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Serbien werden 13 Mrd. $ für das Kosovo angeboten

Teil diverser Albanisierungskampagnen war schließlich auch das Dekret Nr.5339 vom 23.9.1975 über die Änderung unpassender Vor- und Zunamen , das die Vergabe von "in politischer, ideologischer moralischer Hinsicht ungeeigneter Vornamen" unterbinden sollte und sich wenn auch nicht direkt, so doch zumindest mittelbar gegen die Minderheiten richtete. Im selben Kontext steht die forcierte Änderung geographischer Bezeichnungen (insbes. von Ortsnamen) mit religiösem oder fremdsprachlichem Bezug in dieser Zeitphase . Sogar archäologische Stätten der Griechen- und Römerzeit wurden in "illyrische" umbenannt.
 
Im Gegensatz zu den eher geringen Aktivitäten in Bezug auf die Minderheiten kümmert sich das offizielle Albanien intensiv um die im Ausland als Minderheit lebenden Landsleute. Leitlinie ist hierbei Art.8 Verf.1998, wonach die Republik Albanien die nationalen Rechte der im Ausland lebenden Albaner (also nicht nur der eigenen Staatsangehörigen) schützt. Die Nationalität, also die albanische ethnische Herkunft gilt dabei als unverzichtbares höchstpersönliches Rechtsgut, das – wie Art.37/1 des Zivilstandsgesetzes ausdrücklich klarstellt – weder geändert noch aufgegeben werden kann. Abgesehen davon, dass ethnische Auslandsalbaner unter erleichterten Bedingungen die albanische Staatsangehörigkeit erwerben können
 
Ausgangspunkt aller Feststellungen ist – da die Erhebung vom April 2001 nicht nach Nationalität und Ethnie gefragt hat - zwangsläufig die bisher letzte Volkszählung von 1989, die allerdings entsprechend neuer Erkenntnisse hochgerechnet werden muß. Das gilt zum einen für die Angehörigen von nationalen bzw. ethnischen Minderheiten, die verstreut im Land außerhalb eigentlicher Minderheitengebiete leben, und zum anderen für Personen, die ihren Minderheitenstatus aufgrund familienrechtlicher Beziehungen (zB Ehegatten und Kinder von Mischehen) nicht angeben durften. Zu beachten ist andererseits aber auch, daß nach 1990 über 500.000 Albaner das Land überwiegend aus wirtschaftlicher Not verlassen haben (allein 350.000 nach Griechenland), davon überproportional viele Personen aus den Minderheiten; auch wenn es sich hierbei zumeist nicht um eine endgültige, sondern nur um eine Arbeitsemigration handelt, ist diese Gruppe derzeit im politischen Leben Albaniens nicht präsent. Im wesentlichen ergibt sich damit folgendes Bild:
a) Griechen
Allgemein anerkannt ist, daß die 1989 "ermittelte" Zahl von knapp 60.000 Personen zu niedrig angesetzt war, umgekehrt aber die Forderung Griechenlands nach 250.000 bis sogar 400.000 Angehörigen der Minderheit als bloße Fortschreibung alter Religionsstatistiken genauso irreal ist. Westliche Beobachter gehen demgegenüber unter Berücksichtigung der Wahlergebnisse der Jahre 1991 und 1992 übereinstimmend von etwas mehr als 100.000 Personen aus . Davon dürfte sich allerdings der Großteil der erwerbsfähigen Bevölkerung momentan in Griechenland befinden (schon aufgrund erleichterter Erteilung von Visa und Arbeitserlaubnis), so daß gerade in den typischen Minderheitengebieten zumeist nur noch alte Menschen und Kinder anzutreffen sind. Nicht umsonst hat Griechenland wiederholt die griechische Minderheit aufgerufen, ihr angestammtes Siedlungsgebiet nicht zu verlassen und aufzugeben. Folgende Zahlen mögen dies verdeutlichen:
Nach dem Zensus von 1989 kamen im Bezirk Sarande/Delvina auf insgesamt 87768 Einwohner 36531 Griechen, sowie im Bezirk Gjirokastro auf 66773 Bewohner 19921 Griechen. Erhebungen des Helsinki-Komitees aus dem Jahre 1999 geben die Einwohnerzahl von Saranda-Stadt für 1990 mit 17000 Einwohner an, davon 7500 Griechen, während heute von den 30000 Bewohnern nur noch 3500 Personen zur griechischen Minderheit zählen. Für Delvina-Stadt lauten die Zahlen 8000 zu 4000 bzw. heute nur noch 4000 zu 500. Von den 64 Dörfern des Bezirks Saranda sind noch 35 mehrheitlich von Griechen bewohnt, von den 37 Dörfern des Bezirks Delvina noch 18 sowie in der Umgebung Gjirokastros (Dropulli-Ebene) insgesamt 34. Doch muß man davon ausgehen, dass ca.40-70% der griechisch-stämmigen und fast 50% der albanischen Bevölkerung dieser Region nach Griechenland emigriert sind .
