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Wie Konzerne 3. Welt-Länder austricksen

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Mulinho

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[h=2]Verkauf dein Bier am Äquator. Und zahle deine Steuern in Zug[/h] [h=5]Von Constantin Seibt. Aktualisiert am 30.11.2010[/h]
Die Buchhaltungstricks der Grosskonzerne kosten Entwicklungsländer Milliarden. Eine neue Studie über den Bierkonzern SAB Miller zeigt: Steueroptimierung ist lukrativ. Kinderleicht. Und ganz legal.

Wie tricksen internationale Konzerne die Steuerbehörden in der Dritten Welt aus? Die Antwort ist: verblüffend einfach. Und komplett legal.
Das zeigt eine Fallstudie, die das britische Hilfswerk Action Aid gestern publizierte. Das Beispiel ist der zweitgrösste Bierkonzern der Welt: SAB Miller, aktiv auf allen Kontinenten. Miller beherrscht 30 Prozent des Marktes in Ghana, einem für den Bierkonzern in mehrerer Hinsicht erfreulichen Land: Es ist politisch stabil, Bevölkerung und Wirtschaft wachsen, und es ist das ganze Jahr lang knapp unter 30 Grad.



Bier in Ghana, Geld in Genf


Nur macht die Brauerei dort bedauerliche Verluste. In den letzten vier Jahren wies sie nur einmal Gewinne aus. Und in den letzten zwei Jahren hat sie keinen Franken Einkommenssteuer bezahlt. Wie konnte das bei diesem Marktanteil und diesem Wetter nur passieren?
Der Rechercheur Martin Hearson heuerte einen ehemaligen britischen Steuerdetektiv an – und die Resultate, auf welche die beiden nach Monaten der Recherche kamen, waren sehr einfach. Die Gewinne werden nicht in Ghana versteuert (wo die Einkommenssteuer 25% beträgt), sondern weit weg davon: in Holland, in Zug und auf Mauritius.



Vier einfache Steuertricks


Die Sache läuft laut dem Report so:

Trick 1: Markenrechte. Die Rechte der afrikanischen Biermarken werden in den Niederlanden gehalten. Eine SABMiller-Bierbrauerei in Afrika zahlt für die Markenlizenz jährlich im Schnitt etwa 6 Millionen Franken. Und die Niederlande verlangen für Einnahmen aus Markenrechten rekordtiefe Steuern.


Trick 2: Beratungsgebühren. Beraten wird Ghanas Brauerei von einer konzerneigenen Tochterfirma in der Steueroase Zug. Diese verlangt für Marketingund Personalberatung der 4700 Kilometer entfernten Brauerei pro Jahr 1,5 Millionen Franken Honorar (happige 4,6% des Umsatzes). Dieses Geld wird von Ghana nur mit 8% (statt 25%) und in Zug mit 7,8 Prozent besteuert.


Trick 3: Umwege. Die Brauerei in Ghana bezieht viele Lieferungen aus Südafrika. Aber nicht über den direkten Seeweg. Sondern offiziell über einen 14 000 Kilometer langen Umweg über eine Transportgesellschaft auf der Inselgruppe Mauritius. Dort beträgt die Firmenumsatzsteuer 3 Prozent.


Trick 4: Schulden. Die Brauerei in Ghana ist erstaunlich dünn kapitalisiert. Vor allem hat sie Schulden: bei der Transportgesellschaft in Mauritius. Die Zinsen, jährlich 120 000 Franken, sind in Ghana von der Steuer abzugsfähig.



Der Skandal? Es ist legal


Den Steuerausfall in ganz Afrika beziffert der Report allein durch den Markenrechtetrick in Holland auf etwa 16 Millionen Franken. Und durch die Zuger Managementgebühren spart der Bierkonzern in Afrika noch einmal etwa 13 Millionen Franken Steuern.
Dabei hat in den Brauereien in Afrika kein Mensch je einen Schweizer Berater gesehen. (Das Geschäft betreiben vor allem Südafrikaner.) Und die offizielle Beratungsfirma Bevman Services AG aus Baar war der Telefonistin im eigenen Büroblock völlig unbekannt.



