Die USA verdächtigen ihn, der Drahtzieher vieler Anschläge im Irak zu sein. Bewiesen ist das nicht, sicher ist nur, dass der Terrorist die Besatzer vom Golf vertreiben will.
Der Jordanier Abu Mussab al Sarkawi ist scheinbar dabei, dem Al-Qaida-Führer Osama bin Laden den Rang als führender Koordinator weltweiter Terroranschläge abzulaufen. Damit hätte der 37-jährige Mann aus der Stadt Zarqa im Norden Jordaniens eine erstaunliche Karriere gemacht. Der Mann, von dem nur wenige Fotos im Umlauf sind, stammt aus einer einfachen Familie in der staubigen Stadt Zarqa, die von kleiner Industrie und Militärkasernen geprägt ist. Ein Großteil der Bevölkerung ist palästinensischer Herkunft, aber die Familie des als Fedel Nazzel Khalayleh geborenen Mannes ist transjordanischer Herkunft, sie gehört zum Stamm der Bani Hassan. Die Mutter al Sarkawis, die vor wenigen Monaten gestorben ist, hat dies im vergangenen Jahr in einem Fernsehinterview klar gestellt.
Die von sozialen Problemen geprägte Stadt ist eine Hochburg von moderaten Islamisten, sie war eine der ersten Städte Jordaniens, die einen islamistischen Bürgermeister hatte. Al Sarkawi war nach Angaben von Jordaniern, die sein Umfeld kennen, zunächst wenig empfänglich für diese Botschaft. Er hat die Schule nicht beendet und später als Kartenabreißer im schäbigen Kino Hamra gearbeitet. Seine Schwester, die in Amman theologische Studien betrieb und in islamistischen Zirkeln verkehrte, soll ihn an die Religion herangeführt haben. Eine Freundin, die al Sarkawi später geheiratet haben soll, habe sich der Aufgabe angenommen, den jungen Mann von seinem unsteten Lebenswandel abzubringen.
Ende der 80er Jahre ging al Sarkawi nach Afghanistan, um wie 15 000 andere Jordanier gegen die sowjetische Besatzung zu kämpfen. Hier erhielt er eine militärische Ausbildung und radikalisierte sein Denken. 1991 kehrte er nach Jordanien zurück und verbrachte nach Angaben seiner Mutter Stunden mit der Lektüre des Korans. Die jordanischen Sicherheitsbehörden beschatteten al Sarkawi wie viele Afghanistan-Rückkehrer. Er kam ins Gefängnis und wurde erst 1999 entlassen. Über Pakistan reiste er nach Afghanistan, wo er Kontakte mit Al Qaida aufnahm, und baute bei Herat ein eigenes Trainingslager auf. Als Fachmann für Sprengstoff und biologische und chemische Waffen gab er hier sein technisches Wissen weiter. Während der US-Invasion wurde al Sarkawi nach Angaben von westlichen Sicherheitsdiensten Ende 2001 schwer am Bein verletzt und floh nach Teheran. Monate später wurde er abgeschoben und ging nach Bagdad, wo ihm das verletzte Bein amputiert wurde. Ob die iranischen und irakischen Behörden ihm wissentlich Zuflucht gewährten, ist unklar. Bei den radikalen kurdischen Islamisten von Ansar al Islam, die außerhalb des von Saddam Hussein beherrschten Staatsgebiets im Norden der Kurdenenklave operierten, fand er Zuflucht. Auch heute soll sich al Sarkawi in Irak aufhalten, wo er für zahlreiche Anschläge verantwortlich gemacht wird.
Wie wurde er bekannt?
Als die Welt noch nie den Namen Abu Mussab al Sarkawi gehört hatte, wurde er bereits in Jordanien wegen geplanter Anschläge zu den Millenniumsfeiern im Jahre 2000 gesucht. Anschläge auf das SAS-Radisson-Hotel in Amman ebenso wie auf Pilgerstätten konnten vereitelt werden.
