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Rassismus im Fussball

Vielleicht mal alle Rassismus Nachrichten im Fussball immer in einen Thread Posten. Weil sonst gibts so viele Nachrichten Threads????
Und das mit dem Rassismus kommt im Fussball ja leider öfters vor!


SERBO/KROATISCH:
Betisu prijeti kazna zbog rasizma Španjolskom nogometnom prvoligašu Betisu prijeti rigorozna kazna zbog rasističkih ispada njegovih navijača tijekom gradskog derbija protiv Seville

Tijekom utakmice protiv Seville (0:0), navijači Betisa, u čijim redovima igra i hrvatski nogometaš Marko Babić, su istaknuli transparente sa nacističkim simbolima, te vrijeđali suparničke igrače. Prijavu je podnio sudac Perez Burrull, a odluku o kažnjavanju Real Betisa donijet će Disciplinska komisija Španjolskog nogometnog saveza.

'Na tribinama je bilo prisutno mnogo transparenata sa nacističkim simbolima, kao i španjolskih zastava koje su imale slična obilježja. Bilo je i predmeta i zastava iz perioda diktature Franca,' stoji u prijavi suca Burrulla.



DEUTSCH:
Betis Sevilla droht eine Strafe wegen Rassistischen Ausrufen der Fans während eines Derbie Spiels gegen FC Sevilla
Es wurden viele Transparente aufgebaut mit Nazi Symbolen und auch Symbole aus der Zeit von Franco.

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Zuletzt bearbeitet:
Vielleicht mal alle Rassismus Nachrichten im Fussball immer in einen Thread Posten. Weil sonst gibts so viele Nachrichten Threads????
Und das mit dem Rassismus kommt im Fussball ja leider öfters vor!
 
[h2]Ein ganz normaler Samstag[/h2]
Von Mike Glindmeier und Jens Todt
Sie singen "eine U-Bahn von St.Pauli nach Auschwitz". Sie imitieren Affengeräusche, pöbeln gegen Türken: In Amateur-Stadien pflegen Fans offen Antisemitismus und Rassismus. Ein SPIEGEL-ONLINE-Report von einem ganz normalen Fußball-Samstag.
Der Hass ist unüberhörbar: "Drecksjude, gib Gas", hallt es durch das Berliner Sport Forum, der Heimspielstätte des BFC. Mit "Drecksjude" ist ein Spieler der Gästemannschaft Tebe Berlin gemeint, der im Oberliga-Derby beim BFC Dynamo kurz vor dem Abpfiff nach einem Foul auf dem Boden liegen bleibt. "Die Juden muss man alle in eine Tüte stecken und in ihre Heimat schicken", wettert ein BFC-Anhänger in Tarnjacke. Widerworte sind keine zu hören. Tebes Pressesprecher Hagen Liebing kennt derlei Provokationen: "Diese Judennummer gehört beim BFC doch schon zur Folklore", sagt Liebing genervt.
Hintergrund der antisemitischen Äußerungen von den Rängen ist eine uralte Rivalität der beiden Stadtnachbarn. Zur Blütezeit der "Lila-Weißen", wie die Charlottenburger aufgrund ihrer Trikotfarben genannt werden, waren rund 15 Prozent der Mitglieder jüdischen Glaubens. Das war in den 1920er Jahren. Noch heute wird der Verein von gegnerischen Fans als "Judenclub" bezeichnet.

Neben Antisemitismus wird auch Rassismus und Fremdenfeindlichkeit auf der altehrwürdigen Sportanlage, die im Stadtteil Hohenschönhausen zwischen Plattenbauten und stillgelegten Industrieanlagen liegt, offen ausgelebt. "Hast Du das mit dem Neger aus Leipzig mitbekommen, der den Hitlergruß gemacht hat?", will ein kurzrasierter Mitdreißiger mit BFC-Kappe und weit aufgerissenen Augen von seinem Nachbarn wissen. "Klar, das ist einer von uns", johlt sein offensichtlich alkoholisierter Gegenüber und lacht, während die beiden ihre Plastikbecher gegeneinander stoßen. Bier schwappt auf ihre Schuhe, ehe sie Arm in Arm ein lautes "Lilaweiße Westberliner Scheiße" gen Gästeblock schmettern.

