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Sammelthread Baskenland/ETA

  • Ersteller Ersteller jugo-jebe-dugo
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Die Basken und ihr Kampf für ihre Freiheit

http://www.g26.ch/texte_034.html

Wie ist der Konflikt entstanden?

Im spanischen Baskenland schwelt seit Jahrzehnten ein Konflikt. Eine Minderheit will die Unabhängigkeit von Spanien. Die Terroristen der ETA morden für dieses Ziel.

Das Baskenland mit den drei Provinzen Guipuzcoa, Vizkaya und Alava ist eine von 17 Provinzen in Spanien. Seit 1980 gilt dort ein Autonomiestatut. Dieses Regelwerk gibt den Basken grosse Freiheit. An den Schulen im Land wird neben anderen Sprachen auch das Baskische gelehrt. Die Basken haben eine eigene Polizei und können eigene Steuern einziehen. Keine andere Region in Spanien geniesst so viel Unabhängigkeit.

Einer Minderheit im Baskenland geht das nicht weit genug. Sie verlangt die volle Unabhängigkeit von Spanien. Diese Minderheit von baskischen Nationalisten unterstützt die ETA. Die ETA ist eine Terrorgruppe, die für ein unabhängiges Baskenland mordet.

Wie ist der Konflikt entstanden?

Die Basken gelten als streitbares Volk. Sie haben eine eigene Sprache - das Baskische. Das Baskische und das Finnisch-Ugrische sind die ältesten Sprachen Europas. Niemand weiss genau, wo und wann die beiden Sprachen das erste Mal gesprochen worden sind.

Viele Basken sind stolz auf ihre alte Sprache. Die Nationalisten machen einen wahren Kult daraus. Ihnen dient ihre Sprache als Indiz ihrer Unabhängigkeit. Zu der Zeit, als General Franco als Diktator über Spanien herrschte und das Baskenland unterdrückte, spielte das Baskische eine besondere Rolle. Es war eine Geheimsprache, mit der die Basken sich untereinander verständigen konnten.

Es gab einmal ein selbstständiges baskisches Reich. Im 10. Jahrhundert bildeten die heutigen baskischen Regionen in Spanien und Frankreich gemeinsam mit der Provinz Navarra das Königreich Navarra. Den Nationalisten gilt diese Zeit als Vorbild. Einen eigenen Staat, das möchten sie gerne wieder haben. Dazu gehören ihrer Meinung nach nicht nur die spanisch-baskischen Provinzen, Guipuzcoa, Vizkaya und Alava, sondern auch die auf französischem Territorium liegenden baskischen Provinzen Soule, Basse-Navarre und Labourd sowie die spanische Nachbarprovinz Navarra.

Dafür kämpfen sie, dafür mordet ihr bewaffneter Arm ETA. Heute möchte nur noch eine Minderheit im Baskenland die Unabhängigkeit. Die Terroristen sind isoliert, verbreiten aber weiterhin Angst und Schrecken im Land. Bürgermeister mit einem Parteibuch der spanischen Volkspartei PP werden von der ETA bedroht, Unternehmer erpresst, auf Polizisten und Militärs werden Anschläge verübt. In den Augen der ETA ist das spanische Militär die Besatzungsmacht.

Wie kam es zum Konflikt zwischen den Basken und den übrigen Spaniern?

Spanien ist ein Land, das zentral gesteuert wird. In der Hauptstadt Madrid laufen alle Fäden zusammen. Madrid ist die wichtigste Stadt. Dort sitzt die Regierung, dort werden die wichtigen Entscheidungen getroffen.

Die Regionen am Rande leiden unter der Vormachtstellung des Zentrums. Insbesondere das Baskenland und die Region rund um Barcelona, Katalonien, sind reiche Regionen. Das Baskenland wurde reich, weil dort Eisenerz gefunden wurde. Beide Provinzen haben Häfen, sind wichtige Handelszentren. In beiden Regionen werden ausser dem spanischen noch andere Sprachen gesprochen.