Zwei Jahre später erregte die Ermordung des US-Diplomaten Lawrence Foley in Amman Aufsehen, für dessen Planung die jordanischen Behörden al Sarkawi verantwortlich machten. Im April 2004 wurde er in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Seinen ersten Auftritt auf der Weltbühne verdankt er jedoch dem amerikanischen Außenminister Colin Powell, der in seiner Rede vom 5. Februar 2003 vor den Vereinten Nationen die Präsenz al Sarkawis in Irak als Beweis für die Verbindung Saddam Husseins mit Al Qaida vorstellte. Allerdings gibt es keine Beweise für Kontakte zwischen dem Terroristen und dem Regime, wie die US-Regierung nach dem Krieg einräumen musste. In Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Spanien wird gegen al Sarkawi wegen der Beteiligung an der Planung von Anschlägen ermittelt.
Wie steht al Sarkawi zu Osama bin Laden?
Der Jordanier teilt die Weltsicht und Ideologie des Al-Qaida-Chefs, ist aber kein verbürgtes Mitglied der Führungsgruppe. Vielmehr scheint al Sarkawi ein Bindeglied zwischen den verschiedensten Gruppen, von Al Qaida über Ansar al Islam in Irak, Jund al Shams in Syrien und Jordanien oder Al Tawhid in Deutschland. Damit steht er für die Globalisierung des Kampfes dieser Gruppen, die verstärkt bei logistischen Fragen oder beim Training, aber wohl weniger bei der Planung von konkreten Aktionen zusammenarbeiten. So sollen nach Angaben von Sicherheitsdiensten 116 Mitglieder von al Sarkawis losem Netzwerk in verschiedenen europäischen und arabischen Ländern festgenommen worden sein. Die Verknüpfung disparater radikal-islamistischer Gruppen scheint eine der größten Leistungen al Sarkawis zu sein.
Was treibt ihn an?
Auch wenn von al Sarkawi nur wenig gesicherte Dokumente bekannt sind, die über seine Überzeugungen Aufschluss geben, so scheint er die Weltsicht radikaler Islamisten zu teilen. Sie wollten zunächst die Lehre des intellektuellen Vordenkers der ägyptischen Moslembrüder, Sayyed Qutb, in die Tat umsetzen. Qutb hatte eine Theorie entwickelt, nach der muslimische Herrscher, die in den Augen von Gläubigen nicht den wahren Islam vertreten, als „Ungläubige“ bekämpft und gestürzt werden müssen. Diese Abkehr von der islamischen Tradition diente Osama bin Laden oder al Sarkawi als Rechtfertigung für ihren anfänglichen Kampf gegen ihre jeweiligen Heimatregime. Al Qaida hat diesen Kampf dann internationalisiert und auf den Westen – insbesondere die USA – ausgeweitet. Ihnen wird die Kooperation mit den korrupten und als unislamisch angesehenen Regimen sowie ihre Unterstützung für Israel, das palästinensisches Land besetzt hält, vorgeworfen.
Al Sarkawi hat nun den von den USA besetzten Irak als ideales Terrain für diese globale Auseinandersetzung erkannt. Er stellt die Verbindung zwischen nationalem Widerstand gegen die Besatzung und internationalem Kampf gegen den Westen her. Wenn das Dokument, das die US-Armee Anfang des Jahres in Bagdad fand und al Sarkawi zuschreibt, authentisch ist, dann ist er es, der Al Qaida zu stärkerem Engagement in Irak auffordert. Sein Ziel ist eine Niederlage der USA bei ihrem Versuch, ein weiteres willfähriges Regime in Irak zu schaffen. Glaubt man dem Dokument, ist es zur Erreichung dieses Ziels sogar legitim, einen Bürgerkrieg zwischen Sunniten und Schiiten zu provozieren. Diese weitere Radikalisierung des Denkens islamistischer Gruppen ist eine zweischneidige Sache. Sie könnte auch eine Abkehr von Sympathien nach sich ziehen, wie sie in Saudi-Arabien nach den jüngsten Anschlägen zu spüren ist.
Kann Al Sarkawi die die Stabilisierung des Irak verhindern?
