Kosovo: Fifa und Uefa sehen keinen Handlungsbedarf
VON DPA1. April 1999, 00:00 Uhr
Internationale Verbände sind für eine Trennung von Sport und Politik - DFB erwartet Hilfestellung
Der Fußball-Weltverband (Fifa) sieht derzeit keinen Anlaß, in irgendeiner Weise auf den Jugoslawien-Konflikt zu reagieren. "Die Fifa befindet sich nicht in der Situation, daß sie irgendeinen internationalen Wettbewerb mit Beteiligung der in Frage kommenden Länder aufrechterhalten muß. Insofern sind wir gegenüber der Uefa in der etwas glücklicheren Lage, weil wir nicht reagieren müssen", erklärte Fifa-Sprecher Andreas Herren am Mittwoch in Zürich der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Spielverlegungen oder gar Sanktionen gegen irgendeinen Verband seien derzeit kein Thema, das von der Fifa diskutiert werden müsse.Der Europäische Verband (Uefa) ist seit der Verschärfung im Kosovo-Konflikt zwar bemüht, den Spielbetrieb in seinen Wettbewerben aufrechtzuerhalten. Dennoch hatte die Uefa wegen der Nato-Luftangriffe auf Jugoslawien zahlreiche für den vergangenen Samstag und gestern abend geplanten Spiele der EM-Qualifikation absagen müssen. Sie sollen im Spätsommer nachgeholt werden. Obwohl es bei der Fifa keinen konkreten Handlungsbedarf gibt, hat der Weltverband eine generelle Übereinkunft mit der Uefa getroffen. "Beide internationalen Verbände sind für eine Trennung von Sport und Politik", erläuterte Herren. Intern verweist die Uefa jedoch auf das Jahr 1992. Damals hatte sie sich wegen der von Serbien ausgehenden kriegerischen Auseinandersetzungen auf dem Balkan dem Boykott-Beschluß der Vereinten Nationen gegen Jugoslawien angeschlossen und dessen Nationalmannschaft von der EM-Endrunde ausgeschlossen. "Wir hoffen, daß wir eine solche Situation vermeiden können", sagte ein Uefa-Sprecher. "Jugoslawien ist eines von 51 Uefa-Mitgliedern mit allen Rechten und Pflichten."Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) erhofft sich von der Fifa und der Uefa angesichts der Boykottdrohungen jugoslawischer Spieler in der Bundesliga und im Ausland Hilfestellung und eine eindeutige Position. "Wir haben Kontakt zur Fifa und zur Uefa geknüpft und sie gebeten, eine Position zu definieren", sagte DFB-Mediendirektor Wolfgang Niersbach im Vorfeld des EM-Qualifikationsspiels der deutschen Nationalmannschaft gegen Finnland in Nürnberg. Es handele sich ja nicht "um ein deutsches, sondern um ein internationales Problem", wenn jugoslawische Spieler bei ihren Vereinen weltweit in den Ausstand treten wollen. Niersbach sagte zwar, auch der DFB habe Verständnis für die jugoslawischen Spieler, die sich um ihre Angehörigen im Krisengebiet sorgen, äußerte aber arbeitsrechtliche Bedenken. "Aus unserer Sicht können wir die Nöte der betroffenen Spieler nachempfinden. Aber man darf auch nicht die arbeitsrechtliche Komponente außer acht lassen", erklärte Niersbach, der aber nicht von "Sanktionen" sprechen wollte. Der DFB-Präsident, Egidius Braun, gab vorerst keine offizielle Stellungnahme zu diesem Thema ab.Die Uefa hatte am Montag den jugoslawischen Profis, die aus Protest gegen die Luftangriffe auf ihr Heimatland einen Klub-Boykott initiieren wollen, zumindest die "Unterstützung" verweigert. Man habe Verständnis für die Profis, verwies jedoch gleichzeitig auf die Verpflichtungen gegenüber ihren Arbeitgebern und dem Fußball.