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Militärwissenschaftliche Studie eines österr. Generalstabsoffizier.
Höchst interessant!!!
Siegt die Wahrheit?
von Georg Geyer
Kurzfassung
◄ So alt wie die Kriegsberichterstattung ist auch der damit verbundene Konflikt zwischen Wahrheit, Desinformation und Täuschung. Trotz des Bestrebens der Journalisten, professionell, umfassend und wahrheitsgetreu über einen Krieg zu berichten, war und ist es ihnen auf Grund der Militärzensur, aus Gründen der Geheimhaltung oder aus politischen Rücksichten oft nicht möglich, ein realistisches Kriegsbild zu zeichnen.
Die Frage, wie sich selektive Information durch die Massenmedien auf den Seher, Leser und Hörer auswirkt, ist von zentraler Bedeutung. Im Zeitalter von Demokratie, Globalisierung und dem wachsenden Einfluss internationaler Organisationen kommt es mehr denn je darauf an, einen Krieg vor dem Bürger zu legitimieren. Nur ein erfolgreich geführter und subjektiv gerechtfertigter Krieg ermöglicht das innenpolitische Überleben einer Staatsführung.
Kommunikation ist ein zentraler Faktor für die Entstehung und Änderung von Einstellungen. Medien konstruieren die Realität: Sie prägen zunächst Vorstellungen von der Wirklichkeit und damit auch Einstellungen, Überzeugungen und Verhaltensweisen, wobei das Fernsehen von allen Medien die größte Glaubwürdigkeit hat. Es hat besondere Bedeutung für die selektive Wahrnehmung, denn es ist das erste "natürliche" Medium: man sieht und hört, ohne dass, wie beim Lesen, eine weitere Entschlüsselung der Botschaft erforderlich ist.
Durch das Zusammenwirken von Wahrnehmung, Vorurteil und Stereotyp entstehen Nationenbilder. Sie sind systematisch gegliederte Darstellungen bzw. Beschreibungen einer Nation und eines Volkes. Dieses Image entsteht nicht nach Fakten, sondern aus einer Mischung aus oftmals schlecht verarbeiteten bzw. sorglos zusammengestellten aktuellen Informationen, hat nur geringe Ähnlichkeit mit der Realität und kann meist auch nicht real überprüft werden. Durch Massenmedien können Einstellungen, Vorurteile und Stereotype in verhältnismäßig kurzer Zeit auf ganze Völker übertragen werden.
Nirgendwo zeigte sich diese Desinformation besser als in den Konflikten um Ex-Jugoslawien. So war für den Erfolg der bosnischen Propaganda v.a. die Arbeit der eingebundenen PR-Agentur verantwortlich. Sie entwarf das Bild der Bosnier als unschuldige Opfer, deren Regierung eine multiethnische, liberale Demokratie westlichen Zuschnitts vertritt. Ein anderes Fallbeispiel für versuchte Desinformation ist das Thema rund um die serbischen Konzentrationslager, in denen muslimische Frauen systematisch vergewaltigt und geschwängert worden seien, noch weitere Beispiele sind die generelle Schuldzuweisung an die serbische Seite für jedwede Massaker an der Zivilbevölkerung im belagerten Sarajevo, auch wenn die Herkunft der Artilleriegranaten nicht nachgewiesen werden konnte. Die diversen Beispiele zeigen, welche Gewaltbereitschaft durch Propaganda, Desinformation und Manipulation von Meinungen geweckt werden kann. Die Wahrheit im Krieg - so die Schlussfolgerung - ist eine eher zweitrangige Sache. ► Volltextversion
Siegt die Wahrheit?
Gedanken zur Wechselwirkung von Propaganda, Massenmedien und Meinungsbildung
Es war der 27. Mai 1992. Wie jeden Morgen stellten sich die Menschen im Zentrum von Sarajevo vor einem Geschäft an, um Brot zu kaufen. Eine lange Schlange hatte sich vor dem kleinen Laden gebildet. Plötzlich zerriss die Detonation einschlagender Mörsergranaten die morgendliche Ruhe. Die Splitter richteten ein furchtbares Blutbad an. Siebzehn Zivilisten hatten keine Chance, sich irgendwo vor den tödlichen Waffen zu verstecken. Ihre Leichen konnte man schon nach kurzer Zeit im bosnischen Fernsehen sehen; die schockierenden Bilder polarisierten die internationale öffentliche Meinung: Diese Menschen konnten nur durch serbische Granaten gestorben sein! Drei Tage nach dem Vorfall beschloss die UNO ein Embargo gegen Serbien.
Am 5. Mai des Jahres war Sarajevo vollständig eingeschlossen worden: Eine Belagerungsarmee von 260 Panzern und 120 Geschützen nahm die Stadt immer wieder massiv unter Feuer. Erst im Februar 1994 wurden die Serben gezwungen, den Ring um die Stadt zu lockern und ihre schweren Waffen abzuziehen; 24 Monate später war die Blockade endgültig vorbei. In den vier Belagerungsjahren starben nach offizieller bosnischer Statistik insgesamt 10.615 Menschen, rund 50.000 Personen wurden verletzt.
Wenn man den Analysen des Vorfalls Glauben schenkt, dann gab es schon sehr bald Zweifel an den Urhebern des so genannten "Brotschlangen-Massakers": Seltsamerweise wären die bosnischen Kameraleute schon kurz nach dem Beschuss vor Ort gewesen, um die ersten Filmaufnahmen zu machen. Der kanadische General Lewis MacKenzie (Kommandant der UNPROFOR-Truppen in der bosnischen Hauptstadt) nahm Berichten zufolge v.a. Anstoß an der Tatsache, dass das staatliche bosnische Fernsehen bereit stand, bevor die Granaten explodierten: "Die Ferhadija-Straße (damals noch Vase Kiskina genannt) wurde kurz vor dem Beschuss abgeriegelt. Nachdem sich die Schlange gebildet hatte, zogen in einer Seitengasse Kameramänner auf. Sie hielten sich zurück, bis die tödlichen Geschosse einschlugen; nach den Detonationen stürmten sie zum Schauplatz des Geschehens, um die fürchterlichen Bilder aufzunehmen, die dann um die Welt gingen und das UNO-Embargo auslösten." (Fußnote 1/FN1) Aber nicht nur die unmittelbare Verfügbarkeit der Kameramänner rief Bedenken an der kolportierten Darstellung dieses Massakers hervor: Der Eingang zu diesem Brotgeschäft lag bzw. liegt in einer tiefen Straßenschlucht, in die Artillerie- oder Mörsergranaten auf Grund ihrer Flugbahn nur dann einschlagen können, wenn sie aus dem Bereich der bosnischen Stellungen - und nicht aus dem Bereich der serbischen Stellungen - abgefeuert werden.(FN2) Peter Forster, der den Vorfall analysierte, schreibt dazu: "Doch das Brotschlangen-Massaker erreichte seinen propagandistischen Zweck voll und ganz. Die blutigen Bilder beeindruckten die westliche Öffentlichkeit derart, dass die Vereinten Nationen gar nicht anders konnten, als Serbien zu boykottieren. Es war ein grausames Gemetzel, das die bosnische Artillerie unter der eigenen Bevölkerung anrichtete; aber der Zweck heiligte da offenbar das Mittel. Das Blutbad vor dem Brotladen bildete im Propagandakrieg, den Serben, Kroaten und Muslime führten, nur einen ersten traurigen Tiefpunkt. Die Bosnier waren Ende Mai 1992 in höchster Bedrängnis - und sie griffen zum probaten Rezept, das alle Parteien anwenden, seit es Kriege gibt: Man stellt den Gegner als ruchlosen Mörder hin, der vor keinem Verbrechen zurückschreckt, wenn er mit allen Mitteln darum kämpft, seine Kriegsziele zu erreichen." (FN3) Am 5. Februar 1994 detonierte eine weitere Granate auf dem Marktplatz von Sarajevo. Die Folge: 68 Tote und 200 Verletzte. Dieser Beschuss führte zu einem deutlichen Meinungsumschwung in den USA und damit zum ersten Eingreifen der NATO - zunächst durch ein den Serben gestelltes Ultimatum zum Rückzug ihrer schweren Waffen.(FN4) Von Seiten der bosnischen Serben wurde dieser Vorfall als "Inszenierung" dargestellt, doch in der europäischen und amerikanischen Öffentlichkeit herrschte Einigkeit, dass dieser Anschlag von serbischer Seite ausging. Am 18. Februar 1994 berichtete der französische Fernsehreporter Bernard Volker in den Abendnachrichten, dass die Artilleriegranate von bosnischen Stellungen aus abgefeuert worden sei. Volker wurde auf Grund seiner Behauptung, die entgegen dem antiserbischen Medientenor stand, sogar von einem Verein namens "TV Carton Jaune" geklagt.(FN5) Die Bluttaten vom 27. Mai 1992 und vom 5. Februar 1994 blieben in letzter Konsequenz faktisch unaufgeklärt, wurden in der Weltöffentlichkeit aber durchwegs als serbische Verbrechen an der Zivilbevölkerung dargestellt. Am 28. August 1995 kam es zu einem weiteren Massaker auf dem Markt von Sarajevo: Diesmal starben 37 Menschen, 90 wurden verletzt. Wiederum wurden die Serben dafür verantwortlich gemacht, wiederum waren NATO-Einsätze die Folge und wiederum gab es den Verdacht der Inszenierung: Britische und französische Sachverständige der UNO untersuchten den Krater vierzig Minuten nach der Explosion. Sie sahen es als erwiesen an, dass der Anschlag nicht von serbischen Stellungen aus verübt worden war.(FN6) Fragestellung
So alt wie die Kriegsberichterstattung ist auch der damit verbundene Konflikt zwischen Wahrheit, Desinformation und Täuschung. Trotz des Bestrebens der Journalisten, professionell, umfassend und wahrheitsgetreu über einen Krieg zu berichten, war und ist es ihnen auf Grund der Militärzensur, aus Gründen der Geheimhaltung oder aus politischen Rücksichten oft nicht möglich, ein realistisches Kriegsbild zu zeichnen. Die letzten Kriege am Persischen Golf sind ein eindrucksvolles Beispiel dafür.
Journalisten sind Informationsvermittler und Sprachrohre. Sie versorgen die Öffentlichkeit mit jenen Informationen, aus denen letztlich die breite Akzeptanz oder Ablehnung eines Feldzuges entspringt. Die Berichterstattung in den Massenmedien ist die einzige Beurteilungsgrundlage der Öffentlichkeit. Das Volk - der Souverän - ist letztlich der entscheidende Faktor: Es unterstützt einen Krieg oder es lehnt ihn ab - was entscheidende Auswirkungen bei der nächsten Wahl haben kann. Die Frage, wie sich selektive Information durch die Massenmedien auf den Seher, Leser und Hörer auswirkt, ist daher von zentraler Bedeutung. Im Zeitalter von Demokratie, Globalisierung und dem wachsenden Einfluss internationaler Organisationen kommt es mehr denn je darauf an, einen Krieg vor dem Bürger zu legitimieren. Nur ein erfolgreich geführter und subjektiv gerechtfertigter Krieg ermöglicht das innenpolitische Überleben einer Staatsführung.
Diese Analyse geht der Frage nach, wie Meinungen, Vorurteile und Nationenbilder entstehen, welche Rolle Massenmedien dabei spielen und wie diese für politische Ziele instrumentalisiert werden können.
Sozialpsychologische Grundlagen
Einstellungen, Meinungen und Verhalten
Die Einstellung zu einem Objekt ist dessen subjektive Bewertung durch eine Person. Einstellungsobjekte sind Reize (wie Musik), Verhaltensweisen (wie eine Rede) und Begriffe bzw. Begriffssysteme (wie Ideologien oder religiöse und ethische Standpunkte).(FN7) Sie sind in ihrer Bewertung miteinander verbunden - und dadurch voneinander abhängig. Die Relation zwischen zwei Einstellungsobjekten wird Meinung genannt. Kognitiv fundierte Einstellungen resultieren aus einem stabilen Meinungssystem, während affektiv fundierte Grundhaltungen vorwiegend auf Gefühlen beruhen.
Einstellungen werden laufend durch Konditionierungsprozesse beeinflusst, wobei sprachliche Kommunikation und die Beobachtung des Verhaltens anderer Personen zentrale Elemente sind. Anschauungen können durch Aufnahme neuer und Abwandlung vorhandener Meinungen positiv oder negativ verändert werden. Einstellungen sind einerseits Selektionsmechanismen, die mitentscheiden, welche Reize und Informationen wahrgenommen und gespeichert werden, andererseits werden sie generalisiert und auf andere, ähnliche Objekte übertragen.
Die Annahme, dass Einstellungen das Verhalten weit gehend oder vollständig bestimmen, ist weit verbreitet und zugleich nicht haltbar: Einstellungen erlauben meistens keine sichere Verhaltensvorhersage. Sie bestimmen das Verhalten, solange keine anderen Faktoren einwirken.
Die beste Möglichkeit, Verhalten vorauszusagen, ist die Intention eines Menschen. Intentionen sind Sonderformen von Meinungen - nämlich Meinungen über das eigene zukünftige Verhalten. Die Intention hängt von der zu Grunde liegenden Einstellung, vom wahrgenommenen sozialen Druck und den damit verbundenen normativen Meinungen ab. Einstellungen bewirken auch eine "gefärbte", selektive Wahrnehmung und begründen so entsprechende Handlungen. Anschauungen, die auf Grund persönlicher Erfahrung gebildet wurden, korrelieren stark mit dem Verhalten, weil sie klar, sicher und stabil sind. Je zugänglicher eine Einstellung ist bzw. je öfter sie aktiviert wird, desto stärker ist ihre Beziehung zum Verhalten. Über Grundhaltungen, die persönlich wichtig sind, wird öfter nachgedacht als über unwichtige.
Einstellungsänderungen, die durch sorgfältige Verarbeitung der dargebotenen Informationen bzw. durch intensives Nachdenken entstehen, sind dauerhaft und verursachen Verhaltensänderungen. Einstellungen, die eher gedankenlos entstehen, sind dagegen nicht sehr langlebig, leichter zu ändern und erlauben keine Verhaltensvorhersagen. Eine intensive kognitive Verarbeitung der dargebotenen Informationen erfordert hohe Motivation und entsprechende Fähigkeiten. Fehlen diese Faktoren, erfolgen Einstellungsänderungen meist im "Schnellverfahren" ohne intensive Auseinandersetzung mit den Informationen. Ob Argumente akzeptiert werden und sich daraus Einstellungsänderungen ergeben, könnte auch von der Persönlichkeit des Empfängers abhängen.