Immer wieder kam es zu Reibereien und Kämpfen zwischen den Regionen, die zwar wirtschaftlich bedeutend sind, aber politisch nicht viel zu sagen haben, und dem Zentrum, dem Sitz des Königs und der Regierung. Im 19. Jahrhundert wurden die baskischen Sonderrechte, die sogenannten Fueros, entgültig gestrichen. Die Fueros hatten im Baskenland eine lange Tradition. Weil die Basken sich im Kampf gegen römische Eindringlinge und bei der Rückeroberung Spaniens von den Muslime Verdienste erworben hatten, waren sie von den spanischen Königen mit Sonderrechten belohnt worden. Unter anderem mussten sie keine Steuern bezahlen, sogar ganze Familien wurden von den Königen geadelt. Im 19. Jahrhundert wurden die Sonderrechte von Madrid aus entgültig abgeschafft.

Wann entstand der baskische Nationalismus?

Der Nationalismus im Baskenland entstand zu der Zeit, als das Baskenland industrialisiert wurde. Damals fand ein grosser Wandel statt. Vorher war Spanien, vorher war auch das Baskenland ein Bauernland. Man lebte davon, was die Erde hergab. Züchtete Rinder und Schafe, baute Gemüse an und Kartoffeln, pflanzte Weinreben. Dann kam die Industrialisierung nach Spanien und alles änderte sich.

Im Baskenland, in der Gegend um Bilbao wurde Eisenerz gefunden. Weil man das Erz für den Aufbau der Stahlindustrie brauchte, entstand in Bilbao eine grosse Industrie und ein grosser Hafen. Die Region boomte, aus ganz Spanien wurden Arbeiter ins Baskenland geschickt.

Eine neue Klasse entstand: Die Arbeiterklasse. An der Spitze der Gesellschaft standen die Industriellen, die mit ihren Unternehmen reich wurden. Dem Industrieproletariat ging es schlecht. Die Arbeiter mussten in engen Wohnungen hausen in schmutzigen Vierteln.

Der Übergang vom Agrarland zum Industrieland, der in ganz Europa stattfand, verschreckte nicht nur im Baskenland viele Menschen. Auf einmal waren Techniken und Fertigkeiten, die man lange angewandt hatte, veraltet. Viele verloren ihren Job. Bauern gaben ihren Betrieb auf und suchten Arbeit in den Fabriken oder im Hafen. Mit dem massenhaften Zuzug fremder Arbeiter begann auch die baskische Gesellschaft sich zu verändern.

Baskischer Nationalismus

In diesem Klima entstand eine Bewegung, die man später den baskischen Nationalismus nannte. Als ihr Gründer gilt Sabino Arana. Arana gründete eine eigene Partei, die PNV (Partido Nacionalista Vasco: Nationalistische Baskische Partei). Die Gruppe war am Anfang noch klein, wurde erst mit der Zeit grösser und grösser. Viele ihrer Mitglieder waren unzufrieden. Sie gehörten zu den Verlierern der neuen Zeit. Sie wollten wieder ein Baskenland, wie es früher einmal war. Eine Gesellschaft, in der alle gleich waren. In der die katholische Kirche eine Autorität war. Den Fremden standen sie argwöhnisch gegenüber. Sie wollten sich abgrenzen, einen eigenen Staat, die Unabhängigkeit von Spanien.

Die Zeit unter General Franco

Der Wandel von der Agrar- zur Industriegesellschaft fand auch in anderen Ländern statt. In ganz Europa vollzog sich ein wirtschaftlicher Wandel, der einen sozialen Wandel mit sich brachte. Neue Berufe entstanden, Menschen schlossen sich zu neuen Gruppen zusammen, die Lebensverhältnisse änderten sich. Aber andere Gesellschaften blieben friedlich. Nur im Baskenland kam es zum Konflikt.

Als Auslöser gilt die Zeit unter General Franco. General Franco und seine Getreuen putschten 1936 gegen die Volksfrontregierung. Es kam zum Bürgerkrieg. Erst drei Jahre später, 1939, war der Krieg zu Ende. General Franco war der grosse Sieger. Er herrschte fortan wie ein Diktator über Spanien. Er starb 1975.

General Franco waren die nach Unabhängigkeit strebenden Provinzen ein Dorn im Auge. Besonders das Baskenland hatte er auf dem Kieker. Viele Basken hatten im Krieg gegen ihn gekämpft, strebten nun wieder nach Unabhängigkeit. Franco wollte das aber auf keinen Fall zulassen. Er unterdrückte die Basken, verbot ihnen, ihre Sprache zu sprechen. Die Basken wurden benachteiligt, diskriminiert. Vielen wurde der Aufstieg in höhere Verwaltungs- und Regierungsämter untersagt. Im Baskenland wuchs der Widerstand. Baskische Studenten gründeten die Gruppe EKIN, aus der später die ETA wurde. Die Gruppe nahm den bewaffneten Kampf auf gegen Franco und den spanischen Staat.

