Der Krieg in Ruanda und das gewaltige Ausmaß des dort stattgefunden Völkermordes hat leider damals hier zu Lande ein vergleichsweise geringes Medienecho erhalten, dass der Dimension von 800.000 Toten nicht gerecht wird.
Frankreich insbesondere aber im Grunde ganz Europa und auch die USA haben eine schändliche Rolle gespielt.
Der Konflikt in Ruanda war ohnehin ein Stellvertreterkrieg zwischen Frankreich und den USA, wobei die Franzosen die von Hutu dominierte Regierung unterstützten, während die USA die Tutsi-Rebellen unterstützten.
Was mich im Fall von Ruanda selbst positiv beeindruckt hat ist der durchaus Früchte tragende Versöhnungsprozess. Es wurde damals (nach Kriegsende) organisiert das Täter den Angehörigen von Angesicht zu Angesicht gegenübertraten und nur diese ihnen ggf. Vergebung aussprechen konnten, wenn die Täter sich vollumpfänglich und reuig zu ihren Taten bekannten. Paul Kagamé, der Anführer der Tutsi-Rebellen, wurde im Präsidentenamt bestätigt und sogar von der Mehrheit der Hutu (!) gewählt.
Anzumerken sei das Paul Kagamé und seine Rebellen sich damals im Ruanda-Konflikt sowie später im Kongo auch selbst zahlreicher Verbrechen schuldig gemacht haben.
Was FRANKREICH, also den Staat selbst betrifft, so hat die Regierung um Mitterrand, zumindest die Voraussetzungen für das was in Ruanda geschehen ist mitgeschaffen. Bereits 1992/93 stand man an der Seite der von Hutu dominierten Regierung welche im Kampf gegen die Tutsi-Rebellen ca. 20.000 Tutsi niedermetzelten. Es gab daher Vorboten für das was noch geschehen sollte.
Eine direkte Beteiligung "Frankreichs" am Völkermord 1994 darf allerdings bezweifelt werden. Das man die Seite unterstützt hat welche einen Völkermord verübt hat, lässt sich nicht leugnen. Es wurden auch damals nur Europäer von den Franzosen evakuiert, das ist eine schändliche Tatsache. Das bedeutet aber nicht, dass wenn ein Teil der französische Soldaten vor Ort sich stellenweise an Verbrechen der Hutu-Milizen beteiligt haben, gleich ganz "Frankreich" eine kollektive Mitschuld am Völkermord trägt, wie es im Artikel des Tagesspiegel suggeriert wird. Schliesslich war ein Völkermord von der französischen Regierung weder geplant noch gab es einen Befehl Zivilisten zu töten oder zu vergewaltigen.
Nichtsdestotrotz, die Schuld Frankreichs wiegt schwer genug.