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Top-Investor stößt deutsche Staatsanleihen ab

El Greco

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[h=2]Top-Investor stößt deutsche Staatsanleihen ab[/h]
Griechenland, Spanien, womöglich bald Italien: Berlin verspricht den Euro-Partnern Milliardenhilfen und geht damit hohe Risiken ein. Der weltgrößte Anleiheninvestor Pimco zieht jetzt Konsequenzen und trennt sich von deutschen Staatspapieren.


Frankfurt am Main - In der Euro-Krise gilt Deutschland eigentlich als letztes Bollwerk der Stabilität. Während Griechenland das Euro-Aus droht, während Spaniens Bankensektor EU-Hilfen beantragt, während sich die Schuldenkrise in Italien verschlimmert, wächst in der Bundesrepublik die Wirtschaft, der Arbeitsmarkt boomt, und die Exporte steigen. Regelmäßig kann sich Deutschland, der vermeintliche Hort der Sicherheit, fast zum Nulltarif frisches Geld am Kapitalmarkt leihen.


Umso erstaunlicher sind die Aussagen des Top-Investors Pimco. Der weltgrößte Anleiheninvestor hat nach eigenen Angaben nur noch wenige Bundesanleihen in seinen Depots - aus Sorge vor der Schuldenkrise. Schließlich drohten dem Bundeshaushalt durch die milliardenschwere Rettungsschirme und anderweitige Verluste enorme Belastungen, so die Begründung. "Deutschland verliert durch die zunehmenden Risiken an Qualität", sagte Andrew Bosomworth, Fondsmanager und Deutschland-Chef von Pimco, am Mittwoch. Pikant: Pimco ist eine Tochter des deutschen Finanzkonzerns Allianz .

"Wir achten in erster Linie auf das Rückzahlungspotenzial und erst in zweiter Linie auf die Rendite", sagte Bosomworth. "Wenn es sein muss, nehmen wir sogar negative Real-Renditen in Kauf." Ein Pimco-Sprecher wies hinterher darauf hin, diese Aussage habe sich nicht auf die Zahlungsfähigkeit Deutschlands bezogen. Vielmehr seien die niedrigen Renditen der Grund für den Rückzug. Pimco investiere lieber in hochklassige Unternehmensanleihen oder Anleihen außerhalb der Euro-Zone und habe Europa bei seinen Anlagen insgesamt untergewichtet.

Klar ist: Deutschland ist nicht immun gegen die Auswirkungen der Euro-Krise. Falls Länder wie Griechenland oder Portugal ihre Kredite aus dem Rettungsfonds nicht mehr zurückzahlen, drohen Milliardenverluste. Die deutschen Staatsschulden würden in die Höhe schnellen - und die Bonität des Landes entsprechend sinken.

Auch an den Rentenmärkten verlangen die Anleger wieder höhere Zinsen von Deutschland: Die Renditen für zehnjährige Bundesanleihen kletterten am Mittwoch auf bis zu 1,530 Prozent. Das ist historisch gesehen immer noch sehr niedrig. Am 1. Juni hatten sie aber noch bei 1,127 Prozent gelegen. Mit anderen Worten: Die Anleger bewerten das Risiko höher als bisher.

Banger Blick nach Italien


Die Euro-Krise hat sich seit Wochenbeginn massiv verschlimmert. Die Ankündigung der EU, Spaniens Bankensektor mit bis zu 100 Milliarden Euro zu stützen, brachte nur kurzzeitig Linderung; inzwischen steigen die Zinsen für spanische Staatsanleihen schon wieder.

Und Italien muss inzwischen selbst für kurzfristige Kredite hohe Zinsen bieten. Die Aufschläge für einjährige Staatspapiere haben sich seit Mitte Mai fast verdoppelt. Ohnehin entscheidet sich die Zukunft des Euro womöglich in Italien: Nach Angaben der US-Bank JP Morgan muss das hoch verschuldete Land sich bis 2014 insgesamt 670 Milliarden Euro an den Märkten leihen, um alte Schulden zurückzuzahlen. Ein Finanzbedarf, den kein Euro-Rettungsschirm mehr decken kann. Doch das Land nähert sich zusehends einem Bereich, in dem sich die Regierung ihre Schulden nicht mehr selbst finanzieren kann.

Obendrein droht in Griechenland am Wochenende die Katastrophe. Es könnten Parteien an die Macht kommen, die das mit der EU und dem IWF vereinbarte Sparprogramm aufkündigen. Dann bliebe dem Land wohl nur der Austritt aus der Euro-Zone.

Griechenland braucht bald drittes Hilfsprogramm


Unabhängig vom Wahlausgang wird wohl jede neue Regierung Nachverhandlungen zum Sparpaket verlangen. Die EU wird sich dem nicht verweigern können, wenn sie das Land in der Währungsunion halten möchte. Griechenland darf deshalb auf eine Lockerung seines Sparprogramms hoffen - obwohl das Land laut einem Bericht der "Financial Times Deutschland" schon wieder die Auflagen für seine Reformen verletzt.

Nach Angaben der "Zeit" könnte das Land wegen seiner verschleppten Reformen schon bald neue Milliardenhilfen benötigen. Das Land sei unter anderem beim Eintreiben der Steuereinnahmen und bei der Privatisierung von Staatsbetrieben im Rückstand, berichtet die Zeitung unter Berufung auf Regierungskreise. Deshalb werde in der EU darüber diskutiert, Athen mehr Zeit für den Abbau seiner Defizite einzuräumen.

Weil sich die Griechen aber nicht am Markt finanzieren können, müssten die staatlichen Geldgeber die Lücke füllen. Aus diesem Grund müsse der Bundestag möglicherweise noch im Sommer über ein
neues Hilfspaket verhandeln, heißt es. Im Raum stehe ein zweistelliger Milliardenbetrag. Voraussetzung sei, dass bei den Wahlen am Wochenende eine Regierung an die Macht kommt, die sich zu weiteren Reformen verpflichtet.

Das hoch verschuldete Griechenland hat griechischen Zeitungsberichten zufolge nur noch Geld, um seine Rechnungen bis zum 20. Juli zu bezahlen.
ssu/dpa/Reuters
 
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