstgegnern, bei denen sich Islamisten wie Ultranationalisten die Hand reichen, gibt es vor allem zwei Themen, die die Gemüter vor dem Besuch erhitzten. Der Papst, so argwöhnen sie, ist nur die religiös verbrämte Speerspitze des westlichen, christlichen Imperialismus, der Istanbul den Muslimen nach gut 500 Jahren wieder entreißen will. Hier ist Istanbul, nicht Konstantinopel, skandierte ein Redner auf der Tribüne, und die Massen schrien mit. Deshalb werden die Treffen des Papstes mit dem Patriarchen der orthodoxen Kirche, Bartholomaios I., besonders argwöhnisch betrachtet, macht doch Bartholomaios für sich geltend, als "Patriarch von Konstantinopel" das Oberhaupt der Orthodoxie insgesamt zu sein.

Besuch der Hagia Sophia

Benedikt, so die Radikalen, will ihn nun bei der Rückeroberung Konstantinopels unterstützen. Das sei im Übrigen auch das eigentliche Ziel der EU. Höhepunkt der symbolischen Auseinandersetzung ist dabei die Hagia Sophia. Auf der Kundgebung wurde immer wieder betont, die Hagia Sophia, die seit Gründung der Republik 1924 in ein Museum umgewandelt wurde, sei eine Moschee, und der Papst habe dort nichts zu suchen.


Der Papst rief zu Gebeten für das Gelingen seiner Reise auf. Zugleich richtete er während seiner Ansprache vom Fenster des Vatikans "herzliche Grüße an das liebe türkische Volk". Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone bekundete indes Unterstützung für den EU-Beitritt der Türkei. "Ich hoffe, dass die Türkei die Bedingungen zum Beitritt zur EU und zur Integration in Europa erfüllen kann", sagte er.

derstandard.at


Die alte orthodoxe Kirche Hagia Sophia(Erbaut 6 Jahrhundert)
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Alte übriggebliebene christliche zeichnungen der Hagia Sophia
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28.11.2006


Premier Erdogan traf Papst in Ankara

Benedikt XVI. würde sich über einen EU-Beitritt der Türkei freuen, sagte er Erdogan - Anschließend besuchte er das Atatürk-Mausoleum

Nach all der Aufregung im Vorfeld, war der erste Tag des Papstbesuches in der Türkei geprägt von sich gegenseitig überbietender Herzlichkeit. Hatte Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan ursprünglich gar nicht vorgehabt, den Papst überhaupt zu treffen, war seine gestrige Begrüßung des katholischen Oberhirten dann umso auffälliger. Direkt am Fußende der Gangway, gleich am Anfang des obligatorischen Roten Teppichs, wurde der Pontifex mit Handschlag begrüßt und dann direkt in die VIP - Longe des Flughafens in Ankara geleitet.

Der Smalltalk im Beisein der Fotografen war begleitet von einem wechselseitigen Austausch von Geschenken und auch die Statements konnten kaum höflicher sein. Der Papst versicherte, wie begeistert er von der Türkei als Brücke zwischen den Kulturen sei, und Erdogan reihte ihn gleich mit ein in eine Initiative zur "Zusammenarbeit der Zivilisationen", die er gemeinsam mit UN-Generalsekretär Annan und dem spanischen Ministerpräsidenten Zapatero vor einigen Wochen gestartet hat.

Ja zu EU-Beitritt

Wenn man Erdogan glauben kann, der im Anschluss an das Treffen gut gelaunt eine Pressekonferenz veranstaltete, bevor er zum Nato-Gipfel nach Riga aufbrach, hat der Papst auch hinter verschlossenen Türen nicht mit Freundlichkeiten gegeizt. Wichtigstes Statement von Benedikt XVI. sei gewesen: Ja, auch er würde sich freuen, wenn die Türkei eines Tages Mitglied der EU sei.

Hat der Papst vom Kardinal zum Pontifex da tatsächlich einen Sinneswandel vollzogen, oder ging es nur darum, in den vier Tagen, die der Türkei Besuch dauern wird, konsequent gute Stimmung zu verbreiten?
Wie jeder andere anständige Staatsbesucher in der Türkei auch, ließ sich der Papst jedenfalls anschließend zum Atatürk - Mausoleum fahren um dort mit einer Kranzniederlegung den türkischen Republikgründer zu ehren. Einem Mann, der ganz im Gegensatz zum amtierenden Premier Erdogan, für die Religion als solche nicht viel übrig hatte und den Islam in der Türkei deshalb auch einer strengen Kontrolle unterwarf.

