IZMIR ÜBÜL
Gesperrt
US-Gesundheitssystem
Bankraub für einen Arzttermin
James Verone geht in eine Bank, raubt einen einzigen Dollar und lässt sich festnehmen: Es sieht aus wie ein Jux, ist aber der letzte Schritt eines genauen Plans. Der Amerikaner ist krank, hat keine Versicherung. Erschwingliche ärztliche Versorgung gibt es für ihn nur an einem Ort - im Gefängnis.
Gastonia - James Verone wusste, dass er medizinische Hilfe benötige. Er spürte den Klumpen an der Brust, seine zwei kaputten Bandscheiben schmerzten, und er hatte Probleme mit seinem linken Fuß.
James Verone wusste, er würde mit 59 Jahren, als Arbeitsloser ohne Ersparnisse, in den USA keine adäquate ärztliche Versorgung bekommen.
Verone ist kein impulsiver Mensch. Er durchdenkt, was er tut. Und deswegen betrat er am 9. Juni unbewaffnet eine Filiale der RBC Bank in Gaston County im Südwesten des US-Bundesstaats North Carolina. Er gab der Bankangestellten einen Zettel: "Dies ist ein Banküberfall. Bitte geben Sie mir nur einen Dollar." Dann sagte er: "Ich werde mich dort drüben hinsetzen und auf die Polizei warten."
James Verone setzte sich, die Bank alarmierte die Polizei, die Beamten kamen und nahmen Verone fest. Er hatte sein Ziel erreicht. Er wollte nicht möglichst viel Geld für gute Ärzte rauben. "Ich bin reingegangen und ich wollte ins Gefängnis."
Der Banküberfall war der letzte Schritt eines detaillierten Plans, geboren aus der Not:
Verone war krank.
Verone brauchte ärztliche Hilfe.
Verone hatte keine Krankenversicherung.
Häftlinge werden kostenlos medizinisch versorgt.
Verone wollte unbedingt ins Gefängnis.
In den Wochen vor dem 9. Juni hatte er seine Möbel verkauft, seine letzte Monatsmiete gezahlt, seine Wohnung gekündigt und ein paar Tage im Hotel verbracht. Bevor er im Taxi zur Bank fuhr, hatte der 59-Jährige wie jeden Morgen geduscht und sein Hemd gebügelt. Dann suchte er sich eine Bank aus, irgendeine.
"Das war meine Logik"
Der Lokalzeitung "Gaston Gazette" schickte er ein Schreiben . "Wenn Sie diesen Brief bekommen, werde ich einen Banküberfall begangen haben. Dieser Überfall wird von mir wegen eines Dollars verübt." Sein Verstand sei gesund, aber nicht sein Körper. Als Antwortadresse gab Verone das Gefängnis des Bezirks Gaston an.
17 Jahre lang hatte Verone für Coca Cola gearbeitet, vor drei Jahren den Job verloren und sich mit seinen Ersparnissen und Gelegenheitsarbeiten über Wasser gehalten. Seine gesundheitlichen Probleme erschwerten ihm die Arbeit. Er erwog, in ein Obdachlosenasyl zu gehen und sich um ärztliche Hilfe von Wohltätigkeitsorganisationen zu bemühen. Doch das schien ihm keine gute Option zu sein.
Es blieb das Gefängnis, er sah keinen anderen Ausweg. "Ich bin eine logisch denkende Person, und das war meine Logik", sagte Verone der "Gaston Gazette". "Die Schmerzen waren unerträglich."
Verone, grauer Vollbart und lange graue Haare, gab einem TV-Journalisten des Lokalsenders WCNC im Gefängnis ein Interview. In der orangefarbenen Häftlingskleidung saß er hinter einer Trennscheibe und sagte: "Es ist das erste Mal, dass ich in Konflikt mit dem Gesetz gekommen bin." Er habe niemanden erschrecken wollen, sagte Verone der "Gaston Gazette". Falls er der Bankangestellten einen Schrecken eingejagt habe, tue es ihm leid.
Aus Notwendigkeit manipuliert
Er spricht ruhig, er wirkt glücklich. "Ich habe es nicht aus finanziellen Gründen getan, sondern aus medizinischen", darauf legt er Wert. Er werde nun ärztlich gut versorgt.
Verone teilt sich eine Zelle mit einem jungen Mann, der Computer geklaut hat. Der 59-Jährige gibt zu, seine Geschichte sei ungewöhnlich. Aber er bereue nichts, auch wenn er seine Aktion nicht zur Nachahmung empfehle.
