Es ist die Geschichte eines Außenseiters, der sich verführen ließ. Von Kindheit an hatte Markus R. eine Sprachstörung, fand nie Freunde und nur mit Mühe einen Job. Nach langer Arbeitslosigkeit bewarb sich der gelernte Bürokaufmann bundesweit – „auf gut Glück“, wie er achselzuckend sagt. Nur der BND stellte ihn ein und führte sogar eine Sicherheitsüberprüfung durch. Im Dezember 2007 fing Markus R. in der Personalabteilung in Pullach an – und verdiente gerade mal 1200 Euro netto. Nur einen Monat später hatte er bereits Kontakt zur CIA – und erklärte sich unter dem Decknamen „Uwe“ zu einer Zusammenarbeit bereit.
Warum? „Beim BND verlernt man das Arbeiten“, sagt Markus R. heute. „Ich war oft unzufrieden, gelangweilt und fühlte mich unterfordert. Am Ende habe ich vielleicht noch zwei Stunden am Tag gearbeitet und den Rest mit Zeitunglesen und Quatschen verbracht“, sagt er. Zu Kollegen hat er wenig Kontakt. Nach sechs Monaten wechselt er bereits den Posten. In der Abteilung Einsatzgebiete Auslandsbeziehungen verwaltet er seit Mai 2008 die Post, auch elektronisch. Laut Anklage scannte er streng geheime Dokumente und sandte sie über verschlüsselte Kanäle an seinen Verbindungsmann namens „Alex“. Der soll so Informationen über die Struktur der Abteilung und über die Zusammenarbeit mit anderen Nachrichtendiensten erhalten haben. Wie in einem Spionage-Thriller!
Den Verräter in den eigenen Reihen erkannte der BND erst im Juli 2014. Bis dahin hatte Markus R. zwei Jahre lang sogar ein Notebook der CIA eingeschleust und darüber Mails an seinen Verbindungsmann geschickt. „Ich war sehr wütend, weil ich nicht in den technischen Bereich wechseln durfte“, sagte Markus R. gestern. Die Männer vom CIA hingegen hätten ihn stark geredet – und viel Geld bezahlt. Laut Anklage kassierte R. bis Ende 2009 rund 15 000 Euro, in den Jahren danach fuhr er fünf Mal nach Österreich, wo sein Honorar in Verstecken deponiert war – jeweils bis zu 20 000 Euro in bar.
Davon kriegte Markus R. nicht genug: Er schickte im Mai 2014 auch Geheim-Dokumente an das russische Generalkonsulat und bot so seine Dienste als Spion an. Nur fünf Wochen später wurde er festgenommen! Nun drohen ihm viele Jahre Knast. Details zu seinen einzelnen Taten will Markus R. morgen verraten.