Die Bedeutung der Kommunikation
Kommunikation ist ein zentraler Faktor für die Entstehung und Änderung von Einstellungen. Es reicht nicht, die in einer Mitteilung enthaltenen Argumente zu verstehen bzw. zu interpretieren, sie müssen auch akzeptiert ("geglaubt") werden. Zustimmung verursacht eine Einstellungsänderung; können die Argumente nicht überzeugen oder sind sie klar widerlegbar, kommt es nicht dazu oder sogar zu einem Bumerangeffekt.
Besonders bei ungünstigen Wahrnehmungsbedingungen werden Informationen selektiv wahrgenommen. Informationen, die der Einstellung des Empfängers entsprechen, haben eine größere Chance, beachtet, wahrgenommen und behalten zu werden. Darüber hinaus werden Argumente vom Empfänger auch systematisch verzerrt: Jene, die dem eigenen Standpunkt ähnlich sind, werden häufig so verstanden, als wären sie mit diesem identisch.
Gruppen und ihre soziale Identität
Soziale Identität ist ein Teil des Selbstbildes im Sinne des Wissens über die Zugehörigkeit zu einer Gruppe und der damit verbundenen Gefühle und Bewertungen. Sie hat auch Einfluss auf den Selbstwert - darum sollte sie positiv sein. Um dies zu erreichen, werden Vergleiche durchgeführt, die für die eigene Gruppe günstiger ausfallen sollten. Bringt der soziale Vergleich kein günstiges Ergebnis für die eigene Gruppe, so gibt es mehrere Korrekturmöglichkeiten, u.a. Wettbewerb oder Abwertung der Außengruppe.
Generell wird eine gewisse Ähnlichkeit zwischen Mitgliedern einer Gruppe angenommen (Meinungen, Einstellungen, Verhalten usw.). Zwischen der eigenen und der anderen Gruppe werden oft beträchtliche Unterschiede wahrgenommen bzw. angenommen, die eine bestimmte Richtung haben: Die eigene Gruppe ist besser. Zusätzlich werden Mitgliedern der eigenen Gruppe oft positivere Merkmale zugeschrieben als Mitgliedern anderer Gemeinschaften. Dieser Effekt tritt schon unter nahezu normalen Verhältnissen auf; ein Konflikt ist dafür nicht notwendig.
Vorurteile und Stereotype
Vorurteile sind in der Regel negative, abwertende Einstellungen, deren Objekte Außengruppen oder Minoritäten sind. Stereotype sind als kognitive Komponente von Vorurteilen meistens "Übergeneralisationen": Allen Angehörigen der Außengruppe werden in etwa die gleichen Merkmale zugeschrieben. Gleichzeitig werden Unterschiede zwischen der eigenen und der anderen Gemeinschaft überbetont. Vorurteile und Stereotype sind sehr stabil und daher schwer zu ändern.
Wird zuerst ein Stereotyp über eine Außengruppe gelernt, wird dieses die Urteile, Meinungen und Einstellungen über die einzelnen Mitglieder dieser Gruppe bestimmen. Lernt man zuerst die Individuen kennen, so wird die Wahrnehmung der Gruppe eher vom Wissen über diese Einzelpersonen bestimmt. Außengruppen werden auch oft deshalb über Stereotype wahrgenommen, weil nur wenige oder gar keine Mitglieder der Gruppe persönlich bekannt sind. Auffällige Gruppen (z.B. Hautfarbe, Behinderungen, Gewicht, Verhalten, Sprache, Rasse usw.) sind bevorzugte Opfer von Vorurteilen und Stereotypen.
Vorurteile haben auch soziale Ursachen und Bedeutungen. Unter dem Druck der Konformität werden individuelle Vorurteile an kollektive Vorstellungsinhalte der Gruppe angepasst. Aus Vorurteilen werden Stereotype, was wiederum die Entwicklung einer gruppenspezifischen Kultur ermöglicht. Ein Stereotyp richtet sich gegen soziale Gruppen oder einzelne Personen, die diesen Gruppen angehören, und hat die logische Form eines Urteils. Dieses Urteil spricht in ungerechtfertigter Weise und mit emotional wertender Tendenz einer Gruppe von Personen bestimmte Eigenschaften oder Verhaltensweisen zu oder ab.(FN8) Wirkung der Massenmedien
Medien konstruieren die Realität: Sie prägen zunächst Vorstellungen von der Wirklichkeit und damit auch Einstellungen, Überzeugungen und Verhaltensweisen.(FN9) Dabei hat die einzelne, durch Massenmedien transportierte Information nur einen schwachen Effekt; Medien wirken erst durch Kumulation unterschiedlicher Quellen: keine Zeitung und kein Programm steht für sich allein.
Medienkonsumenten selektieren beim Empfang von Informationen: Sie entscheiden, welcher Kommunikation, welchen Medien und Botschaften sie sich aussetzen, sie interpretieren bzw. verstehen den wahrgenommenen Inhalt unterschiedlich und sie behalten nur ausgewählte Informationsinhalte. Die Selektion zu Gunsten der eigenen Meinung ist bei Schnelllesern bzw. stark dogmatisch orientierten Lesern am größten. Je mehr Zeit für die Zeitungslektüre verwendet wird und je toleranter das Weltbild des Lesers ist, desto weniger wird selektiert.
Selektive Wahrnehmung findet nur bei positiven Nachrichten statt. Der Nachrichtenfaktor "Negativität" wirkt so stark, dass Berichte über Pannen, Missgeschicke und Skandale auch von den Anhängern der betroffenen Parteien aufgenommen werden. Positive Nachrichten werden v.a. von denen gelesen, die sich davon in ihrer Meinung unterstützt fühlen.
Zusätzlich erzielen Massenmedien ihre Wirkung weniger durch unmittelbare, direkte Beeinflussung der Einstellung von Individuen als durch den Umweg über die soziale, gemeinschaftliche Natur der Menschen, in denen die Vorstellungen von der Umwelt durch das Meinungsklima geprägt werden. Durch Weitergabe der Informationen durch Mediennutzer an Dritte verteilen sich die Eindrücke, die die Empfänger aus den Medien aufnehmen, rasch in der Gesellschaft.
Die zentrale Rolle des Fernsehens
Fernsehen hat nach Umfragen in allen westlichen Ländern von allen Medien die größte Glaubwürdigkeit. Es hat besondere Bedeutung für die selektive Wahrnehmung, denn es ist das erste "natürliche" Medium: Man sieht und hört, ohne dass, wie beim Lesen, eine weitere Entschlüsselung der Botschaft erforderlich ist. Dadurch hat der Fernsehzuschauer den Eindruck von Realität, er empfindet sich als Augenzeuge, ohne sich der Selektion bewusst zu sein, mit der die Fernsehkamera seine Augen führt. Fernsehen schafft auch eine Medienrealität, die sich von der "tatsächlichen" Wirklichkeit erheblich unterscheidet.
Rationale und emotionale Elemente von Mitteilungen werden verschieden gut behalten. So wird beispielsweise der positive oder negative Eindruck einer im Fernsehen dargestellten Person behalten, während die dahinter stehenden Argumente vergessen werden. Die gefühlsmäßigen Einstellungen lösen sich von den Begründungen ab, machen sich selbstständig.
Die Meinungen der Bevölkerung folgen in ihrer Entwicklung mehr oder minder ausgeprägt dem Medientenor: Zuerst zeigt sich gleichzeitig mit einem Ansteigen der Berichterstattung ein Wechsel der Meinungen in tonangebenden Medien. Es folgt eine Wandlung im Meinungsklima, die schließlich zur Änderung der Einstellungen in der Bevölkerung führt (nicht selten verbunden mit einer Tendenz der Schweigespirale für die zurückgedrängte Meinung).
Prozesse der Meinungsbildung durch Massenmedien dauern oft sehr lange. Sie werden durch Medientenor, Einflüsse sozialer Gruppen und durch "das Wechselbad des gesellschaftlichen Kommunikationssystems" (Massenmedien, politische Parteien, Behörden, Öffentlichkeit etc.) beeinflusst.
Gewaltdarstellungen in Massenmedien
Gewaltdarstellungen in den Nachrichtensendungen des Fernsehens haben meistens Rassen- und Minoritätenkonflikte, Kriege, Verbrechen, politische Auseinandersetzungen und Terroranschläge zum Gegenstand. Häufig ist eine Menschenmasse oder eine Gruppe daran beteiligt, die Täter sind fast immer Männer. Berichte über Gewalt haben in der Darstellung durch das Fernsehen meist eine politisch-ideologische Motivation, selten geht es um materielle Ziele. Die inhaltliche Struktur der Gewaltdarstellungen in der aktuellen Berichterstattung der Massenmedien entspricht in einem gegebenen Zeitraum weder der Struktur der Gewalt in der Gesellschaft, noch spiegelt die Häufigkeit der Berichterstattung über bestimmte Gewalttaten die Häufigkeit der aus der Kriminalstatistik bekannten Gewalttaten wider.
Die Wirkung von Gewaltdarstellungen im Fernsehen hängt u.a. von der Art der Darstellung ab. Je realistischer die Darstellungen sind, desto gewaltsamer empfinden die Zuschauer die gezeigte Gewalt und desto stärker sind die emotionalen Reaktionen (Erregungszustände, Angst) bzw. desto eher rufen diese Darstellungen v.a. bei männlichen Jugendlichen aggressive Reaktionen hervor. Entscheidend für die Meinungsbildung ist daher die bildliche Darstellung der Opfer (und nicht so sehr der Täter).
Die Darstellung von Gewalt stellt in der Berichterstattung über politische Konflikte nur eine Möglichkeit dar, aggressive Verhaltenstendenzen gegenüber der einen oder anderen Seite hervorzurufen. Andere Möglichkeiten liegen in der Kritik der Legalität und Legitimität des Verhaltens der Konfliktgegner.
Nationenbilder
Vorstellungsbilder über bestimmte Nationen entstehen durch einen sehr komplexen Kommunikationsprozess auf Basis verschiedenster Informationsquellen: Erfahrung, Schul-, Kinder- und Märchenbücher, Unterhaltungsliteratur, Kino, Theater, Erzählungen von Verwandten und Bekannten, sportliche Ereignisse, kulturelle Austauschprogramme, Staatsbesuche etc. - Zeitungen, Rundfunk und Fernsehen haben dabei eine besondere Bedeutung.(FN10) Nationenbilder finden ihren Ausgangspunkt zunächst auf der anthropologischen Ebene, indem im Menschen ein inneres Modell der Außenwelt entsteht. Gleichzeitig führt die begrenzte Fähigkeit des Menschen, Informationen zu verarbeiten, dazu, dass der Mensch den Überfluss an vorhandenen Reizen und Informationen reduziert: Wahrnehmungen werden so verarbeitet, dass neue Informationen von bereits gespeicherten Informationen gesteuert bzw. eingeordnet werden. Dadurch entstehen stereotype Denkmuster, in denen sich die Außenwelt in Form von Bildern widerspiegelt. Informationen werden zusammen mit schon gespeicherten (historischen und kulturellen) Erfahrungen zu Weltbildern geordnet,(FN11) die auch den Charakter von Vorurteilen haben können.
Durch das Zusammenwirken von Wahrnehmung, Vorurteil und Stereotyp entstehen Nationenbilder. Sie sind systematisch gegliederte Darstellungen bzw. Beschreibungen einer Nation und eines Volkes, zu denen auch die Einstellungen ihnen gegenüber gehören. Sie sind in sich zusammenhängende Sichtweisen, die die verschiedenen Vorstellungen und Eindrücke von einem Volk in einem einheitlichen geistigen Bild zusammenfügen wollen.(FN12) Nationenbilder charakterisieren sich v.a. durch Dauerhaftigkeit, ihre Orientierung an Gefühlen und der Tendenz zur Verallgemeinerung. Die eigene und die fremde Nation werden selektiv mit bestimmten Eigenschaften ausgestattet, was letztlich zur Vereinfachung und Verdichtung von Wahrnehmungen und zur Entstehung vereinfachter nationaler Symbole führt. Nationale Symbole können z.B. Flaggen, Wahrzeichen, Logos bzw. in einem weiteren Sinn auch Staatsoberhäupter, Künstler oder Spitzensportler sein.
Nationen neigen genauso wie Gruppen dazu, sich selbst zum Maß aller Dinge zu machen. Bei der Entstehung von Nationenbildern sind u.a. Größe, kulturelle und geografische Lage und historische Erfahrungen von Bedeutung.(FN13) Das Nationenbild hat wie das Stereotyp eine integrative, solidarisierende und ordnende Funktion: Es bewirkt z.B. Gruppenbewusstsein, gemeinsame Erinnerungswerte sowie nationale Symbole und dient auch zum Aufbau von Feindbildern. Insbesondere in Krisenzeiten spielen Nationenbilder und die Vorstellungen vom eigenen oder fremden nationalen Charakter eine bedeutende Rolle, da sie feste Orientierungshilfen für eigenes Verhalten gewähren und aufgestaute Gefühle in gleich laufenden Bahnen kanalisieren. Nationenbilder können also ein Bezugssystem herstellen, indem sie Mythen und Symbole zur Erklärung der eigenen historisch-gesellschaftlichen Existenz anbieten.(FN14) Das Bild eines Landes ist ein wichtiger Faktor in der gegenseitigen Wahrnehmung von Nationen bzw. in der Entwicklung innen- und außenpolitischer Strömungen sowie interkultureller Beziehungen. Dieses Bild - oder auch Image - entsteht nicht nach Fakten, sondern aus einer Mischung erzählter Geschichte, aus Erinnerungen an vergangene Ereignisse, aus Gesprächen und aus oftmals schlecht verarbeiteten bzw. sorglos zusammengestellten aktuellen Informationen. Es kommt daher zur Entstehung eines Nationenbildes (Images), das nur geringe Ähnlichkeit mit der Realität hat und meist auch nicht real überprüft werden kann.(FN15) Dieses subjektive Nationenbild wird auch durch Aspekte der nationalen Sicherheit bzw. durch nationale Interessen überlagert und dadurch weiter verzerrt. Schließlich kommt es insbesondere in den letzten Jahrzehnten zu einer Zunahme geplanter, aktiver und offensiver Public Relations-Kampagnen.