Der Jordanier al Sarkawi mag ein gefragter Sprengstoffexperte und Verbindungsmann zwischen einzelnen Islamisten und Widerstandsgruppen sein. Doch er hat keine feste Organisation hinter sich, vielmehr stützt er sich auf das Netz islamistischer irakischer Kämpfer, das sich im Zentrum und im Norden des Landes in vielen Städten gebildet hat. Darunter sind auch irakische Afghanistan-Veteranen, die al Sarkawi, der an seinem Dialekt schnell zu erkennen ist, Unterschlupf gewähren. Doch das wird immer schwieriger, seit die USA ein Netz von gut bezahlten Spitzeln und Informanten aufgebaut haben. Viel wird davon abhängen, ob die neue irakische Regierung den Dialog mit den sunnitischen Gruppen aufnehmen und eine integrative Politik fahren wird.
Dann könnte ein Teil des nationalistisch motivierten Widerstandes zurückgehen. Die Hardliner um al Sarkawi, die die Schlacht der islamischen Welt gegen den Westen im Auge haben, wären davon zwar unbeeindruckt, könnten aber nicht mehr so flächendeckend Anschläge organisieren. Der Einfluss al Sarkawis in Irak ist möglicherweise auch überschätzt. Zwar wird er mittlerweile für fast jeden Anschlag von den USA verantwortlich gemacht. Bekannt hat er sich aber nur zu einigen. Es scheint im Interesse aller Beteiligten, den Jordanier al Sarkawi als Urheber der Gewalt zu präsentieren: Al Sarkawi erhöht damit seinen Status in militanten Kreisen und beweist US-Präsident George W. Bush, dass er nicht gewonnen hat, sondern nach Osama bin Laden und Saddam Hussein einen neuen Gegenspieler hat. Die USA vertreten die These, dass eigentlich alles in Ordnung ist in Irak, wenn da nicht die ausländischen arabischen Terroristen wären.
Wenn sie den Jordanier verantwortlich machen, können sie weiter davon ablenken, dass der Widerstand und die Gewalt nach unabhängigen Einschätzungen zu 80 Prozent von Irakern getragen wird. Und der neue Regierungschef Ijad Allawi kann das angekündigte militärische Vorgehen gegen die Aufständischen vor der teilweise sympathisierenden Bevölkerung damit rechtfertigen, dass er ausländische Kämpfer vertreiben will. Damit hält er sich auch die Möglichkeit offen, mit den irakischen Gruppen Gespräche aufzunehmen. Somit dient das Phantom Abu Mussab al Sarkawi derzeit allen in Irak.
Der Jordanier Abu Mussab al Sarkawi ist scheinbar dabei, dem Al-Qaida-Führer Osama bin Laden den Rang als führender Koordinator weltweiter Terroranschläge abzulaufen. Damit hätte der 37-jährige Mann aus der Stadt Zarqa im Norden Jordaniens eine erstaunliche Karriere gemacht. Der Mann, von dem nur wenige Fotos im Umlauf sind, stammt aus einer einfachen Familie in der staubigen Stadt Zarqa, die von kleiner Industrie und Militärkasernen geprägt ist. Ein Großteil der Bevölkerung ist palästinensischer Herkunft, aber die Familie des als Fedel Nazzel Khalayleh geborenen Mannes ist transjordanischer Herkunft, sie gehört zum Stamm der Bani Hassan. Die Mutter al Sarkawis, die vor wenigen Monaten gestorben ist, hat dies im vergangenen Jahr in einem Fernsehinterview klar gestellt.
Die von sozialen Problemen geprägte Stadt ist eine Hochburg von moderaten Islamisten, sie war eine der ersten Städte Jordaniens, die einen islamistischen Bürgermeister hatte. Al Sarkawi war nach Angaben von Jordaniern, die sein Umfeld kennen, zunächst wenig empfänglich für diese Botschaft. Er hat die Schule nicht beendet und später als Kartenabreißer im schäbigen Kino Hamra gearbeitet. Seine Schwester, die in Amman theologische Studien betrieb und in islamistischen Zirkeln verkehrte, soll ihn an die Religion herangeführt haben. Eine Freundin, die al Sarkawi später geheiratet haben soll, habe sich der Aufgabe angenommen, den jungen Mann von seinem unsteten Lebenswandel abzubringen.
