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jugo-jebe-dugo
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16.01.2005
Israel bricht Kontakt zu Palästinensern ab
Autonomiegebiete nach Anschlag abgeriegelt - Armee erhielt grünes Licht für Offensive - Abbas will Verhandlungen mit militanten Gruppen
Ein Palästinenser diskutiert mit einem israelischen Soldaten bei einem Grenzübergang nahe Hebron
Jerusalem - Nach dem Tod von sechs Israelis bei einem Angriff militanter Palästinenser im Gazastreifen stehen die Zeichen in Nahost wieder auf Konfrontation. Der designierte palästinensische Präsident Mahmud Abbas lehnte es ab, mit Gewalt gegen die radikalen Gruppen vorzugehen. Ministerpräsident Ariel Sharon ordnete daraufhin den Abbruch aller Kontakte zu Abbas an, bis dieser gegen die radikalen Gruppen vorgeht, wie ein Regierungssprecher am Freitagabend mitteilte. Abbas soll am Samstag seinen Amtseid ablegen.
Der israelische Justizminister Tzipi Livni hatte zuvor noch erklärt, die Position des neuen palästinensischen Präsidenten müsse gestärkt werden. Livni deutete an, die israelische Regierung werde Abbas noch etwas Zeit einräumen, die Extremisten zu stoppen. "Um den nächsten Anschlag zu verhindern, müssen wir versuchen, Abu Mazen (Mahmud Abbas) als Führer zu stärken, basierend auf der Annahme, dass er die Terrorgruppen kontrollieren kann", sagte der Justizminister im Armeeradio.
Abbas empört
Abbas betonte bei einem Treffen mit arabisch-israelischen Abgeordneten in Ramallah, er wolle mit den militanten Gruppen einen Waffenstillstand aushandeln. Gewalt - wie von Israel gefordert - werde er nicht einsetzen. Abbas äußerte sich empört, dass er von Israel für den Anschlag verantwortlich gemacht werde, obwohl er noch nicht einmal als Präsident vereidigt worden.
Abbas kritisierte die Tat, wies aber zugleich auf fortgesetzte israelische Einsätze gegen Palästinenser hin. "Diese Angriffe (der Selbstmordattentäter) und was Israel in der vergangenen Woche mit der Tötung von neun Palästinensern getan hat, nützt dem Frieden nicht", sagte er.
Anschlag auf Grenzübergang
Die palästinensischen Angreifer hatten am Donnerstag gegen 23.00 Uhr (22.00 Uhr MEZ) am Tor einer Sicherheitsmauer des Grenzübergangs Karni eine bis zu 100 Kilogramm schwere Bombe zur Explosion gebracht, wie es von Seiten der israelischen Streitkräfte hieß. Durch das Loch, das die Detonation in die Mauer riss, stürmten nach Militärangaben drei Bewaffnete auf die andere Seite und feuerten auf die Israelis, bis sie selbst erschossen wurden. Unter den sechs israelischen Opfern waren zwei Lastwagenfahrer.
Über den Grenzübergang Karni wird der Verkehr von landwirtschaftlichen Produkten und anderen Gütern abgewickelt. Israel sperrte als Reaktion auf den Anschlag auch den Grenzübergang Erez, der in der Regel von Diplomaten und Journalisten sowie von Palästinensern genutzt wird, die in Israel arbeiten. Bereits seit Dezember ist ein dritter wichtiger Übergang in der Nähe von Rafah im Süden des Gazastreifens geschlossen.
Neben der militanten Hamas-Bewegung bekannten sich die Al-Aksa-Märtyrerbrigaden zu dem Anschlag. Diese stehen Abbas' Fatah-Bewegung nahe. Der Sprecher einer dritten Gruppe, des Volkswiderstandskomitees, erklärte, Mitglieder hätten den Anschlag gefilmt.