«Klar, verdammt, sie haben recht»


Als der Rechercheur Hearson dort auftauchte, traf er nur auf eine Dame des SAB-Miller-Hauptquartiers Europa, die sagte: «Nein, so etwas wie Personalberatung machen wir hier nicht. Aber ich sollte vorsichtig sein. Man hat uns gewarnt, ein Reporter von der BBC könnte Fragen stellen.»
Trotz dieser Ungereimtheiten stimmt, was der SAB-Miller-Konzern gestern auf seiner Website schrieb: Alle Steueraktivitäten von SAB Miller in Afrika seien «legal» und «mit den lokalen Steuerbehörden abgesprochen».
«Klar, verdammt, sie haben recht», kommentierte Hearson. «SAB Miller ist nicht einmal ein besonders aggressiver Konzern. Nur ein durchschnittlicher Multi. Dass diese Praktiken normal und legal sind – das ist der Skandal.»



«Transparenz wäre der erste Schritt»


Experten schätzen, dass multinationale Konzerne pro Jahr Drittweltländern etwa das Siebenfache dessen an Steuern entziehen, was an Entwicklungshilfe geleistet wird. «Steueroptimierung klingt harmlos, ist es aber nicht», sagt Mark Herkenrath, der Finanzspezialist von Alliance Sud: Er verlangt, dass Konzerne ihre Rechnung zukünftig nach Ländern aufschlüsseln müssen: «Transparenz wäre der erste Schritt.»
Ein Schritt, den der Bundesrat kürzlich abgelehnt hat. Dafür berät das Seco Ghana: beim Aufbau eines effizienten Steuersystems. Im Visier stehen allerdings nicht die Konzerne. Sondern jene, die nicht ausweichen können: kleine Betriebe und der eigene Mittelstand. (Tages-Anzeiger)
Erstellt: 30.11.2010, 08:07 Uhr

Verkauf dein Bier am Äquator. Und zahle deine Steuern in Zug - News Wirtschaft: Unternehmen - tagesanzeiger.ch

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Ist etwas älter der Artikel, aber bestimmt noch aktuell. Kennt ihr Beispiele am Balkan? Ich bin sicher, dass in Ländern wie Griechenland, Albanien und Kosovo gleich gehandelt wird.
 
Nix neues. Unsere Firma trickst auch rum bis zum geht nicht mehr. Machen seit Jahren offiziell hier in DE nur Verluste, aber weltweit gesehen geht es der Firma prächtig.

Gewinne werden in Macau versteuert.

Sind halt die Gesetzeslücken. Moralisch verwerflich, rechtlich korrekt
 
Es gibt in unserem Grundgesetz (D) kaum einen Artikel, gegen den häufiger verstossen wird, als §14, Absatz 2:

(2) Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.

Den "Linken", wobei das für Einige hier schon bei der CDU anfängt, werden ja immer immense Verstösse gegen die Verfassung vorgeworfen. Dabei wird gerne übersehen, dass sich div. Grosskonzerne - Handel, Banken, Industrie, Stromkonzerne etc. - tagtäglich an unserer Verfassung vergehen. Nicht das Allgemeinwohl steht im Vordergrund, sondern der der "Shareholder Value", ein Scheisswort übrigens...
Ich wäre schon froh, nicht für mich, aber für die Jüngeren unter euch, wenn die Prinzipien der "Sozialen Marktwirtschaft" wieder Geltung hätten, die haben D nämlich (wirtschaftlich) gross gemacht....
 
@Mulinho:
Dieser Artikel könnte dich interessieren:
Weltkonzerne wie Google minimieren mit Tricks ihre Steuern | tagesschau.de

Im Grunde geht es um dasselbe Thema, wie große Firmen wie Apple und Amazon versuchen durch rechtliche Lücken Geld zu sparen - mit Erfolg.

Ich denke, dass dies' alle internationalen Konzerne machen. Wie dieser Artikel auch schön beschreibt:
Fehlt noch der Holländer: Um weitere Steuern zu vermeiden, wird das Geld von Firma eins über die Niederlande zu Firma zwei geschickt. Denn Geldtransfers innerhalb der EU sind steuerfrei. Fertig ist der Holländer-Sandwich, eingepackt in den doppelten Iren.
Es ist unmoralisch, aber leider legal. Für den Ausfall dieser Steuern müssen dann "heimische" Betriebe und die Arbeiter und Angestellten herhalten.
Ich hoffe, dass die EU-Politiker diese Schlupflöcher baldigst schliessen. Abgesehen von den Einbussen bei der Steuer, werden ähnliche Methoden auch angewendet um Arbeitsplätze zu vernichten.
 