Nationale Stereotype
Selektion tritt auch bei "Kategorisierungsprozessen" auf, wie dies z.B. bei Nationalstereotypen der Fall ist: Oft reicht es aus, einen Menschen als Amerikaner, Juden oder Deutschen zu klassifizieren, um daraus Schlüsse auf dessen Persönlichkeit zu ziehen, ohne nähere Informationen über das Individuum zu besitzen bzw. zu beachten. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von Vorurteilen.(FN16) Im Zusammenhang mit dieser Kategorisierung entsteht der Effekt, dass die Unterschiede zwischen den Mitgliedern einer bestimmten Kategorie (z.B. einer Nation oder einer Rasse) unterschätzt werden, während die Unterschiede zwischen Mitgliedern verschiedener Kategorien überschätzt werden.
Nationenbilder und Massenmedien
Einstellungen, Meinungen, Vorurteile und Stereotype entstehen durch vielfältige komplizierte Kommunikationsprozesse. Politische Einflussnahme auf die Medien, Zensur, die mediale Vermittlung von Nachrichten über Kriege und Konflikte, die Wahrnehmung dieser vermittelten Realität durch die Öffentlichkeit und die Entstehung der öffentlichen Meinung sind Beispiele für diese Mechanismen.(FN17) Durch Massenmedien können Einstellungen, Vorurteile und Stereotype in verhältnismäßig kurzer Zeit auf ganze Völker übertragen werden: "Einen wesentlichen Faktor im Prozess der interkulturellen Kommunikation bilden die Vorstellungen oder Images, die Attitüden, Vorurteile und Stereotype, die sich innerhalb der Kultur gegenüber anderen Kulturen entwickeln." (FN18) Die Bilder von Nationen und Kulturen sind so stark, dass sie im Rahmen eines Kommunikationsprozesses zwischen Nationen letztendlich über Krieg und Frieden mitentscheiden.(FN19) Die Vernetzung der Welt durch die unterschiedlichen Kommunikationssysteme und der damit verbundene weltweite Austausch von Nachrichten und Gütern lassen Kulturräume stärker zusammenwachsen, ohne dass dabei zwischen den Völkern und Kulturen gleichzeitig Verständnis und Akzeptanz entwickelt wird. Der menschliche Geist reagiert auf diese komplexe Herausforderung durch eine Reduktion der Wahrnehmung und eine Erhöhung der Neigung zu Stereotypisierung von Vorstellungsinhalten.
Besonders wichtig für die Vermittlung von Nationenbildern sind Massenmedien. Images oder Nationenbilder gründen sich als massenmedial vermittelte Stereotype wesentlich auf Sekundärerfahrungen: Informationen über andere Nationen und außenpolitische Ereignisse werden durch Bevölkerung, Meinungsbildner, Regierungsmitglieder und hohe Staatsbeamte den Massenmedien entnommen. Dabei haben negative Nachrichten einen wesentlich höheren Effekt als positive: Negative Berichte aus anderen Ländern aktivieren das Sicherheitsbedürfnis.(FN20) Internationale Nachrichten werden nach bestimmten Kriterien selektiert: Großmächte und geografisch bzw. kulturell nähere Staaten besitzen eine größere Chance, zum Gegenstand der Berichterstattung zu werden. Ferner können wirtschaftliche, bündnispolitische und ideologische Beziehungen eine intensive Berichterstattung über ein Land hervorrufen. Auch die Art der Berichterstattung kann für das Verhältnis der einzelnen Staaten untereinander sowie für außenpolitische Entscheidungsprozesse eine große Bedeutung haben. Die Macht der Massenmedien spielt sogar bei der Entwicklung außenpolitischer Aktivitäten eine Rolle: Es geht um Nachrichtenwert und um Inszenierung von Nachrichten.
International orientierte Öffentlichkeitsarbeit wird somit zum Werkzeug, um politisch sensible Ziele zu erreichen. Durch Maßnahmen der PR kann die Öffentlichkeit z.B. von der Notwendigkeit einer militärischen Intervention überzeugt werden.(FN21) Politische Entscheidungsträger versuchen, die Unterstützung der Öffentlichkeit durch Argumente und Manipulationen zu gewinnen.
Propaganda und psychologische Kriegführung
Was hat Propaganda mit dem bisher Gesagten zu tun? Wie sich zeigt, können Einstellungen, Verhalten und Meinungen von Völkern gezielt beeinflusst werden. Jene Machtstrukturen, die eine derartige Beeinflussung erreichen, haben mehr Aussicht auf Erfolg. Beeinflussung braucht Zeit - und daher langfristige Planung. Sowohl Propaganda - als negativ besetzter Begriff - als auch Psychological Operations, psychologische Kriegführung etc. haben das Ziel, Einstellungen, Meinungen und Verhalten durch andauernde, wiederholt wirkende Kommunikationsmaßnahmen zu beeinflussen und somit zu verändern.
"Propaganda (von lat. propagare = aus-, verbreiten) ist die methodische und systematisch betriebene Werbung für bestimmte religiöse, weltanschauliche, künstlerische, humanitäre, soziale, wirtschaftliche und/oder politische Ideen und Ziele und für die Personen und Organisationen, die diese vertreten. (...) Im 20. Jahrhundert ist politische Propaganda für Parteien, Verbände und Regierungen ein anscheinend unverzichtbares Mittel, um Anhänger und Wähler zu gewinnen, zu erhalten und die öffentliche Meinung und das Verhalten der Bevölkerung in ihrem Sinne zu beeinflussen. Die Propaganda bedient sich dabei der modernen technischen Mittel und Medien (...) Die moderne Propaganda ist Massenpropaganda und wendet sich statt an Bewusstsein, Verstand und Urteilsvermögen des Einzelnen an unter- oder unbewusste Emotionen und Vorurteile der (Volks-) Massen, arbeitet mit einprägsamen und gefühlshaltigen Formeln, vereinfachenden Schlagwörtern und ständig wiederholten Parolen, versucht zu manipulieren, anstatt sachlich zu argumentieren und zu informieren." (FN22) Die NATO beschreibt Propaganda als "any information, ideas, doctrines or special appeals disseminated to influence the opinion, emotions, attitudes or behaviour of any specified group in order to benefit the sponsor either directly or indirectly".(FN23) Der Begriff der psychologischen Kriegführung ist in vielen Quellen beschrieben. U.a. wird darunter der planmäßige Einsatz von Mitteln, Methoden und Techniken der Publizistik zur Beeinflussung von Meinungen, Einstellungen und Verhaltensweisen gegnerischer, neutraler oder befreundeter Gruppen verstanden. Dadurch sollen politische, propagandistische oder wirtschaftliche Ziele erreicht werden. Im engeren Sinn sind darunter alle Maßnahmen geplanter kommunikativer Beeinflussung des militärischen Gegners, seiner Streitkräfte und seiner Zivilbevölkerung zu verstehen, um bestimmte strategische oder taktische Ziele zu erreichen.(FN24) Im Kalten Krieg wurde zum Begriff der psychologischen Kriegführung ausgeführt: "Psychologischer Krieg ist also der Kampf um die seelischen Bereiche des Menschen mit Mitteln und Methoden, die auf diese seelischen Bereiche zu wirken vermögen. (...) Der psychologische Krieg ist also das Ringen um das Bewusstsein und Unterbewusstsein der Menschen mit Mitteln und Methoden, die auf das Fühlen, auf das Denken und auf den Willen wirken oder mit anderen Worten die planmäßige Beeinflussung von Geist, Willen und Moral eines Einzelnen, einer Gruppe von Menschen oder ganzer Völker mit unblutigen Mitteln." (FN25) In den vorigen Abschnitten wurde zunächst aus psychologisch-anthropologischer Sicht die Entstehung von Meinungen, Einstellungen und Verhaltensweisen im Menschen und die zentrale Rolle der Kommunikation skizziert. Danach wurde aus kommunikationswissenschaftlicher Sicht die elementare Rolle der Massenmedien für die Ausbildung von Einstellungen, Meinungen, Vorurteilen und Stereotypen bei Menschenmassen gezeigt. Schlussendlich wurden aus soziologisch-publizistischer Sicht die Entstehung von Nationenbildern und das Wesen der Propaganda bzw. des psychologischen Krieges gezeigt.
Nach dieser theoretischen Themenskizze werden als praktische Beispiele für die machtvolle Wechselwirkung zwischen Urteilen bzw. Verhalten der Menschen, Wirkung von Massenmedien und den "neuen Verpackungen alter Propagandamethoden"(FN26) drei Fälle aus dem Konflikt am Balkan gezeigt.
Der Konflikt auf dem Balkan
Kroatien
Am 12. August 1991 engagierte die kroatische Regierung die amerikanische PR-Firma Ruder Finn Global Public Affairs, die später auch die PR-Kampagne für Bosnien-Herzegowina führen sollte.(FN27) Eine PR-Maßnahme der Firma war beispielsweise die Verteilung von Informationsmaterial, das Kroatien als Opfer einer großserbischen Aggressionspolitik darstellte, im amerikanischen Kongress zwischen 1. und 23. Oktober 1991. Ferner wurden Videoclips mit schrecklichen Bildern von Tod und Zerstörung durch die serbischen Aggressoren produziert und unter dem Motto "Stop the war in Croatia" weltweit gesendet. Das Image, das Kroatien im Ausland aufbaute, war das eines jahrzehntelang vom serbischen Kommunismus unterdrückten Volkes, dessen demokratischer Freiheitswillen und Streben nach Selbstbestimmungsrecht vom großserbischen Expansionismus erstickt werden sollte. Aus einem ethnisch-nationalen Konflikt wurde ein Konflikt zwischen zwei Ideologien, nämlich nationalem Bolschewismus und Demokratie, konstruiert.(FN28) Kroatien versuchte, seine Imagebildung auf ein altes Stereotyp abzustützen: die Zugehörigkeit der katholischen Kroaten zur westlichen Zivilisation. Gleichzeitig wurde versucht, das Stereotyp der orthodoxen Serben aufzubauen, die unter jahrhundertelanger osmanischer Herrschaft "verwilderten".
Weitere PR-Maßnahmen der Firma Ruder Finn waren Lobbying bei politischen Entscheidungsträgern der USA, Briefings für Beamte der Regierung Bush, die Vorbereitung von speziellem Hintergrundmaterial, die Bereitstellung von Presseerklärungen, die Einrichtung von Beratungsstellen für Medien, die Abwicklung von Pressekonferenzen, Erstellung von Leserbriefen und journalistischen Berichten, Einweisungen für Journalisten und vieles mehr. Im Jänner und Februar 1992 organisierte die Firma Reisen von Kongressabgeordneten nach Kroatien. Am 7. April 1992 wurde Kroatien von den USA als unabhängiger Staat anerkannt. Neben den Aktivitäten der Firma Ruder Finn gab es zahlreiche weitere Initiativen, beispielsweise von kroatischen Emigrantenorganisationen.
PR-Firmen, die sich international engagieren und mit ausländischen Regierungen zusammenarbeiten, sind in den USA gesetzlich verpflichtet, über ihre Arbeit periodisch Rechenschaft abzulegen. Die Firma Ruder Finn gibt in ihrem Rechenschaftsbericht an, politische Propaganda für die Republiken Kroatien, Bosnien-Herzegowina und Kosovo durchgeführt zu haben.(FN29) Politische Propaganda ist in diesem Zusammenhang als "Kommunikation jeglicher Art, die einen Empfänger oder einen Teil der Öffentlichkeit in den Vereinigten Staaten für bestimmte politische Zwecke indoktrinieren, bekehren, bewegen oder in jeder anderen Form beeinflussen will", definiert (Grundlage: Foreign Agents Registration Act, das entsprechende US-Gesetz).
Bosnien - Herzegowina
Auch das Engagement der Firma Ruder Finn in Bosnien-Herzegowina war umfassend: Die Aktivitäten umfassten u.a. die Einrichtung eines Bosnia Crisis Communication Center mit Kontakten zu amerikanischen, englischen und französischen Medien, ein Medientraining für den bosnischen Außenminister Silajdzic, die Ausarbeitung eines Pakets von Aussagen und Botschaften, den Aufbau eines Fax-Netzes für internationale Bosnien-Berater, das Verfassen von 37 "Fax-Updates" (Übersichten über die Entwicklungen in Bosnien-Herzegowina; diese Dokumente wurden weltweit über ein besonderes System an wichtige Medien verteilt), die Erstellung von Kommuniqués für den amerikanischen Kongress, das Verfassen von insgesamt 17 Briefen, die von Präsident Izetbegovic und Außenminister Silajdzic unterzeichnet wurden (vier Briefe an den Vorsitzenden des UNO-Sicherheitsrates, zwei Briefe an Präsident Bush usw.), die Formulierung und Platzierung von Leitartikeln in wichtigen amerikanischen Zeitungen, die Organisation von Pressekonferenzen und Interviews der bosnischen Regierung und vieles mehr.(FN30) Maßnahmen der Propaganda erfolgen nicht einfach durch Zufall, sondern sind Teil politisch-militärischer Zielsetzungen. Im Bosnien-Konflikt zeigte sich, dass der Erfolg der bosnischen Propaganda v.a. auf der Arbeit der eingebundenen PR-Agentur und auf der Wirksamkeit wichtiger publizistischer Meinungsführer beruhte. Dies geht u.a. aus einer Studie von John E. Sray hervor, der 1994 sechs Monate als Chef des UNPROFOR-Nachrichtendienstes in Sarajevo stationiert war: "Die bosnische Lobby versuchte politisch Verantwortliche davon zu überzeugen, sie würden moralischen und politischen Selbstmord begehen, wenn sie nicht die Ziele der Muslime unterstützten, etwa die Aufhebung des gegen sie erlassenen Waffenembargos, während sie alle Kritiker solcher Politik bösartig angriff (...) als pro-serbische oder gar Nazi-Sympathisanten." (FN31) Nach dieser Studie war die PR-gesteuerte Kampagne so erfolgreich in der einseitigen Darstellung der von Serben begangenen Verbrechen, dass sie alle folgenden moralischen Urteile korrumpierte. Die bosnische Propaganda basierte demnach auf vier Aussagen: - Die Bosnier sind unschuldige Opfer.
- Die Bosnier sind militärisch kompetent.
- Die bosnischen Muslime sind die rechtmäßigen Eigentümer der Territorien Bosnien-Herzegowinas.
- Die bosnische Regierung vertritt eine multiethnische, liberale Demokratie westlichen Zuschnitts.
Dadurch sollte die internationale, v.a. die amerikanische Öffentlichkeit und Politik zu einer "moralisch unentrinnbaren" Parteinahme und zum militärischen Eingreifen auf Seiten der bosnischen Regierung bewogen werden.
