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Den Haag/Belgrad. Der serbische Nationalist Vojislav Seselj muss sich weiterhin vor Gericht verantworten. Das UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag befand, es gebe "mehrere Beweise dafür, dass der Angeklagte eine nationalistische Ideologie propagierte, welche die Vertreibung von Nicht-Serben voraussetzte, und die Stimmung der Angst bei der nicht-serbischen Bevölkerung verbreitete". Damit war Seseljs Antrag auf Freilassung abgelehnt.
Der Politiker hatte argumentiert, dass es der Anklage nicht gelungen sei, seine Verantwortung für Kriegsverbrechen in Kroatien, der nordserbischen Provinz Vojvodina und in Bosnien-Herzegowina 1991 und 1993 zu belegen.
Der Chef der Serbischen Radikalen Partei (SRS) wird beschuldigt, als Mitglied eines "gemeinsamen verbrecherischen Vorhabens", an dessen Spitze der damalige jugoslawische Präsident Slobodan Milosevic stand, durch seine Reden Menschen dazu veranlasst zu haben, Kriegsverbrechen zu begehen. Ziel sei es gewesen, Kroaten, muslimische Bosniaken und andere Nicht-Serben zu vertreiben.
Der Prozess gegen Seselj begann im November 2007. Der Nationalist, der sich selbst dem Tribunal gestellt hatte, ist seit 2003 im Gefängnis in Scheveningen. Durch einen Hungerstreik erkämpfte er sich das Recht, sich selbst zu verteidigen, wie dies vor ihm Milosevic – ebenfalls ein studierter Jurist – getan hatte.
Doch auch die serbische Justiz hat Seselj im Visier. Wie die Tageszeitung "Blic" berichtete, wollen Ermittler den Politiker wegen der Ermordung des damaligen serbischen Premiers Zoran Djindjic im März 2003 einvernehmen. Seselj war damals schon in Den Haag, doch kurz davor prophezeite er ein "blutiges Frühjahr in Serbien".
Djindjic war von Angehörigen der Polizei-Sondereinheit "Rote Barette" erschossen worden. Am Attentat war auch die Zemun-Mafia beteiligt. Doch die genauen Hintergründe des Mordes wurden bisher nicht aufgedeckt.
Verfahren gegen serbischen Nationalisten fortgesetzt