Schiptar
Geek
Hier mal ein paar Interviews mit Punk- und Skinbands aus Balkanländern, aber auf die Fragen & Antworten reduziert, die ein bißchen was mit dem Balkan zu tun haben...
Derkov Bois - Savaria Street Rock 'n' Roll
(Eine antirassistische Skinheadband aus Szombathely in Westungarn. Bisher zweimal live gsehen; einmal in Pula und einmal im Schwäbischen.)
1) Zuallererst, was bedeutet denn der Name "DERKOV BOIS"?
Konti: Es gibt einen einfachen Grund für unseren Bandnamen. In unserer Stadt (Szombathely) gibt es ein Neubaugebiet, das nach dem berühmten ungarischen Maler Gyula Derkovits benannt ist. Die Hälfte der Band lebt hier, und der Rest der Band hängt hier auch viel rum. Ich z.B. bin in dem Viertel zur Grundschule gegangen, auf die Derkovits-Grundschule. Soviel also zum ersten Teil: „Derkov“. Du kannst Dir vielleicht denken, wie wir auf den zweiten Teil gekommen sind. Das soll nicht heißen, daß uns nichts Besseres einfiele, aber das ist für uns ganz einfach nicht das Wichtigste. Wir haben uns an den Namen gewöhnt. Er wird bleiben...
Dosi: Ja, das ist richtig, und außerdem gefällt uns noch die Mentalität dieses Malers. Der Name entstand als wir gerade in der Kneipe am Rumalbern waren. Unsere Freunde nannten uns immer so und wir hatten keinen Bock drauf, uns einen anderen Namen zu suchen. Manchmal denken irgendwelche Kids, daß wir so ‘ne Art Cowboys wären, hehehe... [...]
3) Um was geht es in euren Texten und was sind eure musikalischen Einflüsse? [...]
Dosi: [...] Wir haben einen Song gegen nationalistische Einstellungen, „Nem felejtem el“ [I Never Forget]. Er geht darüber, daß wir das Land lieben, in dem wir aufwachsen, und daß wir es deshalb verstehen können, wenn andere auch ihres lieben. Aber jemanden zu hassen, nur weil er einen anderen kulturellen Hintergrund oder so was hat, ist eine verdammt blöde Sache. In dem Song geht’s auch um Stolz. Wir finden, auf etwas stolz zu sein, für das man selbst nichts getan hat (etwa ein Weißer oder Europäer zu sein), ist wirklich erbärmlich. Wenn jemand etwas Großes leistet oder etwas an die Gesellschaft oder Gemeinschaft zurückgibt, dann ist das eine sehr gute Sache, und wenn man etwas Großes tut, kann man auch stolz drauf sein... [...]
5) Wenn wir schon über Eure Szene reden: Wie sieht Eure örtliche/regionale Szene allgemein so aus? (Etwa was das Zahlenverhältnis richtiger Skinheads vs. Boneheads, die Punkszene, Ärger mit den Bullen, Nazis oder anderen angeht, sowie Konzertmöglichkeiten, Fanzines, etc.)
Dosi: Es gibt nicht viele, aber ein paar richtig coole Plätze in Ungarn, wo die Shows klasse und die Kids immer freundlich sind. Wir bevorzugen die Provinz, etwa unsere Heimatstadt. Wir oder sonst jemand organisieren jeden Monat Gigs. Unser Bassist Fuksz, ich und noch ein Freund veranstalten jeden Frühling ein Festival namens Punkmaraton [http://punkmaraton.uw.hu], zu dem jedesmal eine Menge Leute kommen. Es gibt jedesmal gute Bands wie N.V.U., LOS FASTIDIOS, YOUNGANG, KONFLIKT, etc. Es kommt vor, daß zu normaleren Gigs nur ein paar Kids kommen, aber wie ich bereits sagte, das hier ist eine kleine Stadt. Die Situation in anderen Städten ist ähnlich wie bei uns. In Budapest gibt’s fast jeden Tag Gigs, mitunter 2 Gigs am gleichen Abend. Das macht die Kids faul – Respekt für die Ausnahmen! Manchmal kommt es mir schon so vor, als sei der Spirit dieses Lifestyles, die Message, die Ideen schon total verlorengegangen...
