Mit vielen Vorschusslorbeeren kam diese Gangster-Dokumentation daher und wollte einen genauen Einblick geben, wie das Leben im „gefürchtetsten Stadtteil de Welt“, dem Londoner East End, wohl aussieht und wie man von einem normalen Jungen zum Kriminellen wird.
Dokumentationen sind in der heutigen sehr visuellen und mit Action verwöhnten Zuschauerschaft immer sehr schwer zu verkaufen, sodass viele gute immer im Schatten größerer Hollywood Produktionen stehen. Doch „The End“ hat etwas geschafft, wofür man im Nachhinein der Regisseurin nur dankbar sein kann, denn mit diesem Film bekommt man einen wirklich neutralen Eindruck wie es wohl sein mag ein echter Gangster zu sein. Zwar herrschen viele Bilder und Stereotypen in den Köpfen der Menschen, die nicht zuletzt auch durch Mafia-Filme geprägt wurden, doch dieser Film bricht mit den Vorurteilen und präsentiert die nackte Wahrheit. Und das obwohl die Regisseurin die Tochter des wohl größten Gangsters vom Londoner East End ist.
Nicola Collins ist es, die mit ihrer Dokumentation zeigen möchte, wie u.a. ihr Vater „Les Falco“ und zahlreiche andere kriminelle Größen der Londoner Unterwelt sich so entwickelt haben. Der Anspruch des Filmes ist hierbei nicht etwa zu glorifizieren oder zu verurteilen, sondern nimmt eine sehr angenehme neutrale Sicht den Erzählungen gegenüber ein.
Der Aufbau des Filmes ist so schlicht wie genial, denn im Endeffekt sitzen dort alternde Männer, die von ihren großen Tagen erzählen, sprich es erfolgen Interviews, die dann bildlich untermalt werden. Die Kunst hieran ist allerdings auf einen kompletten Aufbau einer Geschichte zu verzichten und die realen Personen, sowie deren Inhalte für sich selbst sprechen zu lassen. So gewinnt diese Dokumentation sehr viel an Authentizität, sodass man als Zuschauer gespannt dem lauscht, was Gangster und wohl gefährlichsten Männer East Ends zu sagen haben - und das ist eine Menge. So erfährt man nicht nur von vielen unterschiedlichen Personen wie sie auf die kriminelle Bahn abgerutscht sind, sondern auch was für furchtbare Dinge sie getan oder erlebt haben. Diese Erzählungen fesseln den Zuschauer, sodass man endlich mal wieder das Gefühl bekommt, dass man durch nichts auf der Welt gestört werden möchte und sich ganz dem Film widmet. Die Entscheidung hierbei alles in schwarz-weißen Bildern zu präsentieren, ist eine brilliante Idee gewesen, denn so bekommt alles einen edlen Touch. Hätte Nicola Collins alles in farbigen Bildern präsentierte wären sowohl der Kunst-&Dokumentationsgedanke verschwunden als auch die Neutralität hätte Schaden genommen.
Bis zum Ende hin bleibt der Film auf seine eigene Art spannend und schafft es durch die unterschiedlichen Personen, die dort interviewt und präsentiert werden, eine ganz besondere Atmosphäre aufzubauen. So findet man die „Gangster“ weder besonders unsympathisch noch fehlt einem der Respekt ihnen gegenüber, denn allein die Erzählungen in Kombination mit den Bildern des frühen Londoner East-Ends erzeugen ein so großes Unbehagen, dass man als „normaler“ Mensch nur mit dem Kopf schütteln kann aufgrund ihrer Taten. Auf der anderen Seite ergibt aber alles seinen Sinn und man kann es nachvollziehen, da die Zeit in der die Kriminellen um „Les Falco“ scheinbar sehr hart war, sodass es nach dem Prinzip „Do or Die“ abgelaufen sein musste - Das Gesetz des Stärkeren mitten in London.
Das einzige Manko an dem sehr überzeugenden Dokumentation liegt in der kurzen Laufzeit, denn 78 Minuten sind in heutigen Maßstäben nicht sehr viel, besonders wenn man bedenkt, dass der Film keine Handlung verkaufen muss, sondern einfach nur die Akteure hätte weiter erzählen lassen. So bleibt der Zuschauer in gewissen Weise unzufrieden zurück, da er gerne mehr Geschichten gehört hätte, diese ihm aber leider verwehrt wurden.