Anmerkung: Auf baskisch heisst das Baskenland Euskadi.

Literatur
Bernecker, Walther L.: Spanische Geschichte, München: Beck, 1999.
Römhild, Kerstin: Nationalismus und ethnische Identität im 'spanischen' Baskenland. Münster/Hamburg, 1994.
Waldmann, Peter: Ethnischer Radikalismus: Ursachen und Folgen gewaltsamer Minderheitenkonflikte am Beispiel des Baskenlandes, Nordirlands und Quebecs. Opladen, Westdeutscher Verlag, 1989.
Heiberg, Marianne: The Making of the Basque Nation. Cambridge: University Press, 1989.
Zulaika, Joseba: Basque Violence: Metapher and Sacrament. University of Nevada Press, 1988.


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Die ETA

General Franco war der Sieger des Bürgerkriegs in Spanien (1936 - 1939). Er herrschte bis 1975 wie ein Diktator über das ganze Land. Als Alleinherrscher musste er immer damit rechnen, dass sich andere gegen ihn erheben würden. Insbesondere das Baskenland galt als unruhige Region. Deswegen regierte Franco dort mit harter Hand. Die Menschen in den beiden baskischen Provinzen Guipuzcoa und Vizkaya hatten im Bürgerkrieg gegen Franco gekämpft. Sie hatten anschliessend besonders unter den Repressalien Francos zu leiden. In Teilen Alavas und der Nachbarprovinz Navarra hatten viele zu Franco gehalten. Anders als im Baskenland paktierte dort die katholische Kirche mit Franco. In diesen Regionen herrschte General Franco weniger streng.

ETA wird gegründet

General Franco verwandelte das Baskenland in einen Polizeistaat. Polizei und halb-militärische Einheiten patrouillierten auf den Strassen. Ausserdem setzten sie Spitzel und Spione ein. Es war verboten, Baskisch zu sprechen. Jede Versammlung, die nicht von Staats wegen genehmigt war, wurde aufgelöst.

In diesem Klima der Unterdrückung entstand die Gruppe ETA. Ihr Vorläufer war EKIN. EKIN (deutsch: handeln) wurde 1953 von Studenten der Jesuitenuniversität in Deusto (Vizkaya) gegründet. EKIN war zuerst eine kleine Gruppe, gewann aber schnell an Einfluss. Die Studenten kritisierten die Politik der baskischen Partei PNV, grenzte sich bald von ihr ab.

EKIN hatte grossen Einfluss auf die Jugend. Insbesondere auf die politisch aktiven jungen Erwachsenen, die in der PNV-Jugend Eusko Gaztedi, (baskische Jugend, EGI) organisiert waren. 1957 kam es zum Bruch der PNV-Regierung, die sich im Ausland aufhielt, und ihrer Jugendorganisation. Einigen gingen die Positionen der PNV nicht weit genug. Sie wollten selber das Heft in die Hand nehmen und gründeten 1959 die Gruppe ETA (Euskadi ta Askatasuna: Baskenland und Freiheit). Sie agierten heimlich, tauchten ab in den Untergrund.

Frühe ETA-Ideologie

Die ETA-Mitglieder nannten sich Etarras. Ihnen war die baskische Sprache wichtig. Sie befürchteten, die Sprache würde durch das Verbot in Vergessenheit geraten und aussterben. Ausserdem studierten sie intensiv die baskische Geschichte, interessierten sich für die Fueros, die alten baskischen Sonderrechte. Sie verstanden sich als Befreiungskämpfer. Ihr Feind war General Franco und der spanische Staat. Ihre Vorbilder waren die Befreiungsbewegungen in Kuba und Algerien.

Junge katholische Priester verbreiteten ETA-Gedankengut

Im Baskenland genossen die katholischen Priester grosses Ansehen. Sie hatten sich während des Bürgerkriegs gegen Franco ausgesprochen. Es waren vor allem junge Pfarrer, die mit der ETA sympathisierten und ihre Gedanken unter den Leuten verbreiteten.

