TM1987
Gesperrt
Ashley Summers fehlt. Das im Jahr 2007 verschwundene Mädchen wurde immer wieder mit den Vermisstenfällen Amanda Berry und Gina DeJesus in Verbindung gebracht. Die beiden jungen Frauen sind jetzt gemeinsam mit einer dritten Frau aus einem Haus in Cleveland befreit worden - die Suche nach Summers geht weiter.
Die Gefühle, welche die Familie der verschwundenen Ashley Summers in diesen Tagen durchlebt, sind schwer vorstellbar.Drei junge Frauen wurden nach zehn Jahren Gefangenschaft aus einem Haus befreit. Zwei von ihnen sind in der Vergangenheit immer wieder mit dem Vermisstenfall Summers in Verbindung gebracht worden.
Amanda Berry und Gina DeJesus verschwanden in den Jahren 2003 und 2004. Summers wurde 2007 zum letzten Mal gesehen, in unmittelbarer Nähe der Stellen, an denen die anderen beiden Teenager verschwunden waren. Sie lebte im gleichen Wohnviertel der US-Stadt Cleveland, weniger als vier Meilen von dem Haus entfernt, aus dem Berry und DeJesus jetzt befreit werden konnten.
Die damals 14-Jährige war Berichten zufolge nach einem Familienstreit von zuhause weggelaufen. Als sie auch nach mehreren Tagen nicht zurückkehrte und keine Spuren in sozialen Netzwerken hinterließ, nahmen die Behörden die Ermittlungen auf - auch in Zusammenhang mit dem Verschwinden der beiden anderen Teenager.
"Wir hoffen, dass es da eine Verbindung gibt und dass sie wissen, wo sie ist", sagte eine Tante Summers' jetzt in Bezug auf die drei befreiten jungen Frauendem US-Nachrichtensender CNN. Die Polizei will die drei möglichst bald zu ihrer Gefangenschaft befragen - und in diesem Zusammenhang soll es auch um das vierte verschwundene Mädchen gehen.
Das Zimmer von Amanda Berry blieb jahrelang unverändert
Gemeinsam mit Berry und DeJesus wurde nicht Ashley Summers befreit, womit die Polizei eher gerechnet hätte, sondern Michelle Knight. Deren Großmutter erhebt nun schwere Vorwürfe. Die Polizei hätte nicht ausreichend nach ihrer Enkelin gesucht und sei stattdessen davon ausgegangen, die damals 21-Jährige sei wegen familiärer Probleme aus freien Stücken verschwunden. Tatsächlich gab Clevelands stellvertretender Polizeichef Ed Tomba jetzt zu, die Suche habe sich auf Berry und DeJesus konzentriert und offenbar auch auf Summers - nicht aber auf Knight.
Berrys Familie hatte die Hoffnung nie aufgegeben. Das Zimmer von Amanda sah aus wie immer, auch Jahre nachdem das damals 16-jährige Mädchen verschwunden war. An Berry gerichtete Post und Zeitschriften habe ihre Mutter im Kinderzimmer gestapelt, berichteten US-Medien unter Berufung auf Berrys Tante Tina Miller. Geschenke für Geburtstage und Weihnachten, an denen die Vermisste fehlte, lagen daneben. Ein Anruf, dass jemand sie von ihrem Job bei einem Fast-Food-Restaurant nach Hause bringen würde, war das Letzte, was Berrys Familie vor zehn Jahren von ihr hörte. Dann kein Wort, kein Lebenszeichen mehr. Das jahrelange Hoffen und Bangen begann. Berry Mutter starb über dem Kummer 2006.
Ein Jahrzehnt nach der Entführung hat die Geschichte doch noch ein glückliches Ende gefunden: "Hallo Papa, ich lebe", sagte Berry nach ihrer Befreiung am Telefon zu ihrem Vater. Auch ihre Großmutter rief Berry an. "Ich liebe dich, Schätzchen, Gott sei Dank", antwortete die Frau. "Ich habe all diese Jahre immer an dich gedacht. Ich habe dich nie vergessen." Es gehe ihr gut, sagte Berry. Während ihrer Gefangenschaft habe sie eine Tochter zur Welt gebracht.
