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Sieger Medwedjew will Putins Kurs fortsetzen
Russland hat gewählt, wie der Kreml es wollte. Dmitri Medwedjew ist deutlicher Sieger der Präsidentschaftswahl. Laut Prognosen erhielt er knapp 70 Prozent der Stimmen. Die Wahlbeteiligung wurde tatkräftig gefördert: Mal wurden Bürger eingeschüchtert, mal gab es im Wahllokal günstiges Essen.
Der neue Präsident der Russischen Föderation heißt erwartungsgemäß Dmitri Medwedjew. Der Kreml hat den Vizeregierungschef zum klaren Sieger der Präsidentenwahl erklärt. Der 42-Jährige habe im ersten Wahlgang so viele Stimmen wie nötig erhalten, um das Land zu führen, sagte der Chef der Kreml-Administration, Sergej Sobjanin, im Staatsfernsehen. Auf dem Roten Platz feierten an der Kremlmauer mehr als 20.000 Jugendliche bei einem Rock-Konzert den Sieg des Wunschnachfolgers von Präsident Wladimir Putin. Der erklärte, die Wahlen vom Sonntag seien im vollen Einklang mit der russischen Verfassung verlaufen. „Das zeigt, dass wir in einem demokratischen Staat leben“, rief Putin unter dem Jubel der Anwesenden. „Die Wahlen sind gültig und unser Kandidat Medwedew führt deutlich.“
Nach Auszählung der Hälfte der Stimmen entfielen der Wahlkommission zufolge 68,2 Prozent auf Medwedjew. Den Befragungen am Ausgang der Wahllokale zufolge kommt der Wunschkandidat von Präsident Wladimir Putin auf knapp 70 Prozent der Stimmen und gewinnt damit bereits im ersten Wahlgang.
KP-Chef Gennadi Sjuganow erhielt 19,5 Prozent. Der Rechtspopulist Wladimir Schirinowski kam auf 10,5 und Andrej Bogdanow auf 1,4 Prozent. Der von der Wahl ausgeschlossene Oppositionspolitiker Michail Kasjanow verurteilte die Abstimmung. „Heute ist eine Operation zur illegitimen Machtübergabe zuende gegangen“, sagte der frühere Regierungschef. Das vorläufige Endergebnis wird für diesen Montag erwartet.
[h3] Medwedjew war einer der ersten Wähler [/h3]
Russlands Vizepremier Medwedjew war am gestrigen Wahlsonntag früh aufgestanden. Er und Gattin Swetlana gehörten zu den ersten Wählern im Wahllokal Nr. 2614. Die Zentrale Wahlkommission hatte 60 bis 70 Prozent Wahlbeteiligung als Vorgabe genannt. Insgesamt waren 109 Millionen Russen aufgerufen, den dritten Präsidenten der Russischen Föderation zu wählen.
Er sei guter Stimmung, „der Frühling hat begonnen“, sagte der strahlende Präsidentschaftskandidat Medwedjew am wichtigsten Tag seines Lebens, der ihn an die Spitze des russischen Staates tragen sollte. Vom aktuellen Kreml-Chef Wladimir Putin, der nach zwei Amtszeiten kein drittes Mal mehr kandidieren darf, nach Kräften gefördert, hatten Medwedjews Umfragewerte zuletzt bei 70 Prozent gelegen.
Auch Präsident Putin, der am späteren Vormittag mit Gattin Ludmila in der Akademie der Wissenschaften im Südwesten Moskaus seine Stimme abgab, hatte „Feiertagsstimmung“, wie er den anwesenden Journalisten verriet. Auch der Regen konnte da nicht stören. Seine Frau habe das am Morgen als gutes Omen gewertet, plauderte der Kreml-Chef gelöst. Wenn er Anfang Mai den Staffelstab an den 42-jährigen Medwedjew übergibt, wird dessen erste Amtshandlung darin bestehen, Putin zum Premier zu ernennen. So ist es verabredet.
Im Wahllokal gibt es heiße Piroggen
„Medwedjew ist jung, man muss den Jungen den Weg frei machen. Man muss darauf hoffen, dass es besser wird“, begründete die 80-jährige Jelisaweta Petrowna die von ihr getroffene Wahl.
Obwohl sie nicht mehr so gut zu Fuß ist, nahm sie am Sonntag die Beschwerlichkeit auf sich, bei Regen und Glätte in ihr Wahllokal zu gehen. Ohne die Hilfe der beiden Milizionäre hätte sie die glatten Stufen hinauf in die Schule nicht geschafft. Aber sie wollte unbedingt hinein. Zum einen, weil sie für Medwedjew stimmen wollte, den Kreml-Chef Putin dem russischen Wahlvolk so sehr ans Herz gelegt hat. Außerdem wurden im Wahllokal heiße Piroggen angeboten, teils mit Kohl, teils mit Äpfeln oder Kartoffeln gefüllt. Zehn Rubel das Stück (knapp 30 Cent), das ist heutzutage ein Schnäppchen für eine Rentnerin. Mit den Piroggen will Petrowna ihre Tochter und den Schwiegersohn bewirten, die zu Hause geblieben sind. Sie habe versucht, sie umzustimmen, aber sie wollten nicht zur Wahl gehen, bedauert Jelisaweta Petrowna, deren 93-jährige Schwester sich für den Kommunisten Sjuganow entschied.