Im Baskenland entstanden einzelne ETA-Zellen, die meist unabhängig voneinander operierten. Man begnügte sich bald nicht mehr damit, nur zu diskutieren, Faltblätter zu drucken und Demonstrationen zu organisieren. Es kam zu ersten Überfällen auf die spanische Polizei, auf Einrichtungen des spanischen Militärs im Baskenland. Grosse Teile der baskischen Bevölkerung sympathisierten mit der ETA. Sie unterstützten ihren Kampf gegen Franco und für ein freies Baskenland.

Landesweit bekannt wurde die ETA während des Prozesses von Burgos. Franco wollte 16 ETA-Kämpfer kurzerhand zum Tode verurteilen, musste das aber wegen der enormen Proteste auch aus dem Ausland aufgeben und wandelte die Todesstrafen in lebenslange Haftstrafen um.

ETA spaltet sich auf

Die ETA war inzwischen eine grosse Gruppe geworden. 1973 gelang ihnen einen spektakulärer Coup: die Ermordung des Franco-Nachfolgers Carrero Blanco. Danach spaltete sich die ETA auf. Schon zuvor hatten sich immer wieder einzelne Gruppierungen abgespalten, die mit dem harten militärischen Kurs nicht einverstanden waren, so die Arbeiterfront und Gruppen, die friedlich durch Kulturarbeit in der Gesellschaft wirken wollten.

Die ETA spaltete sich auf in einen militärischen Zweig (ETA-militar), der durch militante Aktionen eine Veränderung erzwingen wollte und einen politisch-militärischen Arm (ETA-politico-militar), der militante Aktionen zwar nicht ablehnte, aber auf politischem Weg vor allem durch Demonstrationen Veränderungen herbeiführen wollte.

Spaniens Übergang zur Demokratie

1975 starb Franco. König Juan Carlos, der noch von Franco als Übergangsautorität eingesetzt worden war, übertrug 1976 die Regierungsgeschäfte dem konservativen Adolfo Suarez. In den Wahlen zum spanischen Parlament 1977 gewann die konservative UCD des Präsidenten Suarez die Mehrheit. König Juan Carlos führte Spanien in die Demokratie. Er vermied einen allzu abrupten Bruch. Verschonte viele Anhänger Francos und beliess sie auf ihren Posten. Nur 1981 kam es zu einem Putschversuch, der allerdings scheiterte.

Baskisch-nationalistische Parteien bestimmen im Baskenland

Die baskischen nationalistischen Parteien traten nach dem Tode Francos aus ihrem Schattendasein heraus und forderten mehr Selbstständigkeit, einige die volle Unabhängigkeit. Diese Gruppen bildeten zusammen mit Gewerkschaften und linken Gruppen, die sich von der ETA abgespalten hatten, die nach Francos Tod als Abertzale Izquierda (Patriotische Linke) bezeichnete nationalistische Linke im Baskenland. Sie hatten sich 1975 auf Initiative der ETA-politico-militar zum Kampf gegen die Verurteilung einiger Arbeiterführer in der 'Alternative KAS' (Koordinadora Abertzale Socialista: Patriotisch-Sozialistische Koordination) zusammengeschlossen und waren nach dem Ende der Diktatur mit Bedingungen für ein demokratisches und unabhängiges Baskenland an die Öffentlichkeit getreten. Sie forderten unter anderem die Freilassung aller politischen Gefangenen, den Rückzug aller spanischer Polizei- und Sicherheitskräfte aus dem Baskenland, die Anerkennung Navarras als Teil des Baskenlandes.

Baskisches Autonomiestatut

1978 fand in Spanien das Referendum über die spanischen Verfassung statt, das auch ein baskisches Autonomiestatuts vorsah. In den Wahlen zum spanischen Parlament im März 1979, den Gemeindewahlen im April 1979 und den baskischen Parlamentswahlen ging die PNV als stärkste baskische Partei hervor.

Obwohl ein Grossteil der Bevölkerung Gewaltanwendung als politisches Mittel ablehnte, wurden die Aktionen der ETA bis in die 80er Jahre von vielen Menschen toleriert. Die Partei HB (Herri Batasuna) gilt als politischer Arm der ETA.

