Interessantes, aber doch unterschätztes Thema wenn man sich mit der europäischen Geschichte auseinandersetzt. Gibraltar wird dieses Jahr den 300. Jahrestag des sog. "Frieden von Utrecht" gedenken und den Anschluss an Grossbritannien. Ich denke Spanien dankt ihnen mit diesem "Geschenk". Was ich mich allerdings frage, wenn sie schon so prinzipiell sind, wieso haben sie sich nicht von der afrikanischen Seite zurückgezogen? Eins darf man nicht vergessen, bei all dem Streit um Gibraltar, der Weg über Gibraltar ist nicht marokkanisches Territorium, sondern Spanien's Ceuta. Ebenso interessant, dass ein paar 100 Kilometer östlich an der Küste Marokkos eine viel grössere spanische Enklave existiert: Melilla (wunderschöne Stadt, war schon mal dort).
Jetzt kommen wir zum eigentlichen Kern der ganzen Thematik: Im Gegensatz zu Gibraltar, denn die Briten legal "erworben" haben, das eine politische Autonomie geniesst, eine eigene Regierung hat und sogar den Status "britisches Übersee Territorium Etikett" besitzt; Ceuta und Melila, welche beide in kriegerischen Auseinandersetzungen erobert wurden, und ohne Zustimmung der marokkanischen Regierung, geniessen einen Status "suveränes Territorium von Königreich Spanien", bzw. in etwa so, als ob es sich um Quartiere/Stadtteile von Madrid oder Barcelona handelt.
Was die Drohung der angekündigten Blockaden angeht. Die Bewohner Gibraltars haben das schon zu Zeiten Franco's zu Spüren bekommen und es überlebt. Auch dann war der ganze spanische Luftraum für sämtliche Flugzeuge in Richtung Gibraltar geschlossen. D.h. man musste anstatt zwei Stunden von London, ca. 3-4 Stunden fliegen. Man umging die iberische Halbinsel und benutzte den südlichen Korridor, der in marokkanischen Zuständigkeitsbereich lag, den die Spanier nicht kontrollieren konnten. Ich glaube selbst die Landesgrenze war für zwei Jahrzehnte geschlossen. Dann wurde die Fähre für Gibraltar-Port-Vendres gegründet (das ist der erste französische Hafen nach der spanischen Grenze). Franco hat auch hier reagiert und die Sanitär-Verbindungen mit La Linea unterbrochen. Gibraltar baute zu dieser Zeit die erste Anlage zur Entsalzung von Meerwasser in Europa, die auch heute noch in Betrieb ist. Die wussten sich immer zurecht zu finden.
Gibraltar kann sich weiterhin auf seine Wirtschaft (v.a. Banken) und Online-Industrie verlassen. Wenn man die Grenzen schliesst, werden ganz sicher weitere 3000-4000 spanische Arbeiter ohne Beschäftigung sein. Aber eine Frage stell ich mir dennoch. Was ist mit der konservativen Partido Popolare in Spanien passiert? Das letzte Mal als sie an der Macht gekommen sind, hat die Al-Qaida den Terroranschlag auf die Eisenbahn in Madrid verübt, bzw. die Basken wurden dafür angeklagt und verusachten Unruhen (und das selbst, als ihr amerikanischer Partner bestätigt hat, dass es sich um die AlQaida handelt). Dann verloren sie die Macht und es folgten vier schreckliche Jahre unter Zapatero. Er wurde abgewählt, und die "Partido Popolare" feierten ein Comeback, die nun nicht mehr mit den Basken kämpfen wollen, aber offensichtlich wollen sie sich mit den Briten anlegen.