[h3] "Die Wahl ist wie ein Marionettentheater" [/h3]
Ihre Nachbarin Marina, 55 Jahre alt, weigert sich hingegen, ihr Wahlrecht auch in Anspruch zu nehmen. „Sie halten uns für Hammel“, erregt sie sich. Die Wahl sei ein „Marionettentheater“. „Das ist mir so zuwider, dass ich sogar schon daran gedacht habe, Sjuganow meine Stimme zu geben. Wie weit sind wir gekommen, wenn wir schon bereit sind, für die Kommunisten zu stimmen!“
Derlei „Abweichlern“ setzte die Staatsgewalt ihren Apparat entgegen. So berichtete das Fernsehen sogar noch am Wahltag, dass den Belegschaften von Unternehmen in Nowosibirsk angedroht worden sei, sie würden das Februargehalt nur dann bekommen, wenn sie im Kollektiv für den Kreml-Kandidaten Medwedjew stimmen würden. Ähnliches ereignete sich der Zeitung „Nowaja Gaseta“ zufolge auch an Schulen in St. Petersburg. In Kaluga versprach der Gouverneur Rentnern Beihilfen für den Fall, dass sie und ihre Angehörigen an den Urnen erscheinen würden.
Ein erstes amtliches Ergebnis wird für Montagmorgen erwartet. Am 7. März wird das amtliche Endergebnis verkündet, tags darauf reist Bundeskanzlerin Angela Merkel zu einem Kurzbesuch nach Moskau, berichtete dpa unter Berufung auf informierte Kreise in Moskau. Sie werde sowohl Putin als auch seinen Nachfolger Medwedjew treffen.
Die gestrige Wahl wurde von einem großen Aufgebot von Sicherheitskräften begleitet. Insgesamt 450.000 Milizionäre und Angehörige der Innentruppen waren landesweit in erhöhte Bereitschaft versetzt worden. Es blieb indes ruhig.
Russland-Wahl: Sieger Medwedjew will Putins Kurs fortsetzen - NachrichtenPolitik - WELT ONLINE
Russland hat gewählt, wie der Kreml es wollte. Dmitri Medwedjew ist deutlicher Sieger der Präsidentschaftswahl. Laut Prognosen erhielt er knapp 70 Prozent der Stimmen. Die Wahlbeteiligung wurde tatkräftig gefördert: Mal wurden Bürger eingeschüchtert, mal gab es im Wahllokal günstiges Essen.
Der neue Präsident der Russischen Föderation heißt erwartungsgemäß Dmitri Medwedjew. Der Kreml hat den Vizeregierungschef zum klaren Sieger der Präsidentenwahl erklärt. Der 42-Jährige habe im ersten Wahlgang so viele Stimmen wie nötig erhalten, um das Land zu führen, sagte der Chef der Kreml-Administration, Sergej Sobjanin, im Staatsfernsehen. Auf dem Roten Platz feierten an der Kremlmauer mehr als 20.000 Jugendliche bei einem Rock-Konzert den Sieg des Wunschnachfolgers von Präsident Wladimir Putin. Der erklärte, die Wahlen vom Sonntag seien im vollen Einklang mit der russischen Verfassung verlaufen. „Das zeigt, dass wir in einem demokratischen Staat leben“, rief Putin unter dem Jubel der Anwesenden. „Die Wahlen sind gültig und unser Kandidat Medwedew führt deutlich.“
Nach Auszählung der Hälfte der Stimmen entfielen der Wahlkommission zufolge 68,2 Prozent auf Medwedjew. Den Befragungen am Ausgang der Wahllokale zufolge kommt der Wunschkandidat von Präsident Wladimir Putin auf knapp 70 Prozent der Stimmen und gewinnt damit bereits im ersten Wahlgang.
KP-Chef Gennadi Sjuganow erhielt 19,5 Prozent. Der Rechtspopulist Wladimir Schirinowski kam auf 10,5 und Andrej Bogdanow auf 1,4 Prozent. Der von der Wahl ausgeschlossene Oppositionspolitiker Michail Kasjanow verurteilte die Abstimmung. „Heute ist eine Operation zur illegitimen Machtübergabe zuende gegangen“, sagte der frühere Regierungschef. Das vorläufige Endergebnis wird für diesen Montag erwartet.