Nach rund zehn Jahren Gefangenschaft sind Berry, DeJesus und Knight jetzt wieder mit Familie und Freunden vereint. Um allen mehr Zeit zu geben, hat die Polizei die Befragung der drei Entführungsopfer vertagt und schottet ihre Aufenthaltsorte ab. An dem Haus von DeJesus hingen am Tag nach ihrer Befreiung Luftballons, wie auf TV-Bildern und Fotos zu sehen war. Die ganze Familie habe vor Freude geweint, als die Nachricht kam, erzählte DeJesus' Bruder Ricardo. "Ich bin so froh, dass ich sie wiedersehen konnte. Es waren neun lange Jahre. Ich bin einfach so froh, dass ich sie sehen und umarmen konnte".
Verdächtige wohnten im selben Viertel wie die Mädchen
Es gehe DeJesus den Umständen entsprechend gut, sagte ihre Schwester Mayra. Und ihre Tante ergänzte: "Diese Mädchen sind so stark. Was wir in zehn Jahren gemacht haben ist nichts im Vergleich zu dem, was sie in der Zeit gemacht haben, um zu überleben." In der langen Phase des Wartens waren die drei Frauen eigentlich ganz nah: Von der Lorain Avenue, in der laut CNN alle drei wohnten, bis zum "Horrorhaus" in der Seymour Avenue sind es mit dem Auto nur wenige Minuten. Die festgenommenen und tatverdächtigen drei Brüder waren in dem ärmlichen, hauptsächlich von Einwanderern bewohnten Viertel der Stadt im US-Bundesstaat Ohio bekannt. Trotzdem gab es anscheinend etwa zehn Jahre lang kein Spur von den Mädchen.
DeJesus' Onkel Tito spielte sogar in mehreren Bands mit dem Hauptverdächtigen Ariel Castro und besuchte ihn zu Hause. "Ich hatte überhaupt keine Ahnung", sagte Tito DeJesus. Das Haus sei immer abgeschlossen gewesen, sagte Castros Sohn Anthony, der nach eigenen Angaben schon vor längerer Zeit zu Hause auszog und nur noch wenig Kontakt zu seinem Vater hat. "Es gab Orte, an die wir nie gehen durften. Der Keller war verschlossen, der Dachboden, die Garage."
Viele Fragen sind nach diesem spektakulären Entführungsfall allerdings noch offen. Wie konnte es sein, dass die Frauen so lange unentdeckt blieben? Gab es weitere Opfer? Was wurde ihnen angetan? Aber zunächst sei hauptsächlich eines wichtig, sagte Clevelands FBI-Chef Stephen Anthony: "Der Albtraum ist vorbei."
Cleveland - Suche nach viertem verschwundenen Mädchen - Panorama - Süddeutsche.de
Die Gefühle, welche die Familie der verschwundenen Ashley Summers in diesen Tagen durchlebt, sind schwer vorstellbar.Drei junge Frauen wurden nach zehn Jahren Gefangenschaft aus einem Haus befreit. Zwei von ihnen sind in der Vergangenheit immer wieder mit dem Vermisstenfall Summers in Verbindung gebracht worden.
Amanda Berry und Gina DeJesus verschwanden in den Jahren 2003 und 2004. Summers wurde 2007 zum letzten Mal gesehen, in unmittelbarer Nähe der Stellen, an denen die anderen beiden Teenager verschwunden waren. Sie lebte im gleichen Wohnviertel der US-Stadt Cleveland, weniger als vier Meilen von dem Haus entfernt, aus dem Berry und DeJesus jetzt befreit werden konnten.
Die damals 14-Jährige war Berichten zufolge nach einem Familienstreit von zuhause weggelaufen. Als sie auch nach mehreren Tagen nicht zurückkehrte und keine Spuren in sozialen Netzwerken hinterließ, nahmen die Behörden die Ermittlungen auf - auch in Zusammenhang mit dem Verschwinden der beiden anderen Teenager.
"Wir hoffen, dass es da eine Verbindung gibt und dass sie wissen, wo sie ist", sagte eine Tante Summers' jetzt in Bezug auf die drei befreiten jungen Frauendem US-Nachrichtensender CNN. Die Polizei will die drei möglichst bald zu ihrer Gefangenschaft befragen - und in diesem Zusammenhang soll es auch um das vierte verschwundene Mädchen gehen.
Das Zimmer von Amanda Berry blieb jahrelang unverändert
Gemeinsam mit Berry und DeJesus wurde nicht Ashley Summers befreit, womit die Polizei eher gerechnet hätte, sondern Michelle Knight. Deren Großmutter erhebt nun schwere Vorwürfe. Die Polizei hätte nicht ausreichend nach ihrer Enkelin gesucht und sei stattdessen davon ausgegangen, die damals 21-Jährige sei wegen familiärer Probleme aus freien Stücken verschwunden. Tatsächlich gab Clevelands stellvertretender Polizeichef Ed Tomba jetzt zu, die Suche habe sich auf Berry und DeJesus konzentriert und offenbar auch auf Summers - nicht aber auf Knight.
