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Der Bürgerkrieg hat nun auch die Golanhöhen erreicht, auf denen 1000 UN-Soldaten stationiert sind, darunter rund 377 Österreicher.
Letztes Update am 06.03.2012, 17:18
Als Beobachter dürfen die österreichischen UN-Soldaten nur über Verstöße gegen das Waffenstillstandsabkommen berichten, aber nicht eingreifen.
Vor den Augen der österreichischen UN-Soldaten am Golan sterben jetzt die Menschen im syrischen Bürgerkrieg. Damit dehnen sich die Kämpfe von Damaskus auch nach Westen aus – bis zur Demarkationslinie mit Israel, und sie bringen auch die Blauhelme mitten in die Kampfzone.
Am Donnerstag vergangener Woche, das erfuhr der KURIER aus Geheimdienstkreisen, drang eine syrische Kompanie mit ungefähr 140 Bewaffneten in die Truppentrennungszone ein. Sie waren auf der Jagd nach Deserteuren und gingen dabei auch gegen deren Familien und weitere Dorfbewohner gnadenlos vor.
Es gab heftige Schießereien, vor allem im Mittelabschnitt des österreichischen AUSBATT-Bataillons. Betroffen ist außerhalb auch der Ort Khan Arnabeh. Der wurde von Vertriebenen aus der nahen Ruinenstadt Kuneitra aufgebaut. Findige Händler aus Damaskus hatten dort eine Geschäftsstraße etabliert, die hauptsächlich zur Versorgung der österreichischen UN-Soldaten dient.
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UN-Soldaten im Bunker
Die Kämpfe fanden primär im Bereich der 3. Kompanie statt. Die ist mit kroatischen Soldaten besetzt, die den Österreichern unterstehen. Diese beobachteten den Abtransport von zumindest sieben Toten und zahlreichen Verletzten. Einige UN-Soldaten konnten Erste Hilfe leisten. Das ganze Ausmaß der Gräuel konnten sie aber nicht feststellen. Denn sie durften ihren Beobachtungsposten nicht mehr verlassen. Auch die Patrouillentätigkeit wurde aus Sicherheitsgründen eingestellt, die Blauhelme sitzen in ihren Bunkern fest.
Für die Österreicher wird die Lage immer prekärer. Die Versorgungsbasis ist der etwa 60 Kilometer entfernte Flughafen Damaskus. Wenn dieser geschlossen ist, kann nicht einmal mehr eine Evakuierung über diesen Weg erfolgen. Die sei zunächst auch nicht angedacht, erklärt dazu Oberst Michael Bauer vom Verteidigungsministerium. Die Österreicher seien weder Angriffsziel der Armee noch der Opposition.
Internationale Beobachter gehen davon aus, dass es sich bei den Angreifern um paramilitärische Polizeikräfte handelt. Denn ein Armee-Einsatz wäre ein Bruch des Waffenstillstandsabkommens gewesen und hätte vermutlich zu einer Reaktion Israels geführt. Wobei sich das syrische Regime mit diesem Angriff aber recht ungeniert in einer internationalen Auslage präsentierte. So liegt der attackierte Ort Jubbata al Khashab nicht nur in unmittelbarer Nähe der UN-Beobachterposition 37, sondern auch nur einen knappen Kilometer vom israelischen Grenzzaun entfernt. Und von den militärischen Aufklärungsstationen können die Israelis auch alle anderen Vorfälle exakt dokumentieren. Umso erstaunlicher erscheint der Umstand, dass die Vorfälle fast eine Woche lang geheim blieben.
Am Golan überwachen etwa 1000 UN-Soldaten, darunter 377 Österreicher, die Einhaltung des Waffenstillstandsabkommens zwischen Syrien und Israel von 1973. Beide Seiten dürfen keine Truppen in diese Zone bringen. Die Zone ist so breit angelegt, dass die feindlichen Soldaten einander nicht sehen können. Damit soll eine irrtümliche Kriegsauslösung verhindert werden. Das UN-Mandat ist ein reiner Beobachterauftrag – sozusagen eine Dienstleistung für beide Seiten. Ein gewaltsames Eingreifen zur Durchsetzung des Waffenstillstandsvertrages ist den UN-Soldaten nicht gestattet. Die Syrer dürfen aber Polizei, Militär- und Geheimpolizei in der Zone stationieren. Denn dort leben etwa 20.000 Menschen in kleineren Städten und Dörfern.