Viele Besucher tragen ihre Gesinnung offen zur Schau: "Dauerkarte statt Döner", prangt in altdeutscher Schrift auf dem T-Shirt eines muskelbepackten Anhängers. Die bei Rechtsradikalen beliebte Modemarke "Thor Steinar" gehört offenbar ebenso zur Etikette wie Shirts mit der Aufschrift "Hooligan" oder "Kategorie C". Diese Begriff stammt aus dem Polizeijargon und bezeichnet "gewaltsuchende Fans". Nach Schätzungen der Sicherheitsbehörden gibt es rund 3000 Kategorie-C-Fans, über die Hälfte davon kommt aus den neuen Bundesländern. In Berlin sind derzeit etwa 300 Personen dieser Kategorie zugeordnet, knapp 1000 Anhänger gelten als "gewaltbereit" (Kategorie B). Als Verein mit den meisten gewaltbereiten Fußballfans gilt der BFC Dynamo.

Der Großteil des Stadions gleicht einer "national befreiten Zone", ausländische Besucher verirren sich kaum nach Hohenschönhausen. "Schwuchtel" gehört noch zu den harmloseren Dingen, die das Schiedsrichtergespann bei umstrittenen Entscheidungen ertragen muss. In diesem Zusammenhang wirkt Punkt vier der Stadionordnung, die auf einer lieblos gestalteten Plastiktafel an der seitlichen Fassade der Tribüne hängt, wie ein Ruf ins Leere. "Diskriminierende Äußerungen und Beleidigungen sind grobe Unsportlichkeiten und sind zu unterlassen", steht da geschrieben. Bei Zuwiderhandlungen behält sich der Verein Stadionverbote gegen die Übeltäter vor. Hätte der Gastgeber an diesem Samstag seine Stadionordnung konsequent umgesetzt, wäre rund ein Drittel der 1007 Besucher schon zur Halbzeit nicht mehr anwesend gewesen.

"Eine U-Bahn von St. Pauli bis nach Auschwitz"

Hässliche Szenen auch in Hamburg. Dort gibt es regelmäßig Auseinandersetzungen, wenn der FC St. Pauli Gegner aus dem Osten empfängt. So auch am Samstag im Spiel gegen das Regionalliga-Schlusslicht aus Chemnitz. Schon in der ersten Halbzeit kommt es zur Eskalation: Rund 200 Anhänger provozieren die als politisch links bekannten Fans des FC St. Pauli mit Liedern wie "Eine U-Bahn bauen wir, von St. Pauli bis nach Auschwitz" oder "Galatasaray, wir hassen die Türkei".

Dass es bei dieser brisanten Begegnung zu Problemen kommen könnte, war laut St. Paulis Sicherheitsbeauftragten Sven Brux absehbar: "Es ist jedes Mal das Gleiche. Im Vorfeld werden unsere Bedenken von Seiten des Gastvereins mit den Worten 'da passiert schon nichts' abgetan", sagt Brux. Seine Stimme überschlägt sich dabei fast vor Wut. "Nach dem Spiel heißt es dann: 'Wir wissen auch nicht, wo die herkommen'", so Brux weiter. Ein weiterer Grund für seinen Zorn: St. Pauli hatte die Polizei bereits während des Spiels nach einer heftigen Rauchbombenattacke des Chemnitzer Anhangs und diverser weiterer Provokationen dazu aufgefordert, den Block zu räumen, um ein Aufeinandertreffen der rivalisierenden Fangruppen nach dem Spiel zu vermeiden - vergebens.

Erst eine Stunde nach dem Schlusspfiff besteigen die Chemnitzer unter "Hier marschiert der nationale Widerstand"-Gesängen die von der Polizei angeforderten Sonderbusse. Aus ihren Mienen spricht eine klare Botschaft: Wir haben zwar das Spiel 2:3 verloren, aber uns gehört die Straße. Rund um das Millerntor gehen die Beamten derweil mit Wasserwerfern gegen Hamburger Fans vor, die Barrikaden errichtet hatten. Die abfahrenden Busse werden mit Steinen und Flaschen beworfen. Erst nach einer weiteren Stunde kehrt Ruhe ein.