Als Organisation der Griechen in Albanien wurde am 22.1.1991 der „Demokratischer Bund der Griechischen Minderheit" (Bashkimi Demokratik i Minoritetit Grek, kurz OMONIA) gegründet und zugelassen, der sich (wie die gleichnamige Organisation aus dem Jahr 1913) als Vereinigung auf ethnischer Basis und alleiniger Vertreter der politischen, sozialen und kulturellen Interessen der Minderheit versteht, sich indes aufgrund des Parteiengesetzes vom 25.7.1991 aber zunächst nicht originär politisch (zB durch Teilnahme an Wahlen) betätigen durfte (vgl. unten Kap. B 6 f). Der grenzüberschreitende Kontakt der griechischen Minderheit zum Mutterland war nach der politischen Wende zunächst als wichtiger Baustein bei der Identitätsfindung begrüßt und stark genutzt worden. In der Folgezeit kam es allerdings zu Spannungen zwischen beiden Ländern, die ihre Ursachen sowohl in außenpolitischen (Anerkennung FYROMs durch Albanien, Kreditblockade durch Griechenland, Überfall griechischer "Freischärler" auf albanische Militäreinrichtungen, Rückführung albanischer Arbeitsemigranten usw.) wie innenpolitischen (Schul- und Kirchenstreit, Omonia-Prozeß) Umständen hatten und vor allem auf dem Rücken der Minderheit ausgetragen wurden . Seit 1995 sind indes nahezu alle diese Streitigkeiten beigelegt, wozu die von Griechenland gewährte wirtschaftliche Hilfe und die Einreiseerleichterungen für Albaner nach Griechenland genauso beigetragen haben wie umgekehrt die völlige Anerkennung des Minderheitenstatus des griechischen Bevölkerungsanteils durch die albanische Regierung.
b) Makedonen
Im albanischen Kontext sind entsprechend der Zählung von 1989 hierunter die in 9 Dörfern am Prespa-See residierenden Makedonen gemeint, deren Existenz von Albanien in der Vergangenheit nie geleugnet, idR aber als Randerscheinung (ca.4500 Personen) abgetan wurde. Die Bewohner dieser Region haben sich im März 1991 zu einer Vereinigung unter dem Namen DOMNEA (Demokratische Organisation des Verbandes der Makedonen Albaniens) zusammengeschlossen und geben die Zahl ihrer Angehörigen mit 100.000 an, was um eine Größenordnung zu hoch angesetzt erscheint (übliche Schätzungen gehen von 10.000 Personen aus, das Helsinki-Kommittee spricht in seiner Erhebung von 1999 von 4280 Personen) und sogar noch die schon früher als übertrieben gewerteten Angaben aus Jugoslawien (45.000-60.000) übertrifft . 1995 hat sich eine weitere Gruppe unter dem Namen "PRESPA - Organisation für den Schutz der Makedonen" konstituiert, die wie die DOMNEA inzwischen in der Union der Mazedonier Albaniens aufgegangen sind (mit weiteren Unterverbänden namens Mir, Med und Gora). Diese Union hat Anfang 2002 eine Reihe von Prioritäten und Forderungen aufgestellt betr. die Anerkennung individueller Minderheitenrechte, Verbesserung des Schulwesens in makedonischer Sprache, Einführung eines Minderheitenproporzes im Wahlrecht, Bestellung eines Vertreters der Minderheit beim Büro für Minderheitsfragen usw. Die Grenzöffnung bei Gorica nach Makedonien hat zu einem lebhaften Austausch der Minderheit mit dem Mutterland geführt und die Situation merklich entspannt. Neues Konfliktpotential hat allerdings die Ankündigung der makedonischen Regierung im August 2002 ausgelöst, man werde sukzessive "an die rund 160.000 Menschen makedonischer Herkunft in Albanien" Staatsangehörigkeitsdokumente und Pässe verteilen, um sie ihrer ethnischen Heimat näher zu bringen, nachdem bei einem illegalen Grenzübertritt des makedonischen Innenministers eine solche Aktion auf albanischem Boden bereits gestartet worden war. Auch die Äußerungen des Leiters des "Ethnic Research Centers" in Tirana und Vorsitzenden der Organisation MIR, der Anteil der Minderheiten betrage in Wahrheit 35%, dürfte bei den Albaner eher Unmut auslösen. Vom Makedonischen Weltkongreß wird neuerdings bemängelt, dass in der Gora-Region 200 mazedonische Kinder zwischen 3 und 6 Jahren im Rahmen eines von Großbritannienen geförderten Programms Albanisch statt Makedonisch lernen, was als rassisistische Maßnahme eingestuft wird und allein das Ziel habe, die mazedonischen Kinder von klein auf ihrer Nationalität zu berauben . Schwer einzuordnen sind schließlich die sog. Gorani, Muslime, die einen dem Bulgarischen und Makedonisch ähnlichen Dialekt sprechen und auf 8 Dörfer im Osten des Landes konzentriert sind und Unterstützung bei der Allianz der islamischen Mazedonier finden.
