TM1987
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Technikfolgenabschätzer Johann Čas über Missbrauch, Tendenzen und Folgen der anwachsenden Videoüberwachung
Auf mittlerweile über eine Million hat sich die Zahl der Überwachungskameras in Österreich erhöht, schätzt die Arbeitsgemeinschaft Daten. Die genaue Zahl ist wegen der Dunkelziffer selbst den Behörden nicht bekannt. Zudem sind exponierte Gewerbe wie Banken oder Juweliere sowie Hausbesitzer von der Meldepflicht ausgenommen. Nicht registriert werden müssen auch analoge Aufzeichnungsarten oder Panorama-Webcams, die die Bilder zwar ins Netz übertragen, nicht aber speichern.
Gerade durch den Terroranschlag beim Boston-Marathon haben die Forderungen nach mehr Überwachung wieder zugenommen. derStandard.at sprach mit Johann Čas vom Institut für Technikfolgenabschätzung in Wien (ITA) über die gesellschaftliche Akzeptanz von Überwachungssystemen, den schleichenden Verlust der Privatsphäre und die Tendenz zur Kontrolle durch Private.
derStandard.at: Das Argument der Gegner lautet, dass wir für die Überwachung unsere Freiheit aufgeben. Haben wir das getan?
Čas: Es geht mit jeder Art der Überwachung eine Einschränkung der Freiheit und ein Eingriff in die Privatsphäre einher. Wer weiß, dass er kontrolliert wird, passt seine Handlungen und Aussagen automatisch an gewünschte Normen an. Wir bewegen uns hier in einem heiklen Bereich, wo die Bevölkerung schon unter einem Generalverdacht steht.
derStandard.at: Vor einigen Technologiesprüngen waren es noch Menschen, die überwachten. Blockwarte konnten aber schon rein logistisch nicht alles lückenlos durchleuchten. Heute ist das mit automatischer Gesichtserkennung, Vorratsdatenspeicherung und GPS-Bewegungsprofilen leicht möglich. Bringt die künstliche Intelligenz eine neue Dimension in die Sache?
Čas: Selbst in riesigen Spitzelstaaten waren gewisse Bereiche ausgeklammert, etwa im privaten Bereich. Heute kann man durch den technischen Fortschritt bei der Überwachung auch Privates nur mehr schwer verheimlichen. In der nächsten Technologiegeneration, bei den sogenannten smarten oder intelligenten Systemen, treffen selbstlernende Maschinen Urteile über unser Verhalten und stufen es entweder als "normal" oder als "nicht normal" ein. Das tritt der Menschenwürde gefährlich nahe.
Ganzes Interview auf :
Videokameras: "Bewegen uns schlafwandelnd in den Überwachungsstaat" - Gesellschaft - derStandard.at
Wie steht ihr zu diesem Thema? Zu viel Überwachung oder fühlt ihr euch dadurch sicherer?
Auf mittlerweile über eine Million hat sich die Zahl der Überwachungskameras in Österreich erhöht, schätzt die Arbeitsgemeinschaft Daten. Die genaue Zahl ist wegen der Dunkelziffer selbst den Behörden nicht bekannt. Zudem sind exponierte Gewerbe wie Banken oder Juweliere sowie Hausbesitzer von der Meldepflicht ausgenommen. Nicht registriert werden müssen auch analoge Aufzeichnungsarten oder Panorama-Webcams, die die Bilder zwar ins Netz übertragen, nicht aber speichern.
Gerade durch den Terroranschlag beim Boston-Marathon haben die Forderungen nach mehr Überwachung wieder zugenommen. derStandard.at sprach mit Johann Čas vom Institut für Technikfolgenabschätzung in Wien (ITA) über die gesellschaftliche Akzeptanz von Überwachungssystemen, den schleichenden Verlust der Privatsphäre und die Tendenz zur Kontrolle durch Private.
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derStandard.at: Das Argument der Gegner lautet, dass wir für die Überwachung unsere Freiheit aufgeben. Haben wir das getan?
Čas: Es geht mit jeder Art der Überwachung eine Einschränkung der Freiheit und ein Eingriff in die Privatsphäre einher. Wer weiß, dass er kontrolliert wird, passt seine Handlungen und Aussagen automatisch an gewünschte Normen an. Wir bewegen uns hier in einem heiklen Bereich, wo die Bevölkerung schon unter einem Generalverdacht steht.
derStandard.at: Vor einigen Technologiesprüngen waren es noch Menschen, die überwachten. Blockwarte konnten aber schon rein logistisch nicht alles lückenlos durchleuchten. Heute ist das mit automatischer Gesichtserkennung, Vorratsdatenspeicherung und GPS-Bewegungsprofilen leicht möglich. Bringt die künstliche Intelligenz eine neue Dimension in die Sache?
Čas: Selbst in riesigen Spitzelstaaten waren gewisse Bereiche ausgeklammert, etwa im privaten Bereich. Heute kann man durch den technischen Fortschritt bei der Überwachung auch Privates nur mehr schwer verheimlichen. In der nächsten Technologiegeneration, bei den sogenannten smarten oder intelligenten Systemen, treffen selbstlernende Maschinen Urteile über unser Verhalten und stufen es entweder als "normal" oder als "nicht normal" ein. Das tritt der Menschenwürde gefährlich nahe.
Ganzes Interview auf :
Videokameras: "Bewegen uns schlafwandelnd in den Überwachungsstaat" - Gesellschaft - derStandard.at
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