DZEKO
Besa Bese
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Licht an, Licht aus bei der Frage, ob die Deutschen feige sind gegenüber der islamischen Herausforderung. Unsere Autoren, der Katholik Matthias Matussek und die Protestantin Claudia Becker, streiten
Matthias Matussek: Liebe Kollegin, haben Sie sich auch so geschämt für unsere christlichen Kirchen und ihre feige Haltung zur islamischen Herausforderung? Dass Kardinal Woelki, neu in Köln, die Lichter des Doms abschalten ließ, weil Islamkritiker, meinetwegen auch Islamfeinde, demonstrieren wollten, fand ich bodenlos.
Claudia Becker: Ich bin heilfroh, dass es meine Kirche in diesem Fall nicht mit Luther hält, der den Islam als Bedrohung des christlichen Abendlandes betrachtete. Und ich bin froh, dass es überkonfessionelle Einigkeit gibt: Die Kirchen können gar nicht anders, als sich gegen Pegida auszusprechen und das Licht auszudrehen. Wer mit einem schwarz-rot-goldenen Kreuz marschiert, der hat im Religionsunterricht nicht aufgepasst – wenn er ihn überhaupt besucht hat. Eine Bewegung, die mit Ängsten vor dem Fremden spielt, die Hass schürt, die ist mit dem Christentum nicht vereinbar.
Matussek: Also langsam erwärme ich mich für den alten Luther. Denn natürlich war der Islam eine Bedrohung für das christliche Abendland. Und heute ist er es wieder. Allerdings trifft er nur noch auf ein Abendland, das sein Christentum zu Bett gebracht hat. Vielleicht hat es es auch eingeschläfert. Von Missionierung, die der Islam so aggressiv betreibt, will es nichts mehr wissen. Schade, denn das Christentum hätte heute vieles zu sagen. Es ist ein Aufruf zur Liebe. Aber auch zum aufrechten Gang, zur Würde des Menschen. Der Islam ist da einfacher: Er steinigt oder tötet die Feinde.
Becker: Das macht natürlich nicht "der Islam". Die überwiegende Mehrheit der Muslime ist nicht radikal. Die Brutalität der Fanatiker ist allerdings erschreckend. Christen gehen – mittlerweile – mit Kritikern und "Ungläubigen" anders um. Jesus sagte: Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein
Matussek: Nun gut. Ich mag den Islam nicht, weil ich von ihm nur noch in Zusammenhängen höre, die mich schaudern lassen: Terror, Unterwerfung, Steinigung. Vergessen Sie nicht, dass viele Flüchtlinge vor Islamisten fliehen. Und die Christen, die bezahlen ihren Glauben mit Blut.
Becker: Dann lassen Sie uns über Pegida sprechen. Was wäre aus Jesus geworden, wenn er auf der Flucht vor Herodes nicht in Ägypten Asyl bekommen hätte? Wenn ich daran denke, dass im vorigen Jahr 3500 Kinder in Syrien getötet wurden, dann bricht es mir das Herz, dass denen, die entkommen sind und bei uns Hilfe suchen, Feindseligkeit entgegenschlägt.
Matussek: Ich finde nicht, dass dem Islam bei uns Feindseligkeit entgegenschlägt. Im Gegenteil. Auch Pegida hat sich ausdrücklich für die Aufnahme von religiös und politisch Verfolgten ausgesprochen. Wird nur nicht zur Kenntnis genommen. Und leider beteiligen sich auch die Kirchen an der Diffamierung dieser Menschen, deren Ängste ich mehr denn je verständlich finde. Sollten die Kirchenleute nicht mit diesen Menschen reden, sollten sie nicht überhaupt mehr über Christus und die frohe Botschaft reden, auch gegenüber den Muslimen?
Becker: Pegida lässt sich gerade nicht am Positionspapier messen. Natürlich ist es feindselig, bei Demonstrationen Schilder mit durchkreuzten Moscheen hoch zu halten. Und lesen Sie mal die unverhohlen ausländerfeindlichen Facebook-Kommentare unter Einträgen von Pegida-Kritikern! Recht gebe ich Ihnen aber darin, dass Ausgrenzung keine Lösung ist. Ich bin mir allerdings sicher, dass es kaum Kirchenvertreter gibt, die nicht mit Pegida-Anhängern reden würden, die das Gespräch suchen.