Ein anderes Fallbeispiel für versuchte Desinformation ist das Thema rund um die Konzentrationslager: Zwischen Oktober 1992 und März 1993 berichteten die Medien über serbische Konzentrationslager, in denen muslimische Frauen systematisch - zum Zwecke der Demütigung und als Mittel der ethnischen Säuberung - vergewaltigt und geschwängert worden seien. Dabei seien zwischen 20.000 und 60.000 Frauen betroffen gewesen. Auf Grund dieser Nachrichten reiste eine sechsköpfige Delegation für die EU nach Kroatien und Bosnien. Der deutsche Nachrichtensender ARD schickte eine Reporterin nach Kroatien, um ein paar bewegende Filmaufnahmen von vergewaltigten Frauen und ausgesetzten Babys zu erstellen. Das Reporterteam erhielt Zutritt zum Lager Resnik nahe der Stadt Zagreb, wo etwa 9.000 von den Serben vertriebene Muslime aus Bosnien-Herzegowina lebten. Die Frauen berichteten auf die Frage nach Vergewaltigungen in sehr offener und detailreicher Weise. Auf die Frage, wann und wo die Vergewaltigungen stattgefunden hätten und ob die Täter bekannt seien, konnten die Frauen keine Antwort geben: Sie selbst seien doch nicht vergewaltigt worden; sie hätten bloß wiedergegeben, was ihnen von anderen Frauen erzählt worden sei. Auch alle anderen Bemühungen, eine einzige Zeugin für die Vergewaltigung zu finden, erwiesen sich als vergeblich. Auch die vielen Babys, die angeblich zur Welt gebracht worden waren, schienen auf einmal verschwunden zu sein. Das ARD-Team konnte Kinder in einem Waisenhaus filmen - diese waren jedoch über vier Jahre alt: So lange hatte der Krieg noch nicht gedauert.(FN32) Der Fernsehjournalist Martin Lettmayer schrieb in der Zeitschrift Weltwoche zu diesem Thema: "Ich führte damals mit zahlreichen Chefredakteuren von Fernseh-Auslandsmagazinen Gespräche (...) und berichtete ihnen von meinen Nachforschungen. Einigen zeigte ich das Filmmaterial. Keiner zweifelte am Ergebnis meiner Recherchen. Aber keiner traute sich damals, gegen den Wind der öffentlichen Meinung zu blasen. Wer die Vergewaltigungslager anzweifelte, lief Gefahr, als Vergewaltigungsverharmloser und Serbenfreund verschrien zu werden…" (FN33) Noch ein paar Schlaglichter im Dunstkreis der einseitigen Medienberichterstattung seien erwähnt: Peter Brock wies in der amerikanischen Zeitschrift "Foreign Policy" nach, dass ein zum Skelett abgemagerter Mann auf dem Titelbild des US-Nachrichtenmagazins "Newsweek" keineswegs ein "muslimischer Gefangener in einem serbischen Lager" war, wie die Redaktion behauptete, sondern ein wegen Plünderung festgenommener Serbe, der seit zehn Jahren Tuberkulose hatte.(FN34) "Gerade durch die Ereignisse der vergangenen Jahre in Ex-Jugoslawien wurde wieder deutlich, welche Gewaltbereitschaft durch Propaganda, Desinformation und Manipulation von Meinungen geweckt werden kann. Wer erinnert sich nicht an die Bilder von der aufgebrachten Menge, die das Fahrzeug des damaligen EU-Administrators Koschnik in Mostar angegriffen hat. Innerhalb kurzer Zeit war es einigen Personen durch gezielte Propaganda gelungen, ihre Anhänger in ihrem Sinne zu beeinflussen und zu dieser Aktion aufzustacheln. Der um Ausgleich bemühte ehemalige Bremer Oberbürgermeister konnte seine Aufgabe nicht fortsetzen, da er keine Möglichkeit hatte, dieser Propaganda wirkungsvoll zu begegnen." (FN35) Kosovo
Aus dem Krieg bzw. Konflikt um den Kosovo gibt es mittlerweile zahlreiche Berichte aus dem Bereich der Propaganda.
"Der 7.5.1992 war im US-Kongress ein Tag der Kosovo-Albaner. Der spätere Außenamtssprecher James Rubin hatte Begegnungen der Kosovo-Albaner mit sieben Senatoren arrangiert. Im Repräsentantenhaus trafen die von Ruder and Finn gesteuerten Albaner zu verschiedenen Terminen und über mehrere Vermittlungspersonen mit 23 Abgeordneten zusammen. Zwischen 8. und 12.4.1993 unternahm eine Delegation eine Reise in den Kosovo, die von Ruder and Finn und der Stiftung für Menschenrechte des US-Kongresses organisiert worden war. (...) Das Wirken der PR-Agentur hinterließ Spuren in der Fernsehberichterstattung aus dem Kosovo. Es marschierten dramatisch verfilmte Albanerinnen vor einer Polizeisperre auf, um Brotlaibe in den Händen zu halten. Die Aussage dieser am Balkan völlig ungewöhnlichen Demonstrationsform war zweideutig. Man konnte sagen: In Pristina ist die Grundversorgung mit Brot gewährleistet. Man konnte mit den Trägerinnen der Brote der unrichtigen Meinung sein: Unsere verhafteten Männer entbehren im Arrest dieses Nahrungsmittels." (FN36) "Besonders wirkungsvoll entwickelten sich Geschichten, in denen Augenzeugen über die Schiene internationaler Hilfsorganisationen nach vor geschoben wurden. So hatten die Ärzte ohne Grenzen für Le Monde den alten Osman auftreten lassen. Der erzählte schaurige Geschichten: Serben hätten Albaner enthauptet. Es seien auch Ohren abgeschnitten, es seien Augen herausgerissen worden. Albanische Männer hätten der Vergewaltigung ihrer Frauen zusehen müssen. Wie aber Osman Augenzeuge dieser Taten geworden und wie er überlebt hatte, das wurde nicht gefragt und nicht mitgeteilt. Es gab keine Überlebenden, die Osman in Details hätten bestätigen können." (FN37) Auch die angeblichen Massenexekutionen von Albanern riefen starke Wellen in der internationalen Berichterstattung hervor. Es gab Gerüchte, wonach die Serben bei der Eroberung von Orahovac Hunderte Albaner exekutiert hätten. Die Nachricht ging um die Welt. Die EU entsandte sofort Beobachter nach Orahovac. Serbien dementierte energisch und auf allen Ebenen: Es seien 40 bis 50 Albaner bei den Kämpfen um Orahovac getötet worden. Die westlichen Beobachter sahen die Örtlichkeit und verzichteten auf die Exhumierung. Das TV-Material zeigte eine Müllhalde, in die einzelne hölzerne Markierungen mit Namen und Vatersnamen gesteckt worden waren.
Das Internet war im "Desinformationskonzert" vorne mit dabei: Es wurden gefälschte Meldungen verbreitet: Die Mönche des Klosters "Cosma und Damian" in Zociste hatten eine Homepage installiert, um auf diese Weise objektive Informationen in Umlauf zu bringen. Die "Washington Post" berichtete in ihrer Ausgabe vom 23.7.1998, dass die UCK bei Zociste acht bewaffnete serbische Priester gefangen genommen hätte. Der Herausgeber der Zeitung erhielt einige Tage später ein E-Mail des Klosters mit der richtigen Darstellung des Geschehens: Das Kloster sei von den Albanern mit Mörsern und Maschinengewehren beschossen worden. Die Mönche seien daraufhin in die Kirche gelaufen, um zu beten. Man habe eine weiße Fahne gehisst und sich der UCK ergeben. Bewaffnete Albaner hätten das Kloster durchsucht. Dabei hätte man die Mönche in einen eigenen Raum gebracht und vor ihnen Waffen aufgestellt. Danach seien die Mönche gemeinsam mit den Waffen fotografiert und gefilmt worden. Diese Bilder hätten die Albaner den US-Medien zugespielt.(FN38) "Die Medien nahmen in allen Fällen serbische Täterschaft als erwiesen an. Man rief nach Luftangriffen. Gehorsam mobilisierte die NATO über 100 Flugzeuge. CNN ging hoffnungsvoll in Stellung. Es galt die Synergie zu nutzen. Die am schnellsten sprechende Reporterin der US-Globalisierung hatte mittlerweile den eher langsam formulierenden Sprecher des US-Außenamtes geheiratet. Christiane Amanpour und Jerry Rubin hatten beide noch nie einen einzigen Satz über die Geschichte des Balkans auszusprechen gewusst, doch CNN war bei allen Spitzenmeldungen des Krieges immer zuerst da. Man darf mit Recht vermuten, dass hier immer ein Anruf des Ehemanns bei der Gattin oder ihren Vorgesetzten vorausgegangen war. Niemand hat gefragt, ob bei diesem Ehebund nicht eine gewisse Unvereinbarkeit vorliegen würde. In einem langen Kampf hat der aufgeklärte Journalismus den Herrschenden das Recht auf Fragen und auf Unabhängigkeit abgerungen. Das sind Rechte, die der Betroffenheits-Journalismus freiwillig aufzugeben scheint. Mit siegreich über den Himmel fahrenden Cruise Missiles bringt der Krieg hohe Quoten und damit Profite. Krieg ist, um mit der Moderne zu sprechen, megageil. Die Wahrheit ist eine eher zweitrangige Sache." (FN39) ANMERKUNGEN:
(Fußnote 1/FN1) Peter Forster: Aber wahr muss es sein - Information als Waffe, Frauenfeld 1998, S.15f.
(FN2) vgl. ebd., S.16.
(FN3) vgl. ebd., S.17.
(FN4) vgl. Burkhard Müller-Ullrich: Medienmärchen. Gesinnungstäter im Journalismus, München 1996, S.169.
(FN5) vgl. ebd., S.170.
(FN6) vgl. Yossef Bodansky: Offensive in the Balkans, London 1995, zit. n. Müller-Ullrich, 1996, S.172.
(FN7) vgl. Werner Herkner: Sozialpsychologie, 2. Auflage, Bern 2001.
(FN8) vgl. Mira Beham: Kriegstrommeln. Medien, Krieg und Politik. München 1996, S.137ff.
(FN9) vgl. Elisabeth Noelle-Neumann u.a. (Hrsg.): Fischer Lexikon Publizistik Massenkommunikation, 6. Auflage, Frankfurt 2000.
(FN10) vgl. Michael Kunczik: Die manipulierte Meinung. Nationale Image-Politik und internationale Public Relations, Wien 1990, S.4.
(FN11) vgl. Gottfried Karl Kindermann: Weltverständnis und Ideologie als Faktoren auswärtiger Politik, In: ders. (Hrsg.) Grundelemente der Weltpolitik, München 1981; zit. n. Beham, a.a.O., S.137.
(FN12) vgl. Eckhard Marten: Das Deutschlandbild in der amerikanischen Auslandsberichterstattung, Wiesbaden 1989; zit. n. Beham, a.a.O., S.138f.
(FN13) vgl. hiezu z.B. Kunczik, a.a.O.
(FN14) vgl. Marten, 1989; zit.n. Beham, a.a.O., S.141.
(FN15) vgl. Beham, a.a.O., S.141.
(FN16) vgl. ebd., S.277f.
(FN17) vgl. Beham, a.a.O., S.134.
(FN18) Gerhard Maletzke: Interkulturelle Kommunikation und Publizistikwissenschaft. In: Publizistik 11/1966, S.318ff; zit. n. Beham, a.a.O.
(FN19) vgl. D.D. Smith: Mass Communication and International Image Change. In: Journal of Conflict Resolution 17/1973; zit. n. Beham, a.a.O., S.136.
(FN20) vgl. Petra Dorsch-Jungsberger: Nationenbildforschung und PR. Zit. n. Beham, a.a.O., S.143.
(FN21) vgl. beispielsweise die Mobilisierung der amerikanischen Öffentlichkeit für den Golfkrieg 1991 durch die so genannte Brutkastengeschichte.
(FN22) Reinhart Beck: Sachwörterbuch der Politik - 1. Auflage, Stuttgart 1977, S.684f.
(FN23) vgl. NATO, MC 402 - NATO Psychological Operations Policy, Brussels 1997, S A - 2.
(FN24) vgl. Brockhaus-Enzyklopädie, Bd. 15, Wiesbaden 1972. Zit. n. Günter Rozenits: Psychologische Kampfführung als Thema der Kaderfortbildung und bei Übungen, Militärwissenschaftliche Arbeit, Wien 1991, S.240.
(FN25) BMLV: Grundsätze der psychologischen Kriegführung, Wien 1965.
(FN26) Beham, a.a.O., S.151.
(FN27) vgl. ebd., S.160.
(FN28) vgl. ebd., S.163.
(FN29) vgl. Rechenschaftsbericht von Ruder Finn an das US-Department of Justice vom 30. November 1992, No. 4315. Zit. n. Beham, a.a.O., S.169f.
(FN30) vgl. Beham, a.a.O., S.170ff.
(FN31) John Sray: Selling the Bosnian Myth to America - Buyer Beware, Foreign Military Studies Office, Ft. Leavenworth, USA 1995 (Unveröffentlicht), zit. n. Beham, a.a.O., S.178.
(FN32) vgl. Müller-Ullrich, a.a.O., S.166ff.
(FN33) Martin Lettmayer: Artikel in Weltwoche vom 10. März 1994, zit. n. Müller-Ullrich, a.a.O., S.168.
(FN34) vgl. Newsweek vom 17. August 1992, zit.n. Müller-Ullrich, a.a.O., S.173.
(FN35) Peter Hentrich: Die Schlacht um die Köpfe und Herzen. In: Truppenpraxis/Wehrausbildung 7-8/1998, S.457.
(FN36) Malte Olschewski: Der Krieg um den Kosovo. Serbiens neue Schlacht am Amselfeld. Klagenfurt 1999, S.50.
(FN37) Olschewski, a.a.O., S.51.
(FN38) vgl. Olschewski, a.a.O., S.53.
(FN39) Olschewski, a.a.O., S.65.
MMag. Georg Geyer, MAS (PR)
Geb. 1964; Oberst des Generalstabsdienstes; Studium der Medienpädagogik und Politikwissenschaft; geprüfter PR-Berater und Kommunikationstrainer; 1982 Eintritt ins Bundesheer; 1988 Ausmusterung zum Leutnant, nach der Generalstabsausbildung Dienstverwendungen als Referatsleiter im Kabinett des Bundesministers, als stellvertretender Abteilungsleiter im BMLV und als Stabschef einer Infanteriebrigade; seit 2004 Chefredakteur "Der Soldat".
