El Mero Mero
Gesperrt
Plagiate in Serbien: Fake-Diplome für den Staatschef
Titelschwindler in der Politik sind in Serbien ein massives Problem. Auch in den Nachbarländern Bosnien und Albanien wird immer wieder über dubiose Fake-Hochschulen und zusammengeklaute Abschlussarbeiten berichtet. Die Konsequenzen: meistens keine.
Ultranationalisten in Serbien versuchen derzeit, den dubiosen Hochschulabschluss des serbischen Präsidenten Tomislav Nikolic für ihre eigenen Ziele politisch auszunutzen.
ANZEIGE
Eigentlich ist Vojislav Seselj, Anführer der rechtspopulistischen Serbischen Radikalen Partei, in Den Haag wegen Kriegsverbrechen angeklagt und in Untersuchungshaft, trotzdem reiste er nach Belgrad, um den Präsidenten zu demütigen: Nur durch starke Polizeipräsenz wurde verhindert, dass Seseljs Anhänger dem ergrauten Präsidenten zehn Rollen mit falschen Diplomen überreichen konnten. Sie wollten damit auf dessen fragwürdigen Magistertitel hinweisen. Den Hafturlaub hatte das Gericht in Den Haag dem Nationalisten Seselj wegen einer Krebserkrankung gewährt.So unappetitlich solche Kritiker sind, sie zeigen, dass die Elite Serbiens angreifbar ist, wenn es um ihre Uni-Diplome geht. Im Fall des Staatschefs ist belegt, dass er sein vermeintliches Management-Studium nicht wirklich absolviert haben kann. Seine Uni soll nicht das Recht besessen haben, diesen Abschluss zu verleihen. Und am Prüfungstag vor sieben Jahren sei Nikolic auf einer Parteiveranstaltung gewesen.
"Hyperproduktion von Doktoranden"
In diesem Sommer flog auch Innenminister Nebojsa Stefanovic auf, auch der Hauptstadtbürgermeister Sinisa Mali und sein Kollege im Vorort Neu-Belgrad, Aleksandar Sapic, gerieten ins Zwielicht. Sie sollen in ihren Dissertationen abgeschrieben haben, lautet der Vorwurf. Und sie sind nicht allein: Die größte Zeitung "Novosti" sprach von einer "Hyperproduktion von Doktoranden", nachdem die Behörden eine Verzehnfachung der Promotionen in den vergangenen sieben Jahren bekannt gemacht hatten.
Albanien schloss im vergangenen August mehr als zwei Dutzend Uni-Fakultäten und Hochschulen, weil sie Abschlüsse verhökert hatten. Manche Studenten sollen ihre Diplome auch mit Naturalien bezahlt haben - "mit Kühen, Schafen, Reis oder sogar mit Feuerholz", sagte damals der albanische Regierungschef Edi Rama. Viele Hochschulen böten Abschlüsse für Ausländer an, obwohl es keine Lehrgänge in fremden Sprachen gebe.
ANZEIGE
Auch in anderen Ländern des Balkan ist wissenschaftliche Korruption ein Problem: In Bosnienbietet der frühere Staatschef Ejup Ganic an seiner Privat-Uni gegen Bares eine Blitz-Ausbildung zum Filmregisseur, berichtete das Nachrichtenmagazin "Slobodna Bosna". Allein im Kanton Zentralbosnien mit 300.000 Einwohnern gebe es ein Dutzend Fakultäten, an denen akademische Abschlüsse im Handumdrehen zu bekommen sind. Eine andere Variante: Die nicht existierende Moskauer "humanitäre" Uni, über die viele prominente Bosnier zu akademischem Ruhm gekommen waren.
Das Hochschul-Lügengebäude ist aber noch viel höher: Im vergangenen Jahr publizierten drei bekannte Belgrader Politologieprofessoren absichtlich einen Nonsens-Beitrag in holprigstem Englisch in einer angeblichen wissenschaftlichen Zeitung. Sie wollten zeigen, dass viele Kollegen ihre Karriere auf erkauften Veröffentlichungen in pseudowissenschaftlichen Zeitschriften aufgebaut hatten.
Und Serbiens Bildungsminister Srdjan Verbic riet den Studenten seines Landes, lieber ins Ausland zu gehen, um einen fundierten Doktortitel zu erwerben.
Weil aber offensichtlich sehr viele Prominente in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in den akademischen Schwindel verwickelt sind, passiert auch nach einem noch so klaren Plagiatsnachweis meist gar nichts. Und selbst an den Hochschulen wird nur sehr selten versucht, einen Betrug zumindest intern aufzuklären.