In den Jahren nach Francos Tod ging der Staat weiter mit harter Hand gegen Demonstrationen im Baskenland vor. 1982 erklärte gar die neu ins Amt gewählte PSOE-Regierung das Baskenland zur 'polizeilichen Spezialzone Nord'. Die weitere Umsetzung des Autonomiestatuts verzögerte sich.

Das Verhältnis vieler Basken zum spanischen Staat ist bis heute verkrampft geblieben. Der konservativen spanischen Volkspartei Partido Popular (PP) ist es nie gelungen, im baskischen Regionalparlament in Vitoria die absolute Mehrheit der Stimmen zu erreichen. Der Wunsch nach Unabhängigkeit wird nur noch von sehr wenigen unterstützt. Die ETA ist aber nach wie vor aktiv, baskisch-nationalistische Parteien spielen nach wie vor eine Rolle in der baskischen Innenpolitik.

Literaturangaben
Römhild, Kerstin: Nationalismus und ethnische Identität im 'spanischen Baskenland'. Münster/Hamburg 1994.
Heiberg, Marianne: The Making of the Basque Nation. Cambridge University Press 1989
Lang, Josef: Das baskische Labyrint: Unterdrückung und Widerstand in Euskadi
Sullivan, John: ETA and Basque Nationalism.

Quelle: www.derriere.de


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Viele Basken leben in einer verzerrten Wirklichkeit

Die Bevölkerung in der Autonomie fühlt sich von Madrid gegängelt.

In der baskischen Kleinstadt Hernani lächeln die Konterfeis von Erkain Ruiz von den Hauswänden. Der Student flog zusammen mit drei weiteren Eta-Terroristen im Sommer 2000 beim Weg zu einem Anschlag in de Luft, doch hier, in seiner lange von der Eta-Partei Batasuna (Einigkeit) regierten Heimatgemeinde sieben Kilometer von San Sebastián entfernt, gilt der Terrorist als Held. Ruiz sowie die übrigen umgekommenen Gewalttäter wurden zu Hijos Predilectos, zu Ehrenbürgern ernannt. Als die baskische Autonomiepolizei die öffentliche Trauerfeier mit der Beisetzung der Urne auflösen wollte, kam es zum Tumult. Das Problem ist doch der Terror des Staates, die Razzien, die Belagerung durch die Polizei, sagt ein Mann im karierten Hemd. Unser Volk hat über seine Zukunft nie selbst entscheiden können.

Diese verzerrte Wirklichkeitswahrnehmung teilen viele Menschen im spanischen Baskenland. Für sie ist der spanische Staat eine Besatzungsmacht, die Fahnder sind Vasallen einer Diktatur, die bis heute das Selbstbestimmungsrecht der Basken boykottiert. Sieht man auf die Wahlergebnisse, sind es um die 200'000 Menschen im spanischen Baskenland und der angrenzenden Autonomie Navarra, die der Ideologie der Eta und ihren politischen Anwälten anhängen. Die Eta-nahe Partei Batasuna kam bei den letzten Autonomiewahlen auf sieben Prozent, vier Jahr zuvor, nachdem die Eta einen einseitigen Waffenstillstand ausgerufen hatte, war es doppelt soviel.

Doch inzwischen ist Batasuna verboten. Im August 2002 änderte das Madrider Parlament nur mit den Gegenstimmen der Baskischen Nationalistischen Partei (PNV) das Parteiengesetz und liess die Batasuna-Lokale als Interessenvertretungen der Gewalttäter schliessen. 890 Stadträte regieren seitdem unter unterschiedlichem Namen, meist als Linke Abertzale - etwa Linke Unabhängigkeitsfraktion. Die Batasuna-Unterorganisationen wie Amnestiebüros für die politischen Gefangenen - gemeint sind die rund 500 inhaftierten Eta-Mitglieder - oder die Jugendorganisation Segi (etwa: Weiter so) wurden ebenfalls geschlossen. Diese Eindämmung des legalen Eta-Netzwerks ist Teil der bislang erfolgreichen Offensive von Premier José María Aznar, den Terror nicht nur polizeilich, sondern auch politisch und rechtsstaatlich auszumerzen.

