Tengrismus und türkische Mythologie
Tengrismus war einst der Glaube aller türkischen und mongolischen Völker Zentralasiens. Der Glaube baut sich vor allem um den Himmelsgott
Tengri auf und setzt sich aus Animismus, Schamanismus, Ahnenverehrung, einer speziellen Form des Totemismus und Einflüssen aus dem
chinesischen Universismus zusammen.
Im Tengrismus besteht der Sinn des Lebens für einen Menschen darin, mit
allem, was unter dem Himmel ist, also mit seiner Umwelt im Einklang zu leben. Der Mensch steht in der Mitte der Welten und sieht seine Existenz zwischen dem
ewigen blauen Vater-Himmel, der
Mutter Erde, die ihn stützt und ernährt, und einem Herrscher, der als
Sohn des Himmels gilt, geborgen
(...)
Die Göktürken waren die erste türkische Horde, die der Nachwelt zahlreiche schriftliche Nachweise hinterlassen haben, die viele wertvolle Hinweise über ihre Kultur, Glauben und Politik enthalten. Aus den Orchon-Runen geschriebenen Kül-Tegin-Stelen (7. Jahrhundert), geht das folgende tengristische Glaubensbekenntnis hervor:
„
üzä kök tänri asra yağız yer kılıntıkda, ekin ara kişi oğli kılınmış.“ Zu deutsch:
„
Als oben der blaue Himmel und unten die braune Erde ins Dasein trat, wurde durch diese (dazwischen) das Menschengeschlecht gezeugt.“ Die Herrschertitel der Göktürken enthielten stets den Hinweis auf ihre göttliche Verbindung zum Himmel; wie etwa
kök tengri yaratmış (von Tengri erschaffen). In den Inschriften des Bilge Khan (reg. 716-734 das Reich der Göktürken) heißt es: „
Im Auftrag des Himmels ist der türkische Herrscher eingesetzt, um die Welt zu regieren“. Ein Zusatz in seinem Titel lautete: „
tänri täg tänri yaratmış türk bilge kağan“, zu deutsch: „
Der Himmelsähnliche, vom Himmel (mit dem Volk) zusammengestellte adlige (türk) Bilge Khan.“
Im Reich der Göktürken erlebte der Tengrismus eine Blütezeit, obwohl der zunehmende Einfluss fremder Religionen in jenem Vielvölkerstaat groß gewesen sein muss. In einer der Überlieferungen wird der große Khan von seinem Berater vor der zunehmenden Verbreitung des Buddhismus gewarnt; der Buddhismus würde die Türken zu unproduktiven und gleichgültigen Pazifisten werden lassen. Aber abgesehen davon war der Tengrismus anderen Religionen gegenüber sehr tolerant eingestellt. In einer Überlieferung über einen Kiptschaken-Khan heißt es, er hätte vor der Schlacht alle geistlichen Führer aus seiner Horde unterschiedlichster Glauben zu einem gemeinsamen Gottesdienst zusammengeführt und gesagt:
„Je mehr Götter auf unserer Seite sind, umso besser ist es für uns!“
- Tengri alttürk.: früher Himmel/später Gott.
- Tanrı türk.: Gott.
- Tenger mong.: Himmel
- Tenger Etseg: der Name des Himmelsgottes bei den Mongolen.
„
Diese Ungläubigen nennen den Himmel Tengri und beten zu ihm. Sie bezeichnen aber auch andere Dinge, die ihnen in der Natur als imposant erscheinen, wie große Berge oder prächtige Bäume, als Tengri und gehen auch vor diesen Dingen zum Gebet in die Knie. Möge Allah ihren Seelen gnädig sein.“ (Aus dem Wörterbuch
Divan Lügat ü- Türk des Kaşgarlı Mahmut aus dem Jahre 1074.) Tengri wird als eine nicht personifizierte, männliche Gottheit oder als der große Geist des Himmels interpretiert. Im Tengrismus wird alles in der Natur befindliche von einem Geist bewohnt. Tengri ist der mächtigste von allen. Er gilt als der Erschaffer und Hüter des kosmischen Gleichgewichts und der natürlichen Kreisläufe. Im Gegensatz zu anderen heiligen Gestalten, die von den Schamanen und in den Mythologien der tengristischen Völker sehr menschlich dargestellt beschrieben werden, gibt es keine Beschreibung oder Personifizierung von Tengri, obwohl er als der Vater von großen Herrschern und vielen anderen übernatürlichen Mächten gilt. Er wird immer als zeitloser und endloser, blauer Himmel erwähnt.
Da Tengri aber auch Himmel bedeutet, findet man dieses Wort auch in den Namen mancher anderer Objekte in der Natur, von denen die Menschen glaubten, dass diese von einem Himmelsgeist beseelt sind. Himmels-Berg, Himmels-Baum, Himmels-Felsen, Himmels-Wolf usw. Die Geister wurden in Himmels- und Erd-Wassergeister eingeteilt. Aber der eigentliche Tengri war stets im Himmel selbst.
Tengrismus
Mythen:
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Asena
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Oguz-Epos
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Manas-Epos
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Ergenekon-Sage
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Göc