Höchst interessant!!!
Siegt die Wahrheit?
von Georg Geyer
Kurzfassung
◄ So alt wie die Kriegsberichterstattung ist auch der damit verbundene Konflikt zwischen Wahrheit, Desinformation und Täuschung. Trotz des Bestrebens der Journalisten, professionell, umfassend und wahrheitsgetreu über einen Krieg zu berichten, war und ist es ihnen auf Grund der Militärzensur, aus Gründen der Geheimhaltung oder aus politischen Rücksichten oft nicht möglich, ein realistisches Kriegsbild zu zeichnen.
Die Frage, wie sich selektive Information durch die Massenmedien auf den Seher, Leser und Hörer auswirkt, ist von zentraler Bedeutung. Im Zeitalter von Demokratie, Globalisierung und dem wachsenden Einfluss internationaler Organisationen kommt es mehr denn je darauf an, einen Krieg vor dem Bürger zu legitimieren. Nur ein erfolgreich geführter und subjektiv gerechtfertigter Krieg ermöglicht das innenpolitische Überleben einer Staatsführung.
Kommunikation ist ein zentraler Faktor für die Entstehung und Änderung von Einstellungen. Medien konstruieren die Realität: Sie prägen zunächst Vorstellungen von der Wirklichkeit und damit auch Einstellungen, Überzeugungen und Verhaltensweisen, wobei das Fernsehen von allen Medien die größte Glaubwürdigkeit hat. Es hat besondere Bedeutung für die selektive Wahrnehmung, denn es ist das erste "natürliche" Medium: man sieht und hört, ohne dass, wie beim Lesen, eine weitere Entschlüsselung der Botschaft erforderlich ist.
Durch das Zusammenwirken von Wahrnehmung, Vorurteil und Stereotyp entstehen Nationenbilder. Sie sind systematisch gegliederte Darstellungen bzw. Beschreibungen einer Nation und eines Volkes. Dieses Image entsteht nicht nach Fakten, sondern aus einer Mischung aus oftmals schlecht verarbeiteten bzw. sorglos zusammengestellten aktuellen Informationen, hat nur geringe Ähnlichkeit mit der Realität und kann meist auch nicht real überprüft werden. Durch Massenmedien können Einstellungen, Vorurteile und Stereotype in verhältnismäßig kurzer Zeit auf ganze Völker übertragen werden.
Nirgendwo zeigte sich diese Desinformation besser als in den Konflikten um Ex-Jugoslawien. So war für den Erfolg der bosnischen Propaganda v.a. die Arbeit der eingebundenen PR-Agentur verantwortlich. Sie entwarf das Bild der Bosnier als unschuldige Opfer, deren Regierung eine multiethnische, liberale Demokratie westlichen Zuschnitts vertritt. Ein anderes Fallbeispiel für versuchte Desinformation ist das Thema rund um die serbischen Konzentrationslager, in denen muslimische Frauen systematisch vergewaltigt und geschwängert worden seien, noch weitere Beispiele sind die generelle Schuldzuweisung an die serbische Seite für jedwede Massaker an der Zivilbevölkerung im belagerten Sarajevo, auch wenn die Herkunft der Artilleriegranaten nicht nachgewiesen werden konnte. Die diversen Beispiele zeigen, welche Gewaltbereitschaft durch Propaganda, Desinformation und Manipulation von Meinungen geweckt werden kann. Die Wahrheit im Krieg - so die Schlussfolgerung - ist eine eher zweitrangige Sache. ► Volltextversion
Siegt die Wahrheit?
Gedanken zur Wechselwirkung von Propaganda, Massenmedien und Meinungsbildung
Es war der 27. Mai 1992. Wie jeden Morgen stellten sich die Menschen im Zentrum von Sarajevo vor einem Geschäft an, um Brot zu kaufen. Eine lange Schlange hatte sich vor dem kleinen Laden gebildet. Plötzlich zerriss die Detonation einschlagender Mörsergranaten die morgendliche Ruhe. Die Splitter richteten ein furchtbares Blutbad an. Siebzehn Zivilisten hatten keine Chance, sich irgendwo vor den tödlichen Waffen zu verstecken. Ihre Leichen konnte man schon nach kurzer Zeit im bosnischen Fernsehen sehen; die schockierenden Bilder polarisierten die internationale öffentliche Meinung: Diese Menschen konnten nur durch serbische Granaten gestorben sein! Drei Tage nach dem Vorfall beschloss die UNO ein Embargo gegen Serbien.
Am 5. Mai des Jahres war Sarajevo vollständig eingeschlossen worden: Eine Belagerungsarmee von 260 Panzern und 120 Geschützen nahm die Stadt immer wieder massiv unter Feuer. Erst im Februar 1994 wurden die Serben gezwungen, den Ring um die Stadt zu lockern und ihre schweren Waffen abzuziehen; 24 Monate später war die Blockade endgültig vorbei. In den vier Belagerungsjahren starben nach offizieller bosnischer Statistik insgesamt 10.615 Menschen, rund 50.000 Personen wurden verletzt.
Wenn man den Analysen des Vorfalls Glauben schenkt, dann gab es schon sehr bald Zweifel an den Urhebern des so genannten "Brotschlangen-Massakers": Seltsamerweise wären die bosnischen Kameraleute schon kurz nach dem Beschuss vor Ort gewesen, um die ersten Filmaufnahmen zu machen. Der kanadische General Lewis MacKenzie (Kommandant der UNPROFOR-Truppen in der bosnischen Hauptstadt) nahm Berichten zufolge v.a. Anstoß an der Tatsache, dass das staatliche bosnische Fernsehen bereit stand, bevor die Granaten explodierten: "Die Ferhadija-Straße (damals noch Vase Kiskina genannt) wurde kurz vor dem Beschuss abgeriegelt. Nachdem sich die Schlange gebildet hatte, zogen in einer Seitengasse Kameramänner auf. Sie hielten sich zurück, bis die tödlichen Geschosse einschlugen; nach den Detonationen stürmten sie zum Schauplatz des Geschehens, um die fürchterlichen Bilder aufzunehmen, die dann um die Welt gingen und das UNO-Embargo auslösten." (Fußnote 1/FN1) Aber nicht nur die unmittelbare Verfügbarkeit der Kameramänner rief Bedenken an der kolportierten Darstellung dieses Massakers hervor: Der Eingang zu diesem Brotgeschäft lag bzw. liegt in einer tiefen Straßenschlucht, in die Artillerie- oder Mörsergranaten auf Grund ihrer Flugbahn nur dann einschlagen können, wenn sie aus dem Bereich der bosnischen Stellungen - und nicht aus dem Bereich der serbischen Stellungen - abgefeuert werden.(FN2) Peter Forster, der den Vorfall analysierte, schreibt dazu: "Doch das Brotschlangen-Massaker erreichte seinen propagandistischen Zweck voll und ganz. Die blutigen Bilder beeindruckten die westliche Öffentlichkeit derart, dass die Vereinten Nationen gar nicht anders konnten, als Serbien zu boykottieren. Es war ein grausames Gemetzel, das die bosnische Artillerie unter der eigenen Bevölkerung anrichtete; aber der Zweck heiligte da offenbar das Mittel. Das Blutbad vor dem Brotladen bildete im Propagandakrieg, den Serben, Kroaten und Muslime führten, nur einen ersten traurigen Tiefpunkt. Die Bosnier waren Ende Mai 1992 in höchster Bedrängnis - und sie griffen zum probaten Rezept, das alle Parteien anwenden, seit es Kriege gibt: Man stellt den Gegner als ruchlosen Mörder hin, der vor keinem Verbrechen zurückschreckt, wenn er mit allen Mitteln darum kämpft, seine Kriegsziele zu erreichen." (FN3) Am 5. Februar 1994 detonierte eine weitere Granate auf dem Marktplatz von Sarajevo. Die Folge: 68 Tote und 200 Verletzte. Dieser Beschuss führte zu einem deutlichen Meinungsumschwung in den USA und damit zum ersten Eingreifen der NATO - zunächst durch ein den Serben gestelltes Ultimatum zum Rückzug ihrer schweren Waffen.(FN4) Von Seiten der bosnischen Serben wurde dieser Vorfall als "Inszenierung" dargestellt, doch in der europäischen und amerikanischen Öffentlichkeit herrschte Einigkeit, dass dieser Anschlag von serbischer Seite ausging. Am 18. Februar 1994 berichtete der französische Fernsehreporter Bernard Volker in den Abendnachrichten, dass die Artilleriegranate von bosnischen Stellungen aus abgefeuert worden sei. Volker wurde auf Grund seiner Behauptung, die entgegen dem antiserbischen Medientenor stand, sogar von einem Verein namens "TV Carton Jaune" geklagt.(FN5) Die Bluttaten vom 27. Mai 1992 und vom 5. Februar 1994 blieben in letzter Konsequenz faktisch unaufgeklärt, wurden in der Weltöffentlichkeit aber durchwegs als serbische Verbrechen an der Zivilbevölkerung dargestellt. Am 28. August 1995 kam es zu einem weiteren Massaker auf dem Markt von Sarajevo: Diesmal starben 37 Menschen, 90 wurden verletzt. Wiederum wurden die Serben dafür verantwortlich gemacht, wiederum waren NATO-Einsätze die Folge und wiederum gab es den Verdacht der Inszenierung: Britische und französische Sachverständige der UNO untersuchten den Krater vierzig Minuten nach der Explosion. Sie sahen es als erwiesen an, dass der Anschlag nicht von serbischen Stellungen aus verübt worden war.(FN6) Fragestellung
So alt wie die Kriegsberichterstattung ist auch der damit verbundene Konflikt zwischen Wahrheit, Desinformation und Täuschung. Trotz des Bestrebens der Journalisten, professionell, umfassend und wahrheitsgetreu über einen Krieg zu berichten, war und ist es ihnen auf Grund der Militärzensur, aus Gründen der Geheimhaltung oder aus politischen Rücksichten oft nicht möglich, ein realistisches Kriegsbild zu zeichnen. Die letzten Kriege am Persischen Golf sind ein eindrucksvolles Beispiel dafür.
Journalisten sind Informationsvermittler und Sprachrohre. Sie versorgen die Öffentlichkeit mit jenen Informationen, aus denen letztlich die breite Akzeptanz oder Ablehnung eines Feldzuges entspringt. Die Berichterstattung in den Massenmedien ist die einzige Beurteilungsgrundlage der Öffentlichkeit. Das Volk - der Souverän - ist letztlich der entscheidende Faktor: Es unterstützt einen Krieg oder es lehnt ihn ab - was entscheidende Auswirkungen bei der nächsten Wahl haben kann. Die Frage, wie sich selektive Information durch die Massenmedien auf den Seher, Leser und Hörer auswirkt, ist daher von zentraler Bedeutung. Im Zeitalter von Demokratie, Globalisierung und dem wachsenden Einfluss internationaler Organisationen kommt es mehr denn je darauf an, einen Krieg vor dem Bürger zu legitimieren. Nur ein erfolgreich geführter und subjektiv gerechtfertigter Krieg ermöglicht das innenpolitische Überleben einer Staatsführung.
Diese Analyse geht der Frage nach, wie Meinungen, Vorurteile und Nationenbilder entstehen, welche Rolle Massenmedien dabei spielen und wie diese für politische Ziele instrumentalisiert werden können.
Sozialpsychologische Grundlagen
Einstellungen, Meinungen und Verhalten
Die Einstellung zu einem Objekt ist dessen subjektive Bewertung durch eine Person. Einstellungsobjekte sind Reize (wie Musik), Verhaltensweisen (wie eine Rede) und Begriffe bzw. Begriffssysteme (wie Ideologien oder religiöse und ethische Standpunkte).(FN7) Sie sind in ihrer Bewertung miteinander verbunden - und dadurch voneinander abhängig. Die Relation zwischen zwei Einstellungsobjekten wird Meinung genannt. Kognitiv fundierte Einstellungen resultieren aus einem stabilen Meinungssystem, während affektiv fundierte Grundhaltungen vorwiegend auf Gefühlen beruhen.
Einstellungen werden laufend durch Konditionierungsprozesse beeinflusst, wobei sprachliche Kommunikation und die Beobachtung des Verhaltens anderer Personen zentrale Elemente sind. Anschauungen können durch Aufnahme neuer und Abwandlung vorhandener Meinungen positiv oder negativ verändert werden. Einstellungen sind einerseits Selektionsmechanismen, die mitentscheiden, welche Reize und Informationen wahrgenommen und gespeichert werden, andererseits werden sie generalisiert und auf andere, ähnliche Objekte übertragen.
Die Annahme, dass Einstellungen das Verhalten weit gehend oder vollständig bestimmen, ist weit verbreitet und zugleich nicht haltbar: Einstellungen erlauben meistens keine sichere Verhaltensvorhersage. Sie bestimmen das Verhalten, solange keine anderen Faktoren einwirken.
Die beste Möglichkeit, Verhalten vorauszusagen, ist die Intention eines Menschen. Intentionen sind Sonderformen von Meinungen - nämlich Meinungen über das eigene zukünftige Verhalten. Die Intention hängt von der zu Grunde liegenden Einstellung, vom wahrgenommenen sozialen Druck und den damit verbundenen normativen Meinungen ab. Einstellungen bewirken auch eine "gefärbte", selektive Wahrnehmung und begründen so entsprechende Handlungen. Anschauungen, die auf Grund persönlicher Erfahrung gebildet wurden, korrelieren stark mit dem Verhalten, weil sie klar, sicher und stabil sind. Je zugänglicher eine Einstellung ist bzw. je öfter sie aktiviert wird, desto stärker ist ihre Beziehung zum Verhalten. Über Grundhaltungen, die persönlich wichtig sind, wird öfter nachgedacht als über unwichtige.
Einstellungsänderungen, die durch sorgfältige Verarbeitung der dargebotenen Informationen bzw. durch intensives Nachdenken entstehen, sind dauerhaft und verursachen Verhaltensänderungen. Einstellungen, die eher gedankenlos entstehen, sind dagegen nicht sehr langlebig, leichter zu ändern und erlauben keine Verhaltensvorhersagen. Eine intensive kognitive Verarbeitung der dargebotenen Informationen erfordert hohe Motivation und entsprechende Fähigkeiten. Fehlen diese Faktoren, erfolgen Einstellungsänderungen meist im "Schnellverfahren" ohne intensive Auseinandersetzung mit den Informationen. Ob Argumente akzeptiert werden und sich daraus Einstellungsänderungen ergeben, könnte auch von der Persönlichkeit des Empfängers abhängen.