Doch Aznars ehrgeizigster Plan, den gemässigten Nationalisten der PNV die Region zu entreissen, scheiterte. Bei den Wahlen 2001 schickte er seinen Innenminister Jaime Mayor Oreja ins Rennen, was wohl für viele Wähler abschreckend wirkte und die Machtübernahme zusammen mit den Sozialisten verhinderte. Sieger wurde wiederum die PNV zusammen mit ihrem Juniorpartner Eusko Alkartasuna. Seitdem versucht Ministerpräsident Juan José Ibarretxe einen Abspaltungskurs auf eigene Faust: Das baskische Parlament soll das seit 1978 bestehende Autonomiestatut, das der Region weitgehende Selbstverwaltung, Steuer- und Kulturhoheit sowie eine eigene Polizei zusichert, für beendet erklären und ein neues Aufsetzen. Mittelfristig soll dies zu einer lockeren Anbindung an Spanien führen. Ibarretxe will sich das Unternehmen per Referendum bestätigen lassen. In Madrid wurde gegen den Plan, der in groben Zügen die politischen Ziele auch der Eta mit einschliesst, Verfassungsklage eingereicht.

Dennoch bleibt es Traum zumindest eines Teils der Bevölkerung, eines Tages das Euskal Herria, ein Grossbaskenreich von Biarritz bis Pamplona auszurufen. Nach Lesart streng nationalistischer Basken zählen dazu nicht nur die drei spanischen Baskenprovinzen, sondern auch die drei französischen (Iparralde) sowie Navarra. Der PNV werfen pro-spanische Politiker die gezielte Umkrempelung der Gesellschaft vor, durch die gesamtbaskischen Schulen (Ikastolas), die eine andere Geschichtsschreibung lehren, die Diskriminierung nicht-baskisch-sprechender Arbeitnehmer (nur ein Viertel der Bevölkerung beherrscht das Idiom von Haus aus) und die ideologische Ausgrenzung Zugezogener aus anderen Landesteilen. Schon PNV-Gründer Sabino Arana wähnte Ende des 19. Jahrhunderts die Hauptbedrohung der baskischen Selbstbestimmung in den spanischen Industriearbeitern. Die ehemalige PNV-Bewegung Eta radikalisierte den Kampf. Mit Bomben und einer von Unternehmern abgepressten Revolutionssteuer bis heute.

Von Nikolaus Nowak 13.03.2004


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Begriffe

Baskenland

spanisch País Vasco, Region im Norden Spaniens, 7234 km2, 2,1 Mio. Einwohner (davon 600'000 Basken); Hauptstadt Vitoria; umfasst den östlichen Teil des Kantabrischen Gebirges; Mittelgebirgscharakter, durch Längstalzonen verkehrsgünstig gegliedert; auf den Hügeln und in den Tälern Mais-, Bohnen-, Kartoffel-, Futterrüben- und Obstanbau (Apfelwein, spanisch Sidra); Viehzucht (Rinder und Schweine); in den höheren Lagen Weiden, Wald (Aufforstungen) und Heideflächen; in den zahlreichen Hafenorten Fischerei und Fischkonservierung; geringere Niederschläge in den breiten Tälern und Beckenlandschaften der Südabdachung; Eisenindustrie auf der Basis der Erzlagerstätten bei Bilbao; Maschinenbau, Elektro-, Nahrungsmittel-, Möbel-, Papier- sowie chemische Industrie; Fremdenverkehr in den Seebädern.

Bilbao

nordspanische Industriestadt und Handelshafen am kanalisierten Nervión, 12 km oberhalb seiner Mündung in den Golf von Biscaya, 370'000 Einwohner; gotische Kathedrale (14. Jahrhundert); Guggenheim-Museum; Bank- und Finanzzentrum; Universität; Wärme- und Kernkraftwerk; Eisen- und Stahlerzeugung (Eisenerzlager in der Umgebung), Schiff-, Maschinen- und Motorenbau, Metall-, Glas-, chemische u. a. Industrie; Mittelpunkt des grössten Industrieballungsraums in Spanien. Der Binnenhafen ist für Seeschiffe bis 10'000 t erreichbar und zählt mit dem Aussenhafen El Palo zu den verkehrsreichsten Spaniens; Import von Kohle und Erdöl, Export von Eisenerzen.