Benedikt ließ sich von solcherart historischen Reminiszenzen jedoch nicht irritieren, sondern ordnete die Kranzschleifen und verharrte anschließend eine gute Minute im stillen Gedenken. Er trug sich ins Goldene Buch des türkischen Staates ein und bezeichnete darin die Türkei als "Scharnier zwischen Asien und Europa". Zudem zitierte er die Worte Atatürks: "Frieden zu Hause Frieden in der Welt".

"Historischer Besuch"

Auch die anschließende Visite bei Staatspräsident Ahmet Necdet Sezer verlief ohne jede Komplikation, sodass alle Kommentatoren erleichtert von einem würdigen Auftakt des "historischen Besuchs" sprachen.

Allerdings war der erste Tag in Ankara auch mehr fürs Protokoll, während die sensiblen Teile des Papst-Besuches erst am Mittwochabend in Istanbul beginnen. Heute, Mittwoch gönnt der Pontifex sich noch einen Ausflug in die antike Stadt Ephesus, die eine wichtige Rolle in der frühchristlichen Geschichte gespielt hat und wo der Legende nach die "Mutter Maria" begraben liegt.

Erst danach wird Papst Benedikt dann in Istanbul mit dem Oberhaupt der orthodoxen Kirche, Patriarch Bartholomäus I zusammen treffen. Dabei wird es sowohl um die weitere Annäherung von katholischer und orthodoxer Kirche gehen, wie auch um die Situation der christlichen Minderheiten in der Türkei.
Erst dann wird sich zeigen, ob die Reise tatsächlich zur atmosphärischen Aufhellung zwischen Christentum und Islam wie der Türkei und Europa beiträgt, oder im Gegenteil die bestehenden Spannungen vertieft werden.

Erdogan gab sich nach seinem Treffen mit dem Papst optimistisch. Beide Seiten werden ihre Verantwortung für den Weltfrieden wahrnehmen.

http://derstandard.at/?url=/?id=2677197


Hat der papst zu viel Raki getrunken oder meint er das ernst,Türkei in die EU wäre tötlich für ganz Europa.
 
29.11.2006

Papst feierte Messe in Ephesus
Benedikt XVI. spricht sich für Versöhnung zwischen Christen und Muslimen aus - Besuch verlief bisher unerwartet spannungsfrei
Ankara - Mit einer Messe unter freiem Himmel in Ephesus (Efes) setzte Papst Benedikt XVI. am Mittwoch seinen viertägigen Besuch in der Türkei fort. Er begab sich in der Früh zunächst von Ankara nach Izmir und reiste dann nach Ephesus weiter, wo er um 12.00 Uhr die Messe zelebrierte. Die antike kleinasiatische Metropole gilt als zeitweiliger Wohnort der Jungfrau Maria, der Mutter Jesu, sowie des Apostels Johannes. Außerdem war sie Heimat einer der frühesten christlichen Gemeinden und Schauplatz des Dritten Ökumenischen Konzils von 431.

Predigt

Die Predigt stand ganz im Zeichen des Themas Frieden. Die Kirche müsse "nicht nur den Frieden verkünden, sondern auch Instrument des Friedens sein", appellierte der Papst bei der Messe. Christus sei gekommen, "um den Frieden zwischen allen Nationen zu verkünden", erinnerte Benedikt beim einzigen Gottesdienst seiner Türkei-Reise unter freiem Himmel.

Er betete besonders für "das Land, das wir das Heilige nennen", und das für Christen, Juden und Moslems gleichermaßen wichtig sei. In Zusammenhang mit dem Thema Frieden zitierte Benedikt die Worte des Apostels Paulus an die Gemeinde in Ephesus: "(Christus) ist unser Friede. (...) Er hat in seiner Person die Feindschaft getötet."

Besuch in Istanbul

Am frühen Abend wird der Papst in Istanbul, dem früheren Konstantinopel, erwartet. Dort trifft er zu einer ersten privaten Unterredung mit dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I., dem Oberhaupt der Weltorthodoxie zusammen.
Mit einer Botschaft des Dialogs und der Versöhnung zwischen Christen und Muslimen hatte Benedikt am Dienstag seinen Besuch in der Türkei begonnen. In einer Rede vor Diplomaten warnte er davor, Terror und Gewalt religiös zu rechtfertigen.