Auch dieser Artikel ist sehr interessant:
Briten entrüstet über Steuervermeidungsstrategien | tagesschau.de
Hier geht es um die Körperschaftssteuer, siehe Körperschaftsteuer , die man im jeweiligen Land, wo man als "juristische Person" siehe Juristische Person Gewinne versteuert und wie man diese als "Europäische Firma" umgeht ist auch ganz einfach:
Man gründet eine "Europäische Firma" am besten mit Sitz in Holland oder Schweiz und schliesst die jeweiligen Länderfirmen besser gesagt, sie werden nicht geschlossen, sondern sind dann eine "european principal company".
Vereinfacht bedeutet dies, dass man nicht wie bisher Körperschaftssteuer in jedem europäischen Land zahlen muss, sondern nur noch dort wo der Firmensitz jetzt ist. Beliebt ist bei den Konzernen die Schweiz und vor allem die Niederlande, weil dort kann man die Körperschaftssteuer bis auf 5-6% runter verhandeln.
Allerdings muss auch hier einiges beachtet werden, z.B. müssen die Preise für Waren und Dienstleistungen von dort kommen. Produktion und Einkauf auch von dort gesteuert werden und einiges mehr.
Wenn jemand die Links gelesen hat, bedeutet dies auch, dass es keine Geschäftsführer mehr in den jeweiligen Ländern gibt, aber auch etliche andere "gut bezahlte" Positionen so in den Ländern wegfallen. Man engagiert dafür einen Absolventen in dem Land wo die Firma jetzt ihren Sitz hat, wenn sich die zuständige Person nicht bereit ist in den Firmensitz umzuziehen. Richtig kalkuliert, wollen die Wenigsten aus ihrem Heimatland übersiedeln. Auch findet man oft einen Klügeren der dies billiger macht, aber keine Ahnung vom Geschäft im jeweiligem Land hat. Man kalkuliert natürlich auch eventuelle Umsatzeinbussen ein, denn soviel kann man gar nicht verlieren, was man sich ein Steuern erspart.
Man macht einige Geschäftsführer zu "Verkaufsleitern" für eine Region wo mehrere Länder zusammengefasst werden und degradiert somit die jeweiligen Verkaufsleiter zu "überbezahlten" "Gruppenleitern", die man früher oder später eigentlich nicht mehr benötigt.
Aber es geht ja noch weiter, man nimmt ein Land her, wo man einen sehr hohen Marktanteil hat und damit verbunden auch relativ geringe Pro Kopf Kosten hat. Idealerweise wäre Holland dafür geeignet, da hat man keine hohen Berge wie in Österreich zum Beispiel. Da sind die Kosten in Holland für den Besuch der Kunden natürlich wesentlich geringer als in Österreich. Also setzt man Ziele wie in Holland, welche in diesem Bereich sicher nicht erreicht werden können usw. Man vergleicht bewusst Äpfel mit Birnen um so das "wertvollste Gut" was man hat, lt. den diversen Konzernen, also Mitarbeiter einzusparen.
Da man ja jetzt nicht mehr auf Länderebene "agiert" sondern als "Europäische Firma", werden die Abteilungsleiter in den diversen Ländern von deren Vorgesetzten, vornehmlich frisch gefangene Uni-Absolventen welche nicht unbedingt wissen müssen wo Österreich liegt, drangsaliert die "Kopfqutoen" zu reduzieren, nach dem Prinzip "radfahren", also nach oben buckeln und nach unten treten. So gehen weitere Arbeitsplätze verloren. USW.
 
Nix neues. Unsere Firma trickst auch rum bis zum geht nicht mehr. Machen seit Jahren offiziell hier in DE nur Verluste, aber weltweit gesehen geht es der Firma prächtig.

Gewinne werden in Macau versteuert.

Sind halt die Gesetzeslücken. Moralisch verwerflich, rechtlich korrekt

Trotzdem könntest du die Finanzämter und Zeitungen darauf hinweisen. Das geht ja alles anonym und recherchieren werden sie das auch. Falls du an interne Papiere rankommst, die etwas beweisen, könntest du sie auch direkt an ein paar Zeitungen weitergeben.
 
Trotzdem könntest du die Finanzämter und Zeitungen darauf hinweisen. Das geht ja alles anonym und recherchieren werden sie das auch. Falls du an interne Papiere rankommst, die etwas beweisen, könntest du sie auch direkt an ein paar Zeitungen weitergeben.

Er wird wohl kaum seinen Arbeitgeber an den pranger hängen.
 
Trotzdem könntest du die Finanzämter und Zeitungen darauf hinweisen. Das geht ja alles anonym und recherchieren werden sie das auch. Falls du an interne Papiere rankommst, die etwas beweisen, könntest du sie auch direkt an ein paar Zeitungen weitergeben.

Nicht falsch verstehen, aber ich werde mit Sicherheit nicht am Ast sägen, wo ich drauf sitze.
 
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