Berrys Familie hatte die Hoffnung nie aufgegeben. Das Zimmer von Amanda sah aus wie immer, auch Jahre nachdem das damals 16-jährige Mädchen verschwunden war. An Berry gerichtete Post und Zeitschriften habe ihre Mutter im Kinderzimmer gestapelt, berichteten US-Medien unter Berufung auf Berrys Tante Tina Miller. Geschenke für Geburtstage und Weihnachten, an denen die Vermisste fehlte, lagen daneben. Ein Anruf, dass jemand sie von ihrem Job bei einem Fast-Food-Restaurant nach Hause bringen würde, war das Letzte, was Berrys Familie vor zehn Jahren von ihr hörte. Dann kein Wort, kein Lebenszeichen mehr. Das jahrelange Hoffen und Bangen begann. Berry Mutter starb über dem Kummer 2006.
Ein Jahrzehnt nach der Entführung hat die Geschichte doch noch ein glückliches Ende gefunden: "Hallo Papa, ich lebe", sagte Berry nach ihrer Befreiung am Telefon zu ihrem Vater. Auch ihre Großmutter rief Berry an. "Ich liebe dich, Schätzchen, Gott sei Dank", antwortete die Frau. "Ich habe all diese Jahre immer an dich gedacht. Ich habe dich nie vergessen." Es gehe ihr gut, sagte Berry. Während ihrer Gefangenschaft habe sie eine Tochter zur Welt gebracht.
Nach rund zehn Jahren Gefangenschaft sind Berry, DeJesus und Knight jetzt wieder mit Familie und Freunden vereint. Um allen mehr Zeit zu geben, hat die Polizei die Befragung der drei Entführungsopfer vertagt und schottet ihre Aufenthaltsorte ab. An dem Haus von DeJesus hingen am Tag nach ihrer Befreiung Luftballons, wie auf TV-Bildern und Fotos zu sehen war. Die ganze Familie habe vor Freude geweint, als die Nachricht kam, erzählte DeJesus' Bruder Ricardo. "Ich bin so froh, dass ich sie wiedersehen konnte. Es waren neun lange Jahre. Ich bin einfach so froh, dass ich sie sehen und umarmen konnte".
Verdächtige wohnten im selben Viertel wie die Mädchen
Es gehe DeJesus den Umständen entsprechend gut, sagte ihre Schwester Mayra. Und ihre Tante ergänzte: "Diese Mädchen sind so stark. Was wir in zehn Jahren gemacht haben ist nichts im Vergleich zu dem, was sie in der Zeit gemacht haben, um zu überleben." In der langen Phase des Wartens waren die drei Frauen eigentlich ganz nah: Von der Lorain Avenue, in der laut CNN alle drei wohnten, bis zum "Horrorhaus" in der Seymour Avenue sind es mit dem Auto nur wenige Minuten. Die festgenommenen und tatverdächtigen drei Brüder waren in dem ärmlichen, hauptsächlich von Einwanderern bewohnten Viertel der Stadt im US-Bundesstaat Ohio bekannt. Trotzdem gab es anscheinend etwa zehn Jahre lang kein Spur von den Mädchen.
DeJesus' Onkel Tito spielte sogar in mehreren Bands mit dem Hauptverdächtigen Ariel Castro und besuchte ihn zu Hause. "Ich hatte überhaupt keine Ahnung", sagte Tito DeJesus. Das Haus sei immer abgeschlossen gewesen, sagte Castros Sohn Anthony, der nach eigenen Angaben schon vor längerer Zeit zu Hause auszog und nur noch wenig Kontakt zu seinem Vater hat. "Es gab Orte, an die wir nie gehen durften. Der Keller war verschlossen, der Dachboden, die Garage."
Viele Fragen sind nach diesem spektakulären Entführungsfall allerdings noch offen. Wie konnte es sein, dass die Frauen so lange unentdeckt blieben? Gab es weitere Opfer? Was wurde ihnen angetan? Aber zunächst sei hauptsächlich eines wichtig, sagte Clevelands FBI-Chef Stephen Anthony: "Der Albtraum ist vorbei."
Cleveland - Suche nach viertem verschwundenen Mädchen - Panorama - Süddeutsche.de