c) Montenegriner
Hierbei handelt es sich um (nach Erhebungen des Helsinki Komitees in 1999 geschätzt) etwa 1800-2000 serbisch-sprachige Personen im Raum des Shkodra-Sees und im nördlichen Berggrenzland zu Montenegro, die 1989 eher symbolisch mit ca.100 Personen angegeben und nach 1991 zunächst überwiegend nach Jugoslawien übergewechselt waren. Eigentlich spielen sie als Minderheit keine Rolle mehr, auch wenn sich 1992 überraschend ein montenegrinischer Verein "Leben und Harmonie" gebildet hat, der Ansprüche auf muttersprachlichen Unterricht und Anerkennung der traditionellen Familiennamen in offiziellen Dokumenten anstelle der albanischen Versionen angemeldet hat. 1994 wurde ein weiterer Verband "Moraca-Rozafa" gegründet, der die Anerkennung als offizielle Minderheit fordert und sich politisch in der Menschenrechtspartei (PBDNJ) engagiert hat.
d) Aromunen (Vlachen)
Wie schon ausgeführt wurden die Aromunen im Zensus von 1989 nicht mehr als eigene Volksgruppe aufgeführt (sondern nur im Topf der "Sonstigen" mit rund 1300 Personen) und ihnen auch kein nationaler Minderheitenstatus zugebilligt, da sie weitgehend als sprachlich wie kulturell assimiliert galten. Zwar waren die Aromunen zu osmanischer Zeit noch als griechisch-orthodoxe Christen mit Autonomierechten anerkannt; da sie in der Vergangenheit als Wanderhirten aber kein geschlossenes Siedlungsgebiet beanspruchten, gerieten sie mit den Grenzziehungen von 1913 in einen Assimilationsprozeß, der durch die zunehmende Behinderung ihrer transhumanen Lebensweise noch beschleunigt wurde . Umso bemerkenswerter ist, daß sich nach der politischen Wende schon 1991 eine aromunische Volksgruppe meldete und einen „Verband der Aromunen Albaniens" (Aremenjlidin Albania) gründete, der inzwischen offiziell als Interessensvertretung zugelassen ist und die Zahl der Albaner mit aromunischer Abstammung mit ca. 200-300.000 angibt. Weitere Organisationen sind die Vereine "Vlachen von Voskopoja" und "Aefallofisi". Sahen sich die Aromunen selbst nur noch beschränkt als nationale bzw. ethnische Minderheit und wollten als weitgehend in die albanische Mehrheit integrierter Bevölkerungsbestandteil lediglich auf ihre Herkunft und geschichtliche Kultur (i.S. einer landsmannschaftlichen Gruppe) hinweisen , machen sie inzwischen mit Unterstützung Rumäniens massiv Minderheitenrechte geltend.