Ende der 80er Jahre ging al Sarkawi nach Afghanistan, um wie 15 000 andere Jordanier gegen die sowjetische Besatzung zu kämpfen. Hier erhielt er eine militärische Ausbildung und radikalisierte sein Denken. 1991 kehrte er nach Jordanien zurück und verbrachte nach Angaben seiner Mutter Stunden mit der Lektüre des Korans. Die jordanischen Sicherheitsbehörden beschatteten al Sarkawi wie viele Afghanistan-Rückkehrer. Er kam ins Gefängnis und wurde erst 1999 entlassen. Über Pakistan reiste er nach Afghanistan, wo er Kontakte mit Al Qaida aufnahm, und baute bei Herat ein eigenes Trainingslager auf. Als Fachmann für Sprengstoff und biologische und chemische Waffen gab er hier sein technisches Wissen weiter. Während der US-Invasion wurde al Sarkawi nach Angaben von westlichen Sicherheitsdiensten Ende 2001 schwer am Bein verletzt und floh nach Teheran. Monate später wurde er abgeschoben und ging nach Bagdad, wo ihm das verletzte Bein amputiert wurde. Ob die iranischen und irakischen Behörden ihm wissentlich Zuflucht gewährten, ist unklar. Bei den radikalen kurdischen Islamisten von Ansar al Islam, die außerhalb des von Saddam Hussein beherrschten Staatsgebiets im Norden der Kurdenenklave operierten, fand er Zuflucht. Auch heute soll sich al Sarkawi in Irak aufhalten, wo er für zahlreiche Anschläge verantwortlich gemacht wird.
Wie wurde er bekannt?
Als die Welt noch nie den Namen Abu Mussab al Sarkawi gehört hatte, wurde er bereits in Jordanien wegen geplanter Anschläge zu den Millenniumsfeiern im Jahre 2000 gesucht. Anschläge auf das SAS-Radisson-Hotel in Amman ebenso wie auf Pilgerstätten konnten vereitelt werden.
Zwei Jahre später erregte die Ermordung des US-Diplomaten Lawrence Foley in Amman Aufsehen, für dessen Planung die jordanischen Behörden al Sarkawi verantwortlich machten. Im April 2004 wurde er in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Seinen ersten Auftritt auf der Weltbühne verdankt er jedoch dem amerikanischen Außenminister Colin Powell, der in seiner Rede vom 5. Februar 2003 vor den Vereinten Nationen die Präsenz al Sarkawis in Irak als Beweis für die Verbindung Saddam Husseins mit Al Qaida vorstellte. Allerdings gibt es keine Beweise für Kontakte zwischen dem Terroristen und dem Regime, wie die US-Regierung nach dem Krieg einräumen musste. In Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Spanien wird gegen al Sarkawi wegen der Beteiligung an der Planung von Anschlägen ermittelt.
Wie steht al Sarkawi zu Osama bin Laden?
Der Jordanier teilt die Weltsicht und Ideologie des Al-Qaida-Chefs, ist aber kein verbürgtes Mitglied der Führungsgruppe. Vielmehr scheint al Sarkawi ein Bindeglied zwischen den verschiedensten Gruppen, von Al Qaida über Ansar al Islam in Irak, Jund al Shams in Syrien und Jordanien oder Al Tawhid in Deutschland. Damit steht er für die Globalisierung des Kampfes dieser Gruppen, die verstärkt bei logistischen Fragen oder beim Training, aber wohl weniger bei der Planung von konkreten Aktionen zusammenarbeiten. So sollen nach Angaben von Sicherheitsdiensten 116 Mitglieder von al Sarkawis losem Netzwerk in verschiedenen europäischen und arabischen Ländern festgenommen worden sein. Die Verknüpfung disparater radikal-islamistischer Gruppen scheint eine der größten Leistungen al Sarkawis zu sein.
Was treibt ihn an?
Auch wenn von al Sarkawi nur wenig gesicherte Dokumente bekannt sind, die über seine Überzeugungen Aufschluss geben, so scheint er die Weltsicht radikaler Islamisten zu teilen. Sie wollten zunächst die Lehre des intellektuellen Vordenkers der ägyptischen Moslembrüder, Sayyed Qutb, in die Tat umsetzen. Qutb hatte eine Theorie entwickelt, nach der muslimische Herrscher, die in den Augen von Gläubigen nicht den wahren Islam vertreten, als „Ungläubige“ bekämpft und gestürzt werden müssen. Diese Abkehr von der islamischen Tradition diente Osama bin Laden oder al Sarkawi als Rechtfertigung für ihren anfänglichen Kampf gegen ihre jeweiligen Heimatregime. Al Qaida hat diesen Kampf dann internationalisiert und auf den Westen – insbesondere die USA – ausgeweitet. Ihnen wird die Kooperation mit den korrupten und als unislamisch angesehenen Regimen sowie ihre Unterstützung für Israel, das palästinensisches Land besetzt hält, vorgeworfen.
