Empörung
Wegen Vergewaltigungsskandal: Türkisches Gericht unter Druck
Die Türkei ist empört: Ein 13-jähriges Mädchen wird von 26 Männern sexuell missbraucht. Die Verteidigung beruft sich auf das Einverständnis des Mädchens. Nur zwischen einem und vier Jahren Haft soll die Beschuldigten erwarten.
Die türkische Familienministerin Fatma Sahin ist empört über die geringen Strafen im Vergewaltigungsskandal. (Foto:Zaman)
Der Fall eines von 26 Männern vergewaltigten Mädchens sorgt in der gesamten Türkei für Empörung. Wie kann es sein, dass die Beschuldigten nur geringe Haftstrafen erwarten? Die 13-jährige N.Ç. soll einverstanden gewesen sein, heißt es. Die Familienministerin Fatma Sahin ist schockiert. „Ihr missbraucht ein Kind zwischen 13 und 15 Jahren und meint dann auch noch, es sei mit dem Einverständnis des Kindes geschehen. Das kann nicht sein. Ich kann das nicht mit meinem Gewissen als Frau und Mutter vereinbaren und kann das nicht akzeptieren“, so Sahin.
Sie betonte jedoch, die Öffentlichkeit solle zunächst abwarten. Das Urteil in diesem Fall sei noch nicht endgültig gesprochen. Die Medien hätten vor Abschluss der Verhandlungen von Strafen gesprochen, die noch nicht verhängt worden seien, meint Sahin. Das berichtet die türkische Zeitung Hürriyet. „N.Ç. Ist unsere Tochter. Die Türkei ist ein Rechtsstaat. Wir werden den Fall gemeinsam verfolgen“, sagte Sahin. Die Regierung werde alles tun, was in ihrer Macht stehe
.
Der Oberste Gerichtshof wies darauf hin, dass zwar von Haftstrafen zwischen einem und vier Jahren gesprochen würde, der Fall juristisch jedoch noch nicht komplett abgeschlossen sei. Justizminister Sadullah Ergin erklärte, das Problem sei, dass die Delikte in den Jahren 2002 und 2003 verübt worden wären. Erst 2005 seien die Gesetze in diesen Bereichen verschärft worden.
Egemen Bagis: Wir brauchen Strafgesetz nach europäischem Vorbild!
Europaminister Egemen Bagis sieht die Problematik woanders. Seit Jahren würden er und andere eine Überarbeitung des türkischen Strafgesetzes nach europäischem Vorbild fordern. Das allein sei die Lösung für solche Probleme, die es nicht zum ersten Mal gebe. Reform-Gegner würden jedoch weiterhin das jetzige Gesetz beibehalten wollen. Bagis wehrt sich vehement dagegen, dass nun einige der Regierung die Schuld zuweisen würden.
Den Berichten zufolge haben offenbar zwei Frauen die 13-jährige N.Ç. zu Geschlechtsverkehr mit 26 Männern, die dafür Geld zahlten, überredet. Zu den beschuldigten Männer gehörten Soldaten, Beamte, Lehrer und Ladenbesitzer.