"Im Grunde sind die nicht rassistisch"

Etwas weniger zu tun haben die Ordnungskräfte in Dresden. Am Dresdner Jägerpark parken gut zwei Dutzend Polizeifahrzeuge in der schmalen Straße zwischen dem Stadion und dem angrenzenden Wohngebiet. Rund 100 sächsische Bereitsschaftspolizisten wurden abgestellt, um am heutigen Nachmittag die Sicherheit zu garantieren. "Eigentlich wären wir noch mehr gewesen, aber wegen der Elbflut wurden uns Kräfte abgezogen", sagt ein Polizist. Die Beamten müssen nicht etwa eine Großdemo begleiten, Grund für ihre Anwesenheit ist ein Fußballspiel der vierten Liga.

Der FV Dresden Nord erwartet den Oberliga-Spitzenreiter FC Magdeburg, dessen Anhänger stets in großer Zahl die Auswärtsspiele der Mannschaft begleiten. "In dieser Liga haben wir jede Woche ein Heimspiel", sagt ein angereister Zuschauer. Gut zweihundert Fans passieren den schmalen Stadioneingang, argwöhnisch beobachtet von den Polizisten. Die Beamten tragen Schutzwesten und Schulterprotektoren, den Helm halten sie in der Hand. Viele Magdeburger Anhänger wanken betrunken voran, einige können sich kaum noch auf den Beinen halten. Stämmige Männer mit kahlem Schädel sind darunter, Frauen sind kaum zu sehen. Kinder überhaupt nicht.

"Eigentlich haben wir mit den Magdeburgern keine allzu großen Probleme", sagt eine junge Beamtin. Als sei es Normalität, dass eine Polizei-Hundertschaft ein viertklassiges Spiel absichert. Es gebe natürlich gelegentlich Ärger, auch rassistische Pöbeleien, aber eigentlich halte sich meist alles im Rahmen. "Im Grunde sind die nicht rassistisch", so die Polizistin, "aber wenn sie betrunken sind und Frust haben, sind die gegen alles. Gegen den gegnerischen Verein, gegen Ausländer, gegen die Polizei, gegen alle." Ein Magdeburger Fan sagt, er finde es "schlimm, dass alle immer auf den Osten einprügeln, wenn etwas passiert." Ein Polizist beklagt, dass "die Schläger" immer häufiger bei den Spielen der unteren Ligen auftauchen, weil es dort normalerweise einfacher sei, sich zu prügeln.

Als zu Beginn der zweiten Halbzeit der Magdeburger Stürmer René N'Dombasi, ein Schwarzer, eingewechselt wird, sagt ein Jugendlicher auf der Haupttribüne des Stadions zu sich selbst: "Komm, Affe, renn!" Als N'Dombasi den Dresdner Torwart foult, imitiert eine Handvoll Dresdner Fans für einen kurzen Moment Affengeräusche. "Hey, ihr habt diese Geräusche gemacht", sagt einer aus der Gruppe, "das finde ich gar nicht gut." Alle lachen. Fußball wurde auch gespielt am Jägerpark. Der abstiegsgefährdete Gastgeber besiegte Magdeburg mit 4:1. Hinterher sagt ein Polizist, dass es keine besonderen Probleme gegeben habe. "Alles normal."



Rassismus: Ein ganz normaler Samstag - Sport - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten
 
[h3]RASSISMUS IM FUSSBALL[/h3]
[h2]"Von Gegenspielern, Zuschauern und Schiedsrichtern beschimpft"[/h2]
Wenn Martino Gatti mit seinem Berliner Club Yesilyurt im Osten kickt, brüllen gegnerische Fans: "Die blöden Kanaken kommen." Im Interview mit SPIEGEL ONLINE berichtet er von pöbelnden Linienrichtern - und einem Stadionsprecher, der jubelt, wenn "endlich ein Deutscher" eingewechselt wird.
SPIEGEL ONLINE: Herr Gatti, am Wochenende wurde in Brandenburg ein Schiedsrichter niedergeschlagen, türkische Jugendspieler verprügelten ihre Gegenspieler. Überraschen Sie solche Vorfälle?
Martino Gatti: Nein. Schon in den letzten Jahren ging es auf und am Rande der Fußballplätze immer aggressiver zu. Besonders intensiv erlebe ich das, seit ich in der Oberliga Nordost für den Berliner Club SV Yesilyurt spiele. Bei den Auswärtsbegegnungen in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg herrscht uns gegenüber häufig eine äußerst feindselige Stimmung.