e) Roma
Die in der Vergangenheit völlig vernachlässigte Gruppe der Roma muß als echte ethnische Minderheit angesehen werden, wenngleich ihre Situation eher durch Diskriminierung und negative Ausgrenzung als durch kulturelle Selbstentfaltung zu charakterisieren ist, zumal sie sich stets in einer wirtschaftlichen und sozialen Randexistenz befunden haben, die selbst vom kommunistischen Regime nie beseitigt werden konnte. Umgekehrt war ihre seit dem Mittelalter nachgewiesene Existenz in Albanien für jedermann augenfällig, wobei nur die Angaben zu ihrer zahlenmäßigen Stärke schwankten, die im Zensus von 1989 völlig unterbewertet sind. Die 1991 gegründete "Demokratische Vereinigung der Roma in Albanien - Unsere Tage" (Bashkimit Demokratik te Romeve ne Shqiperi), die sich die Förderung der eigenen Kultur und Wahrung der ethnischen Identität zum Ziel gesetzt hat, gibt die Zahl der Roma in Albanien mit ca. 100-150.000 an, die aufgeteilt in vier Stammesgruppen mit jeweils einem eigenen Sprachdialekt über das Land verstreut leben sollen und als wichtigste Forderung die Verbesserung ihrer katastrophalen wirtschaftlichen Lage reklamieren . In jüngster Zeit versucht man die Integration der Roma zunächst einmal durch verstärkte Förderung der Kinder voranzutreiben, wozu in Tirana, Korca und Gjirokastro spezielle Bildungseinrichtungen mit Spezialunterricht für Roma-Kinder errichtet wurden. Die Soros-Stiftung finanziert ein breit angelegte Alphabetisierungsprogramm für Roma-Jugendliche. Weitere Aktivitäten vor allem im kulturellen und sportlichen Sektor werden von Roma-Vereinigungen wie "Amaro Divas" und "Romani Baxt" vorangetrieben sowie der erst 2001 gegründeten "Gruppe für die Entwicklung der Roma-Kultur". Der Verband "Amaro-Dom" hat sogar ein eigenes Fußballteam, daß am regulären Spielbetrieb teilnimmt. Negativ wirkt sich nach wie vor aus, daß die Roma untereinander ausschließlich in ihrer Sprache kommunizieren, was von der breiten Gesellschaft oft als Versuch der Ausgrenzung missverstanden wird. Stark geschadet hat dem Image der Roma schließlich die hauptverantwortliche Mitwirkung einiger ihrer Angehöriger (insbes. Maksude Kademi genannt "Sudja die Sinti und Romain") im sog. Pyramiden-Skandal von 1996/7, bei dem bekanntlich ein Großteil der Bevölkerung ihr Geld in betrügerischen Schneeballgeschäften verloren hatte. Roma sind ausweislich diverser Menschenrechtsberichte häufig Opfer polizeilicher Übergriffe, behördlicher Willkür und von Schutzgelderpressungen . In einem Strategiepapier über die Verbesserung der Lebensbedingungen der Roma des Ministerrats vom September 2003, das ua. einen geschichtlichen Abriss der Roma in Albanien sowie eine umfangreiche Bestandsaufnahme ihrer Lebensverhältnisse enthält, wird erstmals von offizieller Seite eingeräumt, dass die Roma nicht nur funktionaler Bestandteil der albanischen Geschichte sind, sondern es wird den Roma als ethnischer Minderheit ein Anteil von rund 3% an der Gesamtbevölkerung zugestanden, was etwa 120.000Personen entspricht, die in Familienverbänden über das ganze Land verteilt sind (schwerpunktmäßig zB in den Dörfern Azitiku und Levan bei Fier jeweils 500 Familien mit einer durchschnittlichen Kinderzahl von 8, in Kulleiri bei Korca etwa 600 Familien, in Baltes etwa 250-300 Familein usw.). Vorgesehen ist nunmehr ein offizielles Förderprogramm auf allen gebieten, von Recht, Wirtschaft, Ausbildung und Kultur, allerdings mit dem Ziel einer beschleunigten Integration der Roma in die albanische Gesellschaft.
f) "Ägypter" (Jevgjit)
Hierbei handelt es sich nach einer Lesart um eine Untergruppe "assimilierter, nicht-nomadischer" Roma oder türkischstämmiger Muslime, nach anderen Angaben hingegen um die Nachfahren schon im 4.Jahrhundert eingewanderter koptischer Emigranten, die in Verhalten und Lebensart indes entweder weitgehend den Roma gleichzusetzen sind oder doch starke Ähnlichkeiten zu diesen aufweisen. Immerhin bezeichnen sich inzwischen in Albanien mehrere Tausend Personen als "Jevgjit", die sich nicht als Roma verstehen und wie in Makedonien und Kosovo sogar einen Interessenverband ("Egipcani") gebildet haben .
g) Juden
Die noch in den 30iger Jahren nachgewiesene Gruppe einiger Hundert Juden in Albanien ist durch den Holocaust sowie die Auswanderung der Überlebenden im Jahre 1991 nach Israel aufgelöst worden .
 
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