Die Bedeutung der Kommunikation
Kommunikation ist ein zentraler Faktor für die Entstehung und Änderung von Einstellungen. Es reicht nicht, die in einer Mitteilung enthaltenen Argumente zu verstehen bzw. zu interpretieren, sie müssen auch akzeptiert ("geglaubt") werden. Zustimmung verursacht eine Einstellungsänderung; können die Argumente nicht überzeugen oder sind sie klar widerlegbar, kommt es nicht dazu oder sogar zu einem Bumerangeffekt.
Besonders bei ungünstigen Wahrnehmungsbedingungen werden Informationen selektiv wahrgenommen. Informationen, die der Einstellung des Empfängers entsprechen, haben eine größere Chance, beachtet, wahrgenommen und behalten zu werden. Darüber hinaus werden Argumente vom Empfänger auch systematisch verzerrt: Jene, die dem eigenen Standpunkt ähnlich sind, werden häufig so verstanden, als wären sie mit diesem identisch.
Gruppen und ihre soziale Identität
Soziale Identität ist ein Teil des Selbstbildes im Sinne des Wissens über die Zugehörigkeit zu einer Gruppe und der damit verbundenen Gefühle und Bewertungen. Sie hat auch Einfluss auf den Selbstwert - darum sollte sie positiv sein. Um dies zu erreichen, werden Vergleiche durchgeführt, die für die eigene Gruppe günstiger ausfallen sollten. Bringt der soziale Vergleich kein günstiges Ergebnis für die eigene Gruppe, so gibt es mehrere Korrekturmöglichkeiten, u.a. Wettbewerb oder Abwertung der Außengruppe.
Generell wird eine gewisse Ähnlichkeit zwischen Mitgliedern einer Gruppe angenommen (Meinungen, Einstellungen, Verhalten usw.). Zwischen der eigenen und der anderen Gruppe werden oft beträchtliche Unterschiede wahrgenommen bzw. angenommen, die eine bestimmte Richtung haben: Die eigene Gruppe ist besser. Zusätzlich werden Mitgliedern der eigenen Gruppe oft positivere Merkmale zugeschrieben als Mitgliedern anderer Gemeinschaften. Dieser Effekt tritt schon unter nahezu normalen Verhältnissen auf; ein Konflikt ist dafür nicht notwendig.
Vorurteile und Stereotype
Vorurteile sind in der Regel negative, abwertende Einstellungen, deren Objekte Außengruppen oder Minoritäten sind. Stereotype sind als kognitive Komponente von Vorurteilen meistens "Übergeneralisationen": Allen Angehörigen der Außengruppe werden in etwa die gleichen Merkmale zugeschrieben. Gleichzeitig werden Unterschiede zwischen der eigenen und der anderen Gemeinschaft überbetont. Vorurteile und Stereotype sind sehr stabil und daher schwer zu ändern.
Wird zuerst ein Stereotyp über eine Außengruppe gelernt, wird dieses die Urteile, Meinungen und Einstellungen über die einzelnen Mitglieder dieser Gruppe bestimmen. Lernt man zuerst die Individuen kennen, so wird die Wahrnehmung der Gruppe eher vom Wissen über diese Einzelpersonen bestimmt. Außengruppen werden auch oft deshalb über Stereotype wahrgenommen, weil nur wenige oder gar keine Mitglieder der Gruppe persönlich bekannt sind. Auffällige Gruppen (z.B. Hautfarbe, Behinderungen, Gewicht, Verhalten, Sprache, Rasse usw.) sind bevorzugte Opfer von Vorurteilen und Stereotypen.
Vorurteile haben auch soziale Ursachen und Bedeutungen. Unter dem Druck der Konformität werden individuelle Vorurteile an kollektive Vorstellungsinhalte der Gruppe angepasst. Aus Vorurteilen werden Stereotype, was wiederum die Entwicklung einer gruppenspezifischen Kultur ermöglicht. Ein Stereotyp richtet sich gegen soziale Gruppen oder einzelne Personen, die diesen Gruppen angehören, und hat die logische Form eines Urteils. Dieses Urteil spricht in ungerechtfertigter Weise und mit emotional wertender Tendenz einer Gruppe von Personen bestimmte Eigenschaften oder Verhaltensweisen zu oder ab.(FN8) Wirkung der Massenmedien
Medien konstruieren die Realität: Sie prägen zunächst Vorstellungen von der Wirklichkeit und damit auch Einstellungen, Überzeugungen und Verhaltensweisen.(FN9) Dabei hat die einzelne, durch Massenmedien transportierte Information nur einen schwachen Effekt; Medien wirken erst durch Kumulation unterschiedlicher Quellen: keine Zeitung und kein Programm steht für sich allein.
Medienkonsumenten selektieren beim Empfang von Informationen: Sie entscheiden, welcher Kommunikation, welchen Medien und Botschaften sie sich aussetzen, sie interpretieren bzw. verstehen den wahrgenommenen Inhalt unterschiedlich und sie behalten nur ausgewählte Informationsinhalte. Die Selektion zu Gunsten der eigenen Meinung ist bei Schnelllesern bzw. stark dogmatisch orientierten Lesern am größten. Je mehr Zeit für die Zeitungslektüre verwendet wird und je toleranter das Weltbild des Lesers ist, desto weniger wird selektiert.
Selektive Wahrnehmung findet nur bei positiven Nachrichten statt. Der Nachrichtenfaktor "Negativität" wirkt so stark, dass Berichte über Pannen, Missgeschicke und Skandale auch von den Anhängern der betroffenen Parteien aufgenommen werden. Positive Nachrichten werden v.a. von denen gelesen, die sich davon in ihrer Meinung unterstützt fühlen.
Zusätzlich erzielen Massenmedien ihre Wirkung weniger durch unmittelbare, direkte Beeinflussung der Einstellung von Individuen als durch den Umweg über die soziale, gemeinschaftliche Natur der Menschen, in denen die Vorstellungen von der Umwelt durch das Meinungsklima geprägt werden. Durch Weitergabe der Informationen durch Mediennutzer an Dritte verteilen sich die Eindrücke, die die Empfänger aus den Medien aufnehmen, rasch in der Gesellschaft.
Die zentrale Rolle des Fernsehens
Fernsehen hat nach Umfragen in allen westlichen Ländern von allen Medien die größte Glaubwürdigkeit. Es hat besondere Bedeutung für die selektive Wahrnehmung, denn es ist das erste "natürliche" Medium: Man sieht und hört, ohne dass, wie beim Lesen, eine weitere Entschlüsselung der Botschaft erforderlich ist. Dadurch hat der Fernsehzuschauer den Eindruck von Realität, er empfindet sich als Augenzeuge, ohne sich der Selektion bewusst zu sein, mit der die Fernsehkamera seine Augen führt. Fernsehen schafft auch eine Medienrealität, die sich von der "tatsächlichen" Wirklichkeit erheblich unterscheidet.
Rationale und emotionale Elemente von Mitteilungen werden verschieden gut behalten. So wird beispielsweise der positive oder negative Eindruck einer im Fernsehen dargestellten Person behalten, während die dahinter stehenden Argumente vergessen werden. Die gefühlsmäßigen Einstellungen lösen sich von den Begründungen ab, machen sich selbstständig.
Die Meinungen der Bevölkerung folgen in ihrer Entwicklung mehr oder minder ausgeprägt dem Medientenor: Zuerst zeigt sich gleichzeitig mit einem Ansteigen der Berichterstattung ein Wechsel der Meinungen in tonangebenden Medien. Es folgt eine Wandlung im Meinungsklima, die schließlich zur Änderung der Einstellungen in der Bevölkerung führt (nicht selten verbunden mit einer Tendenz der Schweigespirale für die zurückgedrängte Meinung).
Prozesse der Meinungsbildung durch Massenmedien dauern oft sehr lange. Sie werden durch Medientenor, Einflüsse sozialer Gruppen und durch "das Wechselbad des gesellschaftlichen Kommunikationssystems" (Massenmedien, politische Parteien, Behörden, Öffentlichkeit etc.) beeinflusst.
Gewaltdarstellungen in Massenmedien
Gewaltdarstellungen in den Nachrichtensendungen des Fernsehens haben meistens Rassen- und Minoritätenkonflikte, Kriege, Verbrechen, politische Auseinandersetzungen und Terroranschläge zum Gegenstand. Häufig ist eine Menschenmasse oder eine Gruppe daran beteiligt, die Täter sind fast immer Männer. Berichte über Gewalt haben in der Darstellung durch das Fernsehen meist eine politisch-ideologische Motivation, selten geht es um materielle Ziele. Die inhaltliche Struktur der Gewaltdarstellungen in der aktuellen Berichterstattung der Massenmedien entspricht in einem gegebenen Zeitraum weder der Struktur der Gewalt in der Gesellschaft, noch spiegelt die Häufigkeit der Berichterstattung über bestimmte Gewalttaten die Häufigkeit der aus der Kriminalstatistik bekannten Gewalttaten wider.
Die Wirkung von Gewaltdarstellungen im Fernsehen hängt u.a. von der Art der Darstellung ab. Je realistischer die Darstellungen sind, desto gewaltsamer empfinden die Zuschauer die gezeigte Gewalt und desto stärker sind die emotionalen Reaktionen (Erregungszustände, Angst) bzw. desto eher rufen diese Darstellungen v.a. bei männlichen Jugendlichen aggressive Reaktionen hervor. Entscheidend für die Meinungsbildung ist daher die bildliche Darstellung der Opfer (und nicht so sehr der Täter).
Die Darstellung von Gewalt stellt in der Berichterstattung über politische Konflikte nur eine Möglichkeit dar, aggressive Verhaltenstendenzen gegenüber der einen oder anderen Seite hervorzurufen. Andere Möglichkeiten liegen in der Kritik der Legalität und Legitimität des Verhaltens der Konfliktgegner.
Nationenbilder
Vorstellungsbilder über bestimmte Nationen entstehen durch einen sehr komplexen Kommunikationsprozess auf Basis verschiedenster Informationsquellen: Erfahrung, Schul-, Kinder- und Märchenbücher, Unterhaltungsliteratur, Kino, Theater, Erzählungen von Verwandten und Bekannten, sportliche Ereignisse, kulturelle Austauschprogramme, Staatsbesuche etc. - Zeitungen, Rundfunk und Fernsehen haben dabei eine besondere Bedeutung.(FN10) Nationenbilder finden ihren Ausgangspunkt zunächst auf der anthropologischen Ebene, indem im Menschen ein inneres Modell der Außenwelt entsteht. Gleichzeitig führt die begrenzte Fähigkeit des Menschen, Informationen zu verarbeiten, dazu, dass der Mensch den Überfluss an vorhandenen Reizen und Informationen reduziert: Wahrnehmungen werden so verarbeitet, dass neue Informationen von bereits gespeicherten Informationen gesteuert bzw. eingeordnet werden. Dadurch entstehen stereotype Denkmuster, in denen sich die Außenwelt in Form von Bildern widerspiegelt. Informationen werden zusammen mit schon gespeicherten (historischen und kulturellen) Erfahrungen zu Weltbildern geordnet,(FN11) die auch den Charakter von Vorurteilen haben können.
Durch das Zusammenwirken von Wahrnehmung, Vorurteil und Stereotyp entstehen Nationenbilder. Sie sind systematisch gegliederte Darstellungen bzw. Beschreibungen einer Nation und eines Volkes, zu denen auch die Einstellungen ihnen gegenüber gehören. Sie sind in sich zusammenhängende Sichtweisen, die die verschiedenen Vorstellungen und Eindrücke von einem Volk in einem einheitlichen geistigen Bild zusammenfügen wollen.(FN12) Nationenbilder charakterisieren sich v.a. durch Dauerhaftigkeit, ihre Orientierung an Gefühlen und der Tendenz zur Verallgemeinerung. Die eigene und die fremde Nation werden selektiv mit bestimmten Eigenschaften ausgestattet, was letztlich zur Vereinfachung und Verdichtung von Wahrnehmungen und zur Entstehung vereinfachter nationaler Symbole führt. Nationale Symbole können z.B. Flaggen, Wahrzeichen, Logos bzw. in einem weiteren Sinn auch Staatsoberhäupter, Künstler oder Spitzensportler sein.
Nationen neigen genauso wie Gruppen dazu, sich selbst zum Maß aller Dinge zu machen. Bei der Entstehung von Nationenbildern sind u.a. Größe, kulturelle und geografische Lage und historische Erfahrungen von Bedeutung.(FN13) Das Nationenbild hat wie das Stereotyp eine integrative, solidarisierende und ordnende Funktion: Es bewirkt z.B. Gruppenbewusstsein, gemeinsame Erinnerungswerte sowie nationale Symbole und dient auch zum Aufbau von Feindbildern. Insbesondere in Krisenzeiten spielen Nationenbilder und die Vorstellungen vom eigenen oder fremden nationalen Charakter eine bedeutende Rolle, da sie feste Orientierungshilfen für eigenes Verhalten gewähren und aufgestaute Gefühle in gleich laufenden Bahnen kanalisieren. Nationenbilder können also ein Bezugssystem herstellen, indem sie Mythen und Symbole zur Erklärung der eigenen historisch-gesellschaftlichen Existenz anbieten.(FN14) Das Bild eines Landes ist ein wichtiger Faktor in der gegenseitigen Wahrnehmung von Nationen bzw. in der Entwicklung innen- und außenpolitischer Strömungen sowie interkultureller Beziehungen. Dieses Bild - oder auch Image - entsteht nicht nach Fakten, sondern aus einer Mischung erzählter Geschichte, aus Erinnerungen an vergangene Ereignisse, aus Gesprächen und aus oftmals schlecht verarbeiteten bzw. sorglos zusammengestellten aktuellen Informationen. Es kommt daher zur Entstehung eines Nationenbildes (Images), das nur geringe Ähnlichkeit mit der Realität hat und meist auch nicht real überprüft werden kann.(FN15) Dieses subjektive Nationenbild wird auch durch Aspekte der nationalen Sicherheit bzw. durch nationale Interessen überlagert und dadurch weiter verzerrt. Schließlich kommt es insbesondere in den letzten Jahrzehnten zu einer Zunahme geplanter, aktiver und offensiver Public Relations-Kampagnen.