SPIEGEL ONLINE: Sie selbst sind italienischer Herkunft, Ihr Verein hat türkische Wurzeln. Was erwartet ein ausländisches Team im Osten? Gatti: Anfeindungen und Beleidigungen jeglicher Art. Wir werden von Gegenspielern, Schiedsrichtern und Zuschauern beschimpft. Vor, während und nach dem Spiel. Egal, ob wir gewonnen oder verloren haben.
SPIEGEL ONLINE: Was passiert genau?
Gatti: Es fängt an, wenn wir mit dem Bus ankommen. Dann brüllen zuweilen schon einige: "Die blöden Kanaken kommen." Während des Spiels nehmen die Beschimpfungen zu. Besonders schlimm ist es, wenn wir gewinnen. Dann herrscht eine extrem aggressive Atmosphäre. In Neustrelitz wollten uns die gegnerischen Spieler verweigern, zu duschen. Einmal mussten wir nach Spielschluss eine halbe Stunde im Bus warten, bis die Polizei den Mob beruhigt hatte und wir nach Hause fahren konnten.
SPIEGEL ONLINE: Wie verhalten sich die Vereinsverantwortlichen?
Gatti: Sie ignorieren oft solche Vorfälle. In Neustrelitz wurde sogar von offizieller Seite Stimmung gegen uns gemacht. Der Stadionsprecher kommentierte die Einwechslung eines Spielers von uns mit dem Satz: "Endlich wird mal ein Deutscher gebracht."
SPIEGEL ONLINE: Werden Sie von den Schiedsrichtern geschützt?
Gatti: Die Schiedsrichter greifen viel zu wenig ein. Sie hören reihenweise weg. Beschwert man sich deshalb, riskiert man eine Gelbe Karte. Selbst ein Linienrichter hat einmal zu unseren Leuten auf der Bank gesagt: "Geht doch dahin zurück, wo ihr herkommt."
SPIEGEL ONLINE: Haben Sie in der Oberliga schon Handgreiflichkeiten erlebt?
Gatti: Nein. Das liegt aber auch daran, dass wir Konflikten aus dem Weg gehen. In Torgelow zum Beispiel erwarteten uns zum Auslaufen nach Spielende einheimische Zuschauer auf dem Platz. Die Aggressionen waren förmlich zu spüren. Unser Trainer hat uns deshalb wieder in die Kabine zurückgeschickt. Ich bin überzeugt: Würden wir uns öfter verbal gegen die Anfeindungen zur Wehr setzen, käme es schnell zu Handgreiflichkeiten.
SPIEGEL ONLINE: Wie viele werden ausfallend?
Gatti: Das ist schwierig zu beziffern. Natürlich ist es eine Minderheit. Aber bei 200 Zuschauern kann sie sich lautstark bemerkbar machen. Wenn die Mehrheit nicht darauf reagiert, bekommt man das Gefühl, dass alle ähnlich denken.
SPIEGEL ONLINE: Wie zeigt sich die zunehmende Ausländerfeindlichkeit?


Gatti: Früher gab es vereinzelte Bemerkungen hinter vorgehaltener Hand. Heute entlädt sich das alles ganz offen. Die Hemmschwelle ist niedriger geworden und die Zustimmung steigt. Ich spiele seit vier Jahren in der Oberliga. Anfangs versuchte ich mir einzureden: So schlimm ist das doch nicht. Das hört vielleicht irgendwann auf. Aber im Gegenteil, es wird immer schlimmer. Es ist sehr hart, wenn man dem jede Woche, Jahr für Jahr ausgesetzt ist. SPIEGEL ONLINE: Holger Fuchs, der Geschäftsführer des Nordostdeutschen Fußballverbandes (NOFV), widerspricht der Behauptung, die Situation habe sich verschlimmert. Trotz der Aufforderung, solche Vorkommnisse zu melden, seien nicht mehr Beschwerden festzustellen.
Gatti: Ich verstehe Herrn Fuchs. Leider tun wir und die anderen ausländischen Vereine wirklich zu wenig. Es fehlt hier an Zivilcourage. Vor zwei Jahren, als wir mit Yesilyurt beim BFC Dynamo gespielt haben, wurden wir mit Fladenbrot beworfen. In der Presse wurde darüber berichtet, doch wir unternahmen nichts. Der BFC Dynamo blieb straffrei. Die Vereine scheuen den Arbeitsaufwand. Es heißt dann, das bringt sowieso nichts. Oder: Uns glaubt keiner. Außerdem befürchtet man, von den Schiedsrichtern noch mehr benachteiligt zu werden, wenn man als Nörgler auffällt. Ich würde jedes Mal etwas schreiben. Wir müssen uns wehren, ansonsten passiert nichts. Es handelt sich ja nicht um Ausnahmen. Fast alle zwei Wochen geschieht etwas.
SPIEGEL ONLINE: Der BFC Dynamo ist berüchtigt für rechtsextreme gewaltbereite Fans. Was kann ein solcher Verein gegen Ausländerfeindlichkeit seines Publikums tun?