Bisher wenig Protest

Der Besuch des Papstes wird von massiven Sicherheitsvorkehrungen begleitet, nachdem es im Vorfeld zu großen Protesten dagegen gekommen war. Der Papst-Besuch ist bisher unerwartet spannungsfrei verlaufen. Bisher ist es zu keinen großen Protesten gegen den Papst gekommen. Am Dienstag hatte nur eine Gruppe von Gewerkschaftsmitgliedern vor der staatlichen Religionsbehörde in Ankara gegen den Besuch demonstriert.

http://derstandard.at/?url=/?id=2677340
 
29.11.06

Papst in der Türkei: Einheit der Kirche notwendiger denn je
Gemeinsame Erklärung mit Oberhaupt der Weltorthodoxie, Patriarch Bartholomaios: "Terrorismus ist Frevel gegen Gott"

Istanbul - Papst Benedikt XVI. hat bei seiner Begegnung mit dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. am Donnerstag im Phanar in Istanbul die Bedeutung der Einheit der Kirche gerade im heutigen Europa betont. In der heutigen Zeit, in der die Säkularisierung den Einfluss der christlichen Traditionen geschwächt hat und diese sogar zurückweist, sei eine Erneuerung des Glaubens unbedingt notwendig. "Die Trennungen zwischen den Christen sind ein Skandal und behindern die Verbreitung des Evangeliums", betonte der Papst in der St.-Georgs-Kathedrale nach der orthodoxen Göttlichen Liturgie (Gottesdienst) zum Fest des Heiligen Andreas. Beide Kirchenoberhäupter verwiesen auf das gemeinsame Erbe, das Katholiken und Orthdodoxie grundsätzlich verbindet.

Angebot

Der Papst erneuerte das Angebot seines Vorgängers Johannes Paul II. über einen Gestaltung des päpstlichen Dienstes "als Dienst der Liebe". Die orthodoxe Kirche erkennt den Bischof von Rom bloß als "primus inter pares" (Erster unter Gleichen) an, nicht jedoch seine Jurisdiktion über die Gesamtkirche, seine Unfehlbarkeit in Fragen des Glaubens und der Moral oder seinen Titel als Stellvertreter Christi auf Erden.

Göttliche Bedeutung

Patriarch Bartholomaios I. hob in seiner Ansprache die Bedeutung der Liturgie für die Kirche und deren göttliche Bedeutung hervor. Auch wenn Orthodoxe und Katholiken noch die Sakramente nicht zusammen feiern könnten, bringe sie die Liturgie, "in der Himmel und Erde zusammen feiern", näher zusammen. Das Oberhaupt der Weltorthodoxie erwähnte besonders die Rückerstattung der Reliquien der Heiligen Gregor von Nazianz und Johannes Chrysostomos, Patriarchen von Konstantinopel im 4. Jahrhundert, durch Papst Johannes Paul II. im Jahr 2004. Man könne nun "hier, in der Gegenwart dieser heiligen Reliquien" zusammen die göttlichen Geheimnisse feiern, sagte der Ökumenische Patriarch. Dies bringe die Kirchen von Rom und Konstantinopel "näher zusammen".

Bedeutung

Benedikt XVI. hatte vor seiner Wahl zum Papst wiederholt besondere Wertschätzung für die orthodoxe Liturgie bekundet, während die Orthodoxie die "Entsakralisierung" der römisch-katholischen Liturgie nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil missbilligt und bedauert hat. Bartholomaios hatte früher erklärt, dass der verstärkte Kontakt mit Katholiken und Protestanten der Ostkirche helfe, sich ihrer eigenen Tradition bewusster zu werden und den Reichtum ihrer Tradition besser zu schätzen. Man sollte nicht vergessen, das katholische und orthodoxe Kirche aber stets das Wesentliche des Traditionsgutes, das Wesentliche der Kirchenstruktur, ihr Bischofsamt, ihre Sakramentalität und jedes ihrer Sakramente bewahrt haben. Die Verschiedenheiten und Widersprüche dürften nicht vergessen lassen, dass die Teilungen die ursprünglichen und bleibenden Identitäten nicht unterdrückt haben.

Gemeinsame Erklärung

Papst Benedikt XVI. und der Patriarch Bartholomaios I. haben am Donnerstag in Istanbul eine gemeinsame Erklärung zur weiteren Annäherung ihrer Kirchen unterzeichnet. Darin wird erneut die vollkommene Einheit zwischen Ost- und Westkirche als Ziel genannt. Mit Blick auf den internationalen islamistischen Terrorismus wird Gewalt im Namen der Religion verurteilt. Eindringlich heißt es, die christlichen Wurzeln Europas müssten gewahrt werden.

"Der Heilige Geist wird uns helfen, den großen Tag der Wiederherstellung der vollkommenen Einheit vorzubereiten", heißt es in der zweiseitigen Erklärung. Ausdrücklich begrüßen Papst und Patriarch, dass eine gemeinsame Kommission der beiden Kirchen nach längerer Pause kürzlich wieder ihre Arbeit aufgenommen habe.

