Türkische Spezialeinheiten trainieren sunnitische Verteidigungskräfte im Irak sowie Turkmenen in Syrien, bestätigten Offizielle in Ankara.Erstmals offenbart wurde die türkische Ausbildungsmission von Asil Nujaifi, Gouverneur von Mosul, als dieser ein Interview mit der Nachrichtenagentur Anadolu Agency am 15. März führte.
„Experten aus der Türkei bilden unsere Kräfte in Militärbasen aus“, räumte Nujaifi ein, „Tagtäglich tritt die Türkei eine immer bessere Rolle in diesen Fragen an, ob die Türkei den Operationen um Mosul aktiv beiwohnen wird, macht Ankara von den Gesprächen, die es mit den Koalitionspartnern führt, abhängig. Es ist sehr wichtig, dass die Türkei an dieser Operation teilnimmt.“
Unterdessen haben türkische Beamte die Aussagen von Nujaifi bestätigt. Diese sagten der Tageszeitung Hürriyet, dass Spezialeinheiten, auch bekannt als Bordo Bereliler (zu deutsch bordeauxrote Barette), bereits an Schulungen für die kurdischen Peschmerga im irakischen Arbil sowie für überwiegend turkmenische Kräfte aus Mosul und Kirkuk beteiligt sind.
Zudem erklärten Offizielle, dass weitere turkmenische Einheiten, denen Ankara bisher das größte Vertrauen schenkte, gar in Syrien von Spezialkräften trainiert werden. Den genauen Standpunkt wollte die Quelle aus Sicherheitsbedenken nicht preisgeben.
Letzte Woche erst verkündete die Autonome Region Kurdistan (KRG), dass nunmehr mindestens 16 000 irakische Truppen – auch Peschmerga – Zwecks Rückeroberung von Mosul in den letzten vier Monaten entsprechend ausgebildet worden seien.
Die türkischen Militärausbilder haben sich derweil im Rahmen ihrer Ausbildungsmission auf die Vermittlung von Strategien im Straßenkampf, Sabotage und Informationsgewinnung fokussiert. Weitere Aussagen zu Ausbildungszeiten und Anzahl der Kämpfer gibt Ankara bisher allerdings nicht heraus, außer dass die Trainingsmission womöglich auch auf andere Regionen des Iraks ausgeweitet werden könnte.
Auch haben Beamte nicht dementiert, dass die Trainingsmission im Lichte einer baldigen Offensive zur Rückeroberung von Mosul, das seit dem letzten Jahr vom selbst ernannten „Islamischen Staat“ gehalten wird, stehe.
Die Türkei ist bereit eine mögliche Operation zur Rückeroberung von Mosul zu unterstützen, allerdings möchte es eine direkte Auseinandersetzung vermeiden, so lange es nicht auf eigenem Boden angegriffen wird, gab der türkische Premierminister Ahmet Davutoglu am 4. März zu verstehen.
Gegenüber Journalisten sagte Davutoglu noch in Anlehnung an die aktuell anlaufende Trainingsmission im Irak, dass die Türkei „Gruppen unterstützen werde, die einen stabilen Rückhalt im Volk genießen“. Dabei wird Nujaifi von der Türkei als legitimen und gewählten Gouverneur der Stadt Mossul betrachtet.
Im Interview mit der Anadolu Agency deutete Nujaifi überdies an, dass die Türkei versprochen haben soll, dass sie Waffen in den Irak schicken werde.
Wörtlich gab er an:
„Wir forderten die Türkei dazu auf, unseren Truppen mit dem Segen des irakischen Ministerpräsidenten Haidar al-Abadi sowie des irakischen Verteidigungsministers Khaled al-Obeidi Waffen zu entsenden. Wir taten unseren Bedarf nach militärischer Ausrüstung auch dem türkischen Verteidigungsminister Ismet Yilmaz bei seinem Besuch im Irak kund. Daraufhin haben uns die türkischen Behörden versprochen, Waffen an jene Kräfte zu schicken, die auch von ihnen ausgebildet werden. Solide Informationen darüber wann die Hilfe und wie groß diese sein wird, wurde uns nicht gegeben.“
Auch kritisierte Nujaifi, dass die irakische Zentralregierung plane gemeinsam mit schiitischen Milizen, die nicht minder wie der „Islamische Staat“ für ihren vermeintlichen religiösen Eifer bekannt sind, gegen die größtenteils sunnitische Stadt Mosul vorgehen will. Das könnte zu Problemen führen, fühlen sich die Sunniten des Landes doch von der schiitischen Regierung in Bagdad unterdrückt und diskriminiert, was wiederum auf das fehlende Verständnis der US-Regierung für die Sunniten des Landes zurückzuführen ist. Infolge der US-Invasion im Zweistromland 2003 setzte Washington alles daran die bis zu diesem Zeitpunkt vorherrschende Minorität aufgrund ihrer engen Bande zu Diktator Saddam Hussein politisch und gesellschaftlich zu beschneiden. Nutznießer dieser Entwicklung sind die schiitischen Mitbürger, die sich seit mehr als einer Dekade blutig an ihren sunnitischen Nachbarn wegen der Untaten Husseins, die er nicht nur an Schiiten sondern an die gesamte Bevölkerung Iraks verübte, rächen.
„Sektiererische Kräfte aus fernen Regionen könnten die Gefühle der Menschen Mosuls während der Rückeroberung verletzen”, sagte der Gouverneur: „Deshalb sollten wir unsere [sunnitischen]Kräfte so schnell wie nur möglich vorbereiten und versuchen, um andere Kräfte [wie schiitische Glaubenskämpfer aus dem Süden des Landes, dem Iran, Syrien oder Libanon]an der Teilnahme an der Operation zu hindern.”
So sagte Nujaifi, dass auch Peschmerga an der Rückeroberung teilnehmen werden, aber Mosul eigentlich nicht betreten wollen, weil sie „politische Konsequenzen“ für die Unabhängigkeit Arbils fürchten.
Ein bestimmtes Datum für die Mosul-Offensive gibt es dem Gouverneur zufolge noch nicht.