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Allgemeine Informationen

Zwischen den Städten Bilbao, San Sebastian (baskisch: Donostia) und Vitoria (Gasteiz) erstreckt sich das Baskenland. Eine Region der Legenden und Mythen, nicht zuletzt wegen der Sprache, des Euskera, der einzigen europäischen Sprache, die nicht indoeuropäischen Ursprungs ist, sondern sich möglicherweise aus einer Steinzeitsprache der Urbevölkerung vor Ankunft der Indoeuropäer entwickelt hat. Das schliessen Forscher zum Beispiel aus den verwandten Begriffen für Stein aitz und Axt aitzor. Diese einzigartige Sprache wird von etwa 600'000 Menschen im Baskenland und Navarra sowie im französischen Baskenland gesprochen.

Die Basken haben sich in ihren abgeschiedenen Bergen, Tälern und Höhlen weder den Römern noch den Goten, Mauren und Spaniern je wirklich unterworfen. Uralt sind baskische Sportarten wie Pelota Vasca, ein Ballspiel, bei dem der Ball aus Körben gegen Wände geschleudert wird und als Ursprung des modernen Squash gilt oder auch das archaische Steinstemmen. Wer das Land am Fusse der Pyrenäen bereist, findet nicht nur feinsandige Strände mit hohen Dünen, sondern auch mondäne Urlaubsorte und verschlafene Fischernester. Im Landesinneren überziehen Wiesen, Ginsterbüsche, Heidekraut und Farn das regenreiche Hügelland. Grosse Schafherden blockieren hin und wieder die schmalen Strassen, die das sehr ursprüngliche Land durchziehen.

Das Baskenland gehört aber auch mit seiner Industrie zu den reichsten Regionen Spaniens. Das finanzielle und industrielle Herz schlägt in Bilbao, dessen Puls man am besten im Altstadtbereich der Siete Calles spürt. In Navarras Hauptstadt Pamplona findet jedes Jahr vom 6. bis 14. Juli die berühmte Fiesta de San Fermin mit täglichen Stierkämpfen und dem morgendlichen Stiertreiben durch die Strassen statt. Französischen Charme hingegen versprüht das Seebad San Sebastián – kein Wunder, bis zur Landesgrenze sind es nicht einmal 20 Kilometer.

abb_baskenland_01.jpg
 
ETA kündigt Waffenruhe

die eta hat díe waffenruhe gekündigt und bereitet sich wieder auf den kampf an allen fronten vor....naja die kosovo frage wird ne kettenreaktion auslösen und das nicht nur in europa ...mal sehen was noch alles auf uns zu kommt....
 
wiso wird mein treahd hier hin verschoben von der englischen milchtüte :mad:

dieses jahr ist was anderes als letztes jahr du biatch :birdman:
 
naja die kosovo frage wird ne kettenreaktion auslösen und das nicht nur in europa ...
Die ETA hat schon für die baskische Unabhängigkeit gekämpft, als im Westen kein Schwein den Namen Kosovo kannte, und die Basken juckt das auch heute noch nicht, was auf dem Balkan passiert.

wiso wird mein treahd hier hin verschoben von der englischen milchtüte :mad:

dieses jahr ist was anderes als letztes jahr du biatch :birdman:
Sammelthread, Schoko...
 
Die ETA hat schon für die baskische Unabhängigkeit gekämpft, als im Westen kein Schwein den Namen Kosovo kannte, und die Basken juckt das auch heute noch nicht, was auf dem Balkan passiert.


Sammelthread, Schoko...



umso trauriger das sie nie einen schritt voran kamen damit .........und unverständlicher wiso im kosovo dies schneller geht und mit mehr interesse des westens!!





sammel du mal lieber leergut ,klo-rillen-stuntman :rolleyes: :toothy2:
 
wieso die basken unabhängig werden wollen kann ich nicht ganz verstehen... die haben doch alles. Baskisch ist offizielle sprache, weitreichende autonomie wie es sie in europa nicht nochmal gibt, etc. das einziege was die basken nicht selbst machen können ist aussenpolitik... :?:
 
wieso die basken unabhängig werden wollen kann ich nicht ganz verstehen... die haben doch alles. Baskisch ist offizielle sprache, weitreichende autonomie wie es sie in europa nicht nochmal gibt, etc. das einziege was die basken nicht selbst machen können ist aussenpolitik... :?:

ach :idea1:...und die albaner???

was war mit euch kroaten ??

den bosniern??

ach ja die slowenen ??


und noch was es hiess jugoslawien und net el serbianos !!!!


erklär mir bitte aber noch wie weitreichend die " autonomie " der basken ist?!








ps.:birdman:
 
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