Nationale Stereotype
Selektion tritt auch bei "Kategorisierungsprozessen" auf, wie dies z.B. bei Nationalstereotypen der Fall ist: Oft reicht es aus, einen Menschen als Amerikaner, Juden oder Deutschen zu klassifizieren, um daraus Schlüsse auf dessen Persönlichkeit zu ziehen, ohne nähere Informationen über das Individuum zu besitzen bzw. zu beachten. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von Vorurteilen.(FN16) Im Zusammenhang mit dieser Kategorisierung entsteht der Effekt, dass die Unterschiede zwischen den Mitgliedern einer bestimmten Kategorie (z.B. einer Nation oder einer Rasse) unterschätzt werden, während die Unterschiede zwischen Mitgliedern verschiedener Kategorien überschätzt werden.
Nationenbilder und Massenmedien
Einstellungen, Meinungen, Vorurteile und Stereotype entstehen durch vielfältige komplizierte Kommunikationsprozesse. Politische Einflussnahme auf die Medien, Zensur, die mediale Vermittlung von Nachrichten über Kriege und Konflikte, die Wahrnehmung dieser vermittelten Realität durch die Öffentlichkeit und die Entstehung der öffentlichen Meinung sind Beispiele für diese Mechanismen.(FN17) Durch Massenmedien können Einstellungen, Vorurteile und Stereotype in verhältnismäßig kurzer Zeit auf ganze Völker übertragen werden: "Einen wesentlichen Faktor im Prozess der interkulturellen Kommunikation bilden die Vorstellungen oder Images, die Attitüden, Vorurteile und Stereotype, die sich innerhalb der Kultur gegenüber anderen Kulturen entwickeln." (FN18) Die Bilder von Nationen und Kulturen sind so stark, dass sie im Rahmen eines Kommunikationsprozesses zwischen Nationen letztendlich über Krieg und Frieden mitentscheiden.(FN19) Die Vernetzung der Welt durch die unterschiedlichen Kommunikationssysteme und der damit verbundene weltweite Austausch von Nachrichten und Gütern lassen Kulturräume stärker zusammenwachsen, ohne dass dabei zwischen den Völkern und Kulturen gleichzeitig Verständnis und Akzeptanz entwickelt wird. Der menschliche Geist reagiert auf diese komplexe Herausforderung durch eine Reduktion der Wahrnehmung und eine Erhöhung der Neigung zu Stereotypisierung von Vorstellungsinhalten.
Besonders wichtig für die Vermittlung von Nationenbildern sind Massenmedien. Images oder Nationenbilder gründen sich als massenmedial vermittelte Stereotype wesentlich auf Sekundärerfahrungen: Informationen über andere Nationen und außenpolitische Ereignisse werden durch Bevölkerung, Meinungsbildner, Regierungsmitglieder und hohe Staatsbeamte den Massenmedien entnommen. Dabei haben negative Nachrichten einen wesentlich höheren Effekt als positive: Negative Berichte aus anderen Ländern aktivieren das Sicherheitsbedürfnis.(FN20) Internationale Nachrichten werden nach bestimmten Kriterien selektiert: Großmächte und geografisch bzw. kulturell nähere Staaten besitzen eine größere Chance, zum Gegenstand der Berichterstattung zu werden. Ferner können wirtschaftliche, bündnispolitische und ideologische Beziehungen eine intensive Berichterstattung über ein Land hervorrufen. Auch die Art der Berichterstattung kann für das Verhältnis der einzelnen Staaten untereinander sowie für außenpolitische Entscheidungsprozesse eine große Bedeutung haben. Die Macht der Massenmedien spielt sogar bei der Entwicklung außenpolitischer Aktivitäten eine Rolle: Es geht um Nachrichtenwert und um Inszenierung von Nachrichten.
International orientierte Öffentlichkeitsarbeit wird somit zum Werkzeug, um politisch sensible Ziele zu erreichen. Durch Maßnahmen der PR kann die Öffentlichkeit z.B. von der Notwendigkeit einer militärischen Intervention überzeugt werden.(FN21) Politische Entscheidungsträger versuchen, die Unterstützung der Öffentlichkeit durch Argumente und Manipulationen zu gewinnen.
Propaganda und psychologische Kriegführung
Was hat Propaganda mit dem bisher Gesagten zu tun? Wie sich zeigt, können Einstellungen, Verhalten und Meinungen von Völkern gezielt beeinflusst werden. Jene Machtstrukturen, die eine derartige Beeinflussung erreichen, haben mehr Aussicht auf Erfolg. Beeinflussung braucht Zeit - und daher langfristige Planung. Sowohl Propaganda - als negativ besetzter Begriff - als auch Psychological Operations, psychologische Kriegführung etc. haben das Ziel, Einstellungen, Meinungen und Verhalten durch andauernde, wiederholt wirkende Kommunikationsmaßnahmen zu beeinflussen und somit zu verändern.
"Propaganda (von lat. propagare = aus-, verbreiten) ist die methodische und systematisch betriebene Werbung für bestimmte religiöse, weltanschauliche, künstlerische, humanitäre, soziale, wirtschaftliche und/oder politische Ideen und Ziele und für die Personen und Organisationen, die diese vertreten. (...) Im 20. Jahrhundert ist politische Propaganda für Parteien, Verbände und Regierungen ein anscheinend unverzichtbares Mittel, um Anhänger und Wähler zu gewinnen, zu erhalten und die öffentliche Meinung und das Verhalten der Bevölkerung in ihrem Sinne zu beeinflussen. Die Propaganda bedient sich dabei der modernen technischen Mittel und Medien (...) Die moderne Propaganda ist Massenpropaganda und wendet sich statt an Bewusstsein, Verstand und Urteilsvermögen des Einzelnen an unter- oder unbewusste Emotionen und Vorurteile der (Volks-) Massen, arbeitet mit einprägsamen und gefühlshaltigen Formeln, vereinfachenden Schlagwörtern und ständig wiederholten Parolen, versucht zu manipulieren, anstatt sachlich zu argumentieren und zu informieren." (FN22) Die NATO beschreibt Propaganda als "any information, ideas, doctrines or special appeals disseminated to influence the opinion, emotions, attitudes or behaviour of any specified group in order to benefit the sponsor either directly or indirectly".(FN23) Der Begriff der psychologischen Kriegführung ist in vielen Quellen beschrieben. U.a. wird darunter der planmäßige Einsatz von Mitteln, Methoden und Techniken der Publizistik zur Beeinflussung von Meinungen, Einstellungen und Verhaltensweisen gegnerischer, neutraler oder befreundeter Gruppen verstanden. Dadurch sollen politische, propagandistische oder wirtschaftliche Ziele erreicht werden. Im engeren Sinn sind darunter alle Maßnahmen geplanter kommunikativer Beeinflussung des militärischen Gegners, seiner Streitkräfte und seiner Zivilbevölkerung zu verstehen, um bestimmte strategische oder taktische Ziele zu erreichen.(FN24) Im Kalten Krieg wurde zum Begriff der psychologischen Kriegführung ausgeführt: "Psychologischer Krieg ist also der Kampf um die seelischen Bereiche des Menschen mit Mitteln und Methoden, die auf diese seelischen Bereiche zu wirken vermögen. (...) Der psychologische Krieg ist also das Ringen um das Bewusstsein und Unterbewusstsein der Menschen mit Mitteln und Methoden, die auf das Fühlen, auf das Denken und auf den Willen wirken oder mit anderen Worten die planmäßige Beeinflussung von Geist, Willen und Moral eines Einzelnen, einer Gruppe von Menschen oder ganzer Völker mit unblutigen Mitteln." (FN25) In den vorigen Abschnitten wurde zunächst aus psychologisch-anthropologischer Sicht die Entstehung von Meinungen, Einstellungen und Verhaltensweisen im Menschen und die zentrale Rolle der Kommunikation skizziert. Danach wurde aus kommunikationswissenschaftlicher Sicht die elementare Rolle der Massenmedien für die Ausbildung von Einstellungen, Meinungen, Vorurteilen und Stereotypen bei Menschenmassen gezeigt. Schlussendlich wurden aus soziologisch-publizistischer Sicht die Entstehung von Nationenbildern und das Wesen der Propaganda bzw. des psychologischen Krieges gezeigt.
Nach dieser theoretischen Themenskizze werden als praktische Beispiele für die machtvolle Wechselwirkung zwischen Urteilen bzw. Verhalten der Menschen, Wirkung von Massenmedien und den "neuen Verpackungen alter Propagandamethoden"(FN26) drei Fälle aus dem Konflikt am Balkan gezeigt.
Der Konflikt auf dem Balkan
Kroatien
Am 12. August 1991 engagierte die kroatische Regierung die amerikanische PR-Firma Ruder Finn Global Public Affairs, die später auch die PR-Kampagne für Bosnien-Herzegowina führen sollte.(FN27) Eine PR-Maßnahme der Firma war beispielsweise die Verteilung von Informationsmaterial, das Kroatien als Opfer einer großserbischen Aggressionspolitik darstellte, im amerikanischen Kongress zwischen 1. und 23. Oktober 1991. Ferner wurden Videoclips mit schrecklichen Bildern von Tod und Zerstörung durch die serbischen Aggressoren produziert und unter dem Motto "Stop the war in Croatia" weltweit gesendet. Das Image, das Kroatien im Ausland aufbaute, war das eines jahrzehntelang vom serbischen Kommunismus unterdrückten Volkes, dessen demokratischer Freiheitswillen und Streben nach Selbstbestimmungsrecht vom großserbischen Expansionismus erstickt werden sollte. Aus einem ethnisch-nationalen Konflikt wurde ein Konflikt zwischen zwei Ideologien, nämlich nationalem Bolschewismus und Demokratie, konstruiert.(FN28) Kroatien versuchte, seine Imagebildung auf ein altes Stereotyp abzustützen: die Zugehörigkeit der katholischen Kroaten zur westlichen Zivilisation. Gleichzeitig wurde versucht, das Stereotyp der orthodoxen Serben aufzubauen, die unter jahrhundertelanger osmanischer Herrschaft "verwilderten".
Weitere PR-Maßnahmen der Firma Ruder Finn waren Lobbying bei politischen Entscheidungsträgern der USA, Briefings für Beamte der Regierung Bush, die Vorbereitung von speziellem Hintergrundmaterial, die Bereitstellung von Presseerklärungen, die Einrichtung von Beratungsstellen für Medien, die Abwicklung von Pressekonferenzen, Erstellung von Leserbriefen und journalistischen Berichten, Einweisungen für Journalisten und vieles mehr. Im Jänner und Februar 1992 organisierte die Firma Reisen von Kongressabgeordneten nach Kroatien. Am 7. April 1992 wurde Kroatien von den USA als unabhängiger Staat anerkannt. Neben den Aktivitäten der Firma Ruder Finn gab es zahlreiche weitere Initiativen, beispielsweise von kroatischen Emigrantenorganisationen.
PR-Firmen, die sich international engagieren und mit ausländischen Regierungen zusammenarbeiten, sind in den USA gesetzlich verpflichtet, über ihre Arbeit periodisch Rechenschaft abzulegen. Die Firma Ruder Finn gibt in ihrem Rechenschaftsbericht an, politische Propaganda für die Republiken Kroatien, Bosnien-Herzegowina und Kosovo durchgeführt zu haben.(FN29) Politische Propaganda ist in diesem Zusammenhang als "Kommunikation jeglicher Art, die einen Empfänger oder einen Teil der Öffentlichkeit in den Vereinigten Staaten für bestimmte politische Zwecke indoktrinieren, bekehren, bewegen oder in jeder anderen Form beeinflussen will", definiert (Grundlage: Foreign Agents Registration Act, das entsprechende US-Gesetz).
Bosnien - Herzegowina
Auch das Engagement der Firma Ruder Finn in Bosnien-Herzegowina war umfassend: Die Aktivitäten umfassten u.a. die Einrichtung eines Bosnia Crisis Communication Center mit Kontakten zu amerikanischen, englischen und französischen Medien, ein Medientraining für den bosnischen Außenminister Silajdzic, die Ausarbeitung eines Pakets von Aussagen und Botschaften, den Aufbau eines Fax-Netzes für internationale Bosnien-Berater, das Verfassen von 37 "Fax-Updates" (Übersichten über die Entwicklungen in Bosnien-Herzegowina; diese Dokumente wurden weltweit über ein besonderes System an wichtige Medien verteilt), die Erstellung von Kommuniqués für den amerikanischen Kongress, das Verfassen von insgesamt 17 Briefen, die von Präsident Izetbegovic und Außenminister Silajdzic unterzeichnet wurden (vier Briefe an den Vorsitzenden des UNO-Sicherheitsrates, zwei Briefe an Präsident Bush usw.), die Formulierung und Platzierung von Leitartikeln in wichtigen amerikanischen Zeitungen, die Organisation von Pressekonferenzen und Interviews der bosnischen Regierung und vieles mehr.(FN30) Maßnahmen der Propaganda erfolgen nicht einfach durch Zufall, sondern sind Teil politisch-militärischer Zielsetzungen. Im Bosnien-Konflikt zeigte sich, dass der Erfolg der bosnischen Propaganda v.a. auf der Arbeit der eingebundenen PR-Agentur und auf der Wirksamkeit wichtiger publizistischer Meinungsführer beruhte. Dies geht u.a. aus einer Studie von John E. Sray hervor, der 1994 sechs Monate als Chef des UNPROFOR-Nachrichtendienstes in Sarajevo stationiert war: "Die bosnische Lobby versuchte politisch Verantwortliche davon zu überzeugen, sie würden moralischen und politischen Selbstmord begehen, wenn sie nicht die Ziele der Muslime unterstützten, etwa die Aufhebung des gegen sie erlassenen Waffenembargos, während sie alle Kritiker solcher Politik bösartig angriff (...) als pro-serbische oder gar Nazi-Sympathisanten." (FN31) Nach dieser Studie war die PR-gesteuerte Kampagne so erfolgreich in der einseitigen Darstellung der von Serben begangenen Verbrechen, dass sie alle folgenden moralischen Urteile korrumpierte. Die bosnische Propaganda basierte demnach auf vier Aussagen: - Die Bosnier sind unschuldige Opfer.
- Die Bosnier sind militärisch kompetent.
- Die bosnischen Muslime sind die rechtmäßigen Eigentümer der Territorien Bosnien-Herzegowinas.
- Die bosnische Regierung vertritt eine multiethnische, liberale Demokratie westlichen Zuschnitts.
Dadurch sollte die internationale, v.a. die amerikanische Öffentlichkeit und Politik zu einer "moralisch unentrinnbaren" Parteinahme und zum militärischen Eingreifen auf Seiten der bosnischen Regierung bewogen werden.