Die Europäische Union rief die neue palästinensische Führung nach dem jüngsten Selbstmordanschlag zur Eindämmung der Gewalt auf. Die amtierende Luxemburger EU-Ratspräsidentschaft erklärte: "Ein Ende der Gewalt ist unbedingt erforderlich." (APA/AP/dpa)
Israel bricht Kontakt zu Palästinensern ab
Autonomiegebiete nach Anschlag abgeriegelt - Armee erhielt grünes Licht für Offensive - Abbas will Verhandlungen mit militanten Gruppen
Ein Palästinenser diskutiert mit einem israelischen Soldaten bei einem Grenzübergang nahe Hebron
Jerusalem - Nach dem Tod von sechs Israelis bei einem Angriff militanter Palästinenser im Gazastreifen stehen die Zeichen in Nahost wieder auf Konfrontation. Der designierte palästinensische Präsident Mahmud Abbas lehnte es ab, mit Gewalt gegen die radikalen Gruppen vorzugehen. Ministerpräsident Ariel Sharon ordnete daraufhin den Abbruch aller Kontakte zu Abbas an, bis dieser gegen die radikalen Gruppen vorgeht, wie ein Regierungssprecher am Freitagabend mitteilte. Abbas soll am Samstag seinen Amtseid ablegen.
Der israelische Justizminister Tzipi Livni hatte zuvor noch erklärt, die Position des neuen palästinensischen Präsidenten müsse gestärkt werden. Livni deutete an, die israelische Regierung werde Abbas noch etwas Zeit einräumen, die Extremisten zu stoppen. "Um den nächsten Anschlag zu verhindern, müssen wir versuchen, Abu Mazen (Mahmud Abbas) als Führer zu stärken, basierend auf der Annahme, dass er die Terrorgruppen kontrollieren kann", sagte der Justizminister im Armeeradio.
Abbas empört
Abbas betonte bei einem Treffen mit arabisch-israelischen Abgeordneten in Ramallah, er wolle mit den militanten Gruppen einen Waffenstillstand aushandeln. Gewalt - wie von Israel gefordert - werde er nicht einsetzen. Abbas äußerte sich empört, dass er von Israel für den Anschlag verantwortlich gemacht werde, obwohl er noch nicht einmal als Präsident vereidigt worden.
Abbas kritisierte die Tat, wies aber zugleich auf fortgesetzte israelische Einsätze gegen Palästinenser hin. "Diese Angriffe (der Selbstmordattentäter) und was Israel in der vergangenen Woche mit der Tötung von neun Palästinensern getan hat, nützt dem Frieden nicht", sagte er.
Anschlag auf Grenzübergang
Die palästinensischen Angreifer hatten am Donnerstag gegen 23.00 Uhr (22.00 Uhr MEZ) am Tor einer Sicherheitsmauer des Grenzübergangs Karni eine bis zu 100 Kilogramm schwere Bombe zur Explosion gebracht, wie es von Seiten der israelischen Streitkräfte hieß. Durch das Loch, das die Detonation in die Mauer riss, stürmten nach Militärangaben drei Bewaffnete auf die andere Seite und feuerten auf die Israelis, bis sie selbst erschossen wurden. Unter den sechs israelischen Opfern waren zwei Lastwagenfahrer.
Über den Grenzübergang Karni wird der Verkehr von landwirtschaftlichen Produkten und anderen Gütern abgewickelt. Israel sperrte als Reaktion auf den Anschlag auch den Grenzübergang Erez, der in der Regel von Diplomaten und Journalisten sowie von Palästinensern genutzt wird, die in Israel arbeiten. Bereits seit Dezember ist ein dritter wichtiger Übergang in der Nähe von Rafah im Süden des Gazastreifens geschlossen.
Neben der militanten Hamas-Bewegung bekannten sich die Al-Aksa-Märtyrerbrigaden zu dem Anschlag. Diese stehen Abbas' Fatah-Bewegung nahe. Der Sprecher einer dritten Gruppe, des Volkswiderstandskomitees, erklärte, Mitglieder hätten den Anschlag gefilmt.
Die Europäische Union rief die neue palästinensische Führung nach dem jüngsten Selbstmordanschlag zur Eindämmung der Gewalt auf. Die amtierende Luxemburger EU-Ratspräsidentschaft erklärte: "Ein Ende der Gewalt ist unbedingt erforderlich." (APA/AP/dpa)