Die Jugozipierte
Sie gibt sich selbstbewusst, freundlich und zuvorkommend. Hin und wieder blitzen noch ein paar Jugo-Eigenheiten durch. Zum Beispiel wenn du mit ihr essen gehst und jemand anderes droht, euch den Sitzplatz im Restaurant wegzunehmen. Dann wirft sie sich auf den Tisch und winkt wie verrückt – sonst hat sie Jugoslawien so ziemlich hinter sich gelassen. Es ist dir als Mann bei Bedarf sogar erlaubt, über Gefühle und ähnlichen Müll zu reden, aber wenn du Blödsinn abziehst, etwa vor ihr heulst oder die ganze Zeit auf ihr pickst, dann wird sie dich Stück für Stück auseinandernehmen. So weit darfst du es also gar nicht kommen lassen. Die Jugozipierte ist vortrefflich geeignet für SchwaBobo-Männer, weil sie sich für Kultur und Literatur interessiert und sich gerne im Wiener Museumsquartier einen Aperol-Spritzer genehmigt. Extensions, künstliche Fingernägel und Solariumbräune sind entschieden unter ihrem Niveau. Sie hält nichts von Kolo-Tanzen (Volkstanz vom Balkan) und Gläserschmeißen oder fetten Jugohochzeiten – so intellektuell und jugozipiert ist sie schon.