Gatti: Das ist wirklich ein besonders schwieriges Beispiel. Im Unterschied zu anderen Clubs handelt es sich hier nicht um eine Minderheit, die auffällig geworden ist. Ich war dort selbst für zwei Jahre unter Vertrag. Über die BFC-Fankultur wusste ich zuvor nichts. Hier müssen Aktionen mit Signalwirkung gestartet werden. Nur fürchtet sich dieser Verein davor, seine Fans zu verprellen.
SPIEGEL ONLINE: Wie könnten solche Aktionen aussehen?
Gatti: Ich habe Anfang der neunziger Jahre beim FC St. Pauli gespielt. Dort gab es auch rechtsradikal Gesinnte. Doch Verein und Fans haben sich dagegen gewehrt. Es wurden Initiativen gegründet wie "St.-Pauli-Fans gegen Rechts". Man veranstaltete Fanturniere mit ausländischen Fangruppen. In der Stadionzeitung wurde klar Stellung bezogen. Schritt für Schritt wurde den Extremen die Plattform entzogen. Doch den Vereinen muss auch vom Staat, den Kommunen und den Fußballverbänden geholfen werden.
SPIEGEL ONLINE: Der Deutsche Fußballbund hat nach der schweren Randale in Berlin und in Augsburg auf dem "Gewaltgipfel" Rassismus und Fremdenfeindlichkeit den Kampf angesagt.
Gatti: Ich hoffe schon, dass da etwas ins Rollen kommt. Schade nur, dass erst solche Randale wie in Berlin und Augsburg passieren muss, bevor gehandelt wird. Dabei gab es schon genug alarmierende Vorfälle.
Das Interview führte Johannes Kopp


Rassismus im Fußball: "Von Gegenspielern, Zuschauern und Schiedsrichtern beschimpft" - Sport - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten
 
[h1]Schwerpunkt: Fußball und Rassismus[/h1]
[FONT=verdana,arial,geneva]Fußball und Gewalt sind in vielen Stadien eine untrennbare Einheit. Das haben nicht erst die gewaltsamen Ereignisse in Leipzig Anfang Februar 2007 gezeigt. Und immer öfter sind die Täter rechtsextrem motiviert, wie Ende November 2006 in Paris: Ein wütender Mob machte Jagd auf einen jüdischen Fan und einen Zivilpolizisten nordafrikanischer Herkunft. Unter Rufen wie "dreckiger Nigger" und "Drecksjude" griff der Mob die beiden an. Der Polizist zog die Dienstwaffe und schoss, ein Angreifer starb, ein weiterer wurde schwer verletzt. Auch in Deutschland schallen rassistische Parolen und Anfeindungen durch die Stadien. Gezielt rekrutieren Neonazis hier Wähler und Nachwuchs. Mehr und mehr macht der Rassismus beim Fußball den Clubs zu schaffen – und das Spiel für manchen Spieler unerträglich. [/FONT]
 
[h1]"Affe, Bimbo, Nigger" - Interview mit Adebowale Ogungbure[/h1]
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[FONT=verdana,arial,geneva]Andreas Böni und Ulrika Sickenberger[/FONT] [FONT=verdana,arial,geneva]Wie verarbeitet es ein Spieler, wenn er regelmäßig Opfer rassistischer Beleidigungen in einem Fußballstadion wird? Im Novemer 2006 berichtete der Leipziger Spieler Adebowale Ogungbure (25) der Zeitung "Sport-BILD" seine bedrückenden Erfahrungen. Die Autoren Andreas Böni und Ulrika Sickenberger leiteten das Gespräch mit dem Satz ein: "Wer das liest, versteht Deutschland nicht mehr".