[h3] Medwedjew war einer der ersten Wähler [/h3]
Russlands Vizepremier Medwedjew war am gestrigen Wahlsonntag früh aufgestanden. Er und Gattin Swetlana gehörten zu den ersten Wählern im Wahllokal Nr. 2614. Die Zentrale Wahlkommission hatte 60 bis 70 Prozent Wahlbeteiligung als Vorgabe genannt. Insgesamt waren 109 Millionen Russen aufgerufen, den dritten Präsidenten der Russischen Föderation zu wählen.
Er sei guter Stimmung, „der Frühling hat begonnen“, sagte der strahlende Präsidentschaftskandidat Medwedjew am wichtigsten Tag seines Lebens, der ihn an die Spitze des russischen Staates tragen sollte. Vom aktuellen Kreml-Chef Wladimir Putin, der nach zwei Amtszeiten kein drittes Mal mehr kandidieren darf, nach Kräften gefördert, hatten Medwedjews Umfragewerte zuletzt bei 70 Prozent gelegen.
Auch Präsident Putin, der am späteren Vormittag mit Gattin Ludmila in der Akademie der Wissenschaften im Südwesten Moskaus seine Stimme abgab, hatte „Feiertagsstimmung“, wie er den anwesenden Journalisten verriet. Auch der Regen konnte da nicht stören. Seine Frau habe das am Morgen als gutes Omen gewertet, plauderte der Kreml-Chef gelöst. Wenn er Anfang Mai den Staffelstab an den 42-jährigen Medwedjew übergibt, wird dessen erste Amtshandlung darin bestehen, Putin zum Premier zu ernennen. So ist es verabredet.
Im Wahllokal gibt es heiße Piroggen
„Medwedjew ist jung, man muss den Jungen den Weg frei machen. Man muss darauf hoffen, dass es besser wird“, begründete die 80-jährige Jelisaweta Petrowna die von ihr getroffene Wahl.
Obwohl sie nicht mehr so gut zu Fuß ist, nahm sie am Sonntag die Beschwerlichkeit auf sich, bei Regen und Glätte in ihr Wahllokal zu gehen. Ohne die Hilfe der beiden Milizionäre hätte sie die glatten Stufen hinauf in die Schule nicht geschafft. Aber sie wollte unbedingt hinein. Zum einen, weil sie für Medwedjew stimmen wollte, den Kreml-Chef Putin dem russischen Wahlvolk so sehr ans Herz gelegt hat. Außerdem wurden im Wahllokal heiße Piroggen angeboten, teils mit Kohl, teils mit Äpfeln oder Kartoffeln gefüllt. Zehn Rubel das Stück (knapp 30 Cent), das ist heutzutage ein Schnäppchen für eine Rentnerin. Mit den Piroggen will Petrowna ihre Tochter und den Schwiegersohn bewirten, die zu Hause geblieben sind. Sie habe versucht, sie umzustimmen, aber sie wollten nicht zur Wahl gehen, bedauert Jelisaweta Petrowna, deren 93-jährige Schwester sich für den Kommunisten Sjuganow entschied.
[h3] "Die Wahl ist wie ein Marionettentheater" [/h3]
Ihre Nachbarin Marina, 55 Jahre alt, weigert sich hingegen, ihr Wahlrecht auch in Anspruch zu nehmen. „Sie halten uns für Hammel“, erregt sie sich. Die Wahl sei ein „Marionettentheater“. „Das ist mir so zuwider, dass ich sogar schon daran gedacht habe, Sjuganow meine Stimme zu geben. Wie weit sind wir gekommen, wenn wir schon bereit sind, für die Kommunisten zu stimmen!“
Derlei „Abweichlern“ setzte die Staatsgewalt ihren Apparat entgegen. So berichtete das Fernsehen sogar noch am Wahltag, dass den Belegschaften von Unternehmen in Nowosibirsk angedroht worden sei, sie würden das Februargehalt nur dann bekommen, wenn sie im Kollektiv für den Kreml-Kandidaten Medwedjew stimmen würden. Ähnliches ereignete sich der Zeitung „Nowaja Gaseta“ zufolge auch an Schulen in St. Petersburg. In Kaluga versprach der Gouverneur Rentnern Beihilfen für den Fall, dass sie und ihre Angehörigen an den Urnen erscheinen würden.
Ein erstes amtliches Ergebnis wird für Montagmorgen erwartet. Am 7. März wird das amtliche Endergebnis verkündet, tags darauf reist Bundeskanzlerin Angela Merkel zu einem Kurzbesuch nach Moskau, berichtete dpa unter Berufung auf informierte Kreise in Moskau. Sie werde sowohl Putin als auch seinen Nachfolger Medwedjew treffen.
Die gestrige Wahl wurde von einem großen Aufgebot von Sicherheitskräften begleitet. Insgesamt 450.000 Milizionäre und Angehörige der Innentruppen waren landesweit in erhöhte Bereitschaft versetzt worden. Es blieb indes ruhig.
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