Es gibt nicht viele Nazis in unserer Stadt, aber in unserm Land gibt’s davon jede Mange. Vor allem in den letzten Jahren, wegen der Politik. Blood & Honour sind aktiv geworden, mit ihrem hirnlosen Fußvolk. Es gibt hier auch viele dumme Nationalisten (Hungaristen), die für die alten Teile Ungarns kämpfen wollen, im Grunde aber nur die Kids auf der Straße terrorisieren. Und sie machen nichts, nur für das Geld der Politiker kämpfen, ihr Leben bleibt immer das gleiche: arbeiten, essen, arbeiten, essen... Ich finde, es gibt intelligentere Dinge im Leben der kleinen Leute, als für einen größeren „Käfig“ zu kämpfen... Manchmal kommt es zu Konfrontationen mit dem Abschaum...
Es gibt nicht so viele traditionelle Skinheads, vielleicht 100-150 in der gesamten Gegend, aber die Community ist aktiv und betreibt ein gutes Forum: www.skinhead.hu. Eine weitere gute Website ist die von MARSH [Ungarische antirassistische Skinheads]: http://marsh.uw.hu. Oder http://.skinhead.hu/sots – das ist die Site des Fanzines „Sound of the Streets“ und ein Veranstaltungskalender für Konzerte in Budapest. Sie unterstützen auch Bands und Shows in anderen Städten. A small community with straight minds.
Die Punkszene ist groß, aber ich vermisse viele, viele Dinge. Zum Beispiel ist es schwer, jemanden zum Diskutieren zu finden. Viele surfen im Internet aber kaufen keine Fanzines... Es gab viele gute Fanzines in Ungarn, aber die Herausgeber sind sie nicht losgeworden. Heutzutage haben wir noch ein paar wie z.B. „Sound of the Streets“, „Gagarin's Core“, „Radical Roots“ (http://radicalroots.uw.hu, Punx & Skins,), ein neues namens „Disco Accident“ , „Harminc“ (xxxhardcore zine). Mehr Kids versuchen es mit Webzines, weil die Punx angefangen haben, Internetsüchtige zu werden... mhmmm. Ich bevorzuge es, Papier in meinen Händen zu halten.
Die Polizei ist überall scheiße, wir hatten aber noch nicht so viele Probleme. Aber manchmal passiert so was wie vor ein paar Wochen, als sie einen Sinti und Romajungen umgebracht haben. Du kannst Dir also vorstellen, wie die drauf sind. Und natürlich sind sie damit durchgekommen. Viele von ihnen sind Verbrecher, also warum sollten wir darauf hoffen, daß sie uns beschützen und dienen??? Oh, und vor ca. zwei Jahren haben in unserer Heimatstadt zwei Polizisten ausgerechnet am Frauentag eine Frau vergewaltigt. ACAB...
Derkov Bois - Savaria Street Rock 'n' Roll
(Eine antirassistische Skinheadband aus Szombathely in Westungarn. Bisher zweimal live gsehen; einmal in Pula und einmal im Schwäbischen.)
1) Zuallererst, was bedeutet denn der Name "DERKOV BOIS"?
Konti: Es gibt einen einfachen Grund für unseren Bandnamen. In unserer Stadt (Szombathely) gibt es ein Neubaugebiet, das nach dem berühmten ungarischen Maler Gyula Derkovits benannt ist. Die Hälfte der Band lebt hier, und der Rest der Band hängt hier auch viel rum. Ich z.B. bin in dem Viertel zur Grundschule gegangen, auf die Derkovits-Grundschule. Soviel also zum ersten Teil: „Derkov“. Du kannst Dir vielleicht denken, wie wir auf den zweiten Teil gekommen sind. Das soll nicht heißen, daß uns nichts Besseres einfiele, aber das ist für uns ganz einfach nicht das Wichtigste. Wir haben uns an den Namen gewöhnt. Er wird bleiben...
Dosi: Ja, das ist richtig, und außerdem gefällt uns noch die Mentalität dieses Malers. Der Name entstand als wir gerade in der Kneipe am Rumalbern waren. Unsere Freunde nannten uns immer so und wir hatten keinen Bock drauf, uns einen anderen Namen zu suchen. Manchmal denken irgendwelche Kids, daß wir so ‘ne Art Cowboys wären, hehehe... [...]
3) Um was geht es in euren Texten und was sind eure musikalischen Einflüsse? [...]
Dosi: [...] Wir haben einen Song gegen nationalistische Einstellungen, „Nem felejtem el“ [I Never Forget]. Er geht darüber, daß wir das Land lieben, in dem wir aufwachsen, und daß wir es deshalb verstehen können, wenn andere auch ihres lieben. Aber jemanden zu hassen, nur weil er einen anderen kulturellen Hintergrund oder so was hat, ist eine verdammt blöde Sache. In dem Song geht’s auch um Stolz. Wir finden, auf etwas stolz zu sein, für das man selbst nichts getan hat (etwa ein Weißer oder Europäer zu sein), ist wirklich erbärmlich. Wenn jemand etwas Großes leistet oder etwas an die Gesellschaft oder Gemeinschaft zurückgibt, dann ist das eine sehr gute Sache, und wenn man etwas Großes tut, kann man auch stolz drauf sein... [...]