Al Sarkawi hat nun den von den USA besetzten Irak als ideales Terrain für diese globale Auseinandersetzung erkannt. Er stellt die Verbindung zwischen nationalem Widerstand gegen die Besatzung und internationalem Kampf gegen den Westen her. Wenn das Dokument, das die US-Armee Anfang des Jahres in Bagdad fand und al Sarkawi zuschreibt, authentisch ist, dann ist er es, der Al Qaida zu stärkerem Engagement in Irak auffordert. Sein Ziel ist eine Niederlage der USA bei ihrem Versuch, ein weiteres willfähriges Regime in Irak zu schaffen. Glaubt man dem Dokument, ist es zur Erreichung dieses Ziels sogar legitim, einen Bürgerkrieg zwischen Sunniten und Schiiten zu provozieren. Diese weitere Radikalisierung des Denkens islamistischer Gruppen ist eine zweischneidige Sache. Sie könnte auch eine Abkehr von Sympathien nach sich ziehen, wie sie in Saudi-Arabien nach den jüngsten Anschlägen zu spüren ist.
Kann Al Sarkawi die die Stabilisierung des Irak verhindern?
Der Jordanier al Sarkawi mag ein gefragter Sprengstoffexperte und Verbindungsmann zwischen einzelnen Islamisten und Widerstandsgruppen sein. Doch er hat keine feste Organisation hinter sich, vielmehr stützt er sich auf das Netz islamistischer irakischer Kämpfer, das sich im Zentrum und im Norden des Landes in vielen Städten gebildet hat. Darunter sind auch irakische Afghanistan-Veteranen, die al Sarkawi, der an seinem Dialekt schnell zu erkennen ist, Unterschlupf gewähren. Doch das wird immer schwieriger, seit die USA ein Netz von gut bezahlten Spitzeln und Informanten aufgebaut haben. Viel wird davon abhängen, ob die neue irakische Regierung den Dialog mit den sunnitischen Gruppen aufnehmen und eine integrative Politik fahren wird.
Dann könnte ein Teil des nationalistisch motivierten Widerstandes zurückgehen. Die Hardliner um al Sarkawi, die die Schlacht der islamischen Welt gegen den Westen im Auge haben, wären davon zwar unbeeindruckt, könnten aber nicht mehr so flächendeckend Anschläge organisieren. Der Einfluss al Sarkawis in Irak ist möglicherweise auch überschätzt. Zwar wird er mittlerweile für fast jeden Anschlag von den USA verantwortlich gemacht. Bekannt hat er sich aber nur zu einigen. Es scheint im Interesse aller Beteiligten, den Jordanier al Sarkawi als Urheber der Gewalt zu präsentieren: Al Sarkawi erhöht damit seinen Status in militanten Kreisen und beweist US-Präsident George W. Bush, dass er nicht gewonnen hat, sondern nach Osama bin Laden und Saddam Hussein einen neuen Gegenspieler hat. Die USA vertreten die These, dass eigentlich alles in Ordnung ist in Irak, wenn da nicht die ausländischen arabischen Terroristen wären.
Wenn sie den Jordanier verantwortlich machen, können sie weiter davon ablenken, dass der Widerstand und die Gewalt nach unabhängigen Einschätzungen zu 80 Prozent von Irakern getragen wird. Und der neue Regierungschef Ijad Allawi kann das angekündigte militärische Vorgehen gegen die Aufständischen vor der teilweise sympathisierenden Bevölkerung damit rechtfertigen, dass er ausländische Kämpfer vertreiben will. Damit hält er sich auch die Möglichkeit offen, mit den irakischen Gruppen Gespräche aufzunehmen. Somit dient das Phantom Abu Mussab al Sarkawi derzeit allen in Irak.