Herr Ogungbure, wenn Sie mit Sachsen Leipzig in der Oberliga spielen, werden Sie immer wieder beschimpft, weil Sie eine andere Hautfarbe haben. Warum machen Menschen so was?

Adebowale Ogungbure: Ganz einfach: Weil diese Leute Idioten sind. Die sind dumm, haben keine Erziehung und in der Schule nichts gelernt. Wenn sie gebildet wären, würden sie das nicht tun.

Nach Beleidigungen im Spiel gegen den Halleschen FC waren Sie in der Seele so verletzt, dass Sie den Hitler-Gruß gezeigt haben.

Ich habe damals fast geweint. Über 90 Minuten wurde ich aufs Übelste beleidigt. Als ich das Feld Richtung Kabine verließ, riefen die Idioten von der Haupttribüne: "Scheiß-Nigger!", "Bimbo!", "Affe, verpiss dich!" Mit gesenktem Kopf bin ich weiter und weiter gelaufen. Aber auf einmal standen sieben, acht Halle-Fans vor mir. Die spuckten mich an und ließen mich nicht vorbei. Einer versuchte mich zu schlagen. Da habe ich ihnen den Hitler-Gruß gezeigt. Ein paar Zuschauer stürmten dann das Feld, würgten und bespuckten mich. Aber ich musste mich doch wehren…

Sie bekamen wegen des Hitler-Grußes mit der Polizei großen Ärger, es kam zur Anzeige, weil das in Deutschland eine verbotene Geste ist.

Ja. Das kam sogar auf BBC in Nigeria. Mein Vater hat es da gesehen, es war für ihn ein Riesenschock. Jetzt ist er gesundheitlich angeschlagen und braucht immer Medikamente. Trotzdem sagt er: "Ade, du bleibst in Deutschland. Ich will dich wieder in der Bundesliga sehen. Beiß dich durch!" Zum Glück hat Sachsen Leipzig voll hinter mir gestanden. Christoph Zenker, einer unserer Fans, hatte die Idee zur Aktion "Wir sind Ade!". Meine Mitspieler bemalten ihr Gesicht mit schwarzer Farbe und ich meines mit weißer.

Doch vor gut fünf Wochen gegen Halle wurden Sie wieder beleidigt.

Ja. Schlimmer als je zuvor. Denn die Fans riefen meinen Namen. Immer "Adebowale, Scheiß-Nigger!" oder "Adebowale, Bimbo!". Das hat noch viel, viel mehr wehgetan. Zum Glück ist Leipzig ein Fifa-Stadion mit Kameras. Ich hoffe, dass jetzt die Täter gefasst werden. Und der Schiedsrichter hat es aufgeschrieben. Dafür wurde Halle ja bestraft.

Sie sind bald acht Jahre hier. Wann wurden Sie zum ersten Mal mit Rassismus konrontiert?

Es begann vor rund einem Jahr. Wir gewannen 2:0 gegen Pößneck. Da kamen erstmals die U-U-U-U-Rufe, und ein paar Idioten nannten mich immer wieder Bimbo oder Affe. Komisch war: Nach diesem Spiel kam das nachher fast jede Woche vor.

Jede Woche?

Ja. Die ersten zwei, drei Spiele versuchte ich, es zu verdrängen. Einige Leute sagten mir: "Ade, du bist Profi, du musst das ignorieren." Nein, ich bin auch ein Mensch. Wenn du das einmal, zweimal, dreimal, viermal hörst, geht es irgendwann nicht mehr. Du kannst an nichts anderes mehr denken, es geht nicht mehr aus deinem Kopf. Du kannst irgendwann einfach nicht mehr.

Hatten Sie irgendwann Angst, zu den Spielen zu fahren?

Angst kenne ich nicht. Aber ich mache mir Sorgen wegen dieser Idioten. Immer im Kopf dieses U-U-U-U, die Nigger- oder Bimbo-Rufe. Die sollen mich einfach in Ruhe lassen. Aber: Dieses rassistische Denken kommt auch von Spielern.

Inwiefern?