UNDOF: Beobachter auf den Golanhöhen
UNO-Auftrag Seit 1974 sind die Soldaten der United Nations Disengagement Observer Force (UNDOF) in einer militärischen Pufferzone zwischen den israelisch besetzten Golanhöhen und syrischem Staatsgebiet stationiert. Ihr Auftrag ist die Überwachung des Waffenstillstandes zwischen Israel und Syrien.
http://kurier.at/nachrichten/4487558-syrien-heimische-blauhelme-in-kampfzone.php
Letztes Update am 06.03.2012, 17:18
Vor den Augen der österreichischen UN-Soldaten am Golan sterben jetzt die Menschen im syrischen Bürgerkrieg. Damit dehnen sich die Kämpfe von Damaskus auch nach Westen aus – bis zur Demarkationslinie mit Israel, und sie bringen auch die Blauhelme mitten in die Kampfzone.
Am Donnerstag vergangener Woche, das erfuhr der KURIER aus Geheimdienstkreisen, drang eine syrische Kompanie mit ungefähr 140 Bewaffneten in die Truppentrennungszone ein. Sie waren auf der Jagd nach Deserteuren und gingen dabei auch gegen deren Familien und weitere Dorfbewohner gnadenlos vor.
Es gab heftige Schießereien, vor allem im Mittelabschnitt des österreichischen AUSBATT-Bataillons. Betroffen ist außerhalb auch der Ort Khan Arnabeh. Der wurde von Vertriebenen aus der nahen Ruinenstadt Kuneitra aufgebaut. Findige Händler aus Damaskus hatten dort eine Geschäftsstraße etabliert, die hauptsächlich zur Versorgung der österreichischen UN-Soldaten dient.
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UN-Soldaten im Bunker
Die Kämpfe fanden primär im Bereich der 3. Kompanie statt. Die ist mit kroatischen Soldaten besetzt, die den Österreichern unterstehen. Diese beobachteten den Abtransport von zumindest sieben Toten und zahlreichen Verletzten. Einige UN-Soldaten konnten Erste Hilfe leisten. Das ganze Ausmaß der Gräuel konnten sie aber nicht feststellen. Denn sie durften ihren Beobachtungsposten nicht mehr verlassen. Auch die Patrouillentätigkeit wurde aus Sicherheitsgründen eingestellt, die Blauhelme sitzen in ihren Bunkern fest.
Für die Österreicher wird die Lage immer prekärer. Die Versorgungsbasis ist der etwa 60 Kilometer entfernte Flughafen Damaskus. Wenn dieser geschlossen ist, kann nicht einmal mehr eine Evakuierung über diesen Weg erfolgen. Die sei zunächst auch nicht angedacht, erklärt dazu Oberst Michael Bauer vom Verteidigungsministerium. Die Österreicher seien weder Angriffsziel der Armee noch der Opposition.
Internationale Beobachter gehen davon aus, dass es sich bei den Angreifern um paramilitärische Polizeikräfte handelt. Denn ein Armee-Einsatz wäre ein Bruch des Waffenstillstandsabkommens gewesen und hätte vermutlich zu einer Reaktion Israels geführt. Wobei sich das syrische Regime mit diesem Angriff aber recht ungeniert in einer internationalen Auslage präsentierte. So liegt der attackierte Ort Jubbata al Khashab nicht nur in unmittelbarer Nähe der UN-Beobachterposition 37, sondern auch nur einen knappen Kilometer vom israelischen Grenzzaun entfernt. Und von den militärischen Aufklärungsstationen können die Israelis auch alle anderen Vorfälle exakt dokumentieren. Umso erstaunlicher erscheint der Umstand, dass die Vorfälle fast eine Woche lang geheim blieben.
Am Golan überwachen etwa 1000 UN-Soldaten, darunter 377 Österreicher, die Einhaltung des Waffenstillstandsabkommens zwischen Syrien und Israel von 1973. Beide Seiten dürfen keine Truppen in diese Zone bringen. Die Zone ist so breit angelegt, dass die feindlichen Soldaten einander nicht sehen können. Damit soll eine irrtümliche Kriegsauslösung verhindert werden. Das UN-Mandat ist ein reiner Beobachterauftrag – sozusagen eine Dienstleistung für beide Seiten. Ein gewaltsames Eingreifen zur Durchsetzung des Waffenstillstandsvertrages ist den UN-Soldaten nicht gestattet. Die Syrer dürfen aber Polizei, Militär- und Geheimpolizei in der Zone stationieren. Denn dort leben etwa 20.000 Menschen in kleineren Städten und Dörfern.
UNDOF: Beobachter auf den Golanhöhen
UNO-Auftrag Seit 1974 sind die Soldaten der United Nations Disengagement Observer Force (UNDOF) in einer militärischen Pufferzone zwischen den israelisch besetzten Golanhöhen und syrischem Staatsgebiet stationiert. Ihr Auftrag ist die Überwachung des Waffenstillstandes zwischen Israel und Syrien.
http://kurier.at/nachrichten/4487558-syrien-heimische-blauhelme-in-kampfzone.php