Ein anderes Fallbeispiel für versuchte Desinformation ist das Thema rund um die Konzentrationslager: Zwischen Oktober 1992 und März 1993 berichteten die Medien über serbische Konzentrationslager, in denen muslimische Frauen systematisch - zum Zwecke der Demütigung und als Mittel der ethnischen Säuberung - vergewaltigt und geschwängert worden seien. Dabei seien zwischen 20.000 und 60.000 Frauen betroffen gewesen. Auf Grund dieser Nachrichten reiste eine sechsköpfige Delegation für die EU nach Kroatien und Bosnien. Der deutsche Nachrichtensender ARD schickte eine Reporterin nach Kroatien, um ein paar bewegende Filmaufnahmen von vergewaltigten Frauen und ausgesetzten Babys zu erstellen. Das Reporterteam erhielt Zutritt zum Lager Resnik nahe der Stadt Zagreb, wo etwa 9.000 von den Serben vertriebene Muslime aus Bosnien-Herzegowina lebten. Die Frauen berichteten auf die Frage nach Vergewaltigungen in sehr offener und detailreicher Weise. Auf die Frage, wann und wo die Vergewaltigungen stattgefunden hätten und ob die Täter bekannt seien, konnten die Frauen keine Antwort geben: Sie selbst seien doch nicht vergewaltigt worden; sie hätten bloß wiedergegeben, was ihnen von anderen Frauen erzählt worden sei. Auch alle anderen Bemühungen, eine einzige Zeugin für die Vergewaltigung zu finden, erwiesen sich als vergeblich. Auch die vielen Babys, die angeblich zur Welt gebracht worden waren, schienen auf einmal verschwunden zu sein. Das ARD-Team konnte Kinder in einem Waisenhaus filmen - diese waren jedoch über vier Jahre alt: So lange hatte der Krieg noch nicht gedauert.(FN32) Der Fernsehjournalist Martin Lettmayer schrieb in der Zeitschrift Weltwoche zu diesem Thema: "Ich führte damals mit zahlreichen Chefredakteuren von Fernseh-Auslandsmagazinen Gespräche (...) und berichtete ihnen von meinen Nachforschungen. Einigen zeigte ich das Filmmaterial. Keiner zweifelte am Ergebnis meiner Recherchen. Aber keiner traute sich damals, gegen den Wind der öffentlichen Meinung zu blasen. Wer die Vergewaltigungslager anzweifelte, lief Gefahr, als Vergewaltigungsverharmloser und Serbenfreund verschrien zu werden…" (FN33) Noch ein paar Schlaglichter im Dunstkreis der einseitigen Medienberichterstattung seien erwähnt: Peter Brock wies in der amerikanischen Zeitschrift "Foreign Policy" nach, dass ein zum Skelett abgemagerter Mann auf dem Titelbild des US-Nachrichtenmagazins "Newsweek" keineswegs ein "muslimischer Gefangener in einem serbischen Lager" war, wie die Redaktion behauptete, sondern ein wegen Plünderung festgenommener Serbe, der seit zehn Jahren Tuberkulose hatte.(FN34) "Gerade durch die Ereignisse der vergangenen Jahre in Ex-Jugoslawien wurde wieder deutlich, welche Gewaltbereitschaft durch Propaganda, Desinformation und Manipulation von Meinungen geweckt werden kann. Wer erinnert sich nicht an die Bilder von der aufgebrachten Menge, die das Fahrzeug des damaligen EU-Administrators Koschnik in Mostar angegriffen hat. Innerhalb kurzer Zeit war es einigen Personen durch gezielte Propaganda gelungen, ihre Anhänger in ihrem Sinne zu beeinflussen und zu dieser Aktion aufzustacheln. Der um Ausgleich bemühte ehemalige Bremer Oberbürgermeister konnte seine Aufgabe nicht fortsetzen, da er keine Möglichkeit hatte, dieser Propaganda wirkungsvoll zu begegnen." (FN35) Kosovo
Aus dem Krieg bzw. Konflikt um den Kosovo gibt es mittlerweile zahlreiche Berichte aus dem Bereich der Propaganda.
"Der 7.5.1992 war im US-Kongress ein Tag der Kosovo-Albaner. Der spätere Außenamtssprecher James Rubin hatte Begegnungen der Kosovo-Albaner mit sieben Senatoren arrangiert. Im Repräsentantenhaus trafen die von Ruder and Finn gesteuerten Albaner zu verschiedenen Terminen und über mehrere Vermittlungspersonen mit 23 Abgeordneten zusammen. Zwischen 8. und 12.4.1993 unternahm eine Delegation eine Reise in den Kosovo, die von Ruder and Finn und der Stiftung für Menschenrechte des US-Kongresses organisiert worden war. (...) Das Wirken der PR-Agentur hinterließ Spuren in der Fernsehberichterstattung aus dem Kosovo. Es marschierten dramatisch verfilmte Albanerinnen vor einer Polizeisperre auf, um Brotlaibe in den Händen zu halten. Die Aussage dieser am Balkan völlig ungewöhnlichen Demonstrationsform war zweideutig. Man konnte sagen: In Pristina ist die Grundversorgung mit Brot gewährleistet. Man konnte mit den Trägerinnen der Brote der unrichtigen Meinung sein: Unsere verhafteten Männer entbehren im Arrest dieses Nahrungsmittels." (FN36) "Besonders wirkungsvoll entwickelten sich Geschichten, in denen Augenzeugen über die Schiene internationaler Hilfsorganisationen nach vor geschoben wurden. So hatten die Ärzte ohne Grenzen für Le Monde den alten Osman auftreten lassen. Der erzählte schaurige Geschichten: Serben hätten Albaner enthauptet. Es seien auch Ohren abgeschnitten, es seien Augen herausgerissen worden. Albanische Männer hätten der Vergewaltigung ihrer Frauen zusehen müssen. Wie aber Osman Augenzeuge dieser Taten geworden und wie er überlebt hatte, das wurde nicht gefragt und nicht mitgeteilt. Es gab keine Überlebenden, die Osman in Details hätten bestätigen können." (FN37) Auch die angeblichen Massenexekutionen von Albanern riefen starke Wellen in der internationalen Berichterstattung hervor. Es gab Gerüchte, wonach die Serben bei der Eroberung von Orahovac Hunderte Albaner exekutiert hätten. Die Nachricht ging um die Welt. Die EU entsandte sofort Beobachter nach Orahovac. Serbien dementierte energisch und auf allen Ebenen: Es seien 40 bis 50 Albaner bei den Kämpfen um Orahovac getötet worden. Die westlichen Beobachter sahen die Örtlichkeit und verzichteten auf die Exhumierung. Das TV-Material zeigte eine Müllhalde, in die einzelne hölzerne Markierungen mit Namen und Vatersnamen gesteckt worden waren.
Das Internet war im "Desinformationskonzert" vorne mit dabei: Es wurden gefälschte Meldungen verbreitet: Die Mönche des Klosters "Cosma und Damian" in Zociste hatten eine Homepage installiert, um auf diese Weise objektive Informationen in Umlauf zu bringen. Die "Washington Post" berichtete in ihrer Ausgabe vom 23.7.1998, dass die UCK bei Zociste acht bewaffnete serbische Priester gefangen genommen hätte. Der Herausgeber der Zeitung erhielt einige Tage später ein E-Mail des Klosters mit der richtigen Darstellung des Geschehens: Das Kloster sei von den Albanern mit Mörsern und Maschinengewehren beschossen worden. Die Mönche seien daraufhin in die Kirche gelaufen, um zu beten. Man habe eine weiße Fahne gehisst und sich der UCK ergeben. Bewaffnete Albaner hätten das Kloster durchsucht. Dabei hätte man die Mönche in einen eigenen Raum gebracht und vor ihnen Waffen aufgestellt. Danach seien die Mönche gemeinsam mit den Waffen fotografiert und gefilmt worden. Diese Bilder hätten die Albaner den US-Medien zugespielt.(FN38) "Die Medien nahmen in allen Fällen serbische Täterschaft als erwiesen an. Man rief nach Luftangriffen. Gehorsam mobilisierte die NATO über 100 Flugzeuge. CNN ging hoffnungsvoll in Stellung. Es galt die Synergie zu nutzen. Die am schnellsten sprechende Reporterin der US-Globalisierung hatte mittlerweile den eher langsam formulierenden Sprecher des US-Außenamtes geheiratet. Christiane Amanpour und Jerry Rubin hatten beide noch nie einen einzigen Satz über die Geschichte des Balkans auszusprechen gewusst, doch CNN war bei allen Spitzenmeldungen des Krieges immer zuerst da. Man darf mit Recht vermuten, dass hier immer ein Anruf des Ehemanns bei der Gattin oder ihren Vorgesetzten vorausgegangen war. Niemand hat gefragt, ob bei diesem Ehebund nicht eine gewisse Unvereinbarkeit vorliegen würde. In einem langen Kampf hat der aufgeklärte Journalismus den Herrschenden das Recht auf Fragen und auf Unabhängigkeit abgerungen. Das sind Rechte, die der Betroffenheits-Journalismus freiwillig aufzugeben scheint. Mit siegreich über den Himmel fahrenden Cruise Missiles bringt der Krieg hohe Quoten und damit Profite. Krieg ist, um mit der Moderne zu sprechen, megageil. Die Wahrheit ist eine eher zweitrangige Sache." (FN39) ANMERKUNGEN:
(Fußnote 1/FN1) Peter Forster: Aber wahr muss es sein - Information als Waffe, Frauenfeld 1998, S.15f.
(FN2) vgl. ebd., S.16.
(FN3) vgl. ebd., S.17.
(FN4) vgl. Burkhard Müller-Ullrich: Medienmärchen. Gesinnungstäter im Journalismus, München 1996, S.169.
(FN5) vgl. ebd., S.170.
(FN6) vgl. Yossef Bodansky: Offensive in the Balkans, London 1995, zit. n. Müller-Ullrich, 1996, S.172.
(FN7) vgl. Werner Herkner: Sozialpsychologie, 2. Auflage, Bern 2001.
(FN8) vgl. Mira Beham: Kriegstrommeln. Medien, Krieg und Politik. München 1996, S.137ff.
(FN9) vgl. Elisabeth Noelle-Neumann u.a. (Hrsg.): Fischer Lexikon Publizistik Massenkommunikation, 6. Auflage, Frankfurt 2000.
(FN10) vgl. Michael Kunczik: Die manipulierte Meinung. Nationale Image-Politik und internationale Public Relations, Wien 1990, S.4.
(FN11) vgl. Gottfried Karl Kindermann: Weltverständnis und Ideologie als Faktoren auswärtiger Politik, In: ders. (Hrsg.) Grundelemente der Weltpolitik, München 1981; zit. n. Beham, a.a.O., S.137.
(FN12) vgl. Eckhard Marten: Das Deutschlandbild in der amerikanischen Auslandsberichterstattung, Wiesbaden 1989; zit. n. Beham, a.a.O., S.138f.
(FN13) vgl. hiezu z.B. Kunczik, a.a.O.
(FN14) vgl. Marten, 1989; zit.n. Beham, a.a.O., S.141.
(FN15) vgl. Beham, a.a.O., S.141.
(FN16) vgl. ebd., S.277f.
(FN17) vgl. Beham, a.a.O., S.134.
(FN18) Gerhard Maletzke: Interkulturelle Kommunikation und Publizistikwissenschaft. In: Publizistik 11/1966, S.318ff; zit. n. Beham, a.a.O.
(FN19) vgl. D.D. Smith: Mass Communication and International Image Change. In: Journal of Conflict Resolution 17/1973; zit. n. Beham, a.a.O., S.136.
(FN20) vgl. Petra Dorsch-Jungsberger: Nationenbildforschung und PR. Zit. n. Beham, a.a.O., S.143.
(FN21) vgl. beispielsweise die Mobilisierung der amerikanischen Öffentlichkeit für den Golfkrieg 1991 durch die so genannte Brutkastengeschichte.
(FN22) Reinhart Beck: Sachwörterbuch der Politik - 1. Auflage, Stuttgart 1977, S.684f.
(FN23) vgl. NATO, MC 402 - NATO Psychological Operations Policy, Brussels 1997, S A - 2.
(FN24) vgl. Brockhaus-Enzyklopädie, Bd. 15, Wiesbaden 1972. Zit. n. Günter Rozenits: Psychologische Kampfführung als Thema der Kaderfortbildung und bei Übungen, Militärwissenschaftliche Arbeit, Wien 1991, S.240.
(FN25) BMLV: Grundsätze der psychologischen Kriegführung, Wien 1965.
(FN26) Beham, a.a.O., S.151.
(FN27) vgl. ebd., S.160.
(FN28) vgl. ebd., S.163.
(FN29) vgl. Rechenschaftsbericht von Ruder Finn an das US-Department of Justice vom 30. November 1992, No. 4315. Zit. n. Beham, a.a.O., S.169f.
(FN30) vgl. Beham, a.a.O., S.170ff.
(FN31) John Sray: Selling the Bosnian Myth to America - Buyer Beware, Foreign Military Studies Office, Ft. Leavenworth, USA 1995 (Unveröffentlicht), zit. n. Beham, a.a.O., S.178.
(FN32) vgl. Müller-Ullrich, a.a.O., S.166ff.
(FN33) Martin Lettmayer: Artikel in Weltwoche vom 10. März 1994, zit. n. Müller-Ullrich, a.a.O., S.168.
(FN34) vgl. Newsweek vom 17. August 1992, zit.n. Müller-Ullrich, a.a.O., S.173.
(FN35) Peter Hentrich: Die Schlacht um die Köpfe und Herzen. In: Truppenpraxis/Wehrausbildung 7-8/1998, S.457.
(FN36) Malte Olschewski: Der Krieg um den Kosovo. Serbiens neue Schlacht am Amselfeld. Klagenfurt 1999, S.50.
(FN37) Olschewski, a.a.O., S.51.
(FN38) vgl. Olschewski, a.a.O., S.53.
(FN39) Olschewski, a.a.O., S.65.
MMag. Georg Geyer, MAS (PR)
Geb. 1964; Oberst des Generalstabsdienstes; Studium der Medienpädagogik und Politikwissenschaft; geprüfter PR-Berater und Kommunikationstrainer; 1982 Eintritt ins Bundesheer; 1988 Ausmusterung zum Leutnant, nach der Generalstabsausbildung Dienstverwendungen als Referatsleiter im Kabinett des Bundesministers, als stellvertretender Abteilungsleiter im BMLV und als Stabschef einer Infanteriebrigade; seit 2004 Chefredakteur "Der Soldat".