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Rassismus im Fussball

[FONT=verdana,arial,geneva]Fußball und Rechtsextremismus in Europa



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Nach den heftigen Fußball-Krawallen Anfang Februar 2007 auf Sizilien, bei denen ein 38-jähriger Polizist ums Leben kam und mehr als 70 Menschen verletzt wurden, ist in Italien die Diskussion um Fußball und Gewalt neu entbrannt. Der Fall macht aber auch die enge Verbindung zwischen Fußball, Gewalt und Rechtsextremismus deutlich: So hatte der getötete Polizist zuvor in einem Prozess gegen rechtsradikale Fans ausgesagt.

Italiens Premier Romano Prodi mahnte nach den Ereignissen auf Sizilien, man müsse den Fußball aus der Hand der Gewalttäter befreien. Und der neue UEFA-Präsident Michel Platini verkündete: "Wir müssen nun mit den Offiziellen und den Politikern im Sinne des italienischen Fußballs zusammenarbeiten und eine Lösung finden, wie wir die Spirale der Gewalt in Italien und im gesamten europäischen Fußball stoppen können". Denn: Gewalt und Rechtsextremismus im Fußball sind nicht ein italienisches Phänomen, sondern ein europäisches. Auch Frankreich, Spanien und Polen haben Probleme mit Rassismus in den Stadien.

Italien: Rechtsextreme Symbole im Stadion

Zunächst aber zurück ins Land der Fußball-Weltmeister. Dort gibt es nach einer Einschätzung des Innenministeriums rund 80 000 organisierte gewaltbereite Fans - die Fankurven sind stark politisiert: Vor allem die "Ultras" der "Brigate Autonome Livornese" (Fans des AC Livorno) sind bekennende Antifaschisten und Kommunisten, der harte Kern der Fans des AC Florenz gehört ebenfalls zu den linken Fan-Gruppierungen und auch der FC Genua hat eine große Zahl antirassistischer Skinheads unter seinen Fans. Die Mehrheit der gewaltbereiten politisierten Fans allerdings ist rechtsextrem, viele Fangruppen gelten als von rechtsradikalen Gruppierungen wie der "Forza Nuova" ("Neue Kraft") unterwandert. So beispielsweise die Gruppe "Curva Sud", eine Fangruppe des Vereins Chievo Verona. Aber auch Fangruppen, die lange als links galten, wie die Ultras des AC Mailand und des AS Rom, sind mittlerweile rechtsextrem dominiert. Eben dieser politische Wandel, diese politische Polarisierung macht neben den (teilweise Jahrhunderte alten) lokalen Rivalitäten dabei oftmals die teilweise explosive Brisanz vieler Ligaspiele in Italien aus.

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[FONT=verdana,arial,geneva]Zur Person[/FONT]
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[FONT=verdana,arial,geneva]Joachim Wolf[/FONT]
[FONT=verdana,arial,geneva]Joachim Wolf, Jahrgang 1976, hat Neuere/Neueste Geschichte, Politik und Soziologie und an der Berliner Humboldt-Universität studiert. Seit 2006 arbeitet er für die Amadeu Antonio Stiftung.
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Das "prominenteste" Beispiel für eine offen rechte Gesinnung ist wohl der Fall des ehemaligen Lazio- Stürmers Paolo Di Canio, der seine Tore mit dem ausgestreckten rechten Arm "gefeiert" hat und deswegen vom italienischen Fußballverband zu einer Geldstrafe von 10.000 Euro verurteilt wurde. Außerdem hat Di Canio eine Tätowierung mit der Aufschrift "dux" (lateinisch für "Führer", auf italienisch "Duce") auf dem Arm. In seinen Memoiren schreibt der Stürmer über den "Duce": "Ich denke, dass er eine zutiefst unverstandene Persönlichkeit war. Ich bin fasziniert von Mussolini". Ein paar Seiten weiter ist zu lesen, dass "zu viele Immigranten nach Italien kommen und sich bei uns benehmen, als wären sie zu Hause. Wenn wir nicht aufpassen, ist Italien in zehn Jahren ein muslimisches Land."

Wie groß dabei die ideologische Übereinstimmung zwischen dem ehemaligen Lazio- Stürmer und dem harten Kern der Fans von Mussolinis ehemaligen Lieblingsverein war und immer noch ist, haben die Lazio-Ultras immer wieder unter Beweis gestellt: In den Spielen nach der Verurteilung Di Canios waren von Seiten der Lazio-Fans immer wieder Sprechchöre für den Stürmer zu hören, dabei streckten Hunderte Anhänger – wie ihr Vorbild – den rechten Arm aus. Weitere Beispiele: Während eines Uefa-Pokal-Spiels im November 2004 wurde der für Belgrad spielende Kameruner Pierre Bova von Lazio-Anhängern rassistisch beleidigt. Während eines Spiels gegen den Lokalrivalen AS Rom war außerdem auf einem Spruchband zu lesen: "Auschwitz ist eure Heimat, die Öfen sind eure Häuser". Auch rechtsradikale Symbole wie das Hakenkreuz tauchen im Lazio- Fanblock immer wieder auf. So wurde der Verein beispielsweise im April 2005 vom italienischen Fußballverband zu einer Geldstrafe von 8.000 Euro verurteilt, weil die Ordner nicht eingegriffen hatten, als Lazio- Fans bei einem Spiel gegen den AC Livorno solche Symbole gezeigt hatten.

Den harten Kern der Lazio-Fans bildet dabei die Gruppe der "Irriducibili", die 7.000 eingeschriebene Mitglieder zählt und deren Vereinsbüro mit Mussolini-Büsten und -Postern ausgestattet sein soll. Der ehemalige Lazio-Präsident überließ diesen Ultras zunächst kostenlose Eintrittskarten, dann erlaubte er ihnen Fanartikel zu verkaufen. Durch diesen Verkauf konnten die rechtsradikalen Fans ihre Arbeit finanzieren. Der neue Präsident von Lazio, Claudio Lotito, versucht nun, die Macht der Ultras zu brechen – und erhält seitdem Morddrohungen. Dass mittlerweile auch der harte Kern der Fans des zweiten Hauptstadtvereins und Lokalrivalen von Lazio als rechtsextrem unterwandert gelten können, zeigen zwei Beispiele: So waren im Februar 2006 auch im Fanblock des AS Rom während eines Spiels gegen den AC Livorno Bilder des faschistischen Diktators Benito Mussolini und Hakenkreuzfahnen zu sehen. Nach dem Spiel wurden Ermittlungen gegen insgesamt elf Personen aufgenommen.

Fast alle sollen Verbindungen zur Forza Nuova haben. Wegen dieses Vorfalls musste der AS Rom das folgende Meisterschaftsspiel auf neutralem Rasen und ohne Publikum austragen. Vertreter aus Sport und Politik verurteilten die Vorkommnisse auf den Tribünen scharf. Italiens Innenminister Giuseppe Pisanu forderte die Polizeichefs in den Stadien mit Nachdruck dazu auf, Spiele bei rassistischen Äußerungen auf den Rängen sofort abzubrechen. Und trotzdem: Ende 2006 solidarisierten sich römische Fans während eines Spiels zwischen dem AS Rom und Lazio mit Pariser Ultras, die im November desselben Jahres für rassistische Ausschreitungen gesorgt hatten, bei denen ein Fan des französischen Hauptstadtvereins PSG von einem Polizisten erschossen worden war. Die römische Polizei sprach daraufhin von "transversaler Solidarität" zwischen rechtsextremistischen Ultra-Kreisen in Europa.
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Fußball und Rechtsextremismus in Europa - Fußball und Rassismus
 
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