REUTERS
Titelschwindler in der Politik sind in Serbien ein massives Problem. Auch in den Nachbarländern Bosnien und Albanien wird immer wieder über dubiose Fake-Hochschulen und zusammengeklaute Abschlussarbeiten berichtet. Die Konsequenzen: meistens keine.
Ultranationalisten in Serbien versuchen derzeit, den dubiosen Hochschulabschluss des serbischen Präsidenten Tomislav Nikolic für ihre eigenen Ziele politisch auszunutzen.
ANZEIGE
Eigentlich ist Vojislav Seselj, Anführer der rechtspopulistischen Serbischen Radikalen Partei, in Den Haag wegen Kriegsverbrechen angeklagt und in Untersuchungshaft, trotzdem reiste er nach Belgrad, um den Präsidenten zu demütigen: Nur durch starke Polizeipräsenz wurde verhindert, dass Seseljs Anhänger dem ergrauten Präsidenten zehn Rollen mit falschen Diplomen überreichen konnten. Sie wollten damit auf dessen fragwürdigen Magistertitel hinweisen. Den Hafturlaub hatte das Gericht in Den Haag dem Nationalisten Seselj wegen einer Krebserkrankung gewährt.So unappetitlich solche Kritiker sind, sie zeigen, dass die Elite Serbiens angreifbar ist, wenn es um ihre Uni-Diplome geht. Im Fall des Staatschefs ist belegt, dass er sein vermeintliches Management-Studium nicht wirklich absolviert haben kann. Seine Uni soll nicht das Recht besessen haben, diesen Abschluss zu verleihen. Und am Prüfungstag vor sieben Jahren sei Nikolic auf einer Parteiveranstaltung gewesen.
"Hyperproduktion von Doktoranden"
In diesem Sommer flog auch Innenminister Nebojsa Stefanovic auf, auch der Hauptstadtbürgermeister Sinisa Mali und sein Kollege im Vorort Neu-Belgrad, Aleksandar Sapic, gerieten ins Zwielicht. Sie sollen in ihren Dissertationen abgeschrieben haben, lautet der Vorwurf. Und sie sind nicht allein: Die größte Zeitung "Novosti" sprach von einer "Hyperproduktion von Doktoranden", nachdem die Behörden eine Verzehnfachung der Promotionen in den vergangenen sieben Jahren bekannt gemacht hatten.
Albanien schloss im vergangenen August mehr als zwei Dutzend Uni-Fakultäten und Hochschulen, weil sie Abschlüsse verhökert hatten. Manche Studenten sollen ihre Diplome auch mit Naturalien bezahlt haben - "mit Kühen, Schafen, Reis oder sogar mit Feuerholz", sagte damals der albanische Regierungschef Edi Rama. Viele Hochschulen böten Abschlüsse für Ausländer an, obwohl es keine Lehrgänge in fremden Sprachen gebe.
ANZEIGE
Auch in anderen Ländern des Balkan ist wissenschaftliche Korruption ein Problem: In Bosnienbietet der frühere Staatschef Ejup Ganic an seiner Privat-Uni gegen Bares eine Blitz-Ausbildung zum Filmregisseur, berichtete das Nachrichtenmagazin "Slobodna Bosna". Allein im Kanton Zentralbosnien mit 300.000 Einwohnern gebe es ein Dutzend Fakultäten, an denen akademische Abschlüsse im Handumdrehen zu bekommen sind. Eine andere Variante: Die nicht existierende Moskauer "humanitäre" Uni, über die viele prominente Bosnier zu akademischem Ruhm gekommen waren.
Das Hochschul-Lügengebäude ist aber noch viel höher: Im vergangenen Jahr publizierten drei bekannte Belgrader Politologieprofessoren absichtlich einen Nonsens-Beitrag in holprigstem Englisch in einer angeblichen wissenschaftlichen Zeitung. Sie wollten zeigen, dass viele Kollegen ihre Karriere auf erkauften Veröffentlichungen in pseudowissenschaftlichen Zeitschriften aufgebaut hatten.
Und Serbiens Bildungsminister Srdjan Verbic riet den Studenten seines Landes, lieber ins Ausland zu gehen, um einen fundierten Doktortitel zu erwerben.
Weil aber offensichtlich sehr viele Prominente in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in den akademischen Schwindel verwickelt sind, passiert auch nach einem noch so klaren Plagiatsnachweis meist gar nichts. Und selbst an den Hochschulen wird nur sehr selten versucht, einen Betrug zumindest intern aufzuklären.