5) Wenn wir schon über Eure Szene reden: Wie sieht Eure örtliche/regionale Szene allgemein so aus? (Etwa was das Zahlenverhältnis richtiger Skinheads vs. Boneheads, die Punkszene, Ärger mit den Bullen, Nazis oder anderen angeht, sowie Konzertmöglichkeiten, Fanzines, etc.)
Dosi: Es gibt nicht viele, aber ein paar richtig coole Plätze in Ungarn, wo die Shows klasse und die Kids immer freundlich sind. Wir bevorzugen die Provinz, etwa unsere Heimatstadt. Wir oder sonst jemand organisieren jeden Monat Gigs. Unser Bassist Fuksz, ich und noch ein Freund veranstalten jeden Frühling ein Festival namens Punkmaraton [http://punkmaraton.uw.hu], zu dem jedesmal eine Menge Leute kommen. Es gibt jedesmal gute Bands wie N.V.U., LOS FASTIDIOS, YOUNGANG, KONFLIKT, etc. Es kommt vor, daß zu normaleren Gigs nur ein paar Kids kommen, aber wie ich bereits sagte, das hier ist eine kleine Stadt. Die Situation in anderen Städten ist ähnlich wie bei uns. In Budapest gibt’s fast jeden Tag Gigs, mitunter 2 Gigs am gleichen Abend. Das macht die Kids faul – Respekt für die Ausnahmen! Manchmal kommt es mir schon so vor, als sei der Spirit dieses Lifestyles, die Message, die Ideen schon total verlorengegangen...
Es gibt nicht viele Nazis in unserer Stadt, aber in unserm Land gibt’s davon jede Mange. Vor allem in den letzten Jahren, wegen der Politik. Blood & Honour sind aktiv geworden, mit ihrem hirnlosen Fußvolk. Es gibt hier auch viele dumme Nationalisten (Hungaristen), die für die alten Teile Ungarns kämpfen wollen, im Grunde aber nur die Kids auf der Straße terrorisieren. Und sie machen nichts, nur für das Geld der Politiker kämpfen, ihr Leben bleibt immer das gleiche: arbeiten, essen, arbeiten, essen... Ich finde, es gibt intelligentere Dinge im Leben der kleinen Leute, als für einen größeren „Käfig“ zu kämpfen... Manchmal kommt es zu Konfrontationen mit dem Abschaum...
Es gibt nicht so viele traditionelle Skinheads, vielleicht 100-150 in der gesamten Gegend, aber die Community ist aktiv und betreibt ein gutes Forum: www.skinhead.hu. Eine weitere gute Website ist die von MARSH [Ungarische antirassistische Skinheads]: http://marsh.uw.hu. Oder http://.skinhead.hu/sots – das ist die Site des Fanzines „Sound of the Streets“ und ein Veranstaltungskalender für Konzerte in Budapest. Sie unterstützen auch Bands und Shows in anderen Städten. A small community with straight minds.
Die Punkszene ist groß, aber ich vermisse viele, viele Dinge. Zum Beispiel ist es schwer, jemanden zum Diskutieren zu finden. Viele surfen im Internet aber kaufen keine Fanzines... Es gab viele gute Fanzines in Ungarn, aber die Herausgeber sind sie nicht losgeworden. Heutzutage haben wir noch ein paar wie z.B. „Sound of the Streets“, „Gagarin's Core“, „Radical Roots“ (http://radicalroots.uw.hu, Punx & Skins,), ein neues namens „Disco Accident“ , „Harminc“ (xxxhardcore zine). Mehr Kids versuchen es mit Webzines, weil die Punx angefangen haben, Internetsüchtige zu werden... mhmmm. Ich bevorzuge es, Papier in meinen Händen zu halten.
Die Polizei ist überall scheiße, wir hatten aber noch nicht so viele Probleme. Aber manchmal passiert so was wie vor ein paar Wochen, als sie einen Sinti und Romajungen umgebracht haben. Du kannst Dir also vorstellen, wie die drauf sind. Und natürlich sind sie damit durchgekommen. Viele von ihnen sind Verbrecher, also warum sollten wir darauf hoffen, daß sie uns beschützen und dienen??? Oh, und vor ca. zwei Jahren haben in unserer Heimatstadt zwei Polizisten ausgerechnet am Frauentag eine Frau vergewaltigt. ACAB...