Eindringlich wird vor dem "verstärktem Auftreten von Säkularisierung, Relativismus und Nihilismus besonders in der westlichen Welt" gewarnt. "Den Weg zur Bildung der Europäischen Gemeinschaft haben wir positiv gewürdigt", heißt es weiter. Dabei müsse aber die Religionsfreiheit berücksichtigt werden.

Zum Thema Terrorismus meinen die Kirchenoberhäupter: "Wir wollen vor allem feststellen, dass die Ermordung Unschuldiger in Namen Gottes Frevel gegen Gott und die Menschenwürde ist." Ausdrücklich wird in dem Text zudem Frieden im Nahen Osten gefordert.

derstandard.at
 
01.12.2006


Benedikt XVI. beendete Türkeireise mit Dank an Bevölkerung
"Teil meines Herzens bleibt in Istanbul" - Taubenflug für den Frieden und Statue von Papst Johannes XXIII. enthüllt
Istanbul - Papst Benedikt XVI. hat am Freitag seinen viertägigen Besuch in der Türkei beendet und ist von Istanbul aus nach Rom abgeflogen. "Ein Teil meines Herzens bleibt in Istanbul", sagte das katholische Kirchenoberhaupt bei der Verabschiedung im internationalen Atatürk-Flughafen. Er freue sich, wenn sein Besuch zu einem "besseren Verständnis" zwischen den Religionen und Kulturen, "besonders zwischen dem Islam und dem Christentum, beigetragen" habe.

Dank an Bevölkerung


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Sorgenfrei in die Zukunft!
bezahlte Einschaltungen
Der Papst bedankte sich bei den türkischen Behörden und bei der Bevölkerung, die unter den Sicherheitsmaßnahmen "ein bisschen zu leiden" gehabt habe.

Am Morgen hatte der Papst als Symbol für den Frieden vier Tauben in den Himmel der Bosporus-Metropole auffliegen lassen. Außerdem enthüllte er eine Statue von Papst Johannes XXIII. (1958-1963), der von 1935 bis 1944 als Angelo Giuseppe Roncalli Vatikandiplomat in der Türkei gewesen war. Anschließend führte Benedikt XVI. den Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I., das Oberhaupt der Weltorthodoxie, zu dessen Ehrenplatz in der katholischen Istanbuler Kathedrale vom Heiligen Geist, wo der Papst eine Messe zelebrierte. Am Vortag hatten die beiden Kirchenoberhäupter im Phanar eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet, um den Willen zur Einheit von West- und Ostkirche kundzutun.

In seiner Predigt forderte der Papst am Freitag unmissverständlich mehr Freiheiten für die christlichen Minderheiten in der Türkei. "Die Kirche möchte niemanden etwas aufzwingen, sie verlangt lediglich, dass sie in Freiheit existieren kann", sagte Benedikt XVI.

Metropolit Staikos: "Neue Ära"

Große Zustimmung hat die Türkei-Reise des Papstes auch beim höchsten Repräsentanten der griechisch-orthodoxen Kirche in Österreich, dem Metropoliten Erzbischof Michael Staikos, gefunden. Dieser Besuch habe in erster Linie der Ökumene gegolten, sagte er am Freitag im Gespräch mit der APA in Wien. "Damit hat eine neue Ära der Beziehungen begonnen."

Die Wichtigkeit dieses Besuches sei in der gemeinsamen Erklärung von Papst Benedikt XVI. und dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. zu sehen, die am Donnerstag im Phanar in Istanbul von den beiden Kirchenoberhäuptern unterzeichnet wurde. Darin hätten sie "ein gemeinsames Zeugnis vor der Welt abgelegt". Besonders bedeutsam sei dabei, so der Metropolit von Austria und Exarch für Mitteleuropa, die Erwähnung der Menschen- und Minderheitenrechte, "die heute in der Türkei sehr wenig beachtet werden."

Als Erfolg bewertet Metropolit Staikos den Papst-Besuch auch hinsichtlich einer Entspannung des Verhältnisses zwischen "der katholischen Kirche und dem Islam". Generelle Spannungen zwischen Christentum und Islam weist der hohe orthodoxe Würdenträger zurück, die Beziehungen zwischen Orthodoxie und Islam wiesen keine solchen Spannungen auf, wie sie jüngst zwischen katholischer Kirche und der islamischen Glaubensgemeinschaft spürbar wurden.

http://derstandard.at/?url=/?id=2681213
 
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