Duell: Was Pegida mit Jesus zu tun hat - NachrichtenDebatte - Kommentare - DIE WELT
Licht an, Licht aus bei der Frage, ob die Deutschen feige sind gegenüber der islamischen Herausforderung. Unsere Autoren, der Katholik Matthias Matussek und die Protestantin Claudia Becker, streiten
Matthias Matussek: Liebe Kollegin, haben Sie sich auch so geschämt für unsere christlichen Kirchen und ihre feige Haltung zur islamischen Herausforderung? Dass Kardinal Woelki, neu in Köln, die Lichter des Doms abschalten ließ, weil Islamkritiker, meinetwegen auch Islamfeinde, demonstrieren wollten, fand ich bodenlos.
Claudia Becker: Ich bin heilfroh, dass es meine Kirche in diesem Fall nicht mit Luther hält, der den Islam als Bedrohung des christlichen Abendlandes betrachtete. Und ich bin froh, dass es überkonfessionelle Einigkeit gibt: Die Kirchen können gar nicht anders, als sich gegen Pegida auszusprechen und das Licht auszudrehen. Wer mit einem schwarz-rot-goldenen Kreuz marschiert, der hat im Religionsunterricht nicht aufgepasst – wenn er ihn überhaupt besucht hat. Eine Bewegung, die mit Ängsten vor dem Fremden spielt, die Hass schürt, die ist mit dem Christentum nicht vereinbar.
Matussek: Also langsam erwärme ich mich für den alten Luther. Denn natürlich war der Islam eine Bedrohung für das christliche Abendland. Und heute ist er es wieder. Allerdings trifft er nur noch auf ein Abendland, das sein Christentum zu Bett gebracht hat. Vielleicht hat es es auch eingeschläfert. Von Missionierung, die der Islam so aggressiv betreibt, will es nichts mehr wissen. Schade, denn das Christentum hätte heute vieles zu sagen. Es ist ein Aufruf zur Liebe. Aber auch zum aufrechten Gang, zur Würde des Menschen. Der Islam ist da einfacher: Er steinigt oder tötet die Feinde.
Becker: Das macht natürlich nicht "der Islam". Die überwiegende Mehrheit der Muslime ist nicht radikal. Die Brutalität der Fanatiker ist allerdings erschreckend. Christen gehen – mittlerweile – mit Kritikern und "Ungläubigen" anders um. Jesus sagte: Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein
Matussek: Nun gut. Ich mag den Islam nicht, weil ich von ihm nur noch in Zusammenhängen höre, die mich schaudern lassen: Terror, Unterwerfung, Steinigung. Vergessen Sie nicht, dass viele Flüchtlinge vor Islamisten fliehen. Und die Christen, die bezahlen ihren Glauben mit Blut.
Becker: Dann lassen Sie uns über Pegida sprechen. Was wäre aus Jesus geworden, wenn er auf der Flucht vor Herodes nicht in Ägypten Asyl bekommen hätte? Wenn ich daran denke, dass im vorigen Jahr 3500 Kinder in Syrien getötet wurden, dann bricht es mir das Herz, dass denen, die entkommen sind und bei uns Hilfe suchen, Feindseligkeit entgegenschlägt.
Matussek: Ich finde nicht, dass dem Islam bei uns Feindseligkeit entgegenschlägt. Im Gegenteil. Auch Pegida hat sich ausdrücklich für die Aufnahme von religiös und politisch Verfolgten ausgesprochen. Wird nur nicht zur Kenntnis genommen. Und leider beteiligen sich auch die Kirchen an der Diffamierung dieser Menschen, deren Ängste ich mehr denn je verständlich finde. Sollten die Kirchenleute nicht mit diesen Menschen reden, sollten sie nicht überhaupt mehr über Christus und die frohe Botschaft reden, auch gegenüber den Muslimen?
Becker: Pegida lässt sich gerade nicht am Positionspapier messen. Natürlich ist es feindselig, bei Demonstrationen Schilder mit durchkreuzten Moscheen hoch zu halten. Und lesen Sie mal die unverhohlen ausländerfeindlichen Facebook-Kommentare unter Einträgen von Pegida-Kritikern! Recht gebe ich Ihnen aber darin, dass Ausgrenzung keine Lösung ist. Ich bin mir allerdings sicher, dass es kaum Kirchenvertreter gibt, die nicht mit Pegida-Anhängern reden würden, die das Gespräch suchen.
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