Gegen Meuselwitz zum Beispiel hat ein Spieler mich mit dem N-Wort beschimpft. Da habe ich ihn getreten. Wissen Sie, im Fußball kann mich einer A…loch nennen oder sagen: Verpiss dich! Das ist okay. Aber zwei Dinge kann ich nicht akzeptieren: Wenn jemand meine Mutter beleidigt oder mich wegen meiner Hautfarbe. Aber es ist ein Gesellschaftsproblem in Deutschland.

Ist der Rassismus im Osten verbreiteter als im Rest der Republik?

Als ich in Cottbus spielte, hätte ich das verneint, obwohl ein Freund von mir, auch ein Farbiger, dort fremdenfeindlich beschimpft wurde. Aber meine Sichtweise hat sich verändert, seit ich in Leipzig wohne.

Sie wurden privat angefeindet?

Ja. Das schlimmste Erlebnis war an einer Ampel. Ich stand da, weil rot war. Eine ältere Frau und ihr Mann schauten zu mir ins Auto. Sie sagte zu ihrem Mann: "Schau, was der Nigger für ein Auto fährt!" Ich hatte die Fenster geschlossen, konnte es aber von ihren Lippen lesen. So etwas tut weh. Und das ist anders als in Nürnberg oder München. Da sind die Leute viel toleranter. Das Schwierige ist aber…

Ja, bitte …?

...du kannst die Gedanken des Nazitums in Deutschland nicht einfach wegschmeißen. Man kann das nicht von heute auf morgen ändern. Ich glaube, die Täter haben keine Arbeit. Denen ist langweilig: Wenn du um acht Uhr aufstehst, schon Bier trinkst, wirst du frustriert. Aber man müsste die Nazis viel konsequenter einsperren und da wie kleine Kinder unterrichten.

Anti-Rassismus-Kurse also.

Ja, den ganzen Idioten erklären, wie es auf der Welt funktioniert – die haben keinen Horizont. Viele von denen wohnen hier und sind noch nicht mal nach Berlin gekommen. Ein Beispiel: Wenn im Fernsehen etwas über Afrika kommt, zeigen die immer nur Löwen, Elefanten oder Antilopen. Das ist Klischee. Man muss mehr über die Völker erfahren. Völkerkunde sollten diese Idioten im Knast kriegen. Und das jeden Tag, inklusive Sonntag, ohne Pause. Bis sie es kapieren.

Sie planen jetzt eine Aktion gegen den Rassismus. Wie soll die aussehen?

Ich möchte Rassismus-Opfer wie Gerald Asamoah, Patrick Owomoyela, Moses Sichone, Marvin Compper, Daniel Gunkel oder Francis Kioyo für ein Benefizspiel gewinnen und dann gegen eine deutsche Auswahl spielen. Wir suchen Sponsoren, vielleicht macht ja Adidas mit. Mit den Einnahmen möchte ich in Nigeria ein Haus für Jugendliche bauen.

Warum gerade da?

Ich sehe da Kinder, die mit Drogen oder Waffen auf der Straße sind. Ich versuche, mit ihnen zu reden, ihnen Perspektiven zu zeigen. Ich bringe dann immer Fußballschuhe und Trikots aus Deutschland mit. Das sind zwar Kleinigkeiten, aber das hilft ein bisschen.

Haben Sie realisiert, welche Wahlerfolge die NPD in Mecklenburg-Vorpommern feiern konnte?

Ja, das hat mich beunruhigt. Ich habe das gesehen, weil ich täglich N24 schaue. Ich interessiere mich für alles, was in Deutschland passiert. Weil ich schon seit fast acht Jahren hier lebe und Deutschland meine zweite Heimat geworden ist.

Das ist doch schizophren, nach allem, was passiert ist. Warum?

Das fragen mich alle Leute. Es hat zwei Gründe: Zum einen identifiziere ich mich total mit der Mentalität der Leute. Wissen Sie, die, die solche Sachen schreien, sind Idioten. Idioten gibt es überall, auch in Nigeria. Zum Zweiten: Mein Sohn Jethro Ayo lebt hier in Nürnberg bei seiner Mutter. Ich kann doch nicht einfach mein Kind im Stich lassen, nur weil ein paar Idioten mich beschimpfen.

Erstveröffentlichung: 13.11.2006 Sport-BILD. Veröffentlicht mit der freundlichen Genehmigung der Redaktion.


Affe, Bimbo, Nigger - Interview mit Adebowale Ogungbure - Fußball und Rassismus
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