Der Gefängnisarzt, so der TV-Sender, beschuldigt Verone, das System zu manipulieren. Verone widerspricht nicht, betont aber sein Motiv. Wenn man die Handlung aus der Notwendigkeit heraus, medizinische Versorgung zu brauchen, als Manipulation bezeichne - dann könne man wohl sagen, er manipuliere das Gericht.
Man könnte auch sagen: Der US-Bürger James Richard Verone hat dem System ein Schnippchen geschlagen. Er hat die Mängel dieses Systems auf drastische Weise aufgezeigt.
"Wie von einem Redenschreiber des Präsidenten ausgedacht"
Verone sagt, er sei kein politischer Mensch. Aber er hat, so die "Gaston Gazette", eine Meinung zum Thema soziale Gesundheitsversorgung: Wenn es etwas Derartiges in den USA gäbe, würde er vermutlich nicht durch eine Trennwand in einem orangefarbenen Overall mit der Presse sprechen. "Wenn man seine Gesundheit nicht hat, hat man gar nichts."
Die Geschichte kommt für US-Präsident Barack Obama wie gerufen. Das Ganze sei "wie von einem Redenschreiber des Präsidenten ausgedacht, um als Anekdote über das dysfunktionale Gesundheitssystem der USA zu dienen", schrieb die "New York Times". Obama boxte im vergangenen Jahr seine Gesundheitsreform durch, aber noch immer sind laut einer aktuellen Gallup-Umfrage etwa 16 Prozent der Amerikaner ohne Krankenversicherung.
James Verone hofft auf mindestens drei Jahre Haft. Danach werde er Sozialhilfe beziehen und in eine Wohnung am Strand ziehen können, sagte er im TV-Interview. Seine Kaution wurde von 100.000 auf 2000 Dollar reduziert. Verone wird sie nicht bezahlen.
Bis hierher ist sein Plan aufgegangen. Es könnte aber sein, dass das System noch einmal zurückschlägt. Weil er nur einen Dollar verlangte und keine Waffe hatte, wurde James Verone nur wegen Diebstahls und nicht wegen eines Banküberfalls angeklagt.
Wenn es dumm läuft, könnte er viel früher aus der Haft entlassen werden, als er will.
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seht ihr, ohne ein gesundheitssystem ist man schnell in problemen.
gott sei dank habeen wir hier einen funktionierenden sozialstaat, trotz aller probleme und widrigkeiten!
Bankraub für einen Arzttermin
James Verone geht in eine Bank, raubt einen einzigen Dollar und lässt sich festnehmen: Es sieht aus wie ein Jux, ist aber der letzte Schritt eines genauen Plans. Der Amerikaner ist krank, hat keine Versicherung. Erschwingliche ärztliche Versorgung gibt es für ihn nur an einem Ort - im Gefängnis.
Gastonia - James Verone wusste, dass er medizinische Hilfe benötige. Er spürte den Klumpen an der Brust, seine zwei kaputten Bandscheiben schmerzten, und er hatte Probleme mit seinem linken Fuß.
James Verone wusste, er würde mit 59 Jahren, als Arbeitsloser ohne Ersparnisse, in den USA keine adäquate ärztliche Versorgung bekommen.
Verone ist kein impulsiver Mensch. Er durchdenkt, was er tut. Und deswegen betrat er am 9. Juni unbewaffnet eine Filiale der RBC Bank in Gaston County im Südwesten des US-Bundesstaats North Carolina. Er gab der Bankangestellten einen Zettel: "Dies ist ein Banküberfall. Bitte geben Sie mir nur einen Dollar." Dann sagte er: "Ich werde mich dort drüben hinsetzen und auf die Polizei warten."
James Verone setzte sich, die Bank alarmierte die Polizei, die Beamten kamen und nahmen Verone fest. Er hatte sein Ziel erreicht. Er wollte nicht möglichst viel Geld für gute Ärzte rauben. "Ich bin reingegangen und ich wollte ins Gefängnis."
Der Banküberfall war der letzte Schritt eines detaillierten Plans, geboren aus der Not:
Verone war krank.
Verone brauchte ärztliche Hilfe.
Verone hatte keine Krankenversicherung.
Häftlinge werden kostenlos medizinisch versorgt.
Verone wollte unbedingt ins Gefängnis.
In den Wochen vor dem 9. Juni hatte er seine Möbel verkauft, seine letzte Monatsmiete gezahlt, seine Wohnung gekündigt und ein paar Tage im Hotel verbracht. Bevor er im Taxi zur Bank fuhr, hatte der 59-Jährige wie jeden Morgen geduscht und sein Hemd gebügelt. Dann suchte er sich eine Bank aus, irgendeine.
"Das war meine Logik"
Der Lokalzeitung "Gaston Gazette" schickte er ein Schreiben . "Wenn Sie diesen Brief bekommen, werde ich einen Banküberfall begangen haben. Dieser Überfall wird von mir wegen eines Dollars verübt." Sein Verstand sei gesund, aber nicht sein Körper. Als Antwortadresse gab Verone das Gefängnis des Bezirks Gaston an.
17 Jahre lang hatte Verone für Coca Cola gearbeitet, vor drei Jahren den Job verloren und sich mit seinen Ersparnissen und Gelegenheitsarbeiten über Wasser gehalten. Seine gesundheitlichen Probleme erschwerten ihm die Arbeit. Er erwog, in ein Obdachlosenasyl zu gehen und sich um ärztliche Hilfe von Wohltätigkeitsorganisationen zu bemühen. Doch das schien ihm keine gute Option zu sein.
Es blieb das Gefängnis, er sah keinen anderen Ausweg. "Ich bin eine logisch denkende Person, und das war meine Logik", sagte Verone der "Gaston Gazette". "Die Schmerzen waren unerträglich."
Verone, grauer Vollbart und lange graue Haare, gab einem TV-Journalisten des Lokalsenders WCNC im Gefängnis ein Interview. In der orangefarbenen Häftlingskleidung saß er hinter einer Trennscheibe und sagte: "Es ist das erste Mal, dass ich in Konflikt mit dem Gesetz gekommen bin." Er habe niemanden erschrecken wollen, sagte Verone der "Gaston Gazette". Falls er der Bankangestellten einen Schrecken eingejagt habe, tue es ihm leid.
Aus Notwendigkeit manipuliert
Er spricht ruhig, er wirkt glücklich. "Ich habe es nicht aus finanziellen Gründen getan, sondern aus medizinischen", darauf legt er Wert. Er werde nun ärztlich gut versorgt.
Verone teilt sich eine Zelle mit einem jungen Mann, der Computer geklaut hat. Der 59-Jährige gibt zu, seine Geschichte sei ungewöhnlich. Aber er bereue nichts, auch wenn er seine Aktion nicht zur Nachahmung empfehle.
Der Gefängnisarzt, so der TV-Sender, beschuldigt Verone, das System zu manipulieren. Verone widerspricht nicht, betont aber sein Motiv. Wenn man die Handlung aus der Notwendigkeit heraus, medizinische Versorgung zu brauchen, als Manipulation bezeichne - dann könne man wohl sagen, er manipuliere das Gericht.
Man könnte auch sagen: Der US-Bürger James Richard Verone hat dem System ein Schnippchen geschlagen. Er hat die Mängel dieses Systems auf drastische Weise aufgezeigt.
"Wie von einem Redenschreiber des Präsidenten ausgedacht"
Verone sagt, er sei kein politischer Mensch. Aber er hat, so die "Gaston Gazette", eine Meinung zum Thema soziale Gesundheitsversorgung: Wenn es etwas Derartiges in den USA gäbe, würde er vermutlich nicht durch eine Trennwand in einem orangefarbenen Overall mit der Presse sprechen. "Wenn man seine Gesundheit nicht hat, hat man gar nichts."
Die Geschichte kommt für US-Präsident Barack Obama wie gerufen. Das Ganze sei "wie von einem Redenschreiber des Präsidenten ausgedacht, um als Anekdote über das dysfunktionale Gesundheitssystem der USA zu dienen", schrieb die "New York Times". Obama boxte im vergangenen Jahr seine Gesundheitsreform durch, aber noch immer sind laut einer aktuellen Gallup-Umfrage etwa 16 Prozent der Amerikaner ohne Krankenversicherung.
James Verone hofft auf mindestens drei Jahre Haft. Danach werde er Sozialhilfe beziehen und in eine Wohnung am Strand ziehen können, sagte er im TV-Interview. Seine Kaution wurde von 100.000 auf 2000 Dollar reduziert. Verone wird sie nicht bezahlen.
Bis hierher ist sein Plan aufgegangen. Es könnte aber sein, dass das System noch einmal zurückschlägt. Weil er nur einen Dollar verlangte und keine Waffe hatte, wurde James Verone nur wegen Diebstahls und nicht wegen eines Banküberfalls angeklagt.
Wenn es dumm läuft, könnte er viel früher aus der Haft entlassen werden, als er will.
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seht ihr, ohne ein gesundheitssystem ist man schnell in problemen.
gott sei dank habeen wir hier einen funktionierenden sozialstaat